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Barolo - Wein der Könige, König der Weine

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bordeauxlover

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragMi 7. Okt 2020, 19:48

Hallo Harti, Karsten und Sauternes,

auch ich bin in das teurere Zeitfenster geraten. Habe mir gleich den Barbaresco mitbestellt, weil ich eher der Barbaresco-Fanboy bin. Habe Bel Colle vor Jahren immer mal wieder bei Ronaldi bestellt. Hatte für mich als jemand, der sich lange mit Nebbiolo sehr schwer getan hat, immer ein gutes PGV. Ein Liebling von mir war der Barbaresco Riserva Roncaglie 2008. Da freue ich mich schon zu passendem Essen auf meine letzte, evtl. noch meine letzten 2 Flaschen von. Ich freue mich auf einen Austausch über die 2016er!

Liebe Grüße
Armin
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amateur des vins

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragDo 8. Okt 2020, 13:54

Heute vormittag kam das Paket an. In Vorschau auf unser Abendessen habe ich sogleich angetestet:

Bel Colle, Barolo Monvigliero 2016

Mitteldichte Farbe; typisch Nebbiolo mit leicht gelblicher Tendenz. Leicht trübe.
Die Nase könnte ich genausogut (oder besser) für leicht maskulinen Pinot Noir halten. Sehr auf der fruchtigen Seite: Schwarzkirsche und Johannisbeere, mit nur dezenter Wacholderwürze.
Am Gaumen feine "Extraktsüße" (vom Alkohol? Die 14,5 Umdrehungen sind ansonst relativ unauffällig). Ausreichende Säure, und schließlich kräftige, sehr feinkörnige Tannine, die dann doch deutlich die Rebsorte verraten. Die Frucht ist hier roter (Johannisbeere, kleine Waldbeeren), und die Würze im Abgang etwas deutlicher; wie mir scheint, hier auch mit erkennbarem, aber maßvollen Toasting.

Sehr schöner Wein, offensichtlich jugendlich, aber dennoch - gerade für Nebbiolo - erfreulich zugänglich. Danke, Hartmut, prima Empfehlung! "Preis-Leistungs-Tipp" beschreibt es gut. Bei meinen spärlichen Erfahrungen sind Vergleiche schwierig; Monvigliero von Burlotto ist ein ganz anderer Schnack, aber das gilt preislich ja noch viel mehr.

Ich denke, auch zum Dhal sollte das heute Abend gut passen. Freue mich darauf!
Besten Gruß, Karsten
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harti

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragDo 8. Okt 2020, 19:17

amateur des vins hat geschrieben:Bel Colle, Barolo Monvigliero 2016
Sehr schöner Wein, offensichtlich jugendlich, aber dennoch - gerade für Nebbiolo - erfreulich zugänglich. Danke, Hartmut, prima Empfehlung! "Preis-Leistungs-Tipp" beschreibt es gut. Bei meinen spärlichen Erfahrungen sind Vergleiche schwierig; Monvigliero von Burlotto ist ein ganz anderer Schnack, aber das gilt preislich ja noch viel mehr.
Hallo Karsten,

das freut mich, dass er Dir gefällt :) .

Grüße

Hartmut
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stollinger

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragDo 8. Okt 2020, 19:32

Mal eine naive Frage in Kategorien: Ist das dann ein moderner Barolo? Auf der HP finde ich Ageing: 3 years in French oak barrels

Grüße, Josef
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amateur des vins

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragDo 8. Okt 2020, 21:26

stollinger hat geschrieben:Mal eine naive Frage in Kategorien: Ist das dann ein moderner Barolo? Auf der HP finde ich Ageing: 3 years in French oak barrels
Das sagt ja erstmal garnichts aus: Zum einen weder, wie groß die Fässer sind, wie sie getoastet sind, noch wie oft sie belegt sind. Vor allem aber sind Fässer nur ein ziemlich kleiner Teil dessen, was "Modernität" ausmacht.

Ich empfand den Wein als total sauber, ohne grüne Noten, maßvoll extrahiert, mit eher unauffälligem Holzeinsatz und trotz seiner Jugend zugänglich. Wahrscheinlich könnte man einige dieser Aspekte "moderner Machart" zuschreiben, wenn man möchte. Ich muß gestehen, daß ich mit diesem Attribut nur bedingt etwas anfangen kann.

Ich freue mich aber darauf, daß Leute mit mehr Ahnung als ich sich dazu hoffenlich auch noch äußern. :)
Besten Gruß, Karsten
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UlliB

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragFr 9. Okt 2020, 10:48

Da gebe ich dann auch noch meinen Senf dazu...

Ich hatte gleich nach Hartmuts erstem Tipp ein paar Flaschen vom Bel Colle Monvigliero 16 bestellt und auch kurz danach eine davon probiert, ohne etwas dazu zu schreiben, das war's mir dann doch nicht wert. Aus der Erinnerung heraus: ja, der Wein ist gut, und er ist authentisch, aber mehr auch nicht. Barolo '16 geht dramatisch besser - allerdings kosten solche Weine dann auch das dreifache oder noch mehr. Ich würde hier die Kirche jedenfalls im Dorf lassen: der Bel Colle ist ein authentischer und sehr solider Essensbegleiter mit einem für Barolo sehr guten PLV (und insofern bereue ich den Kauf überhaupt nicht - Hartmut, vielen Dank für den Tipp!). Wer aber sehen möchte, was in Barolo 2016 tatsächlich an Spitzenqualitäten möglich war, muss deutlich mehr Geld in die Hand nehmen und sich anderswo umsehen.

@stollinger
Josef, wenn Du "modern" mit offensivem Neuholzeinsatz gleichsetzt: nein, dann ist der Bel Colle nicht modern. Hier gibt es keine offensiven Neuholznoten. Ich nehme an, dass hier traditionell mit großen gebrauchten Fässern gearbeitet wird.

Gruß
Ulli
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harti

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragFr 9. Okt 2020, 11:30

UlliB hat geschrieben:Da gebe ich dann auch noch meinen Senf dazu...

Ich hatte gleich nach Hartmuts erstem Tipp ein paar Flaschen vom Bel Colle Monvigliero 16 bestellt und auch kurz danach eine davon probiert, ohne etwas dazu zu schreiben, das war's mir dann doch nicht wert. Aus der Erinnerung heraus: ja, der Wein ist gut, und er ist authentisch, aber mehr auch nicht. Barolo '16 geht dramatisch besser - allerdings kosten solche Weine dann auch das dreifache oder noch mehr. Ich würde hier die Kirche jedenfalls im Dorf lassen: der Bel Colle ist ein authentischer und sehr solider Essensbegleiter mit einem für Barolo sehr guten PLV (und insofern bereue ich den Kauf überhaupt nicht - Hartmut, vielen Dank für den Tipp!). Wer aber sehen möchte, was in Barolo 2016 tatsächlich an Spitzenqualitäten möglich war, muss deutlich mehr Geld in die Hand nehmen und sich anderswo umsehen.

@stollinger
Josef, wenn Du "modern" mit offensivem Neuholzeinsatz gleichsetzt: nein, dann ist der Bel Colle nicht modern. Hier gibt es keine offensiven Neuholznoten. Ich nehme an, dass hier traditionell mit großen gebrauchten Fässern gearbeitet wird.

Gruß
Ulli


Hallo Ulli,

vielen Dank für Deine Einordnung, der ich voll umfänglich zustimme ;) .

3 Gläser im Gambero Rosso sind qualitativ nur schwer zu greifen, hier kann es eine Spanne (innerhalb einer Region) von sagen wir mal 90-100 Punkten geben. Und bei Vergleichen zwischen den Regionen mag es noch extremer ausfallen. Insofern ist bei den 2016er Barolo gegenüber dem Bel Colle qualitativ jede Menge Luft nach oben (bei allerdings deutlich höheren Preisen).

Was den Bel Colle m.E. so interessant macht: Er konkurriert in seiner Preisklasse mit gehobenen Nebbiolo oder einfachen Basis-Barolo, bringt aber - wie ich finde - als Einzellagenwein bereits sein Terroir gut zum Ausdruck und wird sich vermutlich auch gut lagern lassen.

Noch ein Wort zur Abgrenzung traditionell/modern ausgebauter Barolo. Grundsätzlich würde ich sagen, dass die heutigen Barolo durch die Bank "modern" in dem Sinne produziert werden, dass tanninharte Knochen, die man 20-30 Jahre nicht anrühren konnte, mittlerweile weitgehend ausgestorben sind. Inzwischen werden Barolo generell auf frühere Trinkbarkeit ausgelegt. Insofern würde ich bei der Abgrenzung von modern/traditionell eher von stilistischen Unterschieden der Weine sprechen. (Hoch-)modern bedeutet hier ein Ausbau, der einerseits auf eine hohe Farbextraktion und weiche Tannine mittels Einsatz von Rotofermentatoren ausgelegt ist und bei dem andererseits mit sehr viel Neuholz gearbeitet wird. Diese ab Ende der 80er beginnende "Parkerisierung" der Baroloerzeugung befindet sich erfreulicherweise wieder auf dem Rückzug.

Bel Colle gehört vor diesem Hintergrund m.E. - zumindest was den Monvigliero angeht - eher ins traditionelle Lager.

Grüße

Hartmut
Zuletzt geändert von harti am Fr 9. Okt 2020, 15:19, insgesamt 1-mal geändert.
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stollinger

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragFr 9. Okt 2020, 11:33

Danke euch dreien; das beantwortet mir meine unpräzise Frage mehr als gut!
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dylan

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragMo 9. Nov 2020, 12:30

Gestern im Glas Barolo le Vigne 2010 Sandrone:
Noch dichte Farbe mit granatroren Reflexen zum Rand hin, beim Schnuppern am Glas kommen Erinnerungen an den letzten Spaziergang im Fichtenwald hoch (feuchter Boden, ätherische Öle), nur dezente Fruchtexpression.
Am Gaumen dann unerwartet fein, geschmeidig, ja bei aller Dichte beinahe elegant. Erst im Abgang packen die Tannine trotz aller Feinheit kräftig zu, die Säure bläst zum Angriff. Sehr guter (94 P), aber (noch) kein grosser Wein. In drei bis fünf Jahren dürfte er seinen Höhepunkr erreicht haben. Wer jetzt schon rangehen will sollte ihn länger dekantieren, als ich dies gestern getan habe (3/4 Stunde).

Grüße

dylan
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UlliB

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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine

BeitragFr 4. Dez 2020, 12:22

Barolo "Sorì Ginestra" 2010 (Conterno Fantino) 14%Vol. Conterno Fantino ist für Barolo-Traditionalisten so eine Art rotes Tuch: hier wird nicht nur mit Rotofermentatoren gearbeitet, sondern auch noch in neuen Barriques ausgebaut - das geht ja gar nicht. Wer aber nun einen holzgesättigten "Neuwelt-Barolo" erwartet, wird mit diesem Wein ziemlich überrascht. Für Barolo ziemlich dunkles Ziegelrot, etwas trüb. Die Nase sehr Barolo-typisch, Rosenblüte und Tee, dann auch Himbeere und dezent Herzkirsche, Holz ist kaum zu spüren und ganz im Hintergrund. Im Gaumen kräftig, aber überhaupt nicht plump, der Naseneindruck setzt sich 1:1 fort; lebendige, aber gut eingebundene Säure; noch einiges an Tannin, aber nicht aggressiv, auch hier ist das Holz kaum zu spüren. Lang. Sehr Barolo, und sehr fein.

Ein Paradebeispiel dafür, dass sich hochmoderne Vinifikation nicht immer in aromatisch hochmoderne Weine überrsetzt, wenn die Qualität des Traubenmaterials stimmt und der Erzeuger sein Handwerk beherrscht. Hier passt es jedenfalls. Noch am Anfang der Trinkreife, wird lange halten.

Gruß
Ulli
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