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Barolo - Wein der Könige, König der Weine

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TOM

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragMo 27. Jun 2022, 13:31

War eigentlich jemand von Euch in den letzten Wochen im Piemont oder hat von den Winzern was zum Thema Trockenheit gehört? Die Nachrichten und Bilder, die man zurzeit findet, sind ja dramatisch. Kann mir nicht vorstellen, dass das einfach so an den Weinen vorbei geht...

Hier ein Beispiel:
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/schlimmste-duerre-seit-70-jahren-trinkwasser-rationierungen-in-norditalien-wegen-extremer-trockenheit/28431054.html
Man muss immer etwas haben, worauf man sich freut. (Eduard Mörike)
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UlliB

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragMo 27. Jun 2022, 16:01

TOM hat geschrieben:War eigentlich jemand von Euch in den letzten Wochen im Piemont oder hat von den Winzern was zum Thema Trockenheit gehört? Die Nachrichten und Bilder, die man zurzeit findet, sind ja dramatisch. Kann mir nicht vorstellen, dass das einfach so an den Weinen vorbei geht...

Ich wollte nach pandemiebedingter Pause im Herbst nach Beginn der Trüffelsaison mal wieder hinfahren, aber werde das wohl knicken. Trüffel und sonstige Pilze wird es dieses Jahr kaum geben, und in eine Art Halbwüste, in der alles verdorrt und vertrocknet ist, muss ich nicht reisen...

Was die Reben betrifft, vermute ich mal, dass die alten Rebbestände noch ok sind. Gerade in den Langhe sind die Böden schwer und mit guter Wasserhaltung. Akute Probleme gibt es bei Kulturen, die sehr viel Wasser benötigen: Tomaten, Gurken, Reis sowieso, auch beim Getreide.

Wenn es allerdings bis zu Lese gar nicht mehr anständig regnet, wird's dann auch bei Wein eng. Man muss es im Auge behalten.

Gruß
Ulli
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Priya Holland

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragSo 10. Jul 2022, 09:17

sorgenbrecher hat geschrieben:Kürzlich verkostete ich die 2018er von Elio Grasso und Giovanni Rosso/Ester Canale sowie Rinaldi. Was diese Produzenten betrifft, so haben mich die Weine dieses durchaus schwierigen Jahrgangs absolut fasziniert, zum Teil begeistert.
Die Weine waren -so abgedroschen es klingen mag- sehr „burgundisch“, mit klarer, transparenter, saftiger, eher roter, Frucht. Die Tannine fein.
Bei Grasso hatte ich den Casa Mate, der üblicherweise der kraftvollste Barolo im Portfolio ist, diesmal wegen seiner Eleganz und extrem transparenten roten Frucht blind als Chiniera verortet. Grasso scheint auch dem Jahrgang entsprechend seine großen Fässer diesmal kaum aufgearbeitet zu haben, es gibt entgegen einiger anderer Jahrgänge, diesmal keinen spürbaren Holzeinfluss.

Giovanni Rosso ist (zusammen mit Bruno Giacosa und Rinaldi bis zu deren Tod) mein absoluter Lieblingsproduzent in Barolo, der Vigna Rionda regelmäßig ein highlight und auch der Nebbiolo aus den jungen Reben von Vigna Rionda ein süchtig machender Wein. Mit dem 2018er Ester Canale Rosso Vigna Rionda ist ihm hier ein ganz großer „Musigny aus Barolo“ gelungen, ein Wein, den ich gern mal in einer Blindprobe mit den großen Musigny Grand Crus von Mugnier und Roumier im Glas hätte. Die Eleganz des 2018er Jahrgangs wird beim Barolo Serra deutlich, ein Wein, der sonst in den ersten Jahren immer der strukturierteste, dunkelste Wein im Portfolio ist. Hier kommt er diesmal mit reifen Waldhimbeeren und gezähmten Tanninen daher, mir gefällt er nach dem absolut outstanding Vigna Rionda sogar noch etwas besser als Chiniera und Casa Mate von Grasso.
Das mag aber daran liegen, dass ich sehr Burgund-sozialisiert bin…

Rinaldi habe ich aus 2018 inzwischen auch verkostet, nach den weniger gelungenen 2017ern hat man dort aus meiner Wahrnehmung wieder den Weg zurückgefunden und sehr gute Weine erzeugt. Brunate habe ich deutlich höher bewertet als Tre Tine, der mir etwas zu diffus war. Im Gegensatz dazu der Brunate erneut enorm transparent und klar, sehr sauber in der Frucht, eine wunderbare Verbindung aus Eleganz und Kraft.



Mir gefallen die Weine aus der Kollektion 2018. Ich glaube, das Wetter war damals großartig und die Ernte war besonders schmackhaft. Sie können den vollmundigen Geschmack und das Aroma des Weins schmecken.
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dankin

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragFr 22. Jul 2022, 09:23

Priya Holland hat geschrieben:
Mir gefallen die Weine aus der Kollektion 2018. Ich glaube, das Wetter war damals großartig und die Ernte war besonders schmackhaft. Sie können den vollmundigen Geschmack und das Aroma des Weins schmecken.


mmm Nein, eher nicht
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olifant

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragFr 22. Jul 2022, 10:05

2018 hat, wie sorgenbrecher gut beschreibt, durchaus seine Vorzüge. Es darf auf die Adjektive geachtet werden ;) :
klar, transparent, saftig, fein, ... dies gepaart mit mit Substantiven wie Eleganz und Kraft ... und auch immer wieder Burgundisch.
Sicher kein besonders komplexer oder strukturstarker Jahrgang, aber es gibt ausgewogen Frucht, Tannin, Säure und auch Extrakt, das Ganze dann auch jung schon zugänglich und, ohne dies abfällig zu meinen, gefällig.
Sicher auch kein Jahrgang, der sich als besonders lagerfähig erweisen wird oder in der Reife mit '16 oder auch mal '19 im direkten Vergleich wird konkurrieren können.
Aber bestimmte Qualitäten sind vorhanden.
In meinen Augen ist also nix schlimmes daran, das 2018 kein sehr guter, dafür ein früh zugänglicher Jahrgang ist.

Das Jahrgangsbilder im Piemont und deren jeweiligen Vorzüge und Nachteile, sind m.E. in der Jahrgangsfolge '15 bis '21 sehr mit den Toskanischen Ergebnissen korrellierend.
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
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Ingo

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragSa 23. Jul 2022, 13:12

Vor wenigen Tagen zurück gekehrt aus Barolo. Pira & Figli Barolo Cannubi 2018 für mich ein Traumstoff, trotz des eher mediokren Jahrgangs. Biodynamische Bewirtschaftung, traditioneller Ausbau, einfach zum Baden. Elio Grasso Casa Mate dagegen, um nur ein Beispiel zu nennen, für mich eher kein Vergleich, ist aber nat. Geschmackssache. Bei unserer Ankunft wurde gespritzt, was die Traktoren hergaben. Die ansonsten eloquente Führerin geriet einigermaßen aus der Fassung, als ein neben uns sitzender Besucher nach einer Umstellung auf bio fragte. Na ja, jedem das Seine. Dort wurde uns übrigens verkündet, dass 2021 ein alles bisherige in den Schatten stellender Jahrgang sei, besser als etwa 2010 und 2016. Man wird sehen.
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Nora

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragDo 3. Nov 2022, 21:23

Ich trinke eher selten Barolo. Von dem hatte ich aber schon einige Flaschen:

Mauro Veglio, Barolo Rocche dell Annunziata 2006

Mittlerweile fast fruchtbefreit; mittlerer Körper; Teer, Zigarrenkiste, ein Hauch von sehr herber, dunkler Schokolade; immer noch kräftige, aber gut integrierter Tannine; stützende Säure; anhaltender Abgang.

Gefällt mir gut! Für die damals bezahlten 36 Euro fast ein Schnäppchen :) .

VG, Nora
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Bibbel

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragDi 15. Nov 2022, 16:53

Kleine Wasserstandsmeldung. Wer mal antesten möchte, wie die einfachen Barolo aus 2016 so ticken: der

Barolo Broglio 2016 von Schiavenza

läuft gerade sanft und geschmeidig meine Kehle herunter. Ohne Ecken und Kanten, aber schön schmackig, fast hätte ich geschrieben „lecker“.
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UlliB

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragMo 28. Nov 2022, 13:38

Wenn es um Barolo geht, ist der bekannteste Betrieb vermutlich der vom 2005 verstorbenen Bartolo Mascarello, ein Kultweingut, dessen Barolo im freien Handel - wenn überhaupt - nur noch zu astronomischen Preisen auftaucht. Es gibt aber noch einen weiteren Mascarello, Giuseppe Mascarello (meines Wissens nach trotz Namensgleichheit nicht verwandt), der etwas weniger bekannt ist, aber ebenso hervorragende Barolos erzeugt. Hier entstehen die für mich leisesten, feinsten und subtilsten Barolos überhaupt, deren seidig-transparente Art mich tatsächlich an den völlig abgelutschten Begriff "burgundisch" denken lassen. Leider ist das auch anderen Leuten nicht entgangen, und die Weine sind in den letzten Jahren auch hier empfindlich teuer geworden, für die Barolos muss man inzwischen auch einen dreistelligen Betrag hinlegen.

Glücklicherweise habe ich noch Bestände aus Zeiten, als der Preis noch etwas moderater war. Am Wochenende gab es die Gelegenheit, zwei Jahrgänge direkt miteinander zu vergleichen:

Barolo Monprivato 1998 (14%Vol.) und Barolo Monprivato 2013 (13,5%Vol.) Nicht dekantiert, was vermutlich richtig war, denn sehr viel Luft hätte den 98er womöglich gekillt.

Jahrgang 1998: Helles, durchscheinendes Braunrot mit orangen Reflexen. Wenn ein Bordeaux so aussieht, ist er mausetot, aber bei etwas älterem Barolo geht das oft ohne Probleme. Der Wein braucht ein paar Minuten, um sich zu öffnen, dann ganz fein rotfruchtig, Kirsche und etwas Erdbeere, ein Hauch Minze, daneben aber leider auch ein deutlicher Oxidationston, der an Tawny Port erinnert und sich im laufe des Abends noch verstärkt, aber nicht völlig dominant wird. Im Gaumen hingegen völlig intakt, sehr vielschichtig, aber leise, verlangt Aufmerksamkeit.

In der Flasche verblieb ein knappes Drittel des Inhalts, den Rest habe ich 24 Stnden später getrunken. Paradox: der Oxidationston in der Nase war völlig verschwunden und hatte ganz der feinen Rotfrucht Platz gemacht, aber dafür war das oxidativ-portige jetzt im Gaumen angekommen.

Nein, hinüber war der Wein ganz und gar nicht, und schon noch mit Genuss zu trinken; ich denke aber, dass er mir ein paar Jahre jünger doch besser gefallen hätte. Altweinfreaks würden das vermutlich anders sehen.

Jahrgang 2013: Auch hier sehr helle Farbe, transparentes Kirschrot, aber ohne Alterstöne. Braucht im Glas ebenfalls ein paar Minuten, um sich zu entfalten, dann superfeine Frucht, Sauerkirsche und auch hier etwas Erdbeere, ganz zart Rosenblüte. Das Tannin zwar spürbar, aber ganz sanft, frische Säure (deutlich mehr als beim 98er), alle Komponenten fein verwoben, lang. Erstklassig, aber auch sehr leise - ich vermute, dass der in einer Parallelverkostung mit "dickeren" Barolo einfach übersehen werden würde.

24 Stunden später: unverändert und völlig stabil.


Interessant ist auch, dass die Etiketten, die beim flüchtigen Hinsehen gleich aussehen, in Typographie und Gestaltung doch einige Unterschiede aufweisen:

IMG_0185.jpg


Gruß
Ulli
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Créot

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragMo 28. Nov 2022, 15:13

Danke Ulli, schöne Notiz.

Galloni hat Mascarello ja so ab 2010 völlig abgestraft. Der 2013 hat gerade noch 89 Punkte bekommen. Ich hatte zwar immer den Verdacht, dass es da auch noch andere Gründe mitspielen, habe - auch angesichts der steilen Preise - aber auch nichts mehr gekauft. Habe, wenn ich mich.recht erinnere aber noch etwas aus 2007 und 2008 im Keller und, kommt mir gerade in den Sinn, könnte den 2007er auch mal antasten...

Grüße
Stefan
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