Hallo xaverja,
ich hatte mir schon bei deinem Threadopener Gedanken gemacht, dass aber auch wieder aus den Augen verloren. Mit einem Artikel aus J. Priewes Weinkenner-Blog, den ich Auszugsweise hier einkopiere, kann ich evtl. etwas zu deiner Nachfrage beitragen. Grundsätzlich ist ein Sassicaia-Ersatz terroir- und sortenbedingt wohl nicht 1:1 möglich. Adäquate Supertoskaner dürfte es wohl aber qualitativ schon geben ...
Allerdings mit 30-40€ ist aufgrund der preislichen Entwicklung der letzten Jahre die Auswahl im Eigentlichen inzwischen deutlich eingeschränkt.
Vor 4-5 jahren wären Grattamacco und Giusto di Notri noch im Bereich der Obergrenze deiner preislichen Vorstellung gelegen - tempi passati.
Ein Supertuscan überragte alle
Ein Wein war sogar besser als der Ruf. Es war der 2009er Bolgheri Rosso Superiore aus dem Weingut Grattamacco, den der Garibaldi-Inhaber Eberhard Spangenberg zusätzlich gestiftet hatte und den wir aus der Magnumflasche tranken: ein nicht übermäßig bekannter, unter Kennern jedoch hoch geschätzter Wein von der toskanischen Mittelmeerküste, der seinerzeit von nahezu allen internationalen Weinkritikern unisono mit 93/100 Punkten bewertet wurde. Ich würde dem 2009er Grattamacco in seiner heutigen Verfassung glatt noch 3 Punkte mehr zugestehen, wohlwissend dass er damit auf Sassicaia-Niveau wäre. Der Vergleich ist zwar schief, denn der Sassicaia ist ein hundertprozentiger Cabernet, während im Grattamacco 20 Prozent Merlot und 15 Prozent Sangiovese stecken. Aber beide gehören zur gleichen Appellation Bolgheri. Die Tenuta San Guido, aus der der Sassicaia kommt, war das erste Weingut, das dort gegründet wurde, Grattamacco das zweite (1977).
Dessen Reben stehen – im Unterschied zum Sassicaia – nicht am Fuße der Colline Metalliefere (wie die Hügel um Bolgheri heißen), sondern hinter der ersten Hügelkette. Dort ist der Boden karger, das Klima kühler, die Entfernung zum Meer größer. In warmen Jahren (und 2009 war ein warmes Jahr) gelingen die Grattamacco-Weine immer besonders gut – das zeigt sich an diesem sensationell frischen, fachmännisch würde ich sagen: komplexeren Wein, als der Sassicaia es ist. Den hatten wir diesmal übrigens nicht im Programm. Leider ist der 2009er Grattamacco nicht mehr auf dem Markt. Aber die 2017er und 2015er (ebenfalls zwei warme Jahrgänge) sind noch erhältlich. Sie besitzen ein ähnliches Potenzial wie der packende 2009er (85 Euro bei Garibaldi).
Und was ist mit dem Tignanello?
Die anderen Supertuscans der Probe wurden ihrem hohen Ruf gerecht, einige etwas mehr, andere etwas weniger: der muskulöse, noch völlig verschlossene 2016er Flaccianello von Fontodi (dessen 99 bis 100 Punkte, die er fast überall bekommen hat, ein Vorgriff auf spätere Trinkreife sind), der atemberaubende, aber etwas gefällige 2016er Saffredi von Le Pupille, der glatte 2015er Modus Primo von Ruffino, der perfekt gereifte 2009er Oreno von Sette Ponti, der große 2007er Giusto di Notri von Tua Rita und der wuchtige 2008er Monteverro aus dem südlichsten Zipfel der Toskana. Die beiden Weine, die enttäuschten, waren der 2012er Sammarco vom Castello dei Rampolla und der 2006er Tignanello von Antinori – beide zwar aus großen Jahrgängen kommend, aber schon recht müde und vom Anspruch, die Spitze der Toskana zu repräsentieren, weit entfernt.
Aus eigener Erfahrung sind der
Grattamacco (ca. 60€) und der
Giusto di Notri (ca. 60€) Weine, die ich grundsätzlich empfehlen könnte. Der kleine Bruder des Grattamacco, der einfache Rosso (ca. 25€), hat aber auch durchaus seine Qualitäten.
Den
Modus (ca. 30€) von Ruffino hatte ich für mich stets als vernünftige Tignanello Alternative auf dem Zettel, der nun seitens Ruffino lancierte
Modus Primo ist quasi eine Modus-Selektion und liegt preislich mit ca. 60€ in etwa beim doppelten eine einfachen Modus.