Mo 14. Jan 2019, 11:31
Hallo zusammen,
Anbei meine Notizen.
Getrunken wurde wieder blind, aufgedeckt nach jedem Flight.
Dadurch dass sich dieses Mal ein nicht anwesender Weinfreund bereit erklärt hatte im Vorfeld die Flights zusammenzustellen, hatten wir dieses Mal perfekte Paarungen.
1) Zum Apero:
von Winning Ungeheuer, 2012Saftig, angenehme Säure, schöne Reislingnase, fast rotbeerig, sehr komplex, lang und harmonisch, schöne Mineralik. Jetzt super zu trinken
2) Einzelflight:
Gruaud Larose, 2016Riecht nach Vanille, jung. Marzipan, Mandelöl. Die Nase wird immer schöner, fast Syrahesk, die Vanille zieht sich zurück. Ein Nasentier.
Schöne Säure im Mund, zunächst viel Alkohol, seidige Tannine, eher dunkelbeerig, schöne Länge, mittlerer bis voller Körper, wird mit Luft schön harmonisch. Schöne Kühle, etwas Minze, Erdbeere. Toller Start. Blind wär ich da zunächst nicht auf BDX gekommen.
Zur Vorspeise: Champagner
Pommery Cuvee Louise, 2004Geile Nase, wuchtige Beeren Nase, Weizensauerteig,
Feine Perlage, schön beerig-fruchtig auch im Mund, voller Körper, Pinotlasig. Leichte Reifenoten. Ich hab zu wenig Erfahrung mit gereiften Champagnern. Der ist aber nicht so furz trocken und hat eine schöne Saftigkeit. Gefällt mir außerordentlich gut, dafür dass ich sonst kein großer Schampus Fan bin
3)
Gaja, Bolgeheri, Ca‘Marcanda, 2007Cassis in der Nase und noch mal Cassis, dazu blumige Noten, wahnsinns Nase zum reinlegen, Minze, Gewürze, ungestüm und wild, sich später beruhigend.
Wuchtig und würzig am Gaumen, Schöne Tanninstruktur, Säure eher zurückhaltend, Laaaang, harmonisch und doch komplex. Später Kaffee und Süßholz. Wird mit Luft immer besser. Ich könnte ein großer Fan dieses Weins werden
vs.
3)
Pontet Canet, 2004Kirsche, dunkel und tiefe Nase. Später doch eher Blaubeere, etwas ruhiger in der Nase. Buttriger Gaumen, dunkelbeerig, voller Körper, schöne Säure, integrierte Tannine, den hätte ich älter geschätzt. Auch würzig am Gaumen, wie sein Flightpartner auch sehr lang, Hammer Flight.
4)
Duhart Milon, 1996Wahnsinns Nase. Das ist bisher ein Nasenabend. Animalisch, Cabernet geprägt, Herzkirsche, Leder und Zedernholz. am Gaunern sehr komplex, Graphit, Feingliedriger Körper. Pauillac? Großer Wein! Samtige Tannine, perfekte Säure, Sehr harmonisch. Im optimalen Trinkfenster. Auch das wird immer besser.
vs.
4 )
Isole e Olena, Cepparello Toscana IGT, 1997Am Anfang Liebstöckel, Karamell und ein ganzer Strauß voll Kräuter. Die Nase beruhigt sich später deutlich. Heftige Tannine (zuerst war ich im Piemont), mittlerer Körper, viel frischer im Mund als in der Nase, Blaubeere, Pumpernickel, Majoran. Wird langsam ruhiger und das liebstöckelige wird deutlich weniger. Einem Mittrinker ist das aber too much Gemüsesuppe und vermutet einen Flaschenfehler. Ich bin mir da nicht sicher, dafür kenn ich den Wein zu wenig, aber mit der Zeit beruhigt sich das alles und fügt sich besser ineinander.
5)
Sine Qua Non, Veiled Pinot Noir, 1998Die Farbe ist interessant, durchsichtiges hellrot bis schmutziges braun. Zunächst eine eher limonadige Nase, dann gesellen sich Kräuter dazu, wenig Frucht, eher erdige Noten. Auf Pinot wäre ich hier never ever gekommen. Mit mehr Luft rauchig, speckig, Hustensaft.
Auch rauchig am Gaumen, spitze Säure, Zwetschgenröster, schon etwas fortgeschrittener. Hat was Süßes am Gaumen das nicht zur Nase passt. Später Waldmeister, Ganz jung ist das sicher nicht mehr. Ich verorte das blind in die südliche Rhone, evtl. ein in Würde gereifter C9, aber auch vom Geschmacksbild wäre ich hier nicht auf Pinot gekommen. Mein erster SQN, und aufgrund der mittlerweile dafür aufgerufenen Preise werden hier wahrscheinlich auch nicht allzu viele dazu kommen. Dennoch eine sehr schöne Erfahrung!
vs.
5)
Heitz Cellars, Cabernet, 2005Geruch: Laktisch, Weihnachtsgewürze, Syrah, wuchtig, likörig (Eckes Edelkirsch), Ich glaub das wird heftig im Mund. Wird es dann auch. Jochen fand ihn eher mittelgewichtig. Ich nicht
. Wuchtiger Gaumen, voluminöser Körper, strotzt nur so vor Kraft, Amarenakirsche, Marzipan, Rosinen. Ich hätte ihn noch jünger als 05 geschätzt. Ebenfalls ein wundervoller Wein. Passt gut in den etwas freakigen Flight
6)
Mouton Rothschild, 1990Würzig, Rosmarin, leicht rauchig, Fleisch. Ultra komplex, geile Nase, nahe an der Perfektion! Unschwer im BDX zu verorten.
Am Gaumen auch typisch Pauillac. Grafit, Voluminöse Frucht, Espresso, wahnsinnig komplex und tief. Am Gaumen aber nicht ganz so harmonisch wie der Ridge, aber das ist ein Hammer Flight.
vs.
6)
Ridge, Monte Bello, 2000Nase: Cabernet, Blaubeere, Dunkles Brot, Salmiak. Hier gefällt mir die Mouton Nase besser, aber das ist jammern auf ganz hohem Niveau.
Mund: Explosiv, komplex, auch tief, noch wuchtiger als der Mouton. Dunkle Beeren, dunkle Schoki, großer Wein. Schöne Extraktsüsse, geile Säure, harmonisch, tänzelnd. Tabak, Wunderschön komplex und doch spielerisch.
Gegen einen Mouton anzutreten ist immer schwierig. Aber blind nehmen sich die beiden nicht viel. Mir gefällt der Mouton besser in der Nase, dafür der Ridge besser am Gaumen. Was für ein Finale!
Zum Dessert gabs noch einen
Carmes de Rieussec 2010, der sich ebenfalls sehr schön präsentierte. Macht gereift sicher noch mehr Spaß. In der Nase Pfirsich und reife Birne. Im Mund Honig, Botrytis, Mango und ebenfalls Pfirsich. Angenehm puffernde Säure, sehr harmonisch aber auch noch sehr süß.
Und weil wir dann den Hals nicht vollkriegen konnten, musste noch ein Riesling dran glauben.
Weingut Winter, Leckerberg trocken, 2008. Hier schwinden aber meine Erinnerungen
Unterschlagen möchte ich auch nicht unseren Tischwein: Eine Magnum
Chateau de Cayx, Cahors, 1998 (100% Malbec).
Ich hab bisher nur Erfahrungen mit Argentinischen Malbecs gemacht. Dieser präsentiert sich durchaus frisch für sein Alter, mit einer schönen Würzigkeit und roten Früchten. Kein Ausbund an Komplexität, aber er begleitet den Fleischgang zuverlässig. Hat aber auch aus der Magnum das Ende seines Trinkfensters erreicht.
Vielen herzlichen Dank an alle großzügigen Spender für diesen wundervollen Abend.
Lobend erwähnt werden sollte unbedingt noch das Restaurant Trares für das hervorragende Menü und den exquisiten Service. Gerne bald wieder
Gruss
Marko