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Re: Rosso di Montalcino

BeitragVerfasst: Mo 20. Apr 2020, 19:21
von Segla
Hallo,
das kann ich jetzt so nicht stehen lassen! Ich kann zwar nichts zum Rosso 2017 beitragen, mir gefällt aber nicht wie das Weingut als solches hier in ein schiefes Licht kommt. Seit dem Tod von Vasco gibt es familiäre Probleme, das lieber Hasi, hast du richtig recherchiert.
Von der internationalen Weinkritik hat das Weingut mit 2004, 2007 und 2010 die besseren Noten bekommen als zu Vascos Zeiten.
Ich habe seit dem 97er keinen seiner Brunello Jahrgänge ausgelassen. Mir hat 99, 01, 04 und 10 sehr gut gefallen, hier sind aber auch in vermeintlich "schlechten" Jahren sehr ordentliche Weine entstanden.
Massimo verfolgt einen sehr traditioneller Stil, die Weine brauchen etwas Zeit, oftmals viel Luft und machen manchmal etwas "schwierige" Phasen mit. Wer den traditionellen Stil mag wird hier eigentlich nie enttäuscht!
Einige Weingüter in der unmittelbaren Umgebung gehören bereits großen Investoren, die internationale Handschrift ist unverkennbar, ich finde diese Entwicklung sehr schade. Was hier teilweise zu hörenden Preisen als Brunello vermarktet wird....
Kürzlich habe ich einen 100 Parker Brunello von Casanova di Neri getrunken, ich ziehe den ganz einfachen Brunello von Vasco (Massimo!) vor. Aber natürlich jeder wie er mag.
Sorry, hier sollte es ja eigentlich um Rosso gehen...
Gruß Segla

Re: Rosso di Montalcino

BeitragVerfasst: Do 23. Apr 2020, 19:19
von Hasi
Hallo Segal!

Also, jetzt muss aber AUCH ICH hier etwas richtig stellen: ICH habe die Sassetti-Weine (die stets zu meinen Montalcino-Favoriten gehör(t)en schliesslich NICHT kritisiert, das waren die Kollegen vor mir, denen ich nur die historischen Tatsachen näher bringen wollte! Dass aber Massimo einen völlig anderen Wein als Vasco macht, darauf können wir uns vermutlich einigen, oder? Ich habe aber NICHT gesagt der Wein sei nicht gut, sondern nur das „goldene Händchen” von Vasco hervorgehoben! Durch die persönliche Bekanntschaft einfacher Weinbauern wie Vasco oder den Guerrinis (Paradiso di Manfredi), oder Nello Baricci kam ich in den späten 1980-ern mit dem „echten” Brunello in Berührung. Die Osteria Bassomondo der Sassettis wird von mir nach wie vor angesteuert (Beweisfoto im Anhang) und Vasco spielt auch in meinem Roman „Brunello, Sex & Rock n Roll” eine Schlüsselrolle!

somit sollte alles klar sein!

Hasi

Re: Rosso di Montalcino

BeitragVerfasst: Sa 25. Apr 2020, 18:18
von AmonA
Gestern und heute die vorletze Flasche von
RdM 2017 Vasco Sassetti
Stark nach Kirschen dann schwarzfruchtig, am Gaumen Kirsche, sanftes Tannin, etwas hart im Abgang mit kleiner Säurespitze. Völlig anderer Wein! 24 h später verhalten nach Schwarzkirschen, am Gaumen keine Frucht mehr, etwas Würze, adstringierend, rau, leichtes Bitterl. Sauerkirschen kommen langsam durch. Nähert sich aber dem Eindruck der ersten Flasche, ist aber längst nicht so extrem. Die letzte Flasche lasse ich noch liegen.

Re: Rosso di Montalcino

BeitragVerfasst: Sa 16. Mai 2020, 18:02
von AmonA
Gestern und heute:
RdM 2016 Madonna Nera,
helles Kirschrot, blasser Rand, wirkt schon reif von der Farbe, Veilchen, Zedern, ätherisch, am Gaumen Frucht flankiert von Tanninen, feiner Säure und Mineralik.
Gefiel mir bisher am besten von den 16ern die ich probiert habe. (Lisini, Constanti Conti, Valdicava). Das kann aber auch daran liegen, dass ich aufgrund meiner Spätschicht die Weine auch "spät" probiert habe. Vielleicht spielten mir die Geschmacksnerven einen Streich - aber ich behaupte mal, kein Vergleich zu Burgundern in der Preisklasse, die kommen mir, schreiben wir's mal salomonisch, geschmacklich mehr entgegen. Allerdings subskribiere ich die Franzosen, weshalb der Preisvergleich nicht ganz fair ist.

Re: Rosso di Montalcino

BeitragVerfasst: Sa 16. Mai 2020, 18:36
von Gecko
Hallo Volker,

könntest Du ggf. etwas detaillierter auf den RdM von Costanti (2016) eingehen, der wurde ja sehr gelobt.
Ich hatte kürzlich den 2016 von Siro Pacenti im Glas, der war auch gut zu trinken, hätte etwas mehr Komplexität erwartet, vielleicht braucht der einfach noch etwas Zeit....

Danke und Gruß
Chris

Re: Rosso di Montalcino

BeitragVerfasst: Sa 16. Mai 2020, 20:50
von AmonA
Hallo Chris,
ich muss dann evtl. morgen noch mal eine Flasche öffnen. Schlecht ist der Wein keinesfalls, nur habe ich für 25,00 etwas mehr erwartet. Der Rest der ersten Flasche war am Tag danach komplett oxidiert, ich habe schon einen Transportschaden befürchtet. Ich hatte mir keine Notizen gemacht, da ich recht enttäuscht war - auch nach der zweiten Flasche, die ich abends nach der Arbeit probiert hatte, nicht!
Ein paar Jahre Lagerung tut allen Weinen sicherlich gut. Den von Madonna Nera würde ich jetzt keine 5 Jahre mehr lagern wollen.

Re: Rosso di Montalcino

BeitragVerfasst: So 17. Mai 2020, 21:08
von AmonA
Also heute dann
RdM 2016, Conti Constanti
Vorweg: Flasche, Korken und Wein ohne Fehl(gerüche)...und Tadel :mrgreen:
Kirschrot, heller Rand, verhalten nach Kirschen, Veilchen treten deutlicher hervor. Am Gaumen sehr viel feines Tannin unterlegt mit vielschichtiger (nicht definierbarer) Frucht. Feine Säure. Ist jetzt nicht gerade ein Gaumenschmeichler aber der Wein hat Potential. Den würde ich in zwei Jahren nochmal probieren.
Mit dem heutigen Tag für meinen Geschmack klar die Nr. 1 von den Rossi d.M. die ich probiert habe.

Re: Rosso di Montalcino

BeitragVerfasst: Di 19. Mai 2020, 09:01
von Gecko
Hallo Volker,

vielen Dank für Deine Notizen, sehr nett!!

Viele Grüße
Chris

Re: Rosso di Montalcino

BeitragVerfasst: Mi 20. Mai 2020, 20:10
von Moselaner
Hallo,

in Italien kenne ich mich fast gar nicht aus, erst recht nicht in dieser Preisklasse. Ich weis wohl, dass 2014 kein so tolles Jahr in der Toskana gewesen sein soll.
Im Glas hatte ich:

Cupano: Rosso di Montalcino 2014:
Opulente Kirsch- und Himbeerfrucht, Tabak, Mokka, sehr tief und dicht. Sehr lang. Hält ohne Probleme noch einige Jahre. Da ist viel Kraft und geschmackliche Tiefe, aber recht wenig Eleganz. Die 14 Volt sind allerdings wunderbar verpackt.
In seiner Art schon ein sehr guter Wein, aber nicht mein bevorzugter Stil. So etwas möchte ich eher selten trinken, hatte hier aber viel Spaß.

Viele Grüße

Patrick

Re: Rosso di Montalcino

BeitragVerfasst: Di 4. Aug 2020, 12:43
von Hasi
Hi Patrick! CUPANO ist sicherlich nicht wirklich „repräsentativ” - wenn es um Montalcino geht! Lionel und Ornella spielen da in einer völlig anderen Liga und schaffen eben auch bei grottenschlechten Jahrgängen wie 2014 sehr gute Weine auf die Flasche zu bringen. Ich würde mal sagen - für MICH - gehört Cupano zu den 5 spannendsten Weingütern überhaupt (halt von denen die ICH kenne!) ... Und weil hier immer wieder so wunderbar „gebasht” wird, auch an dieser Stelle: Montalcino wird sehr unübersichtlich, es gibt viel zu viele verschiedene Etiketten, der Trend zu Zweit & Dritt-Brunellos, sinle vinyard-Sangiovese und auch zu Zweit-Brunellos hält ungebremst an und mittlerweile kann man auf vielen Weingütern einen Basis-Rosso, einen Lagen-Rosso, einen Basis-Brunello, ein bis mehrere Lagen-Brunello, einen Riserva-Brunello und diverse IGTs kaufen. Find ICH gar nicht gut, heisst aber nicht, dass Montalcino generell ein Problem hat, es wird nur immer schwieriger „seinen” Sangiovese zu finden, das kostet Zeit & Geld! Und noch grundsätzlich zum Rosso dM: das ist KEIN Wein, der unbedingt schnell getrunken gehört, von den Top-Betrieben (und das können auch Winzlinge sein!) kommen Rosso dM, die gut und gerne 50 Jahre halten! Siehe dazu meine Abhandlung zu Baricci:

Sensationelle Vertikale von BARICCI Rosso di Montalcino zurück bis 1975 (!)

Immer mehr kristallisiert sich das kleine, urtraditionelle, an der Montosoli-Cru gelegene Weingut der Familie BARICCI-BUFFI als das neue Flagschiff Montalcinos in Sachen großer Weine heraus, und beginnt dem früher ersten Haus am Platz in dieser Angelegenheit, nämlich Biondi-Santi, den Rang abzulaufen!

Nach dem Tode Franco Biondi-Santis und dem Einstieg durch den EPI-Konzern auf der Tenuta „Il Greppo” gibt es nur mehr sehr wenige 100%-ige Familienbetriebe die auf eine relativ lange Weinbautradition auf allerhöchstem Niveau in Montalcino zurück blicken können. Abgesehen von den Giganten Barbi, Il Poggione und vielleicht noch Col DÒrcia waren wenige Güter 50 Jahre konstant im Spitzenfeld Montalcinos vertreten.

Dass es auf „Colombaia di Montosoli”, dem kleinen Bauernhof der BARICCI-BUCCIs seit Anbeginn keinerlei Qualitätsschwankungen gegeben hat, beweist eine im April 2019 in der „Enoteca de La Porta di Sotto” in Buonconvento vom renommierten „Gambero Rosso” initiierte, spektakuläre Vertikale vom „Zweitwein” des Hauses BARICCI, dem Rosso di Montalcino, einer lange Zeit sträflichst unterbewerteten einfacheren Form von 100% Sangiovese, die im Grunde 99,99% der Weinbauern Montalcinos erzeugen, um ihr Kapital schneller umwälzen zu können, kann doch dieser fälschlich auch gerne als „Baby-Brunello” bezeichnete Wein schon eineinhalb Jahre nach der Füllung in den Handel kommen.

Das Sensationelle an dieser sehr umfangreichen Verkostung waren einerseits die enorm weit zurückreichenden Bestände an Rosso di Montalcino bei BARICCI und andererseits die Tatsache, dass der älteste Wein, ein Rosso di Montalcino aus 1975 (!!) die Höchstpunktezahl von 94/100 erreichte!