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Weinkost 2011 in Meersburg

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
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Oh Dae-Su

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Weinkost 2011 in Meersburg

BeitragSo 20. Nov 2011, 12:10

Hallo alle zusammen,

es war neblig am Bodensee. Durch eine trübe Suppe konnte ich einen leuchtenden Stern am Horizont erblicken. Die Weinkost 2011 der Weinhandlung Georg Hack in Meersburg. Juhu! Wenigstens ein paar Stunden Sonnenschein. Wenn auch nur am Gaumen. Ausgeschenkt wurden verschiedenste, mehrheitlich interessante (komplett subjektiv), Weine aus unterschiedlichen Regionen. Dabei gab es einige positive Überraschungen. Insbesondere aus dem südlichen Frankenreich. Leider auch so manche (wenige) Ernüchterungen. Das kann natürlich bei solch großen Weinproben nicht ausbleiben. Doch das Niveau war erstaunlich hoch! Neben den vielen Säften der Reben und den sich vor Ort tummelnden Winzern, Marketingrepräsentanten sowie Weinenthusiasten, wurden auch erstaunliche Gaumenschmeichler in fester Form zum Verschlingen gereicht. Von diesen konnte ich kaum genug bekommen. Wahrscheinlich weil sie auch sehr klein waren ;). Für mich Pinot Noir Besessenen war die Sonderprobe „Unser Herzblut“, bei der die Kernrebsorte der Weinhandlung, also einige burgundische und deutsche Pinots, regelrecht ausgeblutet wurden, natürlich das absolute Highlight.

Im Folgenden, möchte ich meine Eindrücke zur Weinprobe in kurzen und komplett unzureichenden Stichworten zu den jeweiligen Weinen wiedergeben. Daneben verwende ich mein persönliches Bewertungssystem, da ich kein Freund von zu kleinteiligen Punktesystemen bin. Das meinige System ist natürlich auch mit wundervollen Defiziten ausgestattet. Dem bin ich mir durchaus bewusst. :P Für Interessierte soll nun eine kleine Einführung des Systems folgen:

(++++) = die Engelchen tanzen im Himmel und ich gleich mit
(+++) = großartiger, fantastischer Wein
(++) = sehr guter Wein
(+) = guter Wein
(o) = so La La, nichts Schlimmes und nichts Besonderes
(-) = klare Schwächen vorhanden
(--) = miserabel
(---) = gutes Horrorpotential
(----) = Pisse


Sodelle. Wie man auch am Bodensee so schön sagt. Nun endlich möchte ich mit meinem chronologischen Verkostungsablauf anfangen. Ich habe insgesamt 85 Weine verkostet. Ca 10% werde ich an dieser Stelle nicht erwähnen, weil es sich bei diesigen um Schlaftabletten dreht. Meine Verkostungsnotizen sind bewusst ohne ausuferndes Geschwafel verfasst (ich hab es versucht :lol: ). Einerseits weil ich im teilweise stattfindenden Trubel nicht mehr notieren konnte, andererseits weil ich von Natur aus faul bin:

Für den Anfang reicht Weißwein erstmal …

Weingut Robert Weil Rheingau Riesling Kabinett trocken 2010 (o) 15,35 Euro
Sehr verhalten, schwächlich, zumindest gute Säureausstattung, nicht schlecht aber auch nicht mehr, besser als die Jahre zuvor, Preis naja

Weingut Robert Weil Kiedrich Gräfenberg Riesling 2010 (+) 22,25 Euro
Viel Kraft, erstaunlich würzig und rassig für Weil (whrs. Aufgrund des Jahrgangs), gute Struktur, preislich schon im Negativen – für Weil Verhältnisse noch günstig

Weingut Robert Weil Gräfenberg Riesling 1. Gewächs 2010 (++) 38,00 Euro
Sehr dicht, äußerst verschlossen, viel Kraft die einem in Gesicht hüpft, sehr gute Säure, gute Balance zu vermuten, hat wohl viel Potential, preislich sehr schwierig

Weingut von Winningen Grainhügel Riesling 2010 (+) 17,50 Euro
Etwas gefällig, fruchtbetont, guter Abgang, wird bestimmt früh gut trinkbar sein, unkompliziert

Weingut von Winningen Langenmorgen Riesling GG 2010 (++) 27,00 Euro
Unheimlich viel Kraft, sehr vielschichtig, karamellige warme Noten, fruchtige Prägung spürbar, sehr lang, ganz sicher sehr viel Potential

Weingut Danner Chardonnay Typ 3 2009 (-) 14,50 Euro
Viel Holz, etwas alkoholisch, leicht oxidative Noten, ein wenig aggressiv Typ

Schloss Gobelsburg Grüner Veltliner Tradition 2009 (++) 24,00 Euro
Kräftiges aber elegant eingesetztes Holz, sehr vielschichtig in Bezug auf exotische und heimische Früchte, relativ schlanker Körper, äußerst komplex, ich könnte mir vorstellen, dass der schwierige Jahrgang 2009 auch seine Vorteile hatte, später auch bei den verkosteten Chardonnay aus Österreich

Schloss Gobelsburg Kammerner Gaisberg Riesling 2009 (o) 16,80 Euro
Ziemlich schlank, etwas grünliche Aromen, für’s Kamptal ein Leichtgewicht, frischer Typ

Weingut Velich TO 2009 (o) 13,40 Euro
Cuvée aus Chardonnay, Welschriesling und Sauvignon Blanc – etwas stinkig nach sauren Gurken, intensiv frisch, ziemlich straffer Körper, kein Schwächling

Weingut Velich Darscho Chardonnay 2009 (++) 27,00 Euro
Kräftiges, aber sehr gut eingebundenes Holz, erstaunlich gute Säureausstattung, kraftvoll und schlank zugleich, interessante Aromen von Sesam und Früchten, tendenziell im Moment eher ein fruchtbetonter Typ

Weingut Velich Tigalt Chardonnay 2009 (++)-(+++) 46,00 Euro
Ein Chardonnay auf sehr hohem Niveau, viel gut eingebundenes Holz, viel viel Kraft, ebenfalls tolle tragende Säure, eher ein etwas herber und rauchiger Einfluss, Tonnen von Schmelz, leider nicht gerade billig

Elisabeta Foradori Manzoni Bianco Fontanasanta IGT (o) 17,50 Euro
Anscheinend aus einer Kreuzung zwischen Riesling x Weissburgunder, wusste nicht das solches Sachen in der Toskana angebaut werden – sehr robust, leichte Bitternoten, strenge Säure, leicht käsige Nase, vielleicht etwas Holz, nichts Besonderes

Domaine Roc des Anges Rancio Sec VdP PO (+) 19,00 Euro
Heftige Sherrynase, wie ein Schlag ins Gesicht, im Geschmack oxidative Noten, sehr schlank und gut balanciert, erstaunlicher und interessanter Wein (wenn man weiter Wein probieren möchte, bitte Halbzeit machen und Essen gehen)

Sonderverkostung „Unser Herzblut“

Bei dieser Verkostung hat sich gezeigt, dass der Jahrgang 2008, in Baden wie auch im Burgund, besser ist als sein Ruf. Die Weine zeigen mehr Präzision und Frische durch die kräftigere Säure. Einige Weine profitieren sehr stark von dieser leichteren Charakteristik. Die burgundischen 2009er Weine zeigen eine ganz andere Stilistik, als ihr 2008er Counterparts, ohne an Qualität zu verlieren. Eine Gegenüberstellung oder ein Ranking deutscher und burgundischer Pinot Noir soll diese Probe und die VKNs nicht darstellen. Dafür sind die Unterschiede, auch innerhalb der Anbaugebiete / Jahrgänge innerhalb der Produzenten, viel zu erheblich.
Das hohe Niveau fand ich sehr erstaunlich. Eigentlich gab es keine Ausfälle.

Weingut Knipser Burgweg Spätburgunder GG 2008 (++) 39,00 Euro
Warmer Charakter, enorm konzentriert, Geruch springt in die Nase, Säure nicht all zu stark, Tannine ebenfalls nicht sehr stark und streng, gleicht gebrannte Aromen, breites Fruchtspektrum und breiter Charakter

Weingut Knipser Kirschgarten Spätburgunder GG 2008 (++) 39,00 Euro
Etwas kühler Charakter, leichter und beschwingter als der Burgweg, dennoch sehr kräftig, etwas aristokratisch, fantastische Länge, sehr gute Säureausstattung

Weingut Holger Koch Spätburgunder Reserve 2008 (++)-(+++) 36,00 Euro
Sehr sauberer und klarer Stil, erstaunlich gute Fruchtsüße kombiniert mit einer schlanken (nicht schwächlich) und animierenden Struktur, fantastische Nase, bringt einen zum tanzen

Weingut Paul Fürst Spätburgunder Centgrafenberg GG 2008 (++) 46,00 Euro
Im Moment sehr verschlossen, säurig, kratzig, grünliche Aromen, kräftige Tannine, enorm tolles Potential aufgrund der Struktur zu vernehmen, im Moment Tiefschlaf

Weingut Bercher Feuerberg Spätburgunder GG 2007 (+) 35,00 Euro
Leichte Noten von gebrannten Nüssen, etwas viel Fruchtsüße, etwas sehr sonneverwöhnt, gute Länge, eindringliche Struktur, Konzentration in Ordnung

Weingut Ziereisen Japsis Spätburgunder 2008 (+) 35,00 Euro
Gute Säureausstattung, im Moment etwas verhalten, wesentlich schlanker und besser balanciert als in anderen vermeintlich besseren Jahren, nicht so hitzig wie z. B. der 2005, profitiert ganz sicher von 2008, etwas sehr verschlossen im Moment

Weingut Bernhard Huber Bienenberg Spätburgunder R GG 2008 (++) 39,00 Euro
Nicht so bullig wie 2007 und 2009, tolle Frische und kräftige Struktur, sehr kirschig, sehr feine Säureausstattung von welcher er sehr profitiert, besser als 2009

Weingut Bernhard Huber Schlossberg Spätburgunder R GG 2008 (+++) 49,50 Euro
Strenger aber sehr gut proportionierter mineralischer Charakter, die Säure balanciert den Wein fantastisch aus, dennoch auch sehr gute und elegante Fruchtbetonung, extrem jung, fantastischer Wein, dem 2009 ebenbürtig

Weingut Bernhard Huber Wildenstein Spätburgunder R 2008 (++)-(+++) 68,00 Euro
Als ob man an einem Kalkstein lutscht, hammer mineralisch, sehr kräftige Tannine, im Moment kirschige und hagebuttige Fruchtnoten, spannende stramme Säure, toller Wein, kaum Veränderungen gegenüber vor einem Jahr

Domaine Lechénaut Nuits St. Georges 2008 (++) 36,00 Euro
Sehr männlich, aber auch beschwingt, kraftbetont, Kaffee- und Schokoladenaromen, erdig, kräftige Kirschen, super Struktur, sehr lebendige Säure, erstaunlich und nicht zu modern wie Lechénaut gerne nachgesagt

Domaine Lechénaut Nuits St. Georges 2009 (++) 39,00 Euro
Wesentlich dicker und fruchtbetonter als der 2008er, komplett andere Welt, aber auch sehr gut, leichtere aber bestimmte Säure, Struktur ebenfalls super

Domaine Lechénaut Chambolle Musigny 2008 (++) 39,80 Euro
Relativ schlank, etwas floral, gutes Säurerückrad, gefälliger Charakter, schöne Frucht, sehr klassisch, sehr einprägsam, brauch viel Zeit

Domaine Lechénaut Chambolle Musigny 2009 (+) 42,00 Euro
Wieder komplett anders, sehr konzentriert, fruchtbetont, ebenfalls gefällig, wesentlich breiter, Lagenspezifik nicht wirklich mehr vorhanden

Domaine Hubert Lignier Chambolle Musigny 2004 (+) 43,00 Euro
Sehr 2004erisch, herb, schlank, sehr feminin, wunderbar florale Nase, noch sehr hart, intensive Säure, totaler Langstreckenläufer, sehr lagentypisch

Domaine Hubert Lignier Gevery Chambertin 2004 (++) 43,00 Euro
Ebenfalls sehr 2004erisch, unheimlich elegant, viel Kirsche, stramme Säure, wunderbare Struktur, etwas gurkige Nase

Domaine Tollot Beaut Beaune-Grèves 1er Cru 2006 (++) 41,50 Euro
Feine nicht all zu starke Säure, sehr ausgewogen und fruchtbetont, unheimlich viele Kirscharomen, vielleicht der zugänglichste aller Burgunder im Moment

Domaine Tollot Beaut Savigny-Champ-Chevrey 1er Cru 2006 (+) 29,75 Euro
Etwas viel Kaffee (?), dennoch relativ leicht, gute Ausgewogenheit, Tannine und Säure abgerundet, ganz nett

Domaine Lequin Corton Les Languettes Grand Cru 2009 (++) 39,50 Euro
Sehr kräftige Nase, ganz leichte Noten von Überreife, sehr viel Kraft, brutal, straffe Säure, strenge Tannine, viel Potential für relativ (!) wenig Geld

Domaine Armand Rousseau Mazy-Chambertin Grand Cru 2008 (+++) 83,00 Euro
Elegante und kräftige Nase, fantastische Balance, überaus intensive und elegante Kirscharomen, wunderbar eingebundenes Holz, extreme Länge, sehr gute Säure, tolle Zukunft

Nach der Sonderverkostung ging ich zu mehr Blut über. Begonnen habe ich mit einem der Lieblinge des Sommelier des Hauses:

Weingut Danner Pinot Noir Typ 2 2008 (+) 17,90 Euro
Etwas rauchig, sehr dicht, sehr gut konzentriert, etwas pfeffrig, ein wenig brenzlich, für einen Spätburgunder aus dem großen Holzfass erstaunlich holzbetont, aber nicht negativ

Weingut Danner Pinot Noir Typ 3 2008 (++) 29,00 Euro
Sehr intensiv, unheimlich konzentriert, etwas viel Holz, viel Säure, sehr sehr jung (brauch sehr lange wirklich angenehm zu werden), erscheint mir aber auch ziemlich beschwingte Charaktereigenschaften zu haben, der wird was

Weingut von Winningen Win Win Rot 2009 (-) 15,00 Euro
Enttäuschend, aufdringlich, etwas säuerlich, schlechte Balance, kommt mir vor als ob er auf etwas getrimmt wurde, leichte süßliche Noten, hätte mehr erwartet

Weingut Markus Schneider Merlot 2009 (+) 29,50 Euro
Etwas parfümiert, würzig, glatt, ein bisschen seifig, sehr „Scheider-zugänglich“, hat keine Ecken und Kanten, sehr gute Konzentration

Weingut Markus Schneider Syrah 2009 (+) 29,50 Euro
Sehr dickflüssig, schokoladig, grade erst aus dem Fass (1 Woche abgefüllt) und schon ein wenig zugänglich, sehr easy-going obwohl viel Alkohol und Kraft, sehr schneiderisch, ebenfalls erstaunliche Konzentration, nichts für mich aber guter Wein

Markus Schneider & Kaapzicht Vet Rooi Olifant 2009 Stellenbosch (o) 17,50 Euro
Aha, der Herr Schneider hat noch nicht genug Arbeit mit seinem ständig wachsenden Betrieb Jetzt hat er noch ein Joint Venture mit Kaapzicht in Stellenbosch. Dieses hat den ersten Jahrgang des dicken roten Elefanten hervorgebracht - Sehr jung, sehr würzig, viel Pilzaromen, erdig, strukturell nicht sonderlich erstaunlich, etwas kratzig und leicht

Weingut Kirnbaur Phantom Rotweincuvée 2008 (o) 25,00 Euro
Ein Cuvée aus Blaufränker und Zweigelt – erstaunlich langweilig für ein Oberklassewein, hat seine würzigen Momente, enttäuschend

Domaine de Colombier Vacqueyras VV 2009 (+) 13,50 Euro
Sehr angenehm, viel Körper, keinesfalls süßlich oder holzig, erstaunlich leichte Eigenschaften, aristokratische Anmutungen, super PLV, sehr viel Wein für nicht all zu viel Geld

Domaine Durand Les Coteaux Saint Joseph 2009 (++) 18,50 Euro
Für ein 2009er sehr frisch und elegant, unkompliziert im positiven Sinn, super Struktur, keine seifigen Anklänge, für ein St. Joseph sehr günstig

Domaine Durand Empreintes Cornas 2009 (++) 29,00 Euro
Sehr dicht und konzentriert, erstaunlich schlank und prägnant, nichts süßliches, nichts aufdringliches, nichts nervtötendes im jungen Stadium, angenehme Säure, für ein Cornas dieser Qualität noch ein fairer Preis

Domaine de la Janasse Cote du Rhone 2009 (+) 8,50 Euro
Toller Ausdruck, nichts “dreckiges”, nicht astringierend, angenehme Frucht, schon bald gut zu trinken, leichter Typ

Domaine de la Janasse Terre de Bussieres VdP (++) 9,95 Euro
Sehr eigen, würzig, kraftvoll, ein wenig Bratensoße (?), viele Kräuter, feine Säure, nicht astringierend, nicht brutal, Tannine noch etwas hart, fantastisches PLV

Domaine de la Janasse Châteauneuf-du-Pape 2009 (++) 35,00 Euro
Sehr reife Fruchtaromen, nicht süßlich oder aufdringlich, dennoch sehr konzentriert, erstaunliche Länge, feste Tannine, sehr viel Potential

Domaine Roc des Anges VV Cotes du Roussillon (+) 17,90 Euro
Sehr ausgewogen, würzige Nase und Geschmack, leichter Körper, einiges besser als der Standart Cotes du Roussillon

Domaine Roc des Anges Carignan 1903 VdP Pyrénées Orientales 2007 (++) 31,00 Euro
Ein richtige Brecher, sehr viel Kraft, pfurztrocken, enorm konzentriert, viel Kuhstall eines königlichen Anwesens (soll auf eine gewisse Erhabene Art verweisen), streng, leicht oxidative Noten, ein geiles Monster

Castello di Fonterutoli Chianti Classico 2008 (+) 17,25 Euro
Sehr gefällig, zugänglich, etwas sehr modern, relative wenig Säure, trotz allem gut produzierter Wein, vielleicht nicht sehr spannend

Castello di Fonterutoli Chianti Classico Riserva 2004 (+) 36,30 Euro
Kräftig, etwas mehr Säure, erdig, animalisch, Tabak, nicht so „hinproduziert“, der beste und eigenständigste Wein von Fonterutoli, zu teuer

Castello di Fonterutoli Siepi IGT 2007 (+) 69,00 Euro
Guter Wein, sehr konzentriert, mehr aber nicht, aberwitziger Preis

Azienda Mastrojanni Brunello di Montalcino 2005 (+) 32,90 Euro
Etwas schlank und leichtfüßig, angenehme Struktur, nicht all zu harte Tannine, relativ viel Säure, ein Brunello Leichtgewicht, wohl jahrgangsbedingt

Azienda Mastrojanni Brunello di Montalcino 2006 (++) 35,00 Euro
Ganz anderer Wein als der 2006er, sehr dicht, würzig, gewisse Süße, ziemlich stramme Säure, sehr harte Tannine, sehr viel Potential

Azienda Mastrojanni Brunello di Montalcino Schiena d’Asino 2004 (++) 65,00 Euro
Von purer Kraft und enormer Dichte geprägt, die brutale Kraft heut einem richtig ins Gesicht, fast schon wieder etwas zu viel, preislich leider nicht so attraktiv

Monteverro Terra di Monteverro IGT 2008 (o) 29,00 Euro
Sehr rustikal, hart, stramme Säure, Struktur durchschnittlich, überbordend viele Kaffeearomen (mehr Kaffeepulver), hat etwas von einem unverschämt teuren Landwein, eine Auszeichnung zum Schnäppchen des Jahres wird diese Weingut wahrscheinlich nie gewinnen

Monteverro Tinata IGT 2008 (++) 79,00 Euro
Sehr geschmeidig und weich, sehr komplex, hat eine sehr angenehme und beschwingte Art, auffällig blumige Attribute in der Nase und Geschmack, vielleicht ein wenig viel Süße, erstaunliches Syrah Cuvée zu einem sehr selbstbewusstem Preis – den Monteverro IGT und den Chardonnay hab ich mir gespart, vielleicht ein Fehler? Fantastische Preise ;)

ENATE Cabernet Sauvignon Tempranillo 2006 (o) 12,90 Euro
Easy-Going-Wine, etwas sehr fruchtbetont, hat viel Partyqualität, gut produziert, nicht so ganz meins, trtzdem nicht übel

ENATE Varietales 2002 (+) 31,80 Euro
Cuvée aus Tempranillo, Cabernet Sauvignon und Merlot – sehr kraftvoll und breit, viel Tabak, viel Süßholz, sehr reife Aromen, etwas Kuhstall, ein wenig viel Holz, Alkohol nicht im Vordergrund, leicht rosinig, viel spanisches Feuer

Palacios Remondo La Montesa 2008 (+) 15,30 Euro
Sehr straffer Körper, kaum Holz, viel dunkle Früchte, nur sehr leichte Fruchtsüße, eigentlich ein sehr eigenständiger und origineller Rioja, hatte ich schlechter in Erinnerung. Auch der La Vendimia 2010 (o) hat mir diesmal geschmeckt

Alvaro Palacios Camins Priorat 2009 (+) 13,90 Euro
Ein sehr netter, sauberer, kostengünstiger, leicht bäuerlicher, nicht zu fruchtiger Priorat Wein mit für Pioratverhältnisse mittelschwerem Körper, der große Anteil von Samso wirkt sich positiv aus, gut ausbalanciert, kein großes Kino hat aber ganz sicher seine Qualitäten, bin sehr überrascht, vom Etikett und Preis hätte ich auf etwas anderes geschlossen.

Alvaro Palacios Les Terrasses VV 2008 (+) 24,95 Euro
Erstaunlich fruchtbetont, sehr gute Struktur, relative leichter Typ, jetzt schon sehr angenehme und gute Balance, fast schon trinkbar

Alvaro Palacios Finca Dofi 2008 (++) 49,90 Euro
Kräftig Holz, enorm viel Würze und Frucht, viel Kraft, ein sehr langer Atem, im erträglichen Rahmen alkoholisch, fester Tannine, mildere Säure

Hayes Ranch Cabernet Sauvignon, Merlot und Zinfandel 2009 (o) will ich nicht einzeln aufführen, ich sehe sie als sehr einfache aber erstaunlich saubere und preisgünstige Weine aus Kalifornien. Für unter 10 Euro kriegt man solche Qualitäten von dort eher selten

Kaapzicht Estate Estate Red 2009 (-) 9,90 Euro
Speckig, rauchig, süßlich, alkoholisch, nicht sonderlich konzentriert, hat mich erschreckt, zwar ein einfaches Cuvée doch für solch ein durchaus namenhaftes Weingut sehr schwach. Kein all zu guter Repräsentant für Südafrika.

Kaapzicht Estate Pinotage 2008 (-) 14,90 Euro
Enorm rauchig, süßlich, Duft von Dosenleberwurst, ziemlich konzentriert, leider ziemlich süß, nicht zu viel Alkohol, eine Art von Pinotage die ich überhaupt nicht mag

Kaapzicht Estate Cabernet Sauvignon 2008 (o) 16,90 Euro
Nicht zu schwach konzentriert, hat nette würzige Komponenten, ist nicht so eigenwillig, scheint geschliffener, etwas runder, leider auch ein wenig süßlich geprägt, eigentlich nicht erwähnenswert, wollte einen gut trinkbaren Wein von Kaapzicht doch noch erwähnen. Kaapzicht empfand ich als die Enttäuschung der Weinprobe. Keiner der Weine hat mir irgendetwas gesagt. Naja vielleicht doch: Schütt mich weg!

Constantia Glen Five 2007 (+) 27,50 Euro
Ein Weingut, dass ich davor nicht kannte, der Five ist eine typische Kopie eines bordelaiser Gewächses - Es zeigt etwas reife Fruchtaromen, viel Konzentration, weniger Säure, dennoch ganz gut ausbalanciert, nicht so penetrant wie die Kaapzicht Weine, die Assoziation zum Geschmack von Mutti’s Pülverchenbratensoße ist vielleicht nicht ganz optimal, trotzdem nett aber zu teuer, der Zweitwein „Three“ (o) war soweit okay

Und was Süßes zum Schluss

Domaine Roc des Anges Anthocyane Maury Rouge 2009 (+) 14,75 Euro
Toller Geruch für einen roten Süßwein, in die Nase steigen Äpfel, Aprikosen, Dörrpflaumen, Trockenblumen und etwas Erde, der Geschmack ist überaus intensiv, intensiv vom Körper und von der Süße her, brennt ein wenig an den Zähnen, viel kann man davon ganz sicher nicht trinken, die 0,5 reicht für eine Großfamilie, sehr anständiger Preis, Duft war wesentlich schöner als der Geschmack

Quinta Vale Dona Maria Tawny Port (o) 9,90 Euro
Vorab gesagt: Port ist nicht mein Ding und Tawny erst recht nicht, dieser von van Zellers ist immerhin sehr sauber, gut konzentriert, nicht zu intensiv süß, hat ziemlich viel Frische und ist sehr günstig

Quinta Nova LBV Port 2005 (+) 18,30 Euro
Sehr rauchig, ziemlich “butch”, viel Kraft, ein wenig grobschlächtig, keine kitschige Süße, sehr robust und doch eine leichte “Frische” Art ist zu verspüren

Puhhh! Jetzt ist aber genug!

War sonst noch jemand bei der Verkostung? Genügend Leute waren ja da :D . Falls ja.
Wie habt ihr die Verkostung gefunden?
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Pointless

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Re: Weinkost 2011 in Meersburg

BeitragSo 20. Nov 2011, 20:41

Chris,

mein Neid ist Dir sicher. Vor allem wegen der Burgunder. Super, wenn es bei einer Verkostung nicht nur den aktuellen Jahrgang gibt.
Neue Erkenntnisse zur Trinkreife von 04 gehabt? Wie stehen die gerade?

Da Du sowohl die Huber alten Reben (in Heilbronn), als auch den Reserver von Holger Koch probiert hast: Welchem würdest Du den Vorzug geben? Wie haben die sich stilistisch unterschieden?
Und welche Eindrücke hattest Du in Bezug aufs PLV im Vergleich Deutschland - Burgund (um die allgemeine Diskussion anderer Stelle aufzuwärmen)?

Übrigens den Kaapzicht Pinotage 08 fand ich gar nicht so schlecht (auf der Basler Weinmesse probiert und sogar mit einem (+) bewertet) :oops:

Und der Huber
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Oh Dae-Su

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Re: Weinkost 2011 in Meersburg

BeitragSo 20. Nov 2011, 21:16

Hi Jochen,

ja die Probe war ganz sicher nicht sooo übel :D :D :D
Ich glaube nicht, dass man auf eine generelle Empfehlung zum Trinkzeitpunkt anhand der Lignier Weine schließen kann. Ich kenne die nur als ziemliche Langstreckenläufer. Einen großen Fehler macht man glaub ich nicht, wenn man 2004er jetzt probiert. Ich bin mir bloß ziemlich sicher, dass diese jahrgangstypische Stilistik nicht bei jedem gut ankommt. Sind schon etwas ruppig, haben verstärkte Säure und zeigen eher einen schlanken Charakter. Warme, sehr fruchtsüße Pinots dürften eher die Ausnahme darstellen. Interessanter und wichtiger finde ich eher, wie lange die sich halten mögen. Gute Säure = Langes Leben, das passt. Aber ob generell die Kraft von 2004er sehr lange anhält ist glaub ich komplizierter hervorzusagen!?!

Ich persönlich, total subjektiv, würde natürlich zu beiden greifen. :lol: Nee nee. Ich würde dem Koch den Vorzug geben. Ist aber eine total andere Welt. Eher filigran, schlank, wenig Holz, die Konzentration ist nicht so vordergründig – dennoch ist sie da, eine sehr elegante und intensive Fruchtsüße (vielleicht fast zu viel. Das ist aber jetztabsolut kleinkariert).

Bitte nicht die Frage zum PLV! Das ist sooo unterschiedlich. Das kann man nicht abwägen. Ich kann aber gerne sagen, dass es aus dem Burgund und Deutschland Weine gab, deren PLV Vermögen attraktiv ist. Trotzdem sind es leider keine günstigen Weine. Leider :(

Ich, absolut subjektiv gesehen, fand den Lechenault Nuits 2008, den Holger Koch Reserve 2008, den Corton 2009 von Lequin und den Kirschgarten 2008 von Knipser sehr ausgewogen bepreist. Achtung! Und jetzt übertreibe ich es auch ein wenig. Auch der Mazy-Chambertin 2008 von Rousseau ist alles andere als übermäßig teuer für das was er ist! Natürlich nur gutes PLV für den vollen Geldbeutel.

Oh je. :mrgreen: Ne danke den Kaapzicht brauch ich nicht. Als ich den probiert hab war die Stimmung für 5 min im Keller. Ich steh nicht so auf graue Leberwurst. Probier lieber mal Jacobsdaal, Ham Rus Southern Right oder Kanonkop. Die sind zum Beispiel was. Leider ist der Kanonkop auch wesentlich teuerer.

Was war noch mit Huber?

LG

Chris
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Pointless

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Re: Weinkost 2011 in Meersburg

BeitragMo 21. Nov 2011, 11:00

Und ich dachte: "man, der Kaapzicht ist ja gar nicht so schlecht, der passt sicher bestimmt super zu grauer Leberwurst". Wenn man danach sucht, ist es ja auch nicht so einfach!
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Oh Dae-Su

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Re: Weinkost 2011 in Meersburg

BeitragMo 21. Nov 2011, 11:10

:D

Da gibt es leider auch noch ein paar andere die in eine solche wurstige Richtung gehen. Von z. B. Laibach. Der ist auch noch günstiger.

LG

Chris

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