Vielen Dank Marko, für Deine VKN.
Hier kommen jetzt meine.
Diese Chardonnay Probe zu realisieren ist wirklich ein Traum gewesen.
An Marko „maha“ und Karsten „amateur des vins“ möchte ich ein sehr großes Dankeschön ausrichten, für dass ihr diese Idee angenommen habt und danach die Planung und Organisation so perfekt durchgeführt habt. Danke Karsten auch für die Aufstellung der Französischen Mannschaft (die deutsche Mannschaft haben Marko und ich auf die Beine gestellt), und für die „schlaue“ Zusammenstellung der Flights so dass es manchmal recht schwer (bzw. unmöglich) war, die Landesursprung zu bestimmen.
Auch ein sehr großes Dankeschön an Thomas (Weingut Wageck-Pfaffmann), den ich nach mehreren besuchen am Weingut in Bissersheim kennengelernt habe. Deine Anwesenheit als Profi, war für uns Amateure sehr informativ und interessant. Ich hoffe dass der „Benchmarking“ mit anderen Chardonnays für Dich auch interessant war.
Wer Pinot Noir und/oder Chardonnay Liebhaber ist, sollte unbedingt das Weingut in Bissersheim besuchen. Hochklassige Weine kann man dort probieren und das mit Pfälzischer Gastfreundlichkeit gepaart.
Auch Dankeschön an Björn „Herr S“ (es war super nett Dich wieder zu treffen) und an alle anderen Teilnehmer, es war wirklich ein Toller Weinabend (fast sechs Stunden lang!)
Mit der Ausnahme des Flights Nummer 1 war die Qualität durch die Bank sehr, sehr hoch. Ich habe früher nie so viele gute Chardonnays auf einmal gehabt, und ein Wein war der Chardonnay meines Lebens. Einige andere Weine haben auch dazu auf diese Ebene „gekratzt“.
Unten meine Notizen nach persönlichen Präferenzen. Auch wenn meine Beschreibungen nicht immer im Detail mit Marko’s übereinstimmen, glaube ich dass wir recht einig sind welche die besten Weine waren.
Flight 1
Rebholz, Chardonnay R 2015Nase: Leider ein kleiner Korkschmäcker, leicht Vanillie, gewisse Salzigkeit, straff.
Gaumen: Straff, feine Säure, gute Struktur, schlank aber leider ein bisschen kurzer und bitterer Abgang.
Hier war ich, und ich glaube alle andere um den Tisch in Frankreich. Diesen Wein habe ich mehr als ein Halbdutzend Mal getrunken, und er war leider nicht zu wiedererkennen. Der Korkschmäcker hat sicher die anderen Aromen versteckt. Ich kenne diesen Wein als fülliger, fruchtiger (Gelbfrucht) und mit deutlichem Holzeinsatz.
Weinführer Gault-Millau Gewinner „Bester Weisser Burgunder 2015“.
84 W-S Punkte.André Bonhomme, Viré-Classé -Hommage à Gisèle Bonhomme- 2015Nase: Kräftig Vanillie-Yoghurt, Pfirsich, Hefig, süssliche Barrique-Noten.
Gaumen: Wieder kräftig, buttrig und breit mit viel (zu viel) süssliges Holz. Auch „warm“ (alkoholisch).
Hier hatte ich auf den Rebholz getippt – falsch! Hattest Du schon uns getrickst, Karsten.
Dieser Wein hat vieles, aber leider nicht was ich mag.
86 W-S Punkte.Flight 2Bernhard Moreau, Chassagne-Montrachet 1er Cru Morgeot 2015Nase: Jetzt eine deutliche Qualitätssteigerung, salzig-mineralisch, leicht vegetabilisch, diskrete Vanillie, leicht würzig, nasse Steine, ein bisschen Orange, sehr komplex.
Gaumen: Schön ausgewogene Säure, elegant und filigran, komplex, generell fein ausgewogen.
Alles stimmt, nichts steckt aus. Für die 72 Euro soll man auch erwarten können dass der Wein etwas anzubieten hat.
Hier habe ich korrekt auf Frankreich getippt, aber nicht auf Chassagne-Montrachet welcher öfters ein bisschen kräftiger ist.
92 W-S Punkte.
Wageck-Pfaffmann, Chardonnay Geisberg 2016Nase: Kräftige Struktur, gerbstoffig und tief, salzige dunkle Mineralik, straff, Orangenzesten, vegetabilische Fenchelkräuter. Kräftiger Holzeinsatz aber kaum spürbar! Typisch für die Wageck Chardonnays – das Holz ist nur als Struktur und Gerbstoff zu finden, keine Vanillie-Süsse.
Gaumen: Sehr dicht, mineralisch, enorme zupackende Säure – aber reif, nicht scharf, voller Körper, langer Abgang mit richtig Tannin!
Hier habe ich blind auf den Wageck Geisberg 2016 korrekt getippt – durch die Orangenzesten, Fenchelnoten und Gerbstoff/Dichte identifizieren können. Man merkt dass der Wein vom einem Ertrag auf knapp über 20 hl gemacht worden ist. Wenn dieser Wein ein bisschen komplexe Feingewürze dazu entwickeln könnte, würde er noch höher punkten.
Muss unbedingt weiter reifen.
93 W-S Punkte.Flight 3
Daniel Barraud, Pouilly-Fuissé en Buland 2014Nase: Am Anfang leichte Oxidationsnoten welche übergehen, Petrol, blumig, leichte helle Mineralik, Creme Caramel. Schöne komplexe ziemlich reife Nase.
Gaumen: Mineralisch und ein bisschen rauchig, würzig und komplex, ziemlich gute Länge und milde Säure.
91 W-S Punkte.Ziereisen Chardonnay Hard 2014Nase: Leicht hefig, Apfel, Tee, Rauch, komplex-würzig, diskrete Orangen/Zitronenzesten.
Gaumen: Ziemlich viel Kraft und Länge, auch ordentlich Säure dabei, weniger komplex aber mehr gerbstoffig als der Vorgänger.
90 W-S Punkte.Hier konnte ich gar nicht sagen welcher der Franzose oder der Deutsche war. Sehr gut abgestimmter Flight, Karsten!
Flight 4
Knewitz, Chardonnay Reserve 2016Nase: Ein freakiger Wein mit kräftigen Feuerstein und Zündholznoten, sehr reduktiv, Vanillie kann ich auch dabei finden (aber nicht falsch verstehen, dieser Wein ist straff nicht süßlich), salzig, leicht vegetabilische Kräuternoten.
Gaumen: Sehr kräftige mineralische Säure, ziemlich scharf, der Abgang hätte gerne komplexer sein können.
Diesen Wein habe ich durch die Nase sofort blind entdecken können. Es ist kein Wein für „Jedermann“, sondern für „Wine-freaks“. Man merkt dass der Winzer seinen eigenen Weg geht. Und erfolgreich ist es, der Wein ist öfters nach einigen Monaten nach der Freigabe am Weingut ausverkauft.
Weinführer Vinum Gewinner „Bester Weisser Burgunder 2016“.
91 W-S Punkte.Bachelet-Monnot, 1er Cru Marenges Fussière 2016Nase: Rauch, Clementin, leicht reduktiv, salzig-mineralisch, Lakritz, feine komplexe Gewürze.
Gaumen: Sehr lang, konzentriert, tief und sehr komplex, perfekt abgewogen.
Weltklasse!
Dieser Wein war ein Hochgenuss ohne Schwachpunkte!
94 W-S Punkte.Flight 5
Saalwächter, Chardonnay 2017Nase: Süßlich-würzig, leicht reduktiv, Zimt-Minze, salzig, Zitrus, sehr feine komplexe vielfaltige Gewürze.
Gaumen: Perfekter Holzeinsatz, langer komplexer und eleganter Abgang mit sehr feinen Kräuternoten. Perfekt ausgewogen.
Hier war ich im Frankreich – falsch! – der Wein hat nur 40 km von Frankfurt entfernt in Rheinhessen gewachsen.
Auf Grund persönlichen Präferenzen ziehe ich einen Punkt für die süßlichen Gewürze ab. Der Wein ist dennoch eine Meisterleistung.
93 W-S Punkte.Joblot, 1er Cru Givry en Veau 2017Nase: Kräftige Nase mit Orangenzesten und Fenchel, leicht Vanille und Apfel. Deutlich mit Holz
Gaumen: Viel Holz, hat eine gute Konzentration und Länge. Gerbstoffig.
Hier habe ich auf Wageck Geisberg 2017 getippt. Die Orangenzesten und Fenchelnoten haben mir dazu getäuscht. Wieder falsch!
91 W-S Punkte.
Flight 6
Wageck-Pfaffmann, Chardonnay Geisberg 2017Nase: Feuchtiger Keller, Nasse Steine, würzig, mineralisch, komplex! Keine Frucht.
Gaumen: Der Wein ist am Gaumen Intensiv, würzig, mineralisch und hat einen langen Abgang.
Ja, so kann es sein! Da war er, der Geisberg 2017. So unterschiedlich vom 2016, mehr mineralisch, steinig und deutlich weniger fruchtig, die Säure ist auch nicht so zupackend. Ein sehr interessanter und guter Wein – Abwechslung und das unerwartete machen Spaß.
Habe doch korrekt auf Deutschland getippt.
92 W-S Punkte.
Christian Moreau, Chablis Grand Cru Les Clos 2016Nase: Maracuja, Clementine, leicht würzig, Rhabarber, exotisch, sehr fruchtig.
Gaumen: Wieder viel Frucht, gute Säurestruktur, kein Holz, ein bisschen eindimensional.
Dieser Wein ist überwiegend im Stahltank vergoren und hier fehlt mir die Barriquestruktur. Am Gaumen kann der Wein leider nicht aufhalten was von der Nase angekündigt wird.
Diesen Wein habe ich auch als Französisch korrekt eingeordnet.
88 W-S Punkte.
Flight 7
Bernhard Huber, Chardonnay GG Schlossberg 2013Nase: Wow! Reduktion? Nein, wilder Rauch! Wie Räucher-Speck vom tiefsten Schwarzwald. Im Vordergrund stehen noch dazu sehr salzig-mineralische Noten, und kräftige Kräuter. Die Zitrische Noten sind da, aber nur im Hintergrund. Extrem komplex und groß.
Was für ein Nasenriese!
Gaumen: Sehr tief, komplex, würzig und konzentriert, viel Gerbstoff und lang, lang.
Kann (und soll!) weiter gelagert werden.
War das jetzt der Huber? Ich habe bis jetzt keinen Huber in der Probe identifizieren können, aber war verunsichert. Ich habe den Schlossberg 2013 nur einmal kurz in November probiert und ich konnte den nicht so rauchig erinnern.
Huber Chardonnays bis 2013 sind auch stilistisch unterschiedlich als die Julian Huber Chardonnays ab 2014, welche deutlich schlanker und säuriger sind.
Der „arme Wein“ der hinterher diesen Riese kommen musste….. Das ist wie ein Weltergewichter der in den Ring gegen Mike Tyson treten muss!
96 W-S Punkte.
Henri Boillot, Puligny-Montrachet 1er Cru Mouchère 2013Nase: Feine Reduktionsnoten, ein bisschen Rauch, auch süßliche Noten, Apfel, feine vegetabilische Töne.
Gaumen: Sehr mineralisch und intensiv, vielleicht ein bisschen verschlossen noch, langer Abgang und sehr gut ausgewogen.
Ich denke dieser Wein soll man weiter reifen lassen. War der „Prestige-Wein“ dieser Probe.
Meine Beschreibung von dem Wein ist leider nicht so umfangsreich, ich war nach dem Vorgänger ein bisschen „betäubt“.
93 W-S Punkte.Ich habe nach dieser Probe erfahren dass Weingut Bernhard Huber keine burgundische Chardonnays macht. Huber macht einfach Huber und dass ist einzigartig. Absolute Weltklasse!
Und, welches Land hat gewonnen?
639 Punkte vs. 635 Punkte - kleines Vorteil Deutschland!
Generell kann man auch sagen dass die Burgunder (trotzt manchmal klare Stil-Differenzen unter einander) doch im Verhältnis zu den Deutschen mehr miteinander übereinstimmen. Die sind öfters elegantere und "aristokratischere" Weine - seit Jahrhunderten entwickelt und verfeinert. Deutscher Chardonnay ist jung, und die Stil-Arten stecken in alle möglichen Richtungen aus. Die Winzer suchen noch ihre Wege.
Über etwas können wir doch sicher sein - die Deutschen werden jedes Jahr besser und besser….
Pass auf Frankreich!
Zum Schluss muss ich auch die beiden sehr feinen Pinot Noirs nennen, welche Thomas Pfaffmann mitgebracht hatte. Pinot Noir Geisberg 2015 und 2016, welche zu der PN Spitze Deutschlands gehören. Den 15er habe ich früher probiert, und ich habe nicht erwartet dass der 16er da richtig mithalten könnte. Aber, der 16er war (zwar nicht ganz so kräftig) aber äußerst elegant, komplex, feinwürzig und kalk-mineralisch. Es war wie rote Kirschen mariniert in „Kalk-Dressing“.
Das waren alles zusammen Weinmomente welche ich ewig erinnern werde.
Viele Grüße
Rolf