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Re: Piemont - Diverse Weine

BeitragVerfasst: So 21. Feb 2021, 22:40
von Olaf Nikolai
Den Möt Ziflon kaufe und trinke ich schon seit gut 15 Jahren regelmäßig.
Danke MERUM und Andreas März.
Die Weine von Brigatti sind eine Bank. War vor 2 Jahren einmal vor Ort. Kein chi chi, sehr familiär bäuerlich.
Nebbiolo klassisch pur (obwohl Cuvee) Mehr geht nicht. Toller Stoff.

Re: Piemont - Diverse Weine

BeitragVerfasst: Mo 22. Feb 2021, 22:00
von Olaf Nikolai
Hab die letzten Posts zu den Antichi gerade erst gelesen ......
Das mit dem Holzeinsatz kann ich für den Collis B. so nicht unterschreiben.
Wenn ich mich recht erinnere bauen die im Kastanienholz aus.
Im Vergleich zum Möt Ziflon von Brigatti wirkt die Frucht bei den Antichi deshalb geradezu kastriert, der 99er und 04 sowie der 05er Cantalupo zuletzt haben daher nicht mehr so gefallen.
Wenn Du fruchtbetonte Weine wie Moselriesling von Christoffel präferierst (finde ich ebenfalls ganz gross und bin froh bis in die 70er reichlich zu haben) dann wird Dir Brigatti mit seiner Linie deutlich besser gefallen als die Antichi.
P.S. hab noch zwei Collis Carellae aus 86 von ehemals dreien.....vermutlich durch :-(

Re: Piemont - Diverse Weine

BeitragVerfasst: Di 23. Feb 2021, 12:27
von Créot
Ulli, vielen Dank für deine Expeditionen ins Alto-Piemonte. Sehr spannend. Gerne weitere Berichte

Beste Grüße
Stefan

Re: Piemont - Diverse Weine

BeitragVerfasst: Di 23. Feb 2021, 15:15
von UlliB
Créot hat geschrieben:Ulli, vielen Dank für deine Expeditionen ins Alto-Piemonte. Sehr spannend. Gerne weitere Berichte

Hallo Stefan,

gern geschehen. Und das eine oder andere wird in den nächsten Wochen schon noch dazukommen.

Gruß
Ulli

Re: Piemont - Diverse Weine

BeitragVerfasst: Sa 27. Feb 2021, 09:58
von UlliB
Weiter geht's im nördlichen Piemont. Gattinara ist hier gefühlt die bekannteste DOC(G) - die bestockte Rebfläche ist mit knapp 100 Hektar im Gebietskontext recht groß, und die Weine einiger Erzeuger (Antoniolo, Travaglini, Nervi) sind auch im deutschen Handel leicht zu finden. Nervi wurde im Jahr 2018 vom Barolo-Kultwinzer Roberto Conterno übernommen, was dem Gebiet weiteren Schub geben dürfte.

Der hier kommt von einem Erzeuger aus dem Nachbarort Ghemme:

Gattinara 2009 (Torraccia del Piantavigna) 14%Vol. 100% Nebbiolo, laut Etikett drei Jahre ausgebaut in gebrauchten 28hL-Fässern aus französischer Eiche. Granatrot, breite Randaufhellung. Die Nase völlig offen, herbe Rotfrucht, rote Johannisbeere und Sauerkirsche, dann deutlich kräuterig, Lavendel, Unterholz und Waldboden. Komplex. Im Gaumen für 14% recht schlank, auch hier herb-rotfruchtig, sortentypisch hohe Säure, das Tannin immer noch sehr präsent und ein wenig grob, etwas nachbitternd. Mittlere Länge.

Bei Nebbiolo geht es mir häufiger so, dass die vielschichtige und komplexe Nase mir sehr gut gefällt, aber im Gaumen die Kombination aus hoher Säure und Tannin den Wein sperrig oder gar etwas schroff wirken lässt. Bei dem hier war das trotz 11 Jahren Alter immer noch der Fall, und ob sich das noch einschleift oder der Wein vorher austrocknet, weiß ich nicht. Kein guter Solist, es wäre besser gewesen, den Wein mit einem kräftigen Essen zu kombinieren.

Gruß
Ulli

Re: Piemont - Diverse Weine

BeitragVerfasst: Fr 5. Mär 2021, 09:51
von UlliB
Die nächste DOC im nördlichen Piemont: Fara.

Fara? - Hätte ich den Wein nicht gezielt gekauft, sondern bei einem Händler im Regal gesehen, hätte ich die Herkunft in Süditalien verortet. Der Irrtum ließ sich schnell aufklären: auf Sizilien gibt es die DOC Faro, die hatte ich wohl im Kopf.

Die Chance, eine Flasche Fara bei einem Präsenzhändler zu finden, dürfte aber nicht allzu groß sein. Sofern die Angabe bei Wein+ stimmt (und normalerweise sind da solche Angaben zuverlässig), beträgt die bestockte Rebfläche in dieser DOC gerade einmal 5 Hektar (fünf !), und damit ist Fara eine der flächenmäßig kleinsten g.U. nicht nur in Italien, sondern in der gesamten EU.

Solche Klein-DOCs gibt es im nördlichen Piemont noch einige. Wie im weiter oben von Ralf (olifant) verlinkten Artikel erwähnt, beträgt die bestockte Rebfläche im nördlichen Piemont insgesamt nur gut 500 Hektar. Diese verteilen sich auf drei DOCGs und zehn DOCs. Da bleibt dann pro Herkunft nicht mehr sehr viel Fläche übrig.

Von diesen dreizehn Herkünften liegen gleich neun im Umkreis weniger Kilometer nordwestlich der Stadt Novara - darunter auch die DOC Fara. In allen diesen Herkünften wird Rotwein produziert, Nebbiolo ist die Leitsorte, die gibt's entweder sortenrein oder verschnitten mit anderen autochthonen Sorten. Die Geologie ist hier auch nicht sehr heterogen, der Boden besteht aus Material, das aus den Alpen abgetragen wurde, Schotter und andere Sedimente. Ob da zwischen den einzelnen DOC(G)s große Unterschiede bestehen, würde ich eher bezweifeln. Außerdem dürfte es schwierig sein, einen spezifischen Herkunftscharakter auszumachen, wenn es in manchen DOCs nur zwei oder drei Erzeuger gibt. Die Vielfalt der Herkünfte scheint mir mehr Lokalpatriotismus und Eigensinn geschuldet zu sein als Sachgründen, und vermutlich würde man marketingtechnisch besser fahren, wenn sich zumindest die kleinen und unbekannteren Herkünfte zu einer Dach-DOC(G) "Alto Piemonte" zusammenschließen würden. Nun, das müssen die Erzeuger wissen...

Zum Wein:

Fara "Bartön" 2016 (Boniperti) 13%Vol. 70% Nebbiolo, 30% Vespolina. Pop & pour. Transparentes Granatrot mit breitem Rand. Sofort nach dem Öffnen ganz typische Nebbiolo-Nase, Rotfrucht und Teer; zieht sich dann schnell zurück, macht aber nach ein paar Minuten wieder auf, dann ist da zunächst eine zarte, aber deutliche Rauchnote, die irgendwie an Islay-Whisky erinnert (Bowmore?). Mit zunehmender Zeit an der Luft übernimmt dann mehr und mehr die Rotfrucht, Kirsche und auch Himbeere, und schließlich erscheint auch noch ein Lösungsmittelton (Fensterlasur) - das hört sich unangenehm an, ist es aber nicht, sondern trägt hier nur zur Komplexität bei. Im Gaumen dicht, beinahe füllig; das Tannin zwar spürbar, aber für Nebbiolo eher weich und geschmeidig, auch die Säure ist vergleichsweise sanft, es dominiert die rote Frucht, Kirsch- und Himbeerbonbon, aber ohne Süße und Dropsigkeit. Recht langer Abgang auf der Frucht.

Sehr schöner Wein. Ob der für einen Nebbiolo-basierten, noch eher jungen Wein ziemlich sanfte und geschmeidige Eindruck und auch die etwas ungewöhnliche Himbeernote auf den recht hohen Anteil an Vespolina zurückzuführen ist, kann ich nicht sagen. Dazu müsste ich erst einmal wissen, wie reinsortiger Vespolina schmecht. Eine Wissenslücke, die ich demnächst mal schließen werde.

Gruß
Ulli

Re: Piemont - Diverse Weine

BeitragVerfasst: Fr 5. Mär 2021, 10:58
von olifant
UlliB hat geschrieben:Sehr schöner Wein. Ob der für einen Nebbiolo-basierten, noch eher jungen Wein ziemlich sanfte und geschmeidige Eindruck und auch die etwas ungewöhnliche Himbeernote auf den recht hohen Anteil an Vespolina zurückzuführen ist, kann ich nicht sagen. Dazu müsste ich erst einmal wissen, wie reinsortiger Vespolina schmecht. Eine Wissenslücke, die ich demnächst mal schließen werde.


Ich wüsste jetzt gar nicht schon mal einen reinsortigen Vespolina gesehen, geschweige denn im Glas gehebt zu haben.
Wien+ spuckt immerhin einen reinsortigen Vespolina aus 2018 Colline Novaresi DOC Vespolina "Afrodite" von Casa Vinicola Paride Chiovini und verteilt dafür ein 87WP / sehr gut, ausserdem sind insgesamt 25 weitere Vespolina gelistet. Mit Vollabo lässt sich da sicher was adäquates finden.
Ansonsten wirft das Netz "auf die Schnelle" noch Colombera & Garella: Vispavola 2018 aus, der ist gelistet bei https://vinonudo.at/collections/colombera-garella/products/colombera-garella-vispavola.

Wenn du an der Rebe dranblebst, dann lass es uns hier gerne wissen.

Re: Piemont - Diverse Weine

BeitragVerfasst: Fr 5. Mär 2021, 11:13
von UlliB
olifant hat geschrieben:Ich wüsste jetzt gar nicht schon mal einen reinsortigen Vespolina gesehen, geschweige denn im Glas gehebt zu haben.
Wien+ spuckt immerhin einen reinsortigen Vespolina aus 2018 Colline Novaresi DOC Vespolina "Afrodite" von Casa Vinicola Paride Chiovini und verteilt dafür ein 87WP / sehr gut, ausserdem sind insgesamt 25 weitere Vespolina gelistet. Mit Vollabo lässt sich da sicher was adäquates finden.
Ansonsten wirft das Netz "auf die Schnelle" noch Colombera & Garella: Vispavola 2018 aus, der ist gelistet bei https://vinonudo.at/collections/colombera-garella/products/colombera-garella-vispavola.

Wenn du an der Rebe dranblebst, dann lass es uns hier gerne wissen.

Hallo Ralf,

danke für die Hinweise.

Bei mir steht schon in der Warteschleife: Colline Novaresi DOC Vespolina "Maria" 2019 vom bereits erwähnten Erzeuger Brigatti. 100% Vespolina, im Stahltank ausgebaut. Der ist irgendwann demnächst dran, ich werde berichten.

Gruß
Ulli

Re: Piemont - Diverse Weine

BeitragVerfasst: Fr 5. Mär 2021, 11:27
von olifant
... bin schon mal gespannt.

Re: Piemont - Diverse Weine

BeitragVerfasst: Fr 5. Mär 2021, 22:12
von Seehas
Sehr anders (2015 getrunken):
Bild

Ungewöhnlich fruchtig - schon etwas wie Saft.