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Weinprobe "unterschätzte Rebsorten" in Würzburg

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weinaffe

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Re: Weinprobe "unterschätzte Rebsorten" in Würzburg

BeitragSo 29. Mär 2020, 18:22

[/quote]

Ihr hättet aber gewarnt sein sollen. Wie ich gerade sehe hat der Saperavi bei Lobenberg nur 95 Punkte, das ist bei ihm doch die Gerade-noch-so-Kochwein-Kategorie.

Gruss, Georg[/quote]

Stimmt ! Verdammt nochmal :lol: :lol: :lol:

LG
Bodo
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weinaffe

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Re: Weinprobe "unterschätzte Rebsorten" in Würzburg

BeitragSo 29. Mär 2020, 18:57

..... und weiter mit den letzten Rotweinen der unterschätzten Rebsorten:

2013er "Piano di Montevergine" Taurasi Riserva DOCG (Feudi di San Gregorio) -Kampanien-
100% der aurochthonen Rebsorte Aglianico, 18 Monate Barriqueausbau.
Tiefes Rubinrot, kraftvoller Duft nach dunklen Beeren, zurückhaltender Holzeinsatz, noch sehr jugendlich. Am Gaumen absolut trocken, kräftige, aber gut passende Säure, etwas rustikales Tannin, das viel Grip gibt und etwas an Nebbiolo erinnert, kraftvoller Körper (14 Vol%), aber dank der lebendigen Säure keineswegs plump oder gar marmeladig, Brombeere, Kirsche, etwas Tabak und Leder, der Wein hat noch reichlich Ecken und Kanten, die sich gewiss noch etwas abschleifen werden, ein charaktervoller, aber nicht unbedingt eleganter Wein, der bestimmt gut reifen wird und in 5-10 Jahren auch noch seine elegante Seite zeigen wird. Spass macht das aber jetzt schon, insbesondere zu einem kräftigen Fleischgericht.

2015er Neuenahrer Sonnenberg Frühburgunder QW trocken (Julia Bertram, Dernau) -Ahr-
Julia Bertram, die nach Heirat jetzt Baltes heisst, produziert regelmäßig extrem elegante Burgunder, die in der Regel auch nicht chaptalisiert werden und daher sehr angenehme Alkoholwerte aufweisen. Dieser Frühburgunder macht hier keine Ausnahme: spinnwebenzarte Frucht (Sauerkirsche, Himbeere), ein Hauch Holz, feine Würze. Am Gaumen keinerlei Restsüsse, saftige Säure, leicht bis mittelgewichtig (nur 12 Vol%), geschliffenes, elegantes Tannin, ein echter Charmeur, der manchem fast zu leicht vorkommt, die Grenze zwischen absoluter Eleganz und Leichtigkeit wird hier voll ausgelotet, daher auch nur mittellanger, aber sehr aromatischer Abgang. Mir gefällt so etwas außerordentlich gut.

2014er Blaufränkisch "Szapary" S QW trocken (Uwe Schiefer, Welgersdorf) -Südburgenland-
kräftiges Dunkelrot, sehr komplexe Nase nach roten Früchten, vermischt mit Holzwürze und ätherischen Noten sowie der klassischen Eisenberg-Schiefer-Note. Sehr elegante und tiefe Nase. Auf der Zunge deutliche Extraktsüsse, harmonische Säure, durchaus kraftvoll trotz nur 13 Vol%, aber in keiner Weise alkohollastig, satte, tiefe Frucht, sehr feinkörniges Tannin, asugezeichnete Länge. Uwe Schiefer schaft es immer wieder, die angenehme Rustikalität der Rebsorte mit lässiger Eleganz zu verbinden. Ein Top-Blaufränker im gekonnt internationalen Stil.

Fortsetzung mit den letzten 2 Rotweinen folgt in Kürze.

LG
Bodo
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weinaffe

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Re: Weinprobe "unterschätzte Rebsorten" in Würzburg

BeitragDi 31. Mär 2020, 14:54

... und zum Abschluss noch die beiden fehlenden Rotweine der "unterschätzten Rebsorten":

2015er "Granato" Teroldego Vigneti delle Dolomiti IGT (Elisabetta Foradori, Mezzolombardo)-Trentino-
jugendliches, sattes Rubinrot, intensive, aber nicht aufgesetzte Dunkelfrucht, Blaubeere, Herzkirsche, vermischt mit würzigen Noten (Zedernholz,Goudron), ein Hauch Orangenzeste und dezent Kräuter. Sehr komplex, aber noch etwas zurückhaltend. Am Gaumen komplett trocken, saftige Säure, noch dezent eckiges, aber feinkörniges Tannin, nur mittelgewichtig (12,5 Vol%), Holz in keiner Weise spürbar, sehr dichte Dunkelfrucht, ein Hauch Bret, mittler bis langer Abgang. Dieser Teroldego braucht einfach noch 3-6 Jahre, um seine vorhandene Komplexität und Finesse noch weiter auszubauen. Für mich der beste Teroldego am Markt, vor allem in puncto Eleganz und Feinheit.

2010er Palari Faro DOC (Az. Agr. Palari, Salvatore Geraci, S. Stefano Briga) -Sizilien-
Cuvee aus der Hauptsorte Nerello Mascalese (80%) und weiteren autochthonen Rebsorten. Leicht durchscheinendes Granatrot, ganz dezente Ziegelrottöne, sehr ätherische Nase mit Noten von Herzkirsche, Himbeere, vermischt mit hellem Tabak und neuem Leder, sehr komplexe Nase, allerdings mit einem leichten Hauch Oxidation. Im Mund sehr elgant und feingliedrig, etwas extraktsüss, integrierte Säure, weitgehend abgeschmolzenes Tannin, elegante rote Früchte, vermischt mit hintergründigem Holzeinsatz, etwas Wildbret und Trüffel, sehr komplexe Angelegenheit und stilistisch an das Burgund angelehnt, die 13,5 Vol% sind bestens verpackt, sehr aromatisch-würziger Abgang, in dem sich auch ein Hauch Oxidation mit einschleicht. Möglicherweise ist diese Nerello-Cuvee bereits auf dem Höhepunkt der Reife oder schon etwas darüber hinaus. Mir hat dieser Wein vor 2-3 Jahren noch besser gefallen, aber das ist Jammern auf verdammt hohem Niveau. Vielleicht haben wir hier auch eine nicht optimale Flasche erwischt. Im Zweifelsfalle sollte man aber diesen Wein baldmöglichst trinken.
Trotzdem ein vorbildlicher Wein, der das Potential des Nerello Mascalese sehr gut aufzeigt.

Das wars wieder in aller Kürze. Am 15. Mai ist die nächste VHS-Probe geplant, die sich mit der Burgunder-Familie in weiß und rot beschäftigt. Ob diese aber tatsächlich stattfinden wird, steht natürlich noch in den Sternen. Hoffen wir das Beste....

LG und bleibt gesund
Bodo
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Re: Weinprobe "unterschätzte Rebsorten" in Würzburg

BeitragDi 31. Mär 2020, 19:36

Hallo Bodo,

den "Granato" hatte ich zuletzt vor ein paar Monaten als 2011er im Glas, war da am ersten Tag immer noch ein bißchen sperrig, nach 72 Stunden mit Luft dann aber richtig schön! Dennoch liegt mir der -auch günstigere- Sgarzon noch ein bißchen mehr.

Den "Faro" hatte ich mal als 2005er, der laut GR mal Rotwein des Jahres war. Fand ich in jung fast noch beeindruckender als in gereift, wobei ich die letzte Flasche in 2016 aufgezogen habe, die war damals ohne Schwächen.

Julia Bertram und Schiefer in rot stehen noch aus...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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