Aktuelle Zeit: Do 28. Mär 2024, 23:35


Chianti (in allen Variationen)

  • Autor
  • Nachricht
Offline
Benutzeravatar

Herr S.

  • Beiträge: 1051
  • Bilder: 6
  • Registriert: So 12. Dez 2010, 14:11
  • Wohnort: Bockenheim a.d. Weinstrasse

Re: Chianti (in allen Variationen)

BeitragSa 1. Sep 2018, 18:22

Moin Moin,

nach der Hitze kam das erste Mal richtig Rotweindurst auf. Da stand noch eine Flasche 2008 Montevertine, dass sollte doch passen zur Blechpizza (endlich mal kein bzw. kaum Gemecker der Kids). ZUr Pizza funktionierte der Wein gut, fiel aber nicht weiter auf. Solo machte er dann aber nicht mehr wirklich Spaß:

Bild

Tja, dann halt ein reifes Orval, da ist der muffige Geruch wenigstens gewollt und passt perfekt! Dafür würde ich sogar manchen guten Wein links liegen lassen.

Viele Grüße,
Björn
--------------------------------------------
"Not that we needed all that for the trip, but once you get locked into a serious drug-collection, the tendency is to push it as far as you can." (Hunter S. Thompson, Fear and Loathing in Las Vegas)
Offline

Holzfass

  • Beiträge: 241
  • Registriert: Do 1. Mai 2014, 11:08

Re: Chianti (in allen Variationen)

BeitragSa 15. Sep 2018, 21:03

Nur kurz, Le Cinciole, CCl, 2012. Mittlerer Körper, süßlich bis duftig-würzige Nase, die Süße einem Brunello nicht unähnlich. Am Gaumen trocken, fein-würzig, etwas Erde, etwas Frucht. Hier deutlich Chianti. Sehr entspannter, sehr ausgewogener, offener, aber überhaupt nicht trivialer Toskaner. An Tag 2 noch besser zum ersten Wildschweinragout der Saison. Ganz ehrlich, viel besser geht Annata gar nicht.
Offline

olifant

  • Beiträge: 3735
  • Registriert: Mi 8. Dez 2010, 08:58
  • Wohnort: Bayern

Re: Chianti (in allen Variationen)

BeitragDi 18. Sep 2018, 07:44

Herr S. hat geschrieben:Moin Moin,

nach der Hitze kam das erste Mal richtig Rotweindurst auf. Da stand noch eine Flasche 2008 Montevertine, dass sollte doch passen zur Blechpizza (endlich mal kein bzw. kaum Gemecker der Kids). ZUr Pizza funktionierte der Wein gut, fiel aber nicht weiter auf. Solo machte er dann aber nicht mehr wirklich Spaß:

Bild

Tja, dann halt ein reifes Orval, da ist der muffige Geruch wenigstens gewollt und passt perfekt! Dafür würde ich sogar manchen guten Wein links liegen lassen.

Viele Grüße,
Björn


Hallo Björn,

hattest du eine Konterflasche? Die Beschreibung klingt mir irgendwie nach Flaschenfehler, zumal nach meiner Erfahrung Montevertine Rosso durchaus 10 Jahre brauchen um einigermaßen aus dem Loch zu kommen ...
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
Offline
Benutzeravatar

Herr S.

  • Beiträge: 1051
  • Bilder: 6
  • Registriert: So 12. Dez 2010, 14:11
  • Wohnort: Bockenheim a.d. Weinstrasse

Re: Chianti (in allen Variationen)

BeitragDi 18. Sep 2018, 08:48

Hallo Ralf,

leider handelte es sich um eine Einzelflasche. Ich war ebenfalls überrascht denn ich kenne den Wein - aus anderen Jahren - deutlich anders.

Viele Grüße,
Björn
--------------------------------------------
"Not that we needed all that for the trip, but once you get locked into a serious drug-collection, the tendency is to push it as far as you can." (Hunter S. Thompson, Fear and Loathing in Las Vegas)
Offline

olifant

  • Beiträge: 3735
  • Registriert: Mi 8. Dez 2010, 08:58
  • Wohnort: Bayern

Re: Chianti (in allen Variationen)

BeitragMi 10. Okt 2018, 11:23

... gestern im Glas ...

Chianti 2012, La Spinetta Casanova - Terricciola, NK

mittleres glänzendes transparentes Rubinrot; würzige rote Frucht (Sauerkirsche, Holunder, Schlehe, Preiselbeere), etwas Unterholz, etwas Veilchen, dezente Gewürznoten; am Gaumen kräftiges dichtes Mittelgewicht, würzige rote Frucht korrespondierend zur Nase, Gewürznoten (Trockenkräuter, Erde), etwas Veilchen, etwas Pfeffer, gewisse mineralische Noten, noch bissiges kerniges aber geschmeidiges Tannin, sehr schöne kräftige Säure, mit ca. 1h Belüftung in schöner Balance, minimal trocknend, als Toskaner schmeckbar, fordernd und animierend zugleich; langer Abgang auf Frucht / Tannin / Säure, etwas pfeffrig - 16,5-17/20 op

Das nun einjährige Lager seit Erwerb hat sich m.E. ausgezahlt (Änderungen in der VKN kursiv, bzw. gestrichen), schöner Chianti (deutlich anderes Geschmacksbils als CCl), dessen Holzausbau zwar present, aber keineswegs störend ist.
Nach ca. einer Stunde Luft ein Wein der mir richtig Spass macht.
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
Offline

Holzfass

  • Beiträge: 241
  • Registriert: Do 1. Mai 2014, 11:08

Re: Chianti (in allen Variationen)

BeitragSo 28. Okt 2018, 11:48

Gestern und vorgestern gab's den Chianti Classico Belcanto 2012 von Nittardi.

Auch für Chianti eher ein Mittelgewicht. Feine Nase, rote Frucht (Kirsche und etwas Himbeer) und eine interessante, fast verspielte Würze. Nicht klassisch erdig, sondern eher in Richtung Edelholz, aber sehr fein bis filigran.

Am Gaumen trotz moderater Säure noch genug Spannung und Definition. Funktioniert trotz des eher filigranen Charakters gut als Begleiter zum Essen (Lammbraten) und verliert über den Abend nicht an Definition. Am zweiten Tag besser als am ersten.

Eher modern, aber trotz 12 Monaten in französischer Eiche eben doch nicht vom Holz erschlagen oder international/fruchtdominant wuchtig. Fällt von daher bei mir unter "stimmig und mal was anderes". Es kann ja nicht immer Kirsche, Erde und großes Fass sein.
Offline

olifant

  • Beiträge: 3735
  • Registriert: Mi 8. Dez 2010, 08:58
  • Wohnort: Bayern

Re: Chianti (in allen Variationen)

BeitragMo 29. Okt 2018, 08:55

Hallo Holzfass,

so ähnlich sehe ich die Nittardi Chianti auch ganz allgemein. Eher moderner Stil, Holzeinsatz gut gemacht und mit genügend Reife in sich stimmig. Gereift trink' ich die gerne, jung sind sie mir meist zu anstrengend, aber entscheidend ist für mich die Verlässlichkeit, die gute Struktur, mit der sie einfach sehr gut reifen können...

Hatte die vergangene Woche zweimal 2014 CCl im Glas. Einmal den San Giusto a Rentennano, einmal den Bonacchi. Beide Weine in meinen Augen sehr schön zu trinkende und typische CCl und gut gemacht. Jetzt in sehr schöner Balance zwischen Frucht und Tannin, bei bester Säure. Der San Giusto evtl. der Elegantere auf Frucht, der Bonacchi der etwas Rustikalere eher auf herzhaftes Tannin.
Nach diesen beiden Weine würde ich den Jahrgang keinesfalls mehr Schlechtreden wollen, auf jeden Fall falls man authentische, straffe Essensbegleiter sucht.
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
Offline

Holzfass

  • Beiträge: 241
  • Registriert: Do 1. Mai 2014, 11:08

Re: Chianti (in allen Variationen)

BeitragMo 29. Okt 2018, 22:11

Hallo Ralf, zu 2014 werde ich bei Gelegenheit mal noch was schreiben. Habe aber mittlerweile mehr gute als schlechte Erfahrungen gemacht.

Heute gibt's Chianti Rufina Riserva 2007 Nipozzano von Frescobaldi. Fast keine Reifenoten, auch den orangenen Rand muss man mit der Lupe suchen. Überzeugende Struktur, in sich ruhend, schöne Länge. Interessant, dass sich aus der ansonsten homogenen und verwobenen Aromatik am Gaumen und in der Nase deutliche Cassisnoten hervortun. Und das bei nur 10% Malvasia Nera, Colorino, Merlot und Cabernet Sauvignon. Ich habe letztere in Verdacht und war schon öfters von deren Durchsetzungsvermögen im Chianti überrascht. Ganz besonders bei CS.

Wiederum modern, aber gut gemacht und langlebig. Der Nipozzano wirkt glatter als der Nittardi CCl die Tage zuvor. Das muss man nicht lieben, die Machart ist aber stimmig und sicher auch gewollt.

Viele Grüße,
Thomas
Offline

olifant

  • Beiträge: 3735
  • Registriert: Mi 8. Dez 2010, 08:58
  • Wohnort: Bayern

Re: Chianti (in allen Variationen)

BeitragDi 30. Okt 2018, 17:29

Hallo Thomas,

ich bin mir schon lange nicht mehr sicher, ob Cassisnoten bei Sangioveseweinen tatsächlich zwingend von CS-Anteilen herrühren.
Bspw. hatte ich den Badia a Passignano (CCl / Antinori) auch schon in Verdacht nicht 100% Sangiovese zu sein, so deutliche Cassisnoten waren zu vernehmen. Ist aber angeblich ohne CS.
Dagegen hatte ich bei einem Vigna del Sorbo (CCl / Fontodi), der m.W. 10% CS in der Cuvée aufweist, nie einen ausgeprägten CS-Verdacht, bzw. dessen konkrete Wahrnehmung.
Vielmehr scheint m.E. CS in der Cuvée in jedem Falle die Struktur zu verstärken. Bei Merlot bin ich da deutlich sensibler in der Fruchtwahrnehmung, aber auch hier gibt es genügend CCl, die auch mit Merlot in der Cuvée ein recht typisches Geschmacksbild aufweisen können.
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
Offline

Holzfass

  • Beiträge: 241
  • Registriert: Do 1. Mai 2014, 11:08

Re: Chianti (in allen Variationen)

BeitragFr 22. Feb 2019, 22:47

olifant hat geschrieben:Hallo Thomas,

ich bin mir schon lange nicht mehr sicher, ob Cassisnoten bei Sangioveseweinen tatsächlich zwingend von CS-Anteilen herrühren.
Bspw. hatte ich den Badia a Passignano (CCl / Antinori) auch schon in Verdacht nicht 100% Sangiovese zu sein, so deutliche Cassisnoten waren zu vernehmen. Ist aber angeblich ohne CS.
Dagegen hatte ich bei einem Vigna del Sorbo (CCl / Fontodi), der m.W. 10% CS in der Cuvée aufweist, nie einen ausgeprägten CS-Verdacht, bzw. dessen konkrete Wahrnehmung.
Vielmehr scheint m.E. CS in der Cuvée in jedem Falle die Struktur zu verstärken. Bei Merlot bin ich da deutlich sensibler in der Fruchtwahrnehmung, aber auch hier gibt es genügend CCl, die auch mit Merlot in der Cuvée ein recht typisches Geschmacksbild aufweisen können.


Heute im Glas Barone Ricasoli Brolio Chianti Classico 2016 aus der halben Flasche. Sangiovese 80%, Merlot 15%, Cabernet Sauvignon 5%. 13,5% Alkohol. Merlot oder CS sind weder geruchs- noch geschmackstechnisch auffällig. 9 Monate Tonneaux 2. und 3. Belegung, ich hätte eher auf mehr Holz getippt. Vor allem in der Nase, allerdings nicht schminkig vanillig, sondern frisch gefällter Laubbaum. Damit kann ich in jungen Jahren gut leben. Nicht zu dominante Frucht, mit elegant-würzigen Anklängen. Mal etwas Bittermandel, mal in Richtung würzig-frisches Duschgel. Nicht ewig komplex aber in der Gewichtsklasse absolut überzeugend. Am Gaumen halten sich Frucht und Würze ebenfalls die Waage, mittlerer Körper, angemessene Portion Tannine und, das ist am schönsten, lebendige Säure. Das ist im Gesamtpaket überzeugend und preislich fair. Immer mal wieder schätze ich zwischendrin einen moderneren Chianti oder grundsätzlich Toskaner, wenn er nicht zu sehr auf Nummer sicher getrimmt und ganz ohne Ecken und Kanten daherkommt.
VorherigeNächste

Zurück zu Toskana

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast

Impressum - Nutzungsbedingungen - Datenschutzrichtlinie - Das Team - Alle Cookies des Boards löschen