Das Ganze Dilemma begann unlängst damit, dass ich ein Glas öffnen wollte, was aussah, wie selbstgemachte Marmelade und was sich als recht flüssig zerkochte Pflaumen in Alkohol entpuppte. Nee auf´s Brot nicht, schon gar nicht am Morgen... Also erst mal wieder in den Kühlschrank und abwarten, bis sich eine Gelegenheit bietet... Und die bot sich. Bevor ich 51 Jahre alt werde, sollte eine ganz spezielle Flasche dran glauben. - nee, nicht die 50 Jahre alt ist - eine, die von
1950 ist -
"Le Demi Sieclé" von der
Domaine Rancy. So was "Gemeines" findet man wohl nur derart in Katalonien, im Priorat ebenso wie im Roussillon - und dort aus den AOC´s Banyuls (Grand Cru); Maury oder Rivesaltes...
Man entferne die Haut und das Hautfett einer Entenbrust und lasse zunächst das Fett aus. Die Hälfte habe ich für ein Cassoulet beiseite gestellt, ebenso die krustige Haut. Dann eine Schalotte in ca. 2-3 mm dicke Ringe geschnitten und die ausgelöste Entenbrust (über die Sehnen hat sich Lucy gefreut) französisch anbraten (innen noch leicht blutig, zumindest rosa soll es noch sein), Fleisch im Backofen ruhen lassen (ich habe ein wenig Blütensalz drüber gestreut) und dann die Pflaumen-Alkohol Sauce, die Schalottenringe, das Entenfett vermischen (ginge sicher auch mit Kirschen oder Zwetschgen / Mirabellen oder einem Mix daraus) und ein paar frische grüne Pfefferkörnerdazu und kurz aufkochen lassen.
Wenn der Topf vom Herd genommen wird und unmittelbar bevor die Soße über das Fleisch gegossen wird einen kleinen Schluck des starken Süßweines reinrühren.
Wenn der Wein schon recht mild schmeckt (Cuvée Al Traginer oder sehr alte Coume du Roy oder Aimé Cazes z.B. passt auch ein Glas des Weines sehr gut zum Essen, der "Le Demi Siecle" war mir persönlich zu mächtig direkt beim Essen - nur ganz wönz´ge Schlöckchen nehmen, quasi die Lippen benetzen, das reicht, bei mehr wird der Wein zu dominant am Gaumen. Aber das wönz´ge Schlöckchen ist der Punkt auf dem i...
Das halbe Glas als Apero kündigt schon an, was dieser Wein mit dir anstellt. Aber ca. 30 Minuten nach dem Essen und noch mal etwas im Kühlschrank leicht runtergekühlt, da geht dann echt die Post ab. Das ist dann was für "once in a lifetime" und zum Sinnieren über das Leben. Ein äußerst intensives und sinnliches Erlebnis und ein Wein, an dem man sich tagelang aufhalten kann, so lange schmeckt jeder Schluck nach.
Aufgrund der immer noch immensen Süße kein Durstlöscher, aber ein Glücklichmacher... für Punkte ist es noch zu verfrüht, aber ich überlege schon, was hier ernsthaft gegen eine Maximalwertung spräche...