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Mouton Cadet: Lagerfähig?

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NoNameMD

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Mouton Cadet: Lagerfähig?

BeitragSo 24. Aug 2014, 11:56

Guten Morgen,

ich bin begeisterter Weintrinker, allerdings überhaupt kein Weinkenner. Ich gehe ausschließlich nach dem Geschmack. Wenn mir nach einem "guten Tropfen" ist, dann greife ich auf solche Weine zurück, die mir in der Vergangenheit geschmeckt haben, oder lasse mir vom Weinhändler um die Ecke etwas empfehlen.

Aufgrund dieses mangelnden Fachwissen habe ich nun eine Frage.

Zu unserer Hochzeit im vergangenen Sommer haben wir unseren Gästen folgende beiden Weine von Baron Phillipe de Rothschild angeboten:

Mouton Cadet Rouge AOC 2008 (Cuvée aus 65% Merlot, 20% Cabernet Sauvignon, 15% Cabernet Franc)
Mouton Cadet Sauvignon blanc AOC 2012 (100% Sauvignon Blanc)

Die Gäste haben die Weine so gut angenommen, dass unsere Hochzeitsplanerin während der Feier sogar noch nachordern musste, 5 bzw. 6 Flaschen sind dann letztendlich aber übrig geblieben und liegen jetzt im Keller.

Nun habe ich mich gefragt, ob ich die Weine wohl langfristig lagern und alle 5 odere 10 Jahre zum Hochzeitstag eine Flasche öffnen kann? Kühl, dunkel, keine großen Temperaturschwankungen, liegend... Alles kein Problem. Aber ist der Wein ansich geeignet? Der "Rouge" hat einen künstlichen Korken und der "Sauvignon blanc" einen Schraubverschluss. Hat das einen negativen Einfluss? Ich meine mal gelesen zu haben, dass nur "Beerenauslesen" für langes Lagern geeignet sind, allerdings habe ich keine Ahnung, ob der Mouton Cadet eine solche ist (ich vermute eher nicht, weil mir mal jemand sagte, der Mouton Cadet besteht aus "Resten" der hochwertigen Rothschild-Weine).

Vielleicht könnt ihr mir bei meiner Frage weiterhelfen. Denn wenn abzusehen ist, dass die Weine durch´s Lagern ungenießbar werden, dann trinken wir sie lieber frühzeitig statt sie verkommen zu lassen.

Schonmal besten Dank für eure Hinweise!
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Jochen R.

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Re: Mouton Cadet: Lagerfähig?

BeitragSo 24. Aug 2014, 14:01

Hallo,
da hattet ihr mit dem Mouton Cadet Rouge Jahrgang 2008 m. M. Glück, der ist m. E.
wirklich ordentlich bis gut gelungen. Ansonsten ist das aber eher ein grenzwertiges "Vergnügen"
- ich habe allerdings jüngere Jahrgänge nach dem grauenhaften 2009er nicht mehr probiert.
Für längere Lagerung definitiv nicht geeignet.

Zum Sauvignon blanc kann ich nichts sagen.

Viele Grüße,
Jochen
Belgrave ist nichts für Unschuldige
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Thwip

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Re: Mouton Cadet: Lagerfähig?

BeitragMo 25. Aug 2014, 18:25

Mouton Cadet halte ich für ziemlichen Schrott, da werden Millionen Flaschen von produziert (zugekaufte Reben usw), welche Qualität soll das denn noch haben? Hatten wir letztens auch mal in einer Blindprobe, ist furchtbar durchgefallen und seinen Preis kein Stück wert. Wieviel Reste sollen denn die hochwertigen Weine abwerfen, damit man damit noch Millionen Flaschen produzieren kann? Das ist wohl eher ein Marketingmärchen.
Ich würde das auf jeden Fall nicht lagern, was soll da noch besser werden? Schlecht wird ja nicht besser durch lagern.
Ist ein wenig hart formuliert vielleicht aber wenn man sich ein bisschen mit Wein beschäftigt, findet man für den Preis deutlich bessere Weine.
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Weinbertl

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Re: Mouton Cadet: Lagerfähig?

BeitragMo 25. Aug 2014, 18:33

Thwip hat geschrieben:Ist ein wenig hart formuliert vielleicht aber wenn man sich ein bisschen mit Wein beschäftigt, findet man für den Preis deutlich bessere Weine.


auf ebay wird kurioserweise gerne auf alte Mouton Cadet geboten, zumindest was die besseren Bordeauxjahre betrifft. Scheinbar lassen sich doch viele vom Namensteil Mouton blenden :lol:
Grüße
Robert
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NoNameMD

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Re: Mouton Cadet: Lagerfähig?

BeitragMo 25. Aug 2014, 19:38

Puh, ein vernichtendes Urteil :-( Also uns und den Gästen hat der 2008er geschmückt. Wie gesagt, wir hatten schon reichlich Flaschen besorgt und mussten trotzdem nachordern. 4 Gäste haben sogar gefragt, ob wir auf Kommission gekauft haben, weil sie uns sonst gerne ein Fläschchen abnehmen würden, wenn welche übrig bleiben. Aber nun ja, vielleicht haben wir ja wirklich nur Glück mit dem Jahrgang gehabt.

Auf jeden Fall danke für den Rat, ihn zeitnah zu trinken und nicht länger zu lagern!
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UlliB

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Re: Mouton Cadet: Lagerfähig?

BeitragMo 25. Aug 2014, 20:57

Thwip hat geschrieben: da werden Millionen Flaschen von produziert (zugekaufte Reben usw), welche Qualität soll das denn noch haben?

Ohne mich hier groß für den tatsächlich höchst mittelmäßigen Mouton Cadet einsetzen zu wollen: das hier wieder einmal bediente quantitative Argument zieht nicht. Wenn die Grundvoraussetzungen stimmen, kann man auch Riesenmengen von Wein in herausragend guter Qualität herstellen. Etliche grand crus auf dem bordelaiser linken Ufer stellen in einem normalen Jahr jeweils mehrere hunderttausend Flaschen ihres grand vin her, und einige davon zählen trotz dieses erheblichen Produktionsvolumens zu den feinsten Rotweinen, die es gibt. Und auch anderswo gibt es keine Korrelation von großer Produktion mit lausiger Qualität. Von Dom Perignon gibt es jährlich weit mehr als eine Million Flaschen (Insider sprechen von 3 - 4 Millionen, genaue Zahlen liefert der Hersteller leider nicht), auch hier wird das weitaus meiste aus zugekauften Trauben vinifiziert, und die Qualität passt trotzdem immer noch.

Dass der Mouton Cadet aus den "Resten" der Erzeugung der renommierten Rothschild-Güter hergestellt wird, ist allerdings tatsächlich nur ein Gerücht. Vielleicht ist ja doch ein ganz klein bisschen "echter" Mouton drin - dann aber in wirklich homöopathischer Menge (100mL auf 100.000 Flaschen oder so...) 8-)

Und nein, Lagern lohnt sich anders als bei gutem Bordeaux hier wirklich nicht.

Gruß
Ulli
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Bernd Schulz

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Re: Mouton Cadet: Lagerfähig?

BeitragMo 25. Aug 2014, 21:33

Mal abgesehen vom (auch für meinen Geschmack zweifelhaften) Mouton-Cadet noch zwei Anmerkungen zum Ausgangsposting:

Ich meine mal gelesen zu haben, dass nur "Beerenauslesen" für langes Lagern geeignet sind, allerdings habe ich keine Ahnung, ob der Mouton Cadet eine solche ist (ich vermute eher nicht, weil mir mal jemand sagte, der Mouton Cadet besteht aus "Resten" der hochwertigen Rothschild-Weine).


Zum Thema Beerenauslese bietet der Wikipedia-Artikel durchaus brauchbare Grunderkenntnisse:

http://de.wikipedia.org/wiki/Prädikat_Beerenauslese

Äußerst lagerfähige Weine gibt es auch weit jenseits aller Beerenauslesen. Neben hochwertigen trockenen Rotweinen, die eine langjährige Reife nicht nur bestens überstehen, sondern zum Erreichen des Genusszenits sogar mehr oder minder zwingend benötigen, sind - je nach Ausgangsmaterial und Vinifikation - auch diverse andere Produkte im Weißweinbereich fürs Weglegen über 10, 20 und mehr Jahre geeignet. Das gilt allerdings nur für Erzeugnisse von entsprechend qualitätsbewussten (und damit leider insgesamt gesehen wenigen) Betrieben. Sprich: Es kommt hauptsächlich auf den jeweiligen Winzer an!

Viele Grüße

Bernd
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Einzelflaschenfreund

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Re: Mouton Cadet: Lagerfähig?

BeitragDi 26. Aug 2014, 09:25

Hallo Timo,

ein Kunststoffkorken ist grundsätzlich einer der heikelsten Verschlüsse für Wein und führt fast immer zu beschleunigter Reifung. Oder anders formuliert: Unabhängig davon, wie unterschiedlich man schon die Ausgangsqualität eines Weins bewertet, ist er unter einem Kunststoffkorken in aller Regel nach wenigen Jahren hinüber. Also: möglichst schnell Zapfen raus und probieren!
Der Schraubverschluss lässt idR sogar weniger Sauerstoff durch als ein Naturkorken. In dieser Hinsicht also kein Lagerungshindernis. Eher einfache Sauvignon Blancs sind aber für den kurzfristigen Konsum produziert, auch hier würde ich keine längere Aufbewahrung empfehlen.

Habt ihr seit der Hochzeit überhaupt schon eine der Flaschen wieder geöffnet? Falls nicht, wäre alternativ zu erwägen, die übrig gebliebenen Flaschen aufzubewahren, ohne überhaupt ans Trinken zu denken. Ihr verbindet mit der Feier sicherlich viele schöne Erinnerungen; ein sehr spezieller Tag im Leben, gutes Essen, liebe Gäste, ausgelassene Stimmung - das ist für jeden Wein ein "Heimspiel". So ähnlich wie mit den berühmt-berüchtigten Urlaubsweinen, die auf der Terrasse über dem Meer noch so wunderbar schmeckten und später zu Hause im Wohnzimmer nur noch Kopfschütteln auslösen.
Ihr erinnert euch an großartigen Wein von eurer Feier; das Lob der Gäste erzeugt dann zusätzlich so etwas wie "Kennerstolz" - und dann hauen dir diese Weinnerds im Forum gnadenlos ihre nüchterne Einschätzung um die Ohren. Sieh das nicht als Angriff auf dein Geschmacksempfinden. Der Geschmack ist hier nebensächlich. Aber alle, die hier geantwortet haben, waren ja bei eurer Hochzeitsfeier nicht dabei.

Mein Tipp: Kauft euch von den Weinen jeweils eine Flasche des aktuellen Jahrgangs. Wenn ihr ähnlich begeistert seid wie seinerzeit, könnt ihr euch ja mal an die Hochzeitsweine trauen. Meine Vermutung ist, dass ihr dabei zu der Feststellung kommen würdet, dass diese Art von Wein besser jung getrunken wird. Wenn ihr jedoch den aktuellen Jahrgang nicht mögt, belasst es für die Hochzeitsweine lieber bei der schönen Erinnerung und der Überzeugung, dass ihr da die jeweils bestmöglichen Jahrgänge erwischt hattet.

Viele Grüße
Guido

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