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2019 GG vs. 1G - eine Auswahl

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
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amateur des vins

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Re: 2019 GG vs. 1G - eine Auswahl

BeitragMi 16. Jun 2021, 17:09

Wittmann, Niersteiner 2019
Wittmann, Brunnenhäuschen 2019


Kleines Update, weil die Flaschen vermutlich heute leer werden, ich aber später wahrscheinlich keine Lust zum Aufschreiben haben werde:

[+1d] 1G wenig verändert, scheint aber am Gaumen linearer. Ich führe das aber auf meine Tagesform zurück. GG im Vergleich deutlich tiefer/komplexer; der Abstand scheint ein wenig vergrößert. Verblüffenderweise ist die größte Änderung bei der Säure des GGs feststellbar: die ist nämlich heute pikant, fast ein wenig spitz.
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins

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Re: 2019 GG vs. 1G - eine Auswahl

BeitragDo 17. Jun 2021, 19:36

...und noch ein kleiner Nachtrag, weil wider Erwarten noch je ein Glas übrig war:

[+2d] Beide sind sehr stabil, die Veränderungen minimal. 1G heute etwas mehr kräuterig-zitrisch, weniger "rostig", und nochmals minimal linearer. Beim GG ist die Säure heute "knapp unterspitz", also genau richtig.

Die Schere ist nochmal minimal aufgegangen. Das GG macht schon signifikant mehr Spaß; vernünftig in puncto PGV wäre das auch sehr gute 1G. Aber wer möchte schon beim Weingenuß Vernunft walten lassen?
Besten Gruß, Karsten
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Ingo

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Re: 2019 GG vs. 1G - eine Auswahl

BeitragDo 17. Jun 2021, 19:45

Auch von meiner Seite vielen Dank für diese aufschlussreichen Vergleiche. Bitte weiter damit!
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Weinschlürfer

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Re: 2019 GG vs. 1G - eine Auswahl

BeitragFr 18. Jun 2021, 21:13

Eines möchte ich einwerfen.

Brunnenhäuschen GG wäre natürlich - von der Lage her - viel besser mit einem Westhofener Rieslng vergleichbar gewesen. Nierstein ist dann doch ein bisschen anders noch.

Ansonsten Daumen hoch von mir ! :)
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amateur des vins

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Re: 2019 GG vs. 1G - eine Auswahl

BeitragFr 18. Jun 2021, 21:20

Weinschlürfer hat geschrieben:Brunnenhäuschen GG wäre natürlich - von der Lage her - viel besser mit einem Westhofener Rieslng vergleichbar gewesen. Nierstein ist dann doch ein bisschen anders noch.
Völlig richtig!
amateur des vins hat geschrieben:Dieses Pärchen ist insofern ein Sonderfall der Reihe, als hier klar disjunkte Provenienz vorliegt: Das Brunnenhäuschen ist aus Westhofen, der Niersteiner vom Roten Hang. Zum einen handelt es sich hier um Lagenverbrauch :mrgreen:, denn das Westhofener 1G wird als Partner des Morsteins herhalten müssen. Zum anderen ist die vorliegende Zusammenstellung insofern gerechtfertigt, als es in der Lage Brunnenhäuschen partiell Rotliegendes gibt.
;)
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins

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Re: 2019 GG vs. 1G - eine Auswahl

BeitragSo 20. Jun 2021, 13:11

Das nächste Pärchen zeigte deutlich auf, wie Unterschiede in der Tagesform und/oder der Trinktemperatur die Wahrnehmung und Bewertung deutlich beeinflussen können:

Emrich-Schönleber, Halgans 2019
Emrich-Schönleber, Halenberg 2019


Auch hier findet sich nirgendwo ein "1G" auf der Flasche. Ich vermute wieder eine Lagencuvée, habe aber keine belastbaren Informationen dazu gefunden. Falls jemand was weiß: bitte posten!

1G blaßstrohgelb, GG minimal satter.
In der Nase das 1G mit feiner Limetten-Aromatik und einem Hauch Basilikum. Sehr elegant. Das GG grundsätzlich ähnlich, aber dichter und erheblich komplexer: reife Amalfi-Zitrone, eine Spur Räucherspeck, Blutorange, Kleewiese u.a.m..
[+10'] Am Gaumen 1G ein Ausbund an Eleganz; Aromen wie Nase. Frische, aber unauffällige Säure. Leicht stoppend. Lang! Das GG wie in der Nase auch am Gaumen dunkler: Zitrus Richtung Orange, etwas erdig, im Abgang pikant grasig-herb. Alles sehr fein, kraftvoll, aber superelegant. Ewig lang!

Das leiseste Pärchen bis hierhin, aber auch das eleganteste.

[+1d] Interessant: Am zweiten Tag kommen mir beide nicht furztrocken vor, um nicht zu sagen: etwas klebrig. Im Gegensatz zu so manch anderem Wein findet man hier relativ einfach analytische Daten: 1G RZ 5,5 S 7,0 Alk 12,5, GG RZ 4,7 S 7,4 Alk 13,0. Voilà!

Irgendwie ergibt das ein wenig ein Dilemma mit der Temperatur. Am ersten Tag habe ich sie nämlich schneller und damit kühler getrunken; am zweiten Tag habe ich nebenher andere Sachen gemacht, so daß die Weine sich stärker im Glas erwärmten. Und beides ist nicht ganz optimal: Mit ca. 11° sind doch einige Aromen "weggekühlt", aber ab so ca. 13, 14° wird's eben etwas klebrig. Wer's mag, wird sich daran nicht stören, "dient" die Süße doch. Meinen Geschmack trifft es jedoch nicht so ganz. Davon abgesehen, hatte ich auch schon Weine mit diesem Restzucker, die weniger klebrig schienen.

[+2d] Heute habe ich dann gezielt auf den Temperaturverlauf geachtet und meine Einschätzung bestätigt gefunden.

Und so muß ich letztlich mein Urteil revidieren: Fand ich dieses Pärchen zunächst aufgrund der Eleganz vorne (mir stand wohl gerade der Sinn nach etwas leiseren Weinen), kann ich das jetzt aufgrund meiner Vorlieben nicht mehr behaupten, obwohl beide sehr gute Weine sind.

Und in puncto relativen PGVs haben wir hier wieder einen Fall, wo das "1G" relativ nah dran am GG ist. Auch hier sind die Unterschiede deutlich, aber nicht unbedingt beim 2,5-fachen.
Besten Gruß, Karsten
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Lorne Malvo

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Re: 2019 GG vs. 1G - eine Auswahl

BeitragSo 20. Jun 2021, 14:17

Für einen Halenberg ist der kräftige Süßeeindruck aber untypisch oder was meinst du?

Im Jahrhundertjahrgang. :roll:
„Weine nicht, weil es vorbei ist, sondern lächle, weil es schön war.“
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amateur des vins

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Re: 2019 GG vs. 1G - eine Auswahl

BeitragSo 20. Jun 2021, 14:27

Lorne Malvo hat geschrieben:Für einen Halenberg ist der kräftige Süßeeindruck aber untypisch oder was meinst du?
Deshalb hatte ich das am ersten Tag garnicht auf dem Plan und war am zweiten überrascht.

Im übrigen würde ich bei rund 5 g/l auch nicht mehr von einem "Eindruck" sprechen; das ist dann schon real.
Besten Gruß, Karsten
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jessesmaria

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Re: 2019 GG vs. 1G - eine Auswahl

BeitragSo 20. Jun 2021, 15:22

So langsam scheint sich ja eine Tendenz abzuzeichnen... Das GG schneidet bei dir meistens besser ab, konkret komplexer, weniger linear etc.

Bestätigt m. E. doch ein bisschen, was ich als "Preiskategorien" zu fassen versuchte:

- 20–30€: Weine, die häufig im Gedächtnis bleiben; "Wow"-Effekt beim ersten Schluck möglich
- 30€+: dito, aber noch stärker. Sehr komplexes Aromaprofil


Natürlich ist gleichzeitig nicht zu erwarten, dass die 1Ge, die du ausgewählt hast (von nicht ganz schlechten Weingütern), so schlecht sind, dass darüber noch riesige Sprünge passieren.
Das ist doch wie in der Kunst: ab einem bestimmten Niveau, wo handwerklich schon alles sitzt, liegen die Unterschiede im Detail. Der Stümper nimmt sie gar nicht wahr, der Kenner ist fasziniert vom "genialen" Quäntchen extra und gerade das bedeutet im alles – im Zweifel auch den dreifachen Preis.

Für mich würde sich mein Kaufverhalten in diesem konkreten Fall erst ändern, wenn die 1Ge die GGe schlagen würden.
Ich bin gespannt und mich wird interessieren, ob du nach diesen Vergleichen zukünftig hinsichtlich 1G/GG anders einkaufst.

Wie du den Wittmann Niersteiner beschrieben hast (rostig, rote Johannisbeere), hab ich ihn übrigens auch noch sehr stark in Erinnerung. Im Vergleich zu den anderen Wittmanns 1G (wenig davor oder danach getrunken) übrigens sehr anders, sicher aufgrund des Bodens.
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amateur des vins

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Re: 2019 GG vs. 1G - eine Auswahl

BeitragSo 20. Jun 2021, 15:40

Ich habe zu keiner Zeit bezweifelt, daß die GG wirklich signifikant besser sind. Der Winzer würde sich ja selber schaden, wenn es anders wäre, und gerade innerhalb desselben Jahrgangs wäre es doch zu offensichtlich. Der Fokus liegt also darauf, zu einem Urteil zu kommen, ob der Mehrpreis durch den Mehrwert gerechtfertigt ist. Hierbei muß natürlich berücksichtigt werden, daß wie überall für die letzten paar Prozent Qualität überproportional zu bezahlen ist. Zu objektivieren ist da wenig.

Na, schau'n wir mal, ob das Bild noch etwas deutlicher wird. Ein bißchen was kommt hier ja noch... ;)

Für mich selber wäre ein Grund, ganz überwiegend zu den 1G zu greifen, wenn die GG gefühlt, sagen wir mal, nur 1,5mal besser wären, und die 1G "gut genug". Das sage ich vor dem Hintergrund nicht superknapper, aber doch ziemlich begrenzter pekuniärer Reserven; als Multimillionär wär's mir grad egal. Beides ist auch nicht wirklich zu quantifizieren, aber das muß es ja auch nicht für diese Entscheidung.
Besten Gruß, Karsten
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