Schöner kann der Start in das Weinjahr 2016 kaum sein.
Die Bordeaux Weinrunde Frankfurt traf sich am 09.01.16 im Hessischen Hof zur "bring your own bottle" Probe, ohne thematische Eingrenzung. Degustiert wurde blind.
Krankheitsbedingt dezimiert auf 4 Personen: Uli (duhart09), Jochen (Jochen R.), Reinhard (Cocodrillo) und ich. Schade dass Simon nicht dabei sein konnte, ich hoffe Dir geht es etwas besser
Es kamen sehr interessante Weine auf den Tisch. 1 Champagner, 3 Weiße und 3 Rote.
So lange sie noch frisch sind, alle Eindrücke aus dem Kopf ohne Notizen:
Gestartet wurde mit einem sehr schönen gereiften Champagner
Cuvee Chambecy von Lagache-Lecourt 1996 (Danke an Jochen)
Sah im Licht des Restaurants leicht rosé aus. Deutliche Altersnoten, sehr interessante Nase mit Hefe, Nusszopf, schön gereift. Feine, aber dennoch präsente, Perlage. Sehr rassige Säure (mir anfangs etwas too much). Mittellanger Abgang. Schöner gereifter Champus.
Zur Vorspeise gab es im 2er Flight die beiden trockenen Weißweine, von Uli mitgebracht. Getippt wurde relativ schnell auf Riesling, was sich dann auch als richtig heraus stellte. So unterschiedlich wie sie waren, so sehr könnten beide überzeugen.
Es handelte sich um
Kallstadter Saumagen Riesling Spätlese trocken ''R'' 2009 von Koehler-Ruprecht
und
Peter Jakob Kuhn Riesling trocken Landgeflecht 2013
Koehler-Ruprecht , Kallstadter Saumagen Riesling Spätlese trocken ''R'' 2009
Die Nase zunächst verhalten, kam mit Luft die typische Riesling Nase zum Vorschein. Türkischer Honig, gebrannte Mandeln, Vanille. Später Tropenfrüchte und auch leichte Altersnoten. Am Gaumen fett, voluminös, ölig. Voller Körper, langer Abgang. Hinten raus etwas "anstrengend". Kein easy drinking Wein. Ich fand Ihn schon relativ weit fortgeschritten im Reife-Prozess, hatte Ihn deutlich älter geschätzt. Aber ich bin auch kein ausgewiesener Riesling Experte.
Parallel dazu:
Peter Jakob Kuhn , Riesling Trocken Landgeflecht 2013
In der Nase zunächst die volle Dröhnung exotischer Fruchtcoctail. Ananas, Papaya. Mango, Kiwi. Auch hier gebrannte Mandeln. Hammer Nase. Im Mund leichter, spielerischer, mit angenehmer Säure und schöner Länge. Man merkt Ihm im Vergleich deutlich an dass er jünger ist. Ebenfalls ein wunderschöner Riesling mit noch ordentlich Potential zum reifen.
Wenn man einen Favoriten wählen müsste, ich täte mich sehr schwer. Beide Weine sind auf ihre Art sehr Interessant. Zur Perlhuhnbrust passten beide perfekt. Für mich hat der Peter Jakob Kuhn knapp die Nase vorn, was aber hauptsächlich an dieser betörenden Nase lag, und der Wein sich etwas einfacher trinken ließ. Der Saumagen war der etwas komplexere Wein.
Zum Roastbeef gab es einen 3er Flight Rotweine
Da merkte ich mal wieder wie schwierig es ist blind zu verkosten. Einen kannte ich ja, da ich Ihn mitgebracht hatte, d.h. für mich ging es darum die anderen beiden zu „erschmecken“. Alle drei waren sich im Grunde recht ähnlich, kamen aber aus unterschiedlichen Ländern. Beim Bordeaux wollte mich nicht so richtig festlegen, wäre aber eher in Italien bei einem Supertuscan gelandet. Den Rioja hätt ich nie erraten. Da war ich in der neuen Welt. Der Bordeaux wurde von Uli blind erkannt sogar auf St. Estephe konnte er sich festlegen, Respekt hierfür.
1) Ein Bordeaux: Chateau Montrose 2012, 2eme Cru. Danke an Jochen
2) Ein Rioja: Pagos Viejos Reserva 1995 von Artadi. Danke an Reinhard
3) Aus der Pfalz von Rings “das Kreuz” 2009 Reserve, den ich beisteuerte.
Die Farbe schien im schummrig-gelben Restaurant-Licht bei allen recht ähnlich. In der Nase waren sie doch recht unterschiedlich.
Chateau Montrose 2012
Der Montrose in der Nase zunächst recht verhalten. Dunkelbeerig, mit etwas Cassis. Öffnete sich im Laufe des Abends aber. Am Gaumen noch recht jung (was er ja zweifelsohne noch ist) aber schön offen auf der primärfruchtigen Seite. Sehr griffige Tannine gut ausbalanciert, aber deutlich filigraner und feiner gezeichnet als die anderen beiden. Schöner Abgang. Wird gereift bestimmt ein toller Wein.
Leider ging er im Vergleich zu den anderen beiden ein wenig unter, was Ihm etwas unrecht tut. Aber gerade der Rioja war dagegen sehr wuchtig. Für Bordeauxliebhaber wie Uli allerdings eine Wucht. Einig waren wir uns alle darüber dass der Jahrgang 2012 im Hause Montrose sehr gut gelungen war.
Artadi, Pagos Viejos Reserva 1995
Der Rioja in der Nase sofort da, mit einer deutlichen Kuhstall-Note, die sich erstaunlicherweise den ganzen Abend über hielt. Sehr animalisch und wuchtig, wild. Dahinter ein Korb dunkler Frucht etwas Rumtopf. Auch sehr martialisch im Gaumen. Leichte Süße, man merkt Ihm das Alter erstaunlicherweise kaum an. 21 Jahre und kaum Altersnoten. Wow. Volle Frucht, dunkel und schwer. Dichter Körper. Ich hätte Ihn eher in die neue Welt gesteckt. Ich mag diese Stilisik ja sehr und würde mir diesen Wein ohne zu zögern noch in den Keller legen, ohne große Eile beim Trinken zu bekommen. Sehr beeindruckend
Rings „Das Kreuz“ 2009 Reserve
Zeigte sich ebenfalls sehr offen und voluminös in der Nase. Hier wurde erst auf Merlot getippt, es handelte sich jedoch hierbei um eine Cuvee aus Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc, teilweise in halben Barrique ausgebaut. Das spiegelte sich auch in der deutlichen Vanille Note wieder. Dadurch wurde der Wein auch zuerst ins Bordeaux verortet. Auch am Gaumen sehr Bordeauxesk. Dunkle Früchte, deutlich Holz, Vanille, laktische Noten. Voller Körper kräftige trocknende Tannine. Gut ausbalancierte Säure. Langer Abgang. Ich kannte bisher das 11er und 12er Kreuz von Rings und war von beiden Weinen sehr beeindruckt. Dieser 09er Reserve toppt das alles noch etwas. Im Vergleich ist er noch etwas besser ausbalanciert, macht noch etwas mehr Druck und hat auch noch ein langes Leben vor sich. Ich bin sehr gespannt wie sich dieser Wein entwickelt.
Der 2009er Reserve wurde von Rings aufgelegt da es kein „Kreuz“ 2013 gab. Es gibt ihn nur in limitierten Stückzahlen und ist begrenzt auf 3 Flaschen pro Kunde.
Tja, welches Fazit kann man aus diesem Flight ziehen. Kein großes in meinen Augen, wenn man den direkten Vergleich betrachtet. Einen Baby-2eme Cru aus dem Bordelais, noch dazu aus einem vermeintlich kleinen Jahr, gegen einen 21 jährigen Rioja antreten zu lassen lässt wenig Rückschlüsse auf einen fairen Vergleich zu. Der Rings als dritter im Bunde hat als deutscher Rotwein sicher überrascht und bezeugt dass sich deutsche Rotwein-Winzer nicht vor den großen internationalen Namen verstecken müssen, wenn das Produkt hochwertig ist und gekonnt verarbeitet wurde. Der Jahrgang spielte dem Pfälzer hier sicher in die Karten, aber er kann durchaus qualitativ in der Liga mitspielen.
Alle 3 Weine waren auf Ihre Art sehr interessant und als absolut hochwertig zu bezeichnen.
Zum Dessert gab es dann noch einen Riesling:
Thörnicher Ritsch Riesling Auslese, Hermann Ludes, 1993
Ich glaube der Tipp kam mal von Ralf hier im Forum. Danke an der Stelle dafür.
Verspielte Nase mit etwas Ananas und Südseefrüchten. Sensorisch nicht mehr ganz so Süß, aber dennoch als Auslese zu erkennen. Deutliche Reifenoten, aber noch schön ausbalanciert. Sollte aber langsam ausgetrunken werden.
Alles in allem ein sehr gelungener Abend mit wunderschönen Weinen, netten Gesprächen und super Essen. Blind zu verkosten ist halt doch was extrem spannendes.
Jochen, schön Dich mal persönlich kennengelernt zu haben und Danke Uli für die Orga.
Gruss
Marko
Die Bordeaux Weinrunde Frankfurt traf sich am 09.01.16 im Hessischen Hof zur "bring your own bottle" Probe, ohne thematische Eingrenzung. Degustiert wurde blind.
Krankheitsbedingt dezimiert auf 4 Personen: Uli (duhart09), Jochen (Jochen R.), Reinhard (Cocodrillo) und ich. Schade dass Simon nicht dabei sein konnte, ich hoffe Dir geht es etwas besser
Es kamen sehr interessante Weine auf den Tisch. 1 Champagner, 3 Weiße und 3 Rote.
So lange sie noch frisch sind, alle Eindrücke aus dem Kopf ohne Notizen:
Gestartet wurde mit einem sehr schönen gereiften Champagner
Cuvee Chambecy von Lagache-Lecourt 1996 (Danke an Jochen)
Sah im Licht des Restaurants leicht rosé aus. Deutliche Altersnoten, sehr interessante Nase mit Hefe, Nusszopf, schön gereift. Feine, aber dennoch präsente, Perlage. Sehr rassige Säure (mir anfangs etwas too much). Mittellanger Abgang. Schöner gereifter Champus.
Zur Vorspeise gab es im 2er Flight die beiden trockenen Weißweine, von Uli mitgebracht. Getippt wurde relativ schnell auf Riesling, was sich dann auch als richtig heraus stellte. So unterschiedlich wie sie waren, so sehr könnten beide überzeugen.
Es handelte sich um
Kallstadter Saumagen Riesling Spätlese trocken ''R'' 2009 von Koehler-Ruprecht
und
Peter Jakob Kuhn Riesling trocken Landgeflecht 2013
Koehler-Ruprecht , Kallstadter Saumagen Riesling Spätlese trocken ''R'' 2009
Die Nase zunächst verhalten, kam mit Luft die typische Riesling Nase zum Vorschein. Türkischer Honig, gebrannte Mandeln, Vanille. Später Tropenfrüchte und auch leichte Altersnoten. Am Gaumen fett, voluminös, ölig. Voller Körper, langer Abgang. Hinten raus etwas "anstrengend". Kein easy drinking Wein. Ich fand Ihn schon relativ weit fortgeschritten im Reife-Prozess, hatte Ihn deutlich älter geschätzt. Aber ich bin auch kein ausgewiesener Riesling Experte.
Parallel dazu:
Peter Jakob Kuhn , Riesling Trocken Landgeflecht 2013
In der Nase zunächst die volle Dröhnung exotischer Fruchtcoctail. Ananas, Papaya. Mango, Kiwi. Auch hier gebrannte Mandeln. Hammer Nase. Im Mund leichter, spielerischer, mit angenehmer Säure und schöner Länge. Man merkt Ihm im Vergleich deutlich an dass er jünger ist. Ebenfalls ein wunderschöner Riesling mit noch ordentlich Potential zum reifen.
Wenn man einen Favoriten wählen müsste, ich täte mich sehr schwer. Beide Weine sind auf ihre Art sehr Interessant. Zur Perlhuhnbrust passten beide perfekt. Für mich hat der Peter Jakob Kuhn knapp die Nase vorn, was aber hauptsächlich an dieser betörenden Nase lag, und der Wein sich etwas einfacher trinken ließ. Der Saumagen war der etwas komplexere Wein.
Zum Roastbeef gab es einen 3er Flight Rotweine
Da merkte ich mal wieder wie schwierig es ist blind zu verkosten. Einen kannte ich ja, da ich Ihn mitgebracht hatte, d.h. für mich ging es darum die anderen beiden zu „erschmecken“. Alle drei waren sich im Grunde recht ähnlich, kamen aber aus unterschiedlichen Ländern. Beim Bordeaux wollte mich nicht so richtig festlegen, wäre aber eher in Italien bei einem Supertuscan gelandet. Den Rioja hätt ich nie erraten. Da war ich in der neuen Welt. Der Bordeaux wurde von Uli blind erkannt sogar auf St. Estephe konnte er sich festlegen, Respekt hierfür.
1) Ein Bordeaux: Chateau Montrose 2012, 2eme Cru. Danke an Jochen
2) Ein Rioja: Pagos Viejos Reserva 1995 von Artadi. Danke an Reinhard
3) Aus der Pfalz von Rings “das Kreuz” 2009 Reserve, den ich beisteuerte.
Die Farbe schien im schummrig-gelben Restaurant-Licht bei allen recht ähnlich. In der Nase waren sie doch recht unterschiedlich.
Chateau Montrose 2012
Der Montrose in der Nase zunächst recht verhalten. Dunkelbeerig, mit etwas Cassis. Öffnete sich im Laufe des Abends aber. Am Gaumen noch recht jung (was er ja zweifelsohne noch ist) aber schön offen auf der primärfruchtigen Seite. Sehr griffige Tannine gut ausbalanciert, aber deutlich filigraner und feiner gezeichnet als die anderen beiden. Schöner Abgang. Wird gereift bestimmt ein toller Wein.
Leider ging er im Vergleich zu den anderen beiden ein wenig unter, was Ihm etwas unrecht tut. Aber gerade der Rioja war dagegen sehr wuchtig. Für Bordeauxliebhaber wie Uli allerdings eine Wucht. Einig waren wir uns alle darüber dass der Jahrgang 2012 im Hause Montrose sehr gut gelungen war.
Artadi, Pagos Viejos Reserva 1995
Der Rioja in der Nase sofort da, mit einer deutlichen Kuhstall-Note, die sich erstaunlicherweise den ganzen Abend über hielt. Sehr animalisch und wuchtig, wild. Dahinter ein Korb dunkler Frucht etwas Rumtopf. Auch sehr martialisch im Gaumen. Leichte Süße, man merkt Ihm das Alter erstaunlicherweise kaum an. 21 Jahre und kaum Altersnoten. Wow. Volle Frucht, dunkel und schwer. Dichter Körper. Ich hätte Ihn eher in die neue Welt gesteckt. Ich mag diese Stilisik ja sehr und würde mir diesen Wein ohne zu zögern noch in den Keller legen, ohne große Eile beim Trinken zu bekommen. Sehr beeindruckend
Rings „Das Kreuz“ 2009 Reserve
Zeigte sich ebenfalls sehr offen und voluminös in der Nase. Hier wurde erst auf Merlot getippt, es handelte sich jedoch hierbei um eine Cuvee aus Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc, teilweise in halben Barrique ausgebaut. Das spiegelte sich auch in der deutlichen Vanille Note wieder. Dadurch wurde der Wein auch zuerst ins Bordeaux verortet. Auch am Gaumen sehr Bordeauxesk. Dunkle Früchte, deutlich Holz, Vanille, laktische Noten. Voller Körper kräftige trocknende Tannine. Gut ausbalancierte Säure. Langer Abgang. Ich kannte bisher das 11er und 12er Kreuz von Rings und war von beiden Weinen sehr beeindruckt. Dieser 09er Reserve toppt das alles noch etwas. Im Vergleich ist er noch etwas besser ausbalanciert, macht noch etwas mehr Druck und hat auch noch ein langes Leben vor sich. Ich bin sehr gespannt wie sich dieser Wein entwickelt.
Der 2009er Reserve wurde von Rings aufgelegt da es kein „Kreuz“ 2013 gab. Es gibt ihn nur in limitierten Stückzahlen und ist begrenzt auf 3 Flaschen pro Kunde.
Tja, welches Fazit kann man aus diesem Flight ziehen. Kein großes in meinen Augen, wenn man den direkten Vergleich betrachtet. Einen Baby-2eme Cru aus dem Bordelais, noch dazu aus einem vermeintlich kleinen Jahr, gegen einen 21 jährigen Rioja antreten zu lassen lässt wenig Rückschlüsse auf einen fairen Vergleich zu. Der Rings als dritter im Bunde hat als deutscher Rotwein sicher überrascht und bezeugt dass sich deutsche Rotwein-Winzer nicht vor den großen internationalen Namen verstecken müssen, wenn das Produkt hochwertig ist und gekonnt verarbeitet wurde. Der Jahrgang spielte dem Pfälzer hier sicher in die Karten, aber er kann durchaus qualitativ in der Liga mitspielen.
Alle 3 Weine waren auf Ihre Art sehr interessant und als absolut hochwertig zu bezeichnen.
Zum Dessert gab es dann noch einen Riesling:
Thörnicher Ritsch Riesling Auslese, Hermann Ludes, 1993
Ich glaube der Tipp kam mal von Ralf hier im Forum. Danke an der Stelle dafür.
Verspielte Nase mit etwas Ananas und Südseefrüchten. Sensorisch nicht mehr ganz so Süß, aber dennoch als Auslese zu erkennen. Deutliche Reifenoten, aber noch schön ausbalanciert. Sollte aber langsam ausgetrunken werden.
Alles in allem ein sehr gelungener Abend mit wunderschönen Weinen, netten Gesprächen und super Essen. Blind zu verkosten ist halt doch was extrem spannendes.
Jochen, schön Dich mal persönlich kennengelernt zu haben und Danke Uli für die Orga.
Gruss
Marko
Der schönste Sport ist der Weintransport!