Bordeaux-Burgund-Barolo-Brunello- die 4 großen B's
Verfasst: Di 10. Mär 2020, 15:49
Hallo zusammen,
es wurde mal wieder Zeit, die 4 renommiertesten Herkünfte aus Frankreich und Italien miteinander zu vergleichen. Letzten Freitag trafen sich daher in der Würzburger VHS wieder einige Weininteressierte, um den Qualitäten dieser weltberühmten Herkünfte auf den Grund zu gehen.
Eines vorweg: die Qualitäten der 15 Weine waren durchwegs auf sehr hohem Niveau; lediglich 1 Wein musste mit einem deutlichen Korkschmecker ausgeschieden werden.
Im folgenden die Weine in der tatsächlichen Reihenfolge mit kurzen Kommentaren meinerseits:
2010er Barolo DOCG "Villero" (Oddero, La Morra) -Piemont-
präsentierte sich in bester Verfassung: vitale Farbe ohne Ziegelrottönung, sehr klassisch mit dezenter Sauerkirschfrucht,ätherische Noten (Hauch Menthol),Pfingstrose, noch kantiges, aber feinkörniges Tannin, saftige Säure, kraftvoll, aber ohne Alkoholüberhang, gute Länge. Kein Schmeichler, aber ein authentischer Barolo mit Klasse und Charakter. Jetzt gut zu trinken, dürfte sich aber noch über die nächsten Jahre verbessern und das Tannin noch etwas abschleifen. Seidig und sanft wird er nie werden, aber das erwarte ich auch nicht von solch einem Klassiker.
2004 Gevrey-Chambertin "Petite Chapelle" 1er Cru (Rossignol-Trapet, Gevrey-Chambertin) -Burgund-
eine extrem positive Überraschung: die Weine aus dem sehr schwierigen Jahrgang 2004 haben häufig unangenehme Noten der Unterreife (extrem grüne Paprika oder Noten, die an das "Verteidigungssekret" der Marienkäfer erinnert, geht in Richtung ölig tranig mit viel Pyrazin), was dieser Wein erstaunlicherweise überhaupt nicht aufwies. Wir hatten im letzten Jahr in einer Burgunderverkostung aus dem gleichen Jahr und vom selben Erzeuger den formell höherwertigen und teureren Chambertin Grand Cru im Glase, der leider in diese unreife Richtung tendierte. Die Farbe dieses 1er Cru ist zwar fortgeschritten (leichte Brauntöne), der Wein ist aber noch in bester Verfassung: elegante Nase nach Sauerkirsche mit etwas Himbeere, etwas Unterholz und Tabak, auf der Zunge mit gerade genug Fleisch an den Knochen, filigrane Stilistik, lebendige Säure, weitgehend abgeschmolzenes Tannin, nur mittelgewichtig, zarte Dunkelfrucht mit würzigen Aspekten, mittlere Länge. Der Fokus liegt bei diesem Wein eindeutig auf Eleganz und Finesse, wenn auch etwas die Fruchttiefe und Länge fehlt. Für den Jahrgang aber ein absoluter Volltreffer. Sollte jetzt oder in den nächsten Jahren getrunken werden, da er wohl nicht mehr besser wird.
2010er Brunello di Montalcino DOCG (Tenuta Caparzo, Montalcino) -Toskana-
ein guter bis sehr guter, aber kein großer Vertreter dieser Herkunft: hat jetzt die erste Reife erlangt, in der Nase Herzkirsche, deutlich Craneberries, Brombeere, vermischt mit dezenter Holzwürze, etwas Tabak und Leder, auf der Zunge eine Wiederholung der Naseneindrücke, schon weitgehend geglättetes Tannin guter Qualität, integrierte Säure, die 14 Vol% sind gut verpackt, angenehme Länge. Dieser Brunello ist fachmännisch vinifiziert, aber sehr geradlinig und weniger komplex. Auch fehlt es etwas an Extraktdichte und Stoffigkeit, aber das ist schon Jammern auf hohem Niveau. Dennoch war dies in der Probe für mich der "schwächste" Brunello.
1996er Chateau Chasse-Spleen Cru Bourgeois exceptionnel Moulis a.c. -Bordeaux-
70% C. S.--25% Merlot--5% Petit Verdot--1/3tel neues Barrique-
ein klassischer Bordeaux aus der guten, alten Zeit. In der Nase Tabak, altes Leder, etwas Bret, knapp reife Cassis, etwas Kirsche und Brombeere, leicht pfeffrig, am Gaumen, perfekte Melange aus Dunkelfrucht und Würze, saftige Säure, noch ein kleiner Rest kantiges Tannin, die 12,8 Vol% (steht tatsächlich so auf dem Etikett) sind überhaupt nicht spürbar, kühle Stilistik mit super Trinkfluss. Nicht die ganz feine Klinge, aber ein klassischer Bordeaux in bester Trinkreife, der durchaus noch Potential für einige Jahre besitzt.
Fortsetzung folgt in Kürze!
LG
Bodo
es wurde mal wieder Zeit, die 4 renommiertesten Herkünfte aus Frankreich und Italien miteinander zu vergleichen. Letzten Freitag trafen sich daher in der Würzburger VHS wieder einige Weininteressierte, um den Qualitäten dieser weltberühmten Herkünfte auf den Grund zu gehen.
Eines vorweg: die Qualitäten der 15 Weine waren durchwegs auf sehr hohem Niveau; lediglich 1 Wein musste mit einem deutlichen Korkschmecker ausgeschieden werden.
Im folgenden die Weine in der tatsächlichen Reihenfolge mit kurzen Kommentaren meinerseits:
2010er Barolo DOCG "Villero" (Oddero, La Morra) -Piemont-
präsentierte sich in bester Verfassung: vitale Farbe ohne Ziegelrottönung, sehr klassisch mit dezenter Sauerkirschfrucht,ätherische Noten (Hauch Menthol),Pfingstrose, noch kantiges, aber feinkörniges Tannin, saftige Säure, kraftvoll, aber ohne Alkoholüberhang, gute Länge. Kein Schmeichler, aber ein authentischer Barolo mit Klasse und Charakter. Jetzt gut zu trinken, dürfte sich aber noch über die nächsten Jahre verbessern und das Tannin noch etwas abschleifen. Seidig und sanft wird er nie werden, aber das erwarte ich auch nicht von solch einem Klassiker.
2004 Gevrey-Chambertin "Petite Chapelle" 1er Cru (Rossignol-Trapet, Gevrey-Chambertin) -Burgund-
eine extrem positive Überraschung: die Weine aus dem sehr schwierigen Jahrgang 2004 haben häufig unangenehme Noten der Unterreife (extrem grüne Paprika oder Noten, die an das "Verteidigungssekret" der Marienkäfer erinnert, geht in Richtung ölig tranig mit viel Pyrazin), was dieser Wein erstaunlicherweise überhaupt nicht aufwies. Wir hatten im letzten Jahr in einer Burgunderverkostung aus dem gleichen Jahr und vom selben Erzeuger den formell höherwertigen und teureren Chambertin Grand Cru im Glase, der leider in diese unreife Richtung tendierte. Die Farbe dieses 1er Cru ist zwar fortgeschritten (leichte Brauntöne), der Wein ist aber noch in bester Verfassung: elegante Nase nach Sauerkirsche mit etwas Himbeere, etwas Unterholz und Tabak, auf der Zunge mit gerade genug Fleisch an den Knochen, filigrane Stilistik, lebendige Säure, weitgehend abgeschmolzenes Tannin, nur mittelgewichtig, zarte Dunkelfrucht mit würzigen Aspekten, mittlere Länge. Der Fokus liegt bei diesem Wein eindeutig auf Eleganz und Finesse, wenn auch etwas die Fruchttiefe und Länge fehlt. Für den Jahrgang aber ein absoluter Volltreffer. Sollte jetzt oder in den nächsten Jahren getrunken werden, da er wohl nicht mehr besser wird.
2010er Brunello di Montalcino DOCG (Tenuta Caparzo, Montalcino) -Toskana-
ein guter bis sehr guter, aber kein großer Vertreter dieser Herkunft: hat jetzt die erste Reife erlangt, in der Nase Herzkirsche, deutlich Craneberries, Brombeere, vermischt mit dezenter Holzwürze, etwas Tabak und Leder, auf der Zunge eine Wiederholung der Naseneindrücke, schon weitgehend geglättetes Tannin guter Qualität, integrierte Säure, die 14 Vol% sind gut verpackt, angenehme Länge. Dieser Brunello ist fachmännisch vinifiziert, aber sehr geradlinig und weniger komplex. Auch fehlt es etwas an Extraktdichte und Stoffigkeit, aber das ist schon Jammern auf hohem Niveau. Dennoch war dies in der Probe für mich der "schwächste" Brunello.
1996er Chateau Chasse-Spleen Cru Bourgeois exceptionnel Moulis a.c. -Bordeaux-
70% C. S.--25% Merlot--5% Petit Verdot--1/3tel neues Barrique-
ein klassischer Bordeaux aus der guten, alten Zeit. In der Nase Tabak, altes Leder, etwas Bret, knapp reife Cassis, etwas Kirsche und Brombeere, leicht pfeffrig, am Gaumen, perfekte Melange aus Dunkelfrucht und Würze, saftige Säure, noch ein kleiner Rest kantiges Tannin, die 12,8 Vol% (steht tatsächlich so auf dem Etikett) sind überhaupt nicht spürbar, kühle Stilistik mit super Trinkfluss. Nicht die ganz feine Klinge, aber ein klassischer Bordeaux in bester Trinkreife, der durchaus noch Potential für einige Jahre besitzt.
Fortsetzung folgt in Kürze!
LG
Bodo