Barolo - Wein der Könige, König der Weine

Hallo,

zur Gans entschied ich mich gegen Bordeaux 2009 und für einen weniger dominanten Essensbegleiter, mit dem ich schon viele Begegnungen hatte:



Grüße,
wolf

Barolo "Bricco Boschis" 2013 (Cavallotto) 14,5%Vol. Dunkel ziegelfarben. Einer dieser Weine, die schwer zu beschreiben sind, weil sich der Eindruck im Glas laufend ändert: mal rotfruchtig (Kirsche), dann deutlich medizinal (Chinatinktur, fast wie ein Barolo Chinato), dann wieder zurück zur Frucht, die jetzt aber mal auf der blauen Seite (Trockenpflaume), und schließlich Wacholder, was am Gaumen ein wenig den Eindruck von Gin hinterlässt, wozu wohl der Alkohol beitragen mag, der aber ansonsten trotz 14,5% nicht störend hervortritt. Kein Neuholz. Sehr dicht, viel Tannin, das wirkt aber nicht grob. Sortentypisch ordentlich Säure, so dass der Eindruck trotz aller Konzentration insgesamt eher schlank bleibt. Langer Abgang.

Am Beginn der vollen Trinkreife, wird aber noch sehr lange machen. Traditioneller Stil, und darin ganz ausgezeichnet.

Gruß
Ulli

Nachdem der Cavallotto gestern ziemlich überzeugend war, gab's gleich den nächstem 2013er:

Barolo Ravera 2013 (Elvio Cogno) 14,5%Vol. Etwas dunkler als der Cavallotto. Beim ersten Riechen staubig, altes Möbelstück auf dem Dachboden. Berappelt sich dann etwas, dezent Kirsche und deutlich Rosenblüte, um sich später wieder zurückzuziehen. Im Gaumen sehr präsente Säure (etwas weniger geschraubt ausgedrückt: schon ziemlich sauer), und die Säure bildet mit dem heftigen Tannin eine unbekömmliche Kombination.

Tja, dumm gelaufen - ein paar Jahre zu früh aufgemacht. Ich hatte nach dem Erfolgserlebnis gestern gehofft, dass man die 13er jetzt in der Breite angehen kann, aber das war wohl doch etwas zu optimistisch.

Gruß
Ulli

Hat hier jemand Erfahrung mit den Jahrgängen 2005-2007 von Roberto Voerzio? Habe bisher noch keinen Wein des Produzenten verkostet, hätte aber die Möglichkeit ein paar Flaschen dieser gereiften Jahrgänge zu erwerben. Eigentlich von allen Barololagen querdurch.

Hallo Hannes! Aus gegebenem Anlass kurz mal in die Barolo-Ecke des Forums gehüpft. Ich hatte das Vergnügen vor 2 Wochen bei einer kleinen Verkostung auf ein Glas Brunate 2007 eingeladen worden zu sein ... ein ganz phantastischer, sehr finessenreicher Barolo, der mich irgendwie an einen Burgunder erinnert hat (die ICH nicht unbedingt „brauche”, bin kein Fan von Pinot Noir, obwohl ich auch Burgund mit gut 50 Flaschen im Keller lagere!). Doch auch bei den Barolos bevorzuge ich Reife im großen Holz (vielleicht bin ich ein xxxxx und rede mir das alles nur ein, und vielleich auch daher die) und Voerzio baut den Brunate ja 24 Monate in gebrauchten (immerhin) Barriques aus französischer Eiche (immerhin) und dann noch kurz im großen Botte aus... wie gesagt war ein absoluter Spitzen-Wein, nur hätte ich den blind verkostet niemals dem Piemont zugeordnet!

Gruß

Hasi

P.S.: bei Barolo bin ich nicht wirklich trittsicher, meine ca 80 Flaschen im Keller sind großteils noch nicht angerührt worden ... die Barolos, die ich kenne sind aber ohne Ausnahme Erlebnisse der besonderen Art gewesen und für mich als Brunello-Freak sehr versöhnliche Weine!

Hallo Hannes,

meine Erfahrungen mit Voerzio-Weinen beschränken sich auf einige wenige Flaschen aus den späten 80er Jahren, insofern kann ich hier keinen Rat geben. Bisher war ich nicht versucht, meine Wissenslücke zu schließen, zum einen wegen des modernen Ansatzes, den Vorzio beim Ausbau seiner Weine fährt (siehe hierzu Hasis Beitrag), zum anderen wegen der exorbitanten Preise seiner Lagenweine.

Wenn Du trotzdem einen Versuch unternehmen willst, würde ich mich auf die 06er konzentrieren, dieser Jahrgang gilt in Barolo unter den drei genannten als der beste.

Grüße

Hartmut

Viel kann ich leider auch nicht beitragen. Ich hatte zwei Flaschen Barolo von Roberto Voerzio aus den 90-er Jahrgängen - einen 1993er La Serra und einen 1996er Cerequio. Der La Serra war fantastisch und einer der richtig guten Weine des Jahrgangs. Der Cerequio war auch ein sehr guter bis excellenter Wein - aber leider stilistisch sehr international und vor allem tatsächlich nicht sehr nebbiolo-typisch. Schwer nachvollziehbar, da gerade Nebbiolo sehr sortentypische Aromen aufweist. Roberto Voerzio galt zumindest in den neunziger Jahren als ein Winzer, der sich nicht in die Lager Traditionalist oder Modernist einordnen lässt. Damals wurden sein Baroli nach vergleichsweise eher kurzer Maischegärung 6 Monate in gebrauchten Barriques ausgebaut und anschließend 20 Monate in altbewährten Eichenfässern! Seine Weine waren zu dieser Zeit unter den Weinmachern beider Lager der Langhe sehr anerkannt!

Was die Jahrgänge von Voerzio nach der Jahrtausendwende angeht und etwaige Änderungen bei der Vinifizierung bin ich leider nicht im Bilde. 2006 ist sicherlich ein klassischer Jahrgang - der von Kritikern am höchstens bewertet wird - ähnlich gut oder zumindest nur unwesentlich hinter 2004 oder 2001. 2007 ist eher warm und 2005 tendenziell früh zugänglich und wie 2007 nicht (ganz) so langlebig! Wenn ich was zum aktuellen Verzehr suchen würde, würde ich wahrscheinlich 2005 auswählen und wer es opulenter mag auch 2007. 2006 ist was für längere Lagerung. Persönlich habe ich mit 2005er Baroli zum Teil echt gute Erfahrungen gemacht. Der Barolo von Bartolo Mascarello ist ein Paradebeispiel (aber das ist ein anderes Thema)l!!
Gruß Tobias

Bitte NICHT Baroli und Brunelli - das geht GAR NICHT!!!!

Vielen Dank für die ausführlichen Antworten, habe von diesem Anbieter bereits Brunate 2006 und 2007 zu einem guten Preis erhalten. Könnte jetzt noch weitere Flaschen zu einem nochmals günstigeren Preis erhalten, wobei günstig und Voerzio nicht so wirklich zusammenpassen, nachdem man sich weiterhin im dreistelligen Bereich bewegt. Vielleicht sollte ich eine Flasche öffnen um zu sehen wie mir diese Richtung schmeckt, eventuell den 2007er.

Barolo "Bricco Boschis" 2013 (Cavallotto)

...hier ein etwas älteres Exemplar: