Di 14. Jan 2020, 18:01
Moinsen,
Die erste Probe des Weinjahres ist bei uns traditionell eine Best Bottle Probe. Auch diese hier hatte es wieder mal in sich. Tolle Weine zum Auftakt eines hoffentlich tollen Weinjahres:
Getrunken wurde doppelt blind, sprich jeder kannte vom Lineup nur seinen eigenen Wein, wusste aber selbst nicht in welchem Flight er dran kommt (auch wenn einige durch z.B. die Flaschenform schon einen Hinweis hatten). Aufgedeckt wurde nach jedem Flight
Vorgabe war einfach eine Granaten Flasche aus seinem Keller, ohne thematische Einschränkung.
Hier meine Notizen:
Apero:
Riesling Hochstatt 2018, Lukas Hammelmann (3m2n)Leichte Petrol Nase, floral. Am Gaumen würzig, gelbe Frucht, auch hier floral, knackige Säure. Hat noch ordentlich Potential, präsentierte sich aber schon sehr schön. Wundervoller Start.
Einzelflight,
Champagner Lermandier-Bernier, Les Chemins D'Avize, zero Dosage, 2012Nase (N): Sehr spannende Nase, Apfelmuffin, Hefe, mit Wärme etwas Petrol
Gaumen (G): Sehr ausgewogen, wirkt nicht knochentrocken, viel saftiger Extrakt, Johannisbeere, prickelnde Perlage, wenig Säure, voller Körper, sehr schön.
Flight 2Huber, Spätburgunder Wildenstein Reserve, 2008N: Kirsche, feine Würze, sehr elegant und aristokratisch, etwas Marzipan
G: Spektakulär, brilliante Säure, Erdbeere und Kirsche, schöne Würze auch hier, ganz feine, seidige Tannine. Elegance pur auch im Mund. Dreht mit Luft auf, Amarena Kirsche. Ich steh da total drauf!
Fontodi, Flaccianello 2007 (100% Sangiovese)
N: wuchtig, Blaubeere, phenolisch, sirupartig, etwas kompottig
G: krasse Tannine als ersten Eindruck, auch hier Blaubeere dazu Kirsche, sehr geschliffene Frucht, feine Säure, super interessant, voller Körper, Pfeffer, lang
KP Keller, Spätburgunder Frauenberg, 2009N: Erdbeere, Pinot, etwas Waldboden, leicht Blut, mit Luft Pflaume, typisch deutscher Pinot
G: etwas würziger als der Huber, die Säure nicht so gut integriert, mittlerer Körper, ganz leicht bitter. Die Frucht sehr präsent.
Ein super Start in den Abend. Hier hat der Huber für mich deutlich die Nase vorn. Der Sangiovese schlägt hier naturgemäß etwas aus der Art. Der Keller braucht noch etwas mehr Reife um seine Stärken voll auszuspielen. Auch der Huber kann noch liegen
Flight 3 Lynch Bages, 1982N. Kuhstall, Torfrauch, Jod, Schwarze Johannisbeere, Fleisch (Blut), etwas Nelke
G: Wunderschön, auch hier Johannisbeere, mittlerer Körper, wird mit Luft voller, würziger, ganz seidige Tannine, feine Säure, sehr homogen, wird mit Luft immer schöner. Spitzen Wein!
Pagos Viejos, Rioja, 1997N: leichter Muff, dahinter Kaffee, nasse Pappe, Pflaumenröster
G: Tertiär, malzige Süße, Zigarrenkiste, die Frucht schon sehr auf dem Rückzug, aber schon in den Endzügen seines Lebens, recht kurz. Die Flasche scheint leider einen leichten Fehler zu haben
Rauzan Segla, 2000N: Das ist geil, Schiefer, dunkle Beeren (Brombeere, Blaubeere), Espresso,
G: Sehr schön, etwas verhaltener als der Gaumen vermuten lässt, dunkle Kirsche, schön integrierte Säure, hat ein kleines Loch in der Mitte. Die Tannine vermuten einen jungen Wein.
Was für ein genialer BDX Flight, mit - für mich - ziemlich klarem Sieger, Lynch Bages! Der Rioja konnte hier leider nicht mithalten. Wobei ich zu seiner Ehrenrettung sagen muss, Pagos Viejos hatten wir (z.B. aus 1995) schon in Weltkasse! Diese Flasche hatte leider einen kleinen Batscher.
Flight 4Dominus, Napa, 1999N: Likör, Syrah? Neue Welt? Kaffee, Jod, Bleistift, Brombeere, Beruhigt sich aber mit der Zeit, war am Anfang freakiger. Krasse Nase, aber ich mag das
G: Dunkel und voll im Mund, auch hier likörig, leicht brandig, Säure könnte prägnanter sein, voll im Volumen, sehr lang, Wasn Brett!
Chateau Clinet (Pomerol) 1999N: Wildkräuter, Sauerkirsch, fast schon burgundisch, Paprika (Cabernet?)
G: Recht harmonisch, BDX cuvée, Muskat, Nelke, seidige Tannine, Säure ist gut eingebunden
Pontet Canet 1996N: Ähnlich wie der Dominus, fett, likörig, Rumtopf, Kuhstall, Fleischbrühe, auch Cabernet Paprika
G: Wirkt jugendlich, griffige Tannine, dunkle Frucht, weisser Pfeffer, Curry, Amarenakirsche
Der etwas freakige Flight. Hier hat der Dominus für mich die Nase vorn. Die beiden BDX können hier aber durchaus gut mithalten und performen ebenfalls auf hohem Niveau
Flight 5Mouton Rothschild 1979N: Bisher mein Nasentier des Abends, BDX, Kräuter, Pumpernickel, Blaubeere, etwas Kaffee, Rost
G: Fleischig, schöne aber spitze Säure, gute Länge, die Frucht eher verhalten, auch hier Rost, die Tannine etwas grobschlächtig. Leider kann der Gaumen nicht mit der Nase mithalten. Wahrscheinlich nicht mehr auf ganz auf der Höhe.
Haut Brion, 1991N: Seltsame Nase, Sojasauce, angebrannter Honig, Marzipan, wenig Frucht.
G: Voller Körper, junge Tannine, Dörrpflaume, etwas erdig, kurz. Er deutet Größe an, aber die Flasche ist schon sehr weit (oder nicht optimal)
Was wohl nominell der Highlight Flight werden sollte, konnte leider die PS nicht ganz auf die Straße bringen. Beide Weine deuten großes an, aber leider liefern sie nicht perfekt ab. Der Mouton wirkt etwas gezehrt und der Haut Brion könnte auch einen leichten Fehler gehabt haben. Nichts desto trotz ein schöner Abschluss des Abends.
Süsswein:
Doisy Daene, 2009N: Petrol in der Nase, leicht spritig, eingekochte gelbe Frucht
G: Aprikose, sehr süß, Säure fehlt, begleitet das Dessert ordentlich
Meine WOTN (wines of the night) waren Lynch Bages, sowie Huber und Dominus
Vielen Dank an alle für diesen wundervollen Abend
Gruss
Marko
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