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Wein und Chili

Rezepte, Erfahrungsberichte, "the perfect match"
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Gerald

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Wein und Chili

BeitragDo 7. Nov 2013, 20:28

Als langjähriger Chili-Fan haben mich schon öfters die Weinempfehlungen zu scharfen Speisen gewundert, die sehr oft in die Richtung gehen, dass Gerichte mit Chili aufgrund der Schärfe ganz spezielle Weine benötigen würden (oft werden restsüße Rieslinge genannt). Nach meinem Empfinden stört die Schärfe aber überhaupt nicht die Wahrnehmung eines Weines, ganz im Gegenteil, mir kommt vor, dass der Geschmack sogar intensiviert wird. Vor kurzem habe ich gelesen, dass so etwas sogar nachgewiesen wurde, da Chili die Durchblutung im Mundraum verstärkt und daher auch die Geschmackseindrücke stärker werden.

Daher meine Frage: hat die Empfehlung z.B. restsüßer Rieslinge zu scharfen Gerichten tatsächlich etwas mit der Schärfe zu tun? Oder vielleicht nur damit, dass die betreffenden Gerichte oft aus einer asiatischen Küche stammen und auch intensive Gewürze sowie oft Zucker bzw. zuckerhaltige Zutaten beinhalten?

Grüße,
Gerald
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Gaston

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Re: Wein und Chili

BeitragDo 7. Nov 2013, 21:02

Hallo Gerald,

ich bin ein absoluter Anhänger der Kombination scharfe Gerichte - restsüßer Wein (Riesling). Allerdings alles in Maßen. Weder mag ich die Gerichte zu scharf, noch sollte der Wein zu süß sein. Eine klassische Kombination bei uns ist ein pikantes Lammcurry (Ingwer, Knoblauch, Tandoori, Chili – kein Zucker!) eine minimale Süße könnte vielleicht von den Möhren kommen. Als Wein trinken wir dazu meist einen halbtrocknen / feinherben Riesling. Passt super.

Das Reizvolle ist für mich aber tatsächlich die Kombination Schärfe / leichte Süße. Die empfinde ich als passend und extrem delikat, beides, der Wein und das Gericht profitieren meiner Meinung nach davon. Nach jedem Bissen Curry hat man Lust auf den Riesling, und nach jedem Schluck wieder Lust auf das Essen. Um ehrlich zu sein, mache ich restsüß tatsächlich vornehmlich zu schärferem Essen auf :oops:

Ich weiß gar nicht mehr, ob ich je einen trockenen Wein zu einem schärferen Gericht probiert hat, irgendwie hat man immer gesagt bekommen, das gehe gar nicht. Ich kann mich auch erinnern, dass bei asiatischer Küche zu Aromasorten wie Traminer geraten wurde, auch in trocken. Nun, vielleicht sollte ich es angesichts deiner Erfahrungen und der neuesten Erkenntnisse mal mit einem trockenen Wein probieren. Was trinkst du denn konkret zu Chilli?
Beste Grüße
Gaston
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Gerald

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Re: Wein und Chili

BeitragDo 7. Nov 2013, 21:10

Hallo Gaston,

ich muss zugeben, dass ich überhaupt relativ selten Wein zum Essen trinke. :oops: Aber probiert (und für gut empfunden) habe ich beispielsweise schon leichtere (natürlich trockene) Veltliner oder auch einmal einen Cahors.

Grüße,
Gerald
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Gaston

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Re: Wein und Chili

BeitragFr 8. Nov 2013, 00:13

Gerald hat geschrieben:oder auch einmal einen Cahors.


Also tanninbetonten Rotwein zu Chilli finde ich wirklich unorthodox, aber vielleicht entgeht mir da wirklich was... :?: :twisted:
Beste Grüße
Gaston
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mixalhs

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Re: Wein und Chili

BeitragFr 8. Nov 2013, 00:52

Champagner geht immer.
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susa

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Re: Wein und Chili

BeitragFr 8. Nov 2013, 12:40

Ich tu mich mit trockenen Weinen zu Chili bzw. scharfen Gerichten ziemlich schwer. Auf keinen Fall sollten da noch fette Tannine im Spiel sein. Und selbst der Champagner, der ja sonst meine Allzweckwaffe zu allen komplizierten Essen ist (wenn nix geht, Champagner geht immer), versagt mir da.

Scharfes Essen und trockene Weine machen mir immer so ein metallisch-dumpfes Mundgefühl, dann schmeckt weder Essen noch Wein. Der weiche meistens etwas honigartige Schmelz süßer Weine läßt auch den scharfen oder auch bitteren Aromen Platz zur Entfaltung.

Und wenn weder süßer Wein noch Champagner geht, ein Bier geht in der Tat immer.

Lg

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weinfex

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Re: Wein und Chili

BeitragFr 8. Nov 2013, 13:58

Das Thema beeinhaltet ebenso kontroverse Standpunkte wie Naturheilkunde
und klassische Medizin, entweder oder... :)
Der Vorteil ist bei diesem Thema allerdings, dass die Pharmalobby nicht die Finger im Spiel hat :D

Ich bin auch ein bekennder Süsser mit Schärfe :roll: , aber wie schon weiter oben geschrieben wurde,
es darf nicht zu süss sein, Riesling Kabinett (möglichts auch keine runtergegradete Spätlese) tun für
meinen Geschmack die besten "Dienste"...
Grüsse weinfex
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Einzelflaschenfreund

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Re: Wein und Chili

BeitragFr 8. Nov 2013, 14:29

Offen gestanden (und das sage ich als jemand, der reststüße Weine grundsätzlich erst mal mag) ist für mich die Kombi Restsüß + Scharf idR nicht mehr als "okay". D. h., wie so viele Kombis aus Wein und Essen ist das kein NoGo und Genusskiller, aber es hebt auch nicht beide Seiten so, dass in der Synthese mehr Genuss entsteht als in der Summe der Einzelteile. Also eine eher neutrale denn eine gewinnende Kombi. Dass die nicht ganz unproblematische Begleitung von scharfem Essen damit schon besser möglich ist als mit vielen anderen Weinen (Cahors? wtf :mrgreen: ), sehe ich aber auch so.
Für mich scheint wesentlicher für eine grundsätzliche Riesling-Eignung als Begleiter an dieser Stelle auch eher die Säure zu sein und nicht die Süße - daher sind für mich trockene Exemplare erst mal ebenso geeignet.
Eine Verstärkung des Geschmacks durch die Begleitung mit scharfem Essen kann ich persönlich nicht bestätigen, für mich wirken scharfe Gewürze doch deutlich eher dämpfend auf den Wein - weswegen es auch ein zwar eher etwas lauterer Geselle sein darf, gleichzeitig aber auch nicht gerade das hochkalibrigste Geschoss.

Viele Grüße
Guido
Zuletzt geändert von Einzelflaschenfreund am Fr 8. Nov 2013, 15:02, insgesamt 1-mal geändert.
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Gerald

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Re: Wein und Chili

BeitragFr 8. Nov 2013, 14:38

Der Cahors war nicht so stark tanninbetont (Château du Cèdre), dazu gab es eine Art scharfes Rindsragout. Für mich hat es gut zusammengepasst, ist aber schon Jahre her, vielleicht würde ich das heute anders empfinden? Aber einen restsüßen Riesling kann ich mir dazu schon gar nicht vorstellen ...

Grüße,
Gerald
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Ollie

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Re: Wein und Chili

BeitragFr 8. Nov 2013, 15:18

Alles rein subjektiv: Man kann das Problem auch aufspalten in "welche Aromatik?" und "welchen Schaerfegrad?".

Der Verlauf ist natuerlich fliessend von einem "Gulasch" (Paprikas) ueber die nahoestliche/magherbinische Kueche zu einem indischen Curry zu einem Thaicurry. Zu einem mit Ingwer, Kokos und/oder Zitronengras gewuerzten Gericht gefaellt mir ein wuerziger Weisswein (Riesling, Traminer, Muscat, Manseng, Saugignon) besser als ein Rotwein. Je gruener das dominierende Aroma (Koriander usw.), desto vegetabiler der Wein (Sauvignon), je "waermer" die Gewuerze, desto fruchtiger. Bei frittierten (fetten) Sachen lieber mit mehr Saeure und, fuer mich wichtig, so trocken wie moeglich. (Australischer Riesling ist eine Geheimwaffe.)

Zu nordafrikanischen Sachen (oder Paprikas) nehme ich hingegen lieber einen vollen, weichen Rotwein mit Hang zur Exotik, z.B. Suedwestfranzosen (moderne Cahors/Madirans), manche junge Syrahs, Valpolicella Ripasso (Amarone geht bei Lamm), Zinfandel (v.a. solche mit Durif/Petite-Sirah-Einschlag). Je mehr Knoblauch, desto weisser der Wein - im Zweifelsfalle wirkt ein vernuenftiger (gereifter?) Rosé Wunder.

Bei der Schaerfe gehe ich nach "je schaerfer, desto suess und alkoholaermer". Das gilt aber nur bis zum Punkt, wo ein Milchprodukt besser passt. Ich kann zwar sehr scharf essen, wuerde einem solchen Gericht aber keinen Wein opfern. Dann lieber Bier.

Zu einem Chili con Carne wuerde ich also einen kleinen, weichen Roten nehmen - oder ein weiches Bier ohne Geschmack, das gerne mit Limette gepimpt sein darf.

Cheers,
Ollie
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