Keller ausreichend oder Klimaschrank?

Hallo liebes Forum,

wir sind letztes Jahr in einen Neubau gezogen, und glücklicherweise haben wir einen schönen großen Keller zu unserer Wohnung bekommen. Zunächst war ich sehr happy und dachte, dass ich fast ideal Zustände zum Wein lagern hätte. Bis ich mir eine Messgerät zur Luftfeuchtigkeit und Temperatur überwachung zugelegt habe.

Anfangs war alles dufte mit ca.17 Grad, jedoch stieg die Temperatur langsam und gemächlich von Februar bis jetzt im Juni auf 22.5 Grad. Die Luftfeuchtigkeit ist immer zwischen 50% und 60%, was ja ausreichend sein sollte.

Ich habe um die 300 Flaschen, und davon etwa 2/3 noch schön Lagerfähig wie einige Bordeaux, Auslesen und Spanier. Die Temperatur wird ja voraussichtlich weiter steigen im Sommer, da werde ich wohl nicht um einen Weinklimaschrank herumkommen wenn ich plane die Weine länger zu lagern oder?

Servus,

die Diskussion hatten wir hier schon öfter und Du wirst sicher diverse widersprüchliche Meinungen dazu hören. Eine der für mich interessantesten Untersuchungen zu dem Thema hat Adrian VV gemacht: http://www.vvwine.ch/2016/02/weinlagertemperatur-wir-machen-das-seit.html. Lies Dir das mal durch und bilde Dir eine eigene Meinung.

Ich persönlich habe einen ähnlichen Keller wie Du und mittlerweile die goldene Liebherr Kundenkarte bei meinem Elektohändler Solltest Du also planen, mehr als 200-300 Flaschen zu lagern, kann ich Dir nur empfehlen, Dich mal mit Weinklimazellen zu beschäftigen. Kommt auf die Dauer ggfls. billiger.

Just my 2 cents,
Dirk

Servus,

die Diskussion hatten wir hier schon öfter und Du wirst sicher diverse widersprüchliche Meinungen dazu hören. Eine der für mich interessantesten Untersuchungen zu dem Thema hat Adrian VV gemacht: http://www.vvwine.ch/2016/02/weinlagertemperatur-wir-machen-das-seit.html. Lies Dir das mal durch und bilde Dir eine eigene Meinung.

Ich persönlich habe einen ähnlichen Keller wie Du und mittlerweile die goldene Liebherr Kundenkarte bei meinem Elektohändler Solltest Du also planen, mehr als 200-300 Flaschen zu lagern, kann ich Dir nur empfehlen, Dich mal mit Weinklimazellen zu beschäftigen. Kommt auf die Dauer ggfls. billiger.

Just my 2 cents,
Dirk

Hallo Ledexter

wie Dirk richtig sagt, haben wir dieses Thema schon oft diskutiert. Unser, zugegebenermassen limitierter, Test hat gezeigt, dass eine sogenannt "ideale Lagerung" bei 11-12 Grad und richtiger Feuchtigkeit "on the long run" sicherlich hilft. Saisonale Schwankungen machen aber nicht so viel aus, die Weine reifen einfach etwas schneller und sind etwas früher zugänglich. "On the long run, we are all dead" sagte mal ein bekannter Finanzer... Die Frage ist also, was dein Lagerhorizont ist. Bei Bordeaux würde ich sagen, wenn diese innerhalb von 20 Jahren getrunken werden sollen, dann reicht auch ein normaler Keller... Wenn du Ambitionen auf 30+ Jahre hast, rechnet sich sicher eine Zelle/eine Klimalösung...

Gruss,

Adrian

Danke für die Tipps, das beruhigt ja einen schonmal etwas.

Ab welchen Temperaturen wird es kritisch euerer Meinung nach? 25 Grad?

Hallo ledexter,

betreibe doch mal etwas Grundlagen Forschung woher die Wärme kommt.
Jetzt schon 22,5° im Keller finde ich sehr seltsam es war doch bisher noch gar nicht sooooo warm.
Gerade im Neubau Betonkeller dürfte sich das nicht so auswirken.

Eventuell irgendwo x Fenster geöffnet oder eine /mehrere Wärmequellen wie z.B Gefrierschränke anderer Kellernutzer oder Heizraum, Wäschetrockner irgendwas.

Mein Keller ist auch nicht so perfekt,
aber selbst in so Top Sommer wie 2003 oder auch letztes Jahr war der maximal Wert 23-25°.
Aber aktuell noch nicht mal 16°.

ich habe in meinem Keller jetzt extra eine Heizung eingebaut. Im Winter fiel das Thermometer gern unter 5 Grad. Im Sommer nie wärmer als 17. Derzeit 12 Grad.

Einziger Nachteil: Die Weine reifen wirklich langsamer. Aber gerade bei Riesling kommt mir das entgegen

Grüße,

Wolf

Hallo ledexter,

betreibe doch mal etwas Grundlagen Forschung woher die Wärme kommt.
Jetzt schon 22,5° im Keller finde ich sehr seltsam es war doch bisher noch gar nicht sooooo warm.
Gerade im Neubau Betonkeller dürfte sich das nicht so auswirken.

Eventuell irgendwo x Fenster geöffnet oder eine /mehrere Wärmequellen wie z.B Gefrierschränke anderer Kellernutzer oder Heizraum, Wäschetrockner irgendwas.

Es könnte sein dass es die Heizungsrohre sind welche den Keller aufheizen, zudem ist das Haus KfW70. Bei uns waren es schon einige sehr heiße Tage, aber eigentlich dürfte er sich ja wirklich noch nicht so aufgeheizt haben. Bis wieviel Grad denkt ihr kann man es noch verschmerzen ohne Weinklimaschrank?

Es könnte sein dass es die Heizungsrohre sind welche den Keller aufheizen, zudem ist das Haus KfW70. Bei uns waren es schon einige sehr heiße Tage, aber eigentlich dürfte er sich ja wirklich noch nicht so aufgeheizt haben. Bis wieviel Grad denkt ihr kann man es noch verschmerzen ohne Weinklimaschrank

Der Raum heizt sich soweit auf, bis die Wärmedurchgänge Heizungsrohr --> Keller und Keller --> angrenzende Räume / außen gleich groß sind. Also muß entweder mehr Wärme raus können oder weniger rein, wenn man die Temperatur absenken wollte.

Bezüglich der Grenztemperatur wird man kaum eine sinnvolle, abgesicherte Festlegung machen können. Die Unzahl von Stoffen, die den Wein geschmacklich ausmachen -vorwiegend Terpene- weisen jedes einzelne andere Reaktionsmechanismen auf, die zwar in der Regel mit höherer Temperatur schneller ablaufen -wobei der Temperatureinfluß in der Regel auch nicht linear ist-, aber im Temperaturbereich unter 25 °C sind die Steigungen dieser Kurven wahrscheinlich extrem flach. Dazu kommt, daß Gemische wiederum anders reagieren können als die Stoffe in isoliertem Zustand. Typischerweise gibt es für jeden Stoff einen Temperaturbereich, ab dem die Reaktivität in Abhängigkeit der Temperatur stark zunimmt. Das kann im Einzelfall schon mal bei 15 °C losgehen, bei anderen Stoffen erst jenseits der 90 °C. Terpene sind allerdings generell relativ gering reaktiv. Die Reaktionsfreudigkeit kann aber bei Anwesenheit von Stickoxiden oder Schwefel (ist ja meist auch was drin) deutlich verstärkt werden.

Daraus ergibt sich eigentlich, daß das Thema argumentativ nicht schlüssig gefaßt werden kann. Empirisch gemachte Erfahrungen helfen da eher weiter. Insofern finde ich die Feststellung, daß ein 20 °C plus-Keller seit 200 Jahren keine Probleme bereitet, schon bemerkenswert. Das wäre für mich dann auch die verläßlichste Aussage. Andere Dogmen mit gradgenauen Aussagen über die optimale Kellertemperatur würde ich eher in die Sparte "Glauben" statt "Wissen" verweisen.

Wichtiger als die Temperatur erscheint mir eh' eine ausreichende Luftfeuchtigkeit zu sein, wenn ein Gutteil der Weine verkorkt ist (wovon ich ausgehe). Ich selber klimatisiere nichts im Keller und habe deswegen keine signifikanten Nachteile in den letzten Jahrzehnten feststellen können. Allerdings hält sich bei mir die Zahl der Flaschen mit einer Lagerdauer von mehr als 20 Jahren auch in sehr engen Grenzen. Wenn ich allerdings eine Unmenge von Flaschen hätte, die ich erst in 50 Jahren genießen will (ist mittlerweile eh' realitätsfern...), würde ich mir da mehr Gedanken machen. Aber dann wäre eine externe Lagerung möglicherweise ökonomischer.

Sollten Heizungsrohre nicht isoliert sein

Ein Bekannter ist stolzer Besitzer eines gut gefüllten und feuchten Kellers in einem Mietshaus um 1910. Dort befindet sich auch eine Ölheizungsanlage und ich habe den Eindruck, dass es in diesem Keller nicht nur nach "typisch Keller", sondern auch nach "typisch Heizöl" riecht. Bei der Verkostung seiner gereiften Bordeaux habe ich immer den Eindruck, dass dieser "phenolartige" Aromen aufweise, was mein Gastgeber immer in Abrede stellt. Bilde ich mir das ein oder nimmt Wein tatsächlich solche "Aromen" an, wenn in der Nähe (20 bis 30 entfernt) mit Heizöl hantiert wird?