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Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants Ffm.

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
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UlliB

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Re: Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants F

BeitragDo 7. Apr 2016, 18:05

duhart09 hat geschrieben:Den LLC 2001 fand ich eher enttäuschend,

Das wundert mich überhaupt nicht - der dürfte einfach erheblich zu jung gewesen sein. LLC ist ein ganz extremer Langstreckenläufer; in der Hinsicht ist er auf dem linken Ufer nur mit seinem unmittelbaren Nachbarn Latour zu vergleichen. Nur als Beispiel: die nicht gerade als extrem haltbar bekannten Jahrgänge 83 und 85 erreichen bei LLC im Moment gerade die beste Trinkreife, und vor zwei Jahren war ein 99er (eigentlich ein kleines Jahr) noch ein gefühltes Jahrzehnt von wirklicher Zugänglichkeit entfernt.

Wie war denn der 98er Barton? Von dem habe ich noch einige Flaschen und wollte mal wieder eine antesten, zögere aber wegen einiger eher unerfreulicher Erlebnisse mit 98er Bdx in letzter Zeit ein wenig. Lohnt sich der?

Gruß
Ulli
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duhart09

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Re: Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants F

BeitragFr 8. Apr 2016, 18:32

Was den LLC 01 anging: der hatte natürlich auch den Startnachteil, im Gegensatz den beiden anderen 01ern nicht vorher karaffiert worden zu sein. Das vergaß ich zu erwähnen. Auch die 95er hatten wir übrigens karaffiert.

Der 98er Leoville Barton gehörte mit immer noch sehr komfortablen 18 P. für mich zu den schwächeren der genossenen Weine - das ist aber offensichtlich eine ganz relative Aussage! Weich, laktisch und mit einer schönen Karamellnote, habe ich mir dazu notiert. Übrigens hatte ich neulich einen 98er Lynch Bages im Glas, der mir erst nicht so doll erschien, aber über ein oder zwo Stunden hinweg immer schöner wurde! Fazit: pauschales 98er-Bashing (ohnehin nur am linken Ufer) ist nicht angemessen, auch wenn 98 natürlich nicht 96, 00, 03, 05 oder 09 ist!

Gruß
Uli
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graves

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Re: Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants F

BeitragSa 9. Apr 2016, 18:28

Für mich war der 1998er Leoville Barton der schwächste Wein der Probe (meine detaillierten Einschätzungen dazu folgen noch). Der 1998er Leoville Poyferre war interessanter und die 2001er beider Güter waren eindeutig besser und vielversprechender. Da die 4 Weine preislich ähnlich eingestuft sind, würde ich jeden der anderen 3 - insbesondere die 2001er - dem 1998er Leoville Barton vorziehen.

Der 2001er LLC war schon sehr beeindruckend, wenn er auch aufgrund seider Jugend sehr hinter seinen Möglichkeiten blieb (nicht dekantiert). Ein vor 4 Monaten geöffneter 2000er LLC (seinerzeit ca. 1,5 Stunden zuvor dekantiert) war da schon wesentlich zugänglicher und auch typischer für die Appellation. Insofern würde ich unsere Überraschung (wir verkosteten den 2001er LLC als Piraten blind) auch einer etwas anderen Stilistik zusprechen. Es war aber auch der letzte Wein von 10, insofern bedarf das für eine "klarere" Einschätzung definitiv einer Nachverkostung, vermutlich wird das aber noch dauern....
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graves

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Re: Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants F

BeitragSo 10. Apr 2016, 21:21

Doppelvertikale Leoville Barton vs. Leoville Poyferre: 1989, 1990, 1995, 1998, 2001

1. Flight 1998
Leoville Barton 1998: Dunkles Rot. Ein Nase geprägt von blauen und roten Früchten, insbesondere Erdbeere und leichten Anklängen von Minze und Leder. Trotz einer gewissen „Pelzigkeit“ vermittelt der Wein das Gefühl einer bereits nachlassenden Textur. Mittlerer Nachhall. 17+P

Leoville Poyferre 1998: Rot mit eindeutigen Rosttönen. Auffallende Viskosität (Kirchenfenster) In der Nase Dominanz der Sekundäraromen. „Sous Bois“ aber auch Leder und Schweiß. Am Gaumen präsentere Tannine und prägnantere Säure als der Barton. Interessante Kombination aus „Frische“ und wohl dem Alkohol geschuldeten „Hitze“. Mittlerer Abgang. 17+P

Ein schöner Auftakt, doch sollte es im Laufe des Abends nahezu stetig besser werden. Beides Weine, die Freude machen, wenngleich der Poyferre der interessantere der beiden ist. Der Barton aufgrund des hohen Niveaus Im Rückblick knapp der schwächste Wein des Abends.

2. Flight 1989
Leoville Barton 1989: Dunkles Rostrot mit deutlichem „Wasserrand“. Rote Früchte, insbesondere Kirsche, zudem ätherische Öle, Marzipan und etwas Schokolade. Im Verlauf drängen Sekundäraromen wie Leder und Tabak in den Vordergrund. Weiterhin präsente Struktur, etwas stark zur Säure neigend. Mittel bis lang. Reife erkennbar aber im Vergleich zu den 1998ern nur unwesentlich weiter fortgeschritten.
18+P

Leoville Poyferre 1989: Dunkles Rot (im Vergleich zum Barton tiefer) aber dafür mit Brauntönen. In der Nase blaue und rote Früchte wie Pflaume und Preiselbeere. Etwas Schärfe erinnernd an Meerrettich und eine Marzipannote. Am Gaumen bestätigt sich Marzipan, darüber hinaus eine Gemüsenote (für mich nicht klarer zuzuordnen), sowie Leder und etwas Teer. Gute Struktur mit angenehmen Tanninen und knackiger Säure. Mittel bis lang. 18+P

Zwei schöne Weine, klar auf Augenhöhe, die Spaß machen und wegen ihrer Fähigkeit zur Reife beeindrucken, aber nicht mitreißen. Es wird immer besser.

3. Flight 1995 (Barton-Solo)
Leoville Barton 1995: Dunkles Rot kaum aufhellend und nahezu undurchdringlich (im Vergleich zum Barton tiefer) aber dafür mit Brauntönen. Graphit, Gewürze und ätherische Öle (Rosmarin?). Rote Früchte wir Johannisbeere und Himbeere. Im Verlauf bestätigt sich die rote Frucht. Zupackende Tannine, spielende Säure, schöne Frische. Langer Nachhall. 19P

Bislang der schönste Wein der Probe. Genossen solo zum Hauptgang. Angesichts des aktuell aufgerufenen Preises für mich der Best Buy des Abends. Leider fehlte der Poyferre.

4. Flight 1990
Leoville Barton 1990: Dunkel und Rot aber mit einer starken Tendenz ins Braun. Stark von Sekundäraromen geprägt, es dominieren Leder, Tabak, Zedernholz und etwas Backpflaume. Am Gaumen bestätigt sich dieser Eindruck in aromatischer Sich, aber Begeisterung vermittelt die Struktur, was für ein Maul voll Wein. Sehr intensiv und lang. 19P

Leoville Poyferre 1990: Wie der Barton ist auch der Poyferre visuell schon merklich gealtert. Eine Wahnsinnsnase! Leicht rote Fruchtaromen und eine starke florale Komponente. Schwer zu fassen, da ungemein vielschichtig. Einfach nur genießen. Auch dieser Wein ist wunderbar mundfüllend. Die festen Tannine ergänzt um eine spielerische Säure. Sehr aromatisch, erinnernd an Maraschino-Kirsche, Garrigue und wieder ein subtiler Anflug von Gemüse 19+P

Der Höhepunkt der Probe. Zwei Weine, die beide ungemein begeistern. Strukturell ebenbürtig, aber der Poyferre wiederum mit der überzeugenderen Aromatik. Die Weine reißen so mit, dass die Notizen etwas dürftig ausfallen. Spätestens jetzt wird Sicherheit aus dem Gefühl, dass die Probe ein voller Erfolg ist. Beim letzten Jahrgang kann nicht mehr viel schiefgehen.

5. Flight 2001 (Trio mit LLC)
Leoville Barton 2001: Rot mit violetten Reflexen, kaum aufhellend. In der Nase eine aromatische Ausdrucksstärke und Intensität, die den Wein deutlich von den bisherigen Jahrgängen absetzt. Dunkle Beeren wie Brombeere und Heidelbeere. Etwas Anklänge von Sekundäraromen wie Schokolade und Leder, des Weiteren auch etwas Zedernholz und Graphit. Am Gaumen bestätigen sich die Aromen teilweise, aber die Textur ist bestimmend. Enges Tanningerüst mit körniger Struktur. Laktisch, mit Assoziation Himbeer-Sahne Bonbon. Der Wein wirkt stark extrahiert, was ihm nicht schadet, aber eine etwas andere Stilistik zu offenbaren scheint. Mittel bis lang. 18+P

Leoville Poyferre 2001: Dunkelrot, seitlich leicht aufhellend. Rote Beeren, etwas Schärfe aber auch Süße. Etwas Mon Cherie sowie Nuss. Im Verlauf Kuhstall. Am Gaumen wunderbar ausgewogen. Knackiges Tannin und ansprechende Säure. Anflug von Kräutern.
Mittel bis lang. 18+P

Beide Weine sehr unterschiedlich aber auf ähnlich hohem Niveau klar vor den 1998ern.

Leoville las Cases 2001: Der Pirat – ein selbstloser Beitrag von Simon - wird blind verkostet. Dass es der LLC sein könnte, wird a priori erwogen, aber im Zuge des Verkostens (zu Unrecht) verworfen. Sehr modern kommt der LLC daher. Im Glas dunkelrot, kaum aufhellend. Schöne dunkle Frucht, noch recht präsente Holz- und Vanillenoten. Schöne, sehr feinkörnige Tannine, angenehme Säure. Sehr Lang. Ein vielversprechender Wein, der im Glas zulegt (nicht dekantiert). Es wird spannend sein, diesen 3-er Vergleich in einigen Jahren zu wiederholen. Toller Wein, aufgrund seiner Jugend keine Punkte.

Fazit:
Der 1995er Barton konnte sehr überzeugen. Ließe man ihn aus der Gesamtwertung, was fair aber auch sinnlos wäre, müsste man Poyferre einen Sieg nach Punkten zugestehen. Ich sehe beide Güter in den verkosteten Jahrgängen auf Augenhöhe. Welchem man den Vorzug gibt, ist sehr von den eigenen Präferenzen abhängig. Die Stilistik von Poyferre scheint mir etwas mehr zu liegen, wobei ich je nach Situation durchaus auch mal dem Barton eines Jahrgangs den Verzug geben würde.
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duhart09

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Re: Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants F

BeitragDo 28. Apr 2016, 09:59

Pichon Baron-Vertikale am 23.04.16

Wieder bei Döpfners im Maingau, einem unserer beiden "Stammsitze", haben wir letzten Samstag einige wunderbare Flaschen Pichon Baron genossen: 1998, 1999, 2000, 2001, 2003, 1990, 1995, 1996 (in dieser Reihenfolge in 2er-/3er-Flights). Der "Wine of the Night" war umstritten: 2000 oder 2003? Für mich war es eher der 2003er, der im Moment gefälliger und hedonistischer ist, aber je länger der 2000er im Glas war (Fehler: wir hatten keinen der Weine karaffiert), desto besser wurde er. Sicherlich der komplexere der beiden Weine und für die "lange Strecke" wahrscheinlich vorzuziehen, obgleich dem 2003er trotz aller üblen Jahrgangsklischees sicherlich kein baldiger Tod droht. Auf extrem hohem Niveau präsentierten sich auch (in dieser Reihenfolge) der ebenfalls fast perfekte 1990er und - Überraschungswein des Abends - der 2001er (allein diese Nase: pures Pauillac-Parfum!!!) sowie der 1995er und der 1996er. Der erste Flight mit 1998 (sollte bald getrunken werden) und 1999 fiel dagegen etwas ab, obgleich beides noch wunderschöne Weine sind! Punktemäßig bedeutet dies immer noch 18 bzw. 18+ P., aber die anderen Weine lagen eben bei oder über 19 P.! War das ein Abend...!

Meine Empfehlung für alle, die vielleicht eher in kleiner Runde trinken: stellt mal den zweiten Flight aus 2000 (dekantieren!), 2001 und 2003 nach!

Bei uns geht's dann Anfang Juni weiter mit einer Pomerol-Probe (tbd).

GRuß
Uli
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Jochen R.

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Re: Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants F

BeitragFr 29. Apr 2016, 09:07

Uli, von mir an dieser Stelle nochmals vielen Dank für´s Organisieren
dieser wunderbaren Probe!
Für mich war auch der 2003er der WOTN, gar 2016 mit 97 P. mein bisheriges
Highlight. Knapp dahinter (wenn überhaupt) der 2000er, der wie du sagst
den 03er mit der Zeit vermutlich überholen wird. Groß natürlich auch der
1990er sowie m. M. der 1995er!

Viele Grüße,
Jochen
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duhart09

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Re: Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants F

BeitragFr 29. Apr 2016, 09:33

WP_20160423_19_06_36_Pro.jpg


Dank Cocodrillo nun auch visualisiert...
Uli
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olifant

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Re: Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants F

BeitragFr 29. Apr 2016, 09:36

Pichon Baron 2004 hattet ihr nicht mit dabei? Schade, wäre der einzige Jahrgang, den ich im Keller hätte ... hat den evtl. schon jemand im Glas gehabt?
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
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Re: Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants F

BeitragFr 29. Apr 2016, 19:20

Danke für die schönen Notizen.
Ich bin etwas überrascht, dass der 90er nicht mit Abstand Probensieger geworden ist. Bis auf den 1995er, den ich nicht kenne, sind mir alle Weine mehrfach begegnet, und ich halte den 90er für den vermutlich besten je erzeugten Pichon Baron, der im Normalfall auch den 2000er und 2003er deutlich abhängt. War das vielleicht ein Flaschenproblem ?
Gruß, Marko.
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graves

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Re: Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants F

BeitragFr 29. Apr 2016, 22:14

olifant hat geschrieben:Pichon Baron 2004 hattet ihr nicht mit dabei? Schade, wäre der einzige Jahrgang, den ich im Keller hätte ... hat den evtl. schon jemand im Glas gehabt?


Stimmt. Den hätte man auch gut mit einbauen können. Er ist wohl zugunsten einer überschaubaren Flaschenanzahl (von unsererseits angestrebten 8 Jahrgängen) nicht zum Zuge gekommen.

Wir hatten ihn bei einer reinen 2004er Probe Ende 20014. Damals in einem 2er Flight vs. Pichon Comtesse. Andere 2er Flights waren Lascombes vs. Giscours, Domaine Chevalier vs. Haut Bailly, Monbousquet vs. Pavie Macquin, Leoville Barton vs. Leoville Poyferre. Im direkten Vergleich zu Pichon Comtesse konnte er sich durchsetzen. Bezogen auf das ganze Feld hat mir seinerzeit nur der Haut Bailly noch besser gefallen. Leoville Barton hat ebenfalls Spaß gemacht.

Das ist jetzt natürlich aus der Distanz schwer einzuordnen, aber ich würde den 2004er den Jahrgängen des ersten Pichon Baron Flights, also 1998 und 1999 vorziehen. Gegen die anderen würde er sich vermutlich strecken müssen, das wäre zu testen.
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