Ein besonderes Wochenende in Bodenheim!

Am Wochenende vom 13. bis 15. Mai trafen sich einige ehemals bei talk-about-wine schreibende „Senioren“ zu einem Treffen in Bodenheim bei Mainz.

Diese Veranstaltung war im Oktober/November letzten Jahres langfristig als eine Art Seniorentreffen geplant worden. Die Termine waren schon festgezurrt und der Teilnehmerkreis vorgegeben. Dann platzte die Forumsneugründung einigermaßen überraschend im Dezember dazwischen. Weil aber die Planungen schon so weit fortgeschritten waren, wollten wir daran festhalten.

Zugleich sollte es eine Art Testlauf für mögliche weitere Weinforumstreffen werden. Denn nach durchwachsenen Erfahrungen mit dem 1. Forumstreffen bei taw im Jahr 2005 wollten wir erst mal auch im kleineren Kreis testen und Erfahrungen sammeln, ob hier im neuen Weinforum ein solches Treffen besser (im Sinne von harmonischer und friedfertiger) gelingen kann. So viel vorweg: JA!

Ich möchte zur Einführung nur einen kurzen Abriss über dieses bemerkenswerte Wochenende geben, im Detail äußern sich hoffentlich noch andere Teilnehmer, mir fehlen nämlich auch einige Informationen.

Die Organisation übernahmen dankenswerterweise weinfex und Markus Vahlefeld. Wir übernachteten im Landhotel Battenheimer Hof direkt in Bodenheim. Für die Verkostungen hat uns Matthias Hilse den Verkaufsraum seiner nahegelegenen Weinhandlung „Aux-Fin-Gourmets“ zur Verfügung gestellt.

Teilgenommen haben:

Gerald (Samstag)
Harti
Mr. Nebbiolo
dyingromeo mit Partnerin (Freitag)
Oberpfälzer
vinos
weinfex mit Partnerin (Freitag)
Markus Vahlefeld mit Partnerin
weinfidel mit Partnerin
Matthias Hilse mit Partnerin
dylan mit Partnerin
oli_oli_oliver mit Partnerin
Latour mit Partnerin
Jürgen mit Partnerin (Samstag)
sociando (Samstag)
Chris (Samstag)
Tony11 mit Partnerin
Don Miguel

Am Freitagabend war ein geselliger Abend angesetzt. Jeder sollte eine Flasche seiner freien Wahl in der preislichen Größenordnung ab 30 € mitbringen. Leider muss ich bei der Weinliste jetzt passen, denn mitgeschrieben haben nur Harti und Oliver, die ich herzlich bitten möchte, die Weine in der getrunkenen Reihefolge nachzureichen! An dieser Stelle kann ich nur zum Ablauf berichten, dass wir die Weine blind in 2-er-Flights getrunken und sie dann ganz locker in der Runde verkostet haben. Wir versuchten zumindest mehr oder minder erfolgreich die Herkunft der Weine zu erschmecken, oder wenigstens zu erraten.

Als besonderes Schmankerl hatten weinfex und Matthias Hilse aber auch noch 12 Fassprobenmuster aus der aktuellen 2010er Bordeaux-Kampagne organisiert! Davon haben wir 6 am Freitag und 6 am Samstag probiert. Das war für die meisten von uns eine besondere und erstmalige Erfahrung, wer hat schon die Gelegenheit, Original-Bdx-Fassproben zu verkosten!


Am Samstag begann unser Programm mit einem Besuch des Weinguts Kühling-Gillot, ebenfalls in Bodenheim. Wir wurden von Carolin Spanier-Gillot in dem schicken und modernen neuen Gebäude empfangen. In einer natürlichen und wirklichen reizenden Art und Weise erzählte sie uns die Geschichte und den Werdegang des Weinguts Kühling-Gillot und natürlich auch vom Weingut BattenfeldSpanier, dem Weingut ihres Ehemanns Hans Oliver Spanier.
Verkostet haben wir dann diverse Weine, zumeist in 2-er-Flights, jeweils einen Wein von Kühling-Gillot und einen von BattenfeldSpanier war. Das ergab natürlich im direkten Vergleich spannende Einblicke in die unterschiedlichen Stilistiken der beiden Weingüter
!
Als dann die Großen Gewächse anstanden, kam auch H. O. Spanier hinzu und moderierte ebenso so sympathisch und aufmerksam den weiteren Probenablauf.


Am Nachmittag war eigentlich ein Weingutsbesuch bei Wittmann angesetzt. Wegen einer Erkrankung wurde dieser Besuch aber leider kurzfristig abgesagt. Aber das war kein Problem für Markus und Andi, sie zauberten doch tatsächlich einen gleichwertigen Ersatz aus dem Ärmel: Das Weingut Wagner-Stempel in Siefersheim! Das muss man an einem Samstag erst mal hinbekommen, einen Termin für 20 Leute in einem renommierten Weingut, tolle Leistung! Und ein Extra-Dankeschön an Daniel Wagner, der so spontan diesen Besuch ermöglichte!

Daniel Wagner, ebenfalls ein ausgesprochen sympathischer, junger Winzer, führte uns ausgiebig durch seinen gesamten Betrieb mit Fasskeller und Abfüllanlage und stand uns in kompetenter Weise Rede und Antwort. Anschließend gab es dann eine ausgiebige Verprobung so ziemlich durch das gesamte beeindruckende Sortiment!


So viel kann ich an dieser Stelle stellvertretend für alle Teilnehmer schon sagen: Alle Weingüter dieses Tages, Kühling-Gillot, BattenfeldSpanier und Wagner-Stempel haben uns sehr beeindruckt! Ebenso haben die Persönlichkeiten Carolin Spanier-Gillot, H. O. Spanier und Daniel Wagner einen bleibenden, überaus positiven Eindruck bei uns hinterlassen! Ihnen gebührt unser ehrlicher und aufrichtiger Dank für zwei gelungene und überaus aufschlussreiche Weingutsbesuche!


Nach der Heimfahrt nach Bodenheim ging es eigentlich ohne Pause gegen 19:00 Uhr sogleich wieder weiter bei Matthias Hilse in der Weinhandlung „Aux-Fin-Gourmets“ mit unserer abendlichen Verkostung. Unser Leitthema war „Neue Welt“ gegen „Alte Welt“. Auch sollte wieder jeder eine Flasche seiner Wahl mitbringen, diese Mal in der preislichen Größenordnung ab 50 €. Auch hier verlief der Ablauf ähnlich wie am Vorabend, d. h. es war keine strenge Verkostung mit Wertungen und Punkten, sondern eine geordnete und geführte, aber letztlich freie Verkostung.

Es war wiederum ausgesprochen kurzweilig mit vielen Überraschungen und Irrungen. Auch wenn überwiegend keine Notizen gemacht wurden, können sicherlich noch einige gebliebene Erinnerungen nachgereicht werden!

Hier die Weinliste der angestellten Weine (teilweise in der Magnum):

Gran Caus, Negre Reserva, 1998, Katalonien/Penedés

Avignonesi, Desiderio, 2000, Toskana
Heribert Bayer, In Signo Leonis, 2001, Burgenland

Gaja, Darmagi, 1990, Piemont
Pesquera, Janus, 1994, Ribera del Duero

Vega Sicilia, Valbuena, 2001, Ribera del Duero
Fox Creek, Shiraz Reserve, 1998, Australien/McLaren Vale

Mondavi, Cabernet Sauvignon Reserve, 1996, Napa Valley
Pichon Comtesse, 1994, Pauillac

Almaviva, 2004, Chile
Clos Figueras, 2001, Priorat

Sociando Mallet, 1986, Haut-Médoc
Talbot, 1983, Saint Julien

Montsalvat, Selectvm, 2001, Priorat
Santa Duc, Tradition, 2007, Gigondas


Der Abend war lang, lustig, anregend, unterhaltsam, harmonisch, interessant ... , so wie eigentlich das gesamte Wochenende!!!


Dies war eine kurze, inoffizielle Einführung meinerseits, jetzt folgen hoffentlich ausführlichere persönliche Eindrücke der Teilnehmer!


Beste Grüße
Don

Hallo Michael,

danke für Deine Eröffnung.

Auch mir hat dieses Wochenende sehr gefallen. Die Teilnehmer verstanden sich super. Für mich bedeutete es auch das Kennenlernen von Matthias, weinfex, Latour, weinfidel, Gerald und oli_oli_oliver (mit letzterem habe ich leider viel zu wenig gequatscht ).

Das gemischte Programm mit Proben von Weinen aus dem eigenen Keller sowie Weingutsbesuchen war allererste Sahne. Der direkte Vergleich von Kühling-Gillot und Battenfeld Spanier war sehr interessant. Einerseits die opulenteren, frucht- und schiefer-betonten Weine von Kühling-Gillot und andererseits die (kalk-)mineralischen eher fruchtarmen, schlankeren aber raumgreifenden Battenfeld-Spanier. Und Wagner-Stempel hielt voll dagegen mit ebenfalls schlankeren aber sehr präzisen und ebenfalls mineralischen Rieslingen, Silvaner und Weissburgunder. Ich konnte letztlich der Versuchung nicht widerstehen und habe entgegen meiner ursprünglichen Absichten doch einiges gekauft.

Die Verkostung der 2010er Fassmuster war auch für mich eine neue Erfahrung. Sie zeigt mir, wie schwierig es ist, solch Jungweine auf ihr Potenzial einzuschätzen. Haben sie doch viel Frucht und Gerbstoffe und aus dem wird dann in ein paar bzw. vielen Jahren ein harmonischer, vielschichtiger Wein. Da braucht man viel Erfahrung. Die Liste der Fassmuster habe ich mir nicht gemerkt. Aber in sehr guter Erinnerung habe ich beide Mille Roses (HM und Margaux), Clos du Jaugueyron und besonders Senejac (heisst der so?). Mit den Gerbstoffen kam ich gut zurecht, sie waren stets recht fein. Die Röstaromatik war für mich nie zu viel und zum Teil überhaupt nicht vorhanden (würde mich freuen, wenn das so bleibt). Der Alkohol war zumeist sehr gut eingebunden und ich war auf schlimmeres vorbereitet.

Danke an Matthias, Andreas und Markus für Euere Mühen der Organisation, an Harti für die Flight-zusammenstellung und Oliver für den "Mundschenk". Danke an alle Teilnehmer für das tolle Gelingen mit dem Vertrauen, dass die mitgebrachten Weine passen und ohne Misston trotz teils kontroverser Diskussionen.

Mit dieser Erfahrung komme ich gerne wieder zu einem Forumtreffen.

hallo,

ja mir hat die probe auch gut gefallen und es war schoen mal neue gesichter zu sehen. die atmosphäre war angenehm, sicherlich haben die weine da nicht ganz so die hauptrolle gespielt .

anyway - nochmal danke an die organisatoren! great job!

viele gruesse aus rom,
martin

Hallo alt tawler und neu dasweinforumianer!

Tolle Idee mit der Probe und den beiden Weingutsbesuchen. Wagner Stempel ist wirklich ne gute Adresse und die beiden Toprieslinge Höllberg und Heerkretz mag ich sehr. Zudem kann man auf dem Weingut ganz excellent übernachten. Die Zimmer sind sehr stilvoll und die Preise angemessen. Im Sommer, im Garten ist ein Familienanschluss nicht zu vermeiden (was positiv gemeint ist) und von hier ist man mit dem Fahrrad rasch in Wöllstein und kann die dortige, gleichnamige Weinstube besuchen - fällt ebenfalls unter die Kategorie sehr empfehlenswert.

Hallo,

toll, was ihr auf die Beine gestellt habt und schade, dass ich nicht konnte. Mich interessieren natürlich noch viel mehr die Eindrücke von den Fassproben. Zwei der genannten Weine (Clos du Jaugueyron und Senejac, ja der heisst so und der 2000er ist ein Gedicht, wenn ihr nachkaufen könnt, macht das!) wollte ich ohnehin subskribieren. Aber Eure Eindrücke könnten unseren 2010er BDX Gesprächsfaden um einiges dicker spannen.

Grüße,

wolf

Mich interessieren natürlich noch viel mehr die Eindrücke von den Fassproben. ....
Aber Eure Eindrücke könnten unseren 2010er BDX Gesprächsfaden um einiges dicker spannen.

Servus Wolf,

die Verkostungen von Fassproben haben im Wesentlichen unsere Meinung bestätigt, dass man ohne einschlägige Kenntnisse und Erfahrungen eigentlich nicht schlauer wird! Es ist wirklich sehr schwierig, belastbare Prognosen zu erstellen. Manche Weine waren erstaunlich fruchtig, mal mehr oder weniger Tannin, Säure oder Holz, jeweils in unterschiedlicher Kombination, das konnte man zwar jeweils feststellen, aber welche Rückschlüsse zieht man daraus für die künftige Entwicklung? Bei einem unerfahrenen Verkoster sind Prognosen jedenfalls ziemlich nahe am Kaffeesatzlesen.

Da war es natürlich sehr hilfreich, dass auch einige Mitverkoster wie Matthias, Hartmut, Christian und Andi dieses Jahr vor Ort waren und auch über die entsprechende Erfahrung verfügen, das ermöglichte dann interessante Rück- und Kontrollfragen.

Jedenfalls ist mein Respekt nun aus eigener Anschauung gegenüber den Leuten, die auf diese Weise Hunderte von Weinen in kürzester Zeit probieren, gehörig gewachsen. Ich war schon froh, dass ich mich nach jeweils 6 Proben wieder „richtigen“ Weinen zuwenden durfte.

Gruß
Don

Hallo Michael,

ich fand die Fassprobenrobenmuster eigentlich nur vom "Genuss" her schwierig. Besser ausgedrückt haben sie mir überhaupt keinen Spaß gemacht. Ich glaube aber schon, daß ich die Weine richtig beurteilen konnte. Sie waren nicht verschlossen sondern einfach nur brutal jung. Da finde ich es wesentlich schwieriger einen verschlossenen Wein fair zu beurteilen und/oder sein Potentail richtig einzuschätzen. Bisher kannte ich übrigens nur Fassproben von Weißweinen aber nicht von Rotweinen. Mein Fazit ist, daß ich die Leute die sowas probieren müssen, zukünftig eher bemitleiden als beneiden werde.

Fassprobenverkoster, was für ein s.c.h.e.i.ß Job!

Meine Meinung über Spitzen-Winzer hat sich am Wochenende dagegen bestätigt: Ein Traumberuf!

Ich glaube aber schon, daß ich die Weine richtig beurteilen konnte.

Servus Jürgen,

du warst etwas weit weg von mir, ich habe es nicht mitbekommen, hast du tatsächlich bewertet und gepunktet? Und meinst du, dass diese Bewertungen valide sind, also dem erwachsenen Wein in (ferner) Zukunft gerecht werden?

Bei Sch..Job und Traumberuf sind wir aber definitiv einer Meinung !

Gruß
Don

Fassprobenverkoster, was für ein s.c.h.e.i.ß Job!

Hallo Jürgen, hallo Michael,

das kann ich nun überhaupt gar nicht unterschreiben!!
Am Freitag und Samstag gab es sicherlich die eine oder andere sehr anstrengende Fassprobe, aber einige haben mir durchaus Spass bereitet. Ist halt sicher auch eine Sache der persönlichen Vorlieben.
Bei der jährlichen Jahrgangsverkostung auf der Fira in Falset bekommen wir auch geschätzt
mindestens 70% Fassproben ins Glas und das ist trotzdem zum größten Teil der pure Spaß.
Auch wenn ich an div. Winzerbesuche und die Fassverkostungen denke, kann ich nur sagen: Da waren einige sehr magische Momente meines bisherigen Weinfreaklebens dabei. Aus dem Stand fallen mir gleich mal mindestens 5 Fässer ein, unter die ich mich sofort legen würde und erst dann wieder aufstehen, wenn kein Tropfen mehr aus dem Fass rauströpfelt .

Was sagen denn die Bordeauxfassverkosterspezialisten dazu?

Das sehe ich genauso wie Kollege vinos. Fassproben sind etwas ganz feines. Das möchte ich nicht missen wollen. Natürlich kommt das nochmals anders rüber, wenn man vor Ort mit dem Winzer oder einer netten Önologin die Fässer im Keller verkostet.

Sehr oft sind die Fassproben viel einfacher zu geniessen als der Wein, wenn er denn abgefüllt ist, da in der Regel noch keine Verschlussphase ein getreten ist.

Arbeiten im Weinberg, oft bei wiedrigen Witterungsbedingungen, ist gegen den Traumberuf Fassverkoster ein Knochenjob.