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- Registriert: Mo 6. Dez 2010, 14:19
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Hallo zusammen,
das Jahr geht zu Ende und wie immer lud Christian am letzten Samstag zu seiner kultigen "Jahrhundertprobe" ein, bei der sich die "üblichen Verdächtigen" im Restaurant Würtzburg im Hotel Strauss einfanden, um gereifte Weine- immer einer mit 100 Jahren auf dem Buckel - im Rahmen eines 3-Gänge-Menues zu genießen.
Zunächst gab es als Aperitif den
1996er "Riserva del Fondatore" Trento Brut von Ferrari, der sich in bester Reife präsentierte und in dieser Form auch mit Top-Champagnern konkurrieren kann.
Zur sehr leckeren Trilogie vom Lachs gab es einen Blanc de Noir mit eigenem Künstleretikett, den
Vintage XP Salmon Guy (ausgebaut vom Weingut Laufer), der mit seinem teilweisen Holzeinsatz sehr gut mit dem Lachs harmonierte.
Dann ging es weiter mit einem deutschen Riesling-Klassiker:
2012er Kallstadter Saumagen Riesling Auslese trocken (Koehler-Rupprecht)]
sehr saubere Nase mit Botrytis-Touch, sehr schmelzig und dicht, Zitrus, etwas Ananas und blütige Noten, aber auch mit ordentlicher Säure für ein längeres Leben, sehr eigenständiger Riesling mit einiger Länge.
Dann war Bourgogne an der Reihe:
1985er Corton Charlemagne Grand Cru (Bonneau du Martray)
reife, aber nicht alte Nase, etwas Karamell, reifer Apfel, auf der Zunge sehr mineralisch mit etwas Gerbstoff-Grip, rassige Säure, nur im Abgang verrät dieser stoffige Wein mit einem leichten Sherry-Touch sein Alter. Dennoch ein sehr schöner Corton, der allerdings mit dem göttlichen 1986er Montrachet von Laguiche, den wir vor 2 Jahren hatten, nicht mithalten kann.
Dann kam sicher eines der Highlights, nicht nur für mich:
2001er Cornas "Vieilles Fontaines" (Alain Voge)
superfeine, fast burgundische Nase, sehr komplex, etwas Himbeere, Cassis, Preiselbeere, vermischt mit etwas Räucherspeck, Kardamon, rohes Fleisch, floral, immer wieder andere Nuancen im Vordergrund, auch auf der Zunge geht die Post ab, ganz feine Säure, die den Wein wie einen Laserstrahl durchzieht und ihn gefährlich trinkig macht, zu den Fruchteindrücken gesellt sich noch Leder und Tabak, das Holz ist nur unterstützend ganz im Hintergrund, sehr saftig, absolut kein Blockbuster, hohe aromatische Länge im Abgang, fast eine hypothetische Mischung aus elegantem Bordeaux und feinem Bourgogne. Alain Voge hat zu Recht einen Ruf wie Donnerhall und sei allen empfohlen, die bei einem Syrah auch die Eleganz und Feinheit suchen.
Dann gab es den zweiten Gang:
Filet Mignon en Sauce de Chalotte mit Kartoffelsouffle top zubereitet, da gibt es überhaupt nichts zu meckern und ist in der Sterneküche auch nicht besser. Als Tischwein gab es den 2013 Redoma Tinto von Niepoort, der schon seine Klasse andeutet, aber eigentlich noch ein paar Jahre zu jung ist. Trotzdem jetzt schon ein schöner Speisenbegleiter.
Danach eine "Risikoflasche", die sich aber als durchaus respektabel zeigte:
1933er "Coronas" von Miguel Torres
80% Tempranillo und 20% Monastrell ergeben einen immer noch mit Genuss trinkbaren Rotwein, den man seine 85 Jahre nicht anmerkt und auch für "Nichtaltweintrinker" noch gut trinkbar war.
Danch wieder etwas richtig Gutes:
1966er Imperial Gran Reserva von C.V.N.E.
ganz klassischer Rioja, voller Leben und Frucht, sogar noch durchaus Tannin vorhanden, ebenso dunkle Frucht, sehr saftig, ein fast zeitloser Rotwein, der in einer solchen Flaschenverfassung durchaus noch einige Jahre an Reife vertragen kann.
Dann kam der Nachtisch- und das durchaus auf "Sterne-Niveau":
Schokokuchen mit flüssigem Schokoladenkern, Kirschen, Kirscheneis und Spekulatiuscrumble
dazu den 1990er Maury von Mas Amiel, was sich als sehr gelungene Verbindung herausstellte.
einen Ausfall gab es leider:
1955er Chateau Rauzan-Gassies-leider schon sehr tertiär, Liebstöckel, macht keinen rechten Spaß mehr.
dann war Barolo-Time:
1947er Marchesi di Barolo
Hauch Oxidation mit etwas Liebstöckel, auf der Zunge dann etwas besser, klassischer, etwas rustikaler Barolo mit kantigem Gerbstoff und noch etwas Kirschfrucht, trinkt sich aber noch ganz ordentlich.
1978er Barolo "Bricco Bussia Vigna Cicala" (Aldo Conterno)
das macht wieder mehr Spaß, klassischer Barolo in bester Verfassung, welkes Laub, Brombeere, Herzkirsche, kantiges, aber feinkörniges Tannin, kein Feingeist, aber ein Wein mit Charakter.. Barolo eben. Das sind Weine, die eben nicht jedem gefallen. Ich mag das durchaus..
dann ein gereifter weisser Bordeaux mit Restsüsse:
Chateau Langoiran Cadillac
ein fast reiner Semillon, der noch durchaus lebendig ist, dezente, fast abgeschmolzene Süsse, Malzbonbon, saubere Botrytis, kein großer, aber ein noch erstaunlich vitaler Wein aus einem No-Name-Chateau.
Den ältesten Wein, der schon allein das Eintrittsgeld wert gewesen wäre, werde ich noch eigenständig würdigen, denn so etwas trinkt man nicht alle Tage...
Fortsetzung folgt!
LG
Bodo
das Jahr geht zu Ende und wie immer lud Christian am letzten Samstag zu seiner kultigen "Jahrhundertprobe" ein, bei der sich die "üblichen Verdächtigen" im Restaurant Würtzburg im Hotel Strauss einfanden, um gereifte Weine- immer einer mit 100 Jahren auf dem Buckel - im Rahmen eines 3-Gänge-Menues zu genießen.
Zunächst gab es als Aperitif den
1996er "Riserva del Fondatore" Trento Brut von Ferrari, der sich in bester Reife präsentierte und in dieser Form auch mit Top-Champagnern konkurrieren kann.
Zur sehr leckeren Trilogie vom Lachs gab es einen Blanc de Noir mit eigenem Künstleretikett, den
Vintage XP Salmon Guy (ausgebaut vom Weingut Laufer), der mit seinem teilweisen Holzeinsatz sehr gut mit dem Lachs harmonierte.
Dann ging es weiter mit einem deutschen Riesling-Klassiker:
2012er Kallstadter Saumagen Riesling Auslese trocken (Koehler-Rupprecht)]
sehr saubere Nase mit Botrytis-Touch, sehr schmelzig und dicht, Zitrus, etwas Ananas und blütige Noten, aber auch mit ordentlicher Säure für ein längeres Leben, sehr eigenständiger Riesling mit einiger Länge.
Dann war Bourgogne an der Reihe:
1985er Corton Charlemagne Grand Cru (Bonneau du Martray)
reife, aber nicht alte Nase, etwas Karamell, reifer Apfel, auf der Zunge sehr mineralisch mit etwas Gerbstoff-Grip, rassige Säure, nur im Abgang verrät dieser stoffige Wein mit einem leichten Sherry-Touch sein Alter. Dennoch ein sehr schöner Corton, der allerdings mit dem göttlichen 1986er Montrachet von Laguiche, den wir vor 2 Jahren hatten, nicht mithalten kann.
Dann kam sicher eines der Highlights, nicht nur für mich:
2001er Cornas "Vieilles Fontaines" (Alain Voge)
superfeine, fast burgundische Nase, sehr komplex, etwas Himbeere, Cassis, Preiselbeere, vermischt mit etwas Räucherspeck, Kardamon, rohes Fleisch, floral, immer wieder andere Nuancen im Vordergrund, auch auf der Zunge geht die Post ab, ganz feine Säure, die den Wein wie einen Laserstrahl durchzieht und ihn gefährlich trinkig macht, zu den Fruchteindrücken gesellt sich noch Leder und Tabak, das Holz ist nur unterstützend ganz im Hintergrund, sehr saftig, absolut kein Blockbuster, hohe aromatische Länge im Abgang, fast eine hypothetische Mischung aus elegantem Bordeaux und feinem Bourgogne. Alain Voge hat zu Recht einen Ruf wie Donnerhall und sei allen empfohlen, die bei einem Syrah auch die Eleganz und Feinheit suchen.
Dann gab es den zweiten Gang:
Filet Mignon en Sauce de Chalotte mit Kartoffelsouffle top zubereitet, da gibt es überhaupt nichts zu meckern und ist in der Sterneküche auch nicht besser. Als Tischwein gab es den 2013 Redoma Tinto von Niepoort, der schon seine Klasse andeutet, aber eigentlich noch ein paar Jahre zu jung ist. Trotzdem jetzt schon ein schöner Speisenbegleiter.
Danach eine "Risikoflasche", die sich aber als durchaus respektabel zeigte:
1933er "Coronas" von Miguel Torres
80% Tempranillo und 20% Monastrell ergeben einen immer noch mit Genuss trinkbaren Rotwein, den man seine 85 Jahre nicht anmerkt und auch für "Nichtaltweintrinker" noch gut trinkbar war.
Danch wieder etwas richtig Gutes:
1966er Imperial Gran Reserva von C.V.N.E.
ganz klassischer Rioja, voller Leben und Frucht, sogar noch durchaus Tannin vorhanden, ebenso dunkle Frucht, sehr saftig, ein fast zeitloser Rotwein, der in einer solchen Flaschenverfassung durchaus noch einige Jahre an Reife vertragen kann.
Dann kam der Nachtisch- und das durchaus auf "Sterne-Niveau":
Schokokuchen mit flüssigem Schokoladenkern, Kirschen, Kirscheneis und Spekulatiuscrumble
dazu den 1990er Maury von Mas Amiel, was sich als sehr gelungene Verbindung herausstellte.
einen Ausfall gab es leider:
1955er Chateau Rauzan-Gassies-leider schon sehr tertiär, Liebstöckel, macht keinen rechten Spaß mehr.
dann war Barolo-Time:
1947er Marchesi di Barolo
Hauch Oxidation mit etwas Liebstöckel, auf der Zunge dann etwas besser, klassischer, etwas rustikaler Barolo mit kantigem Gerbstoff und noch etwas Kirschfrucht, trinkt sich aber noch ganz ordentlich.
1978er Barolo "Bricco Bussia Vigna Cicala" (Aldo Conterno)
das macht wieder mehr Spaß, klassischer Barolo in bester Verfassung, welkes Laub, Brombeere, Herzkirsche, kantiges, aber feinkörniges Tannin, kein Feingeist, aber ein Wein mit Charakter.. Barolo eben. Das sind Weine, die eben nicht jedem gefallen. Ich mag das durchaus..
dann ein gereifter weisser Bordeaux mit Restsüsse:
Chateau Langoiran Cadillac
ein fast reiner Semillon, der noch durchaus lebendig ist, dezente, fast abgeschmolzene Süsse, Malzbonbon, saubere Botrytis, kein großer, aber ein noch erstaunlich vitaler Wein aus einem No-Name-Chateau.
Den ältesten Wein, der schon allein das Eintrittsgeld wert gewesen wäre, werde ich noch eigenständig würdigen, denn so etwas trinkt man nicht alle Tage...
Fortsetzung folgt!
LG
Bodo