Aktuelle Zeit: Do 28. Mär 2024, 15:33


Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

  • Autor
  • Nachricht
Offline
Benutzeravatar

UlliB

  • Beiträge: 4516
  • Registriert: Mo 6. Dez 2010, 18:27

Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

BeitragSo 19. Jul 2020, 17:13

Mit Barbaresco kenne ich mich ein wenig besser aus als mit Barolo - ich habe in der Gegend ein paar mal Urlaub gemacht, und da kommt man mit den örtlichen Weinen schon ein wenig mehr in Kontakt.

Was da die Haltbarkeit betrifft, bin ich insgesamt gesehen doch etwas skeptisch. 10 Jahre sind bei einem guten Jahrgang überhaupt kein Problem, in dem Alter mag ich viele auch am liebsten, 15 Jahre geht je nach Erzeuger und Jahrgang auch, aber darüber hinaus wird es für meinen Geschmack dann doch ziemlich heikel, selbst bei Spitzenerzeugern dreht da vieles schon ins sehr Herbstliche oder klappt völlig zusammen. Ich würd's da mit der Lagerung jedenfalls nicht übertreiben.
amateur des vins hat geschrieben: Großbaustelle ist das Piemont bei mir aber nicht

Für denjenigen, der sich abseits von ausgetretenen Pfaden bewegen möchte, ist das Piemont allerdings schon eine Art Eldorado. Da gibt es eine Menge autochthoner Rebsorten, die es tatsächlich auch nur dort gibt. Um mal ein paar Rote zu nennen: Grignolino, Pelaverga, Freisa, Ruché, Brachetto, Dolcetto, Bonarda Piemontese. Manches davon ist stilistisch noch fast im Mainstream, vieles aber sehr ungewöhnlich, einiges auch sehr gewöhnungsbedürftig. Aber für experimentierfreudige Zeitgenossen ist das alles interessant 8-)

Gruß
Ulli
Offline

amateur des vins

  • Beiträge: 4271
  • Bilder: 10
  • Registriert: Sa 10. Mär 2012, 21:47
  • Wohnort: Berlin

Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

BeitragSo 19. Jul 2020, 17:49

Danke für Deine Einschätzung zum Potential. Diesen Santo Stefano hatte ich vor knapp 4 Jahren bei Stefan Töpler probehalber bestellt und für so gut befunden, daß ich 3 Flaschen nachkaufte. Ich bin übezeugt, dort keinen Schrott angedreht zu bekommen; vielleicht hätte ich schneller austrinken sollen. Der Gedanke, daß schlicht diese Flasche suboptimal war, versöhnt mich aber.
UlliB hat geschrieben:Aber für experimentierfreudige Zeitgenossen ist das alles interessant
Danke für die Tips! Grignolino hatte ich schon im Glas, meine ich, Dolcetto sicher, und mit Freisa hatte ich sogar mal ein recht schönes Erlebnis (nein, ich habe keine Details mehr parat). Die anderen kenne ich nicht. Ich werde mich bei Gelegenheit an Deine Liste zu erinnern versuchen. :geek:
Besten Gruß, Karsten
Offline
Benutzeravatar

UlliB

  • Beiträge: 4516
  • Registriert: Mo 6. Dez 2010, 18:27

Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

BeitragSo 19. Jul 2020, 19:02

amateur des vins hat geschrieben:Danke für die Tips! Grignolino hatte ich schon im Glas, meine ich, Dolcetto sicher, und mit Freisa hatte ich sogar mal ein recht schönes Erlebnis (nein, ich habe keine Details mehr parat). Die anderen kenne ich nicht. Ich werde mich bei Gelegenheit an Deine Liste zu erinnern versuchen. :geek:

Wobei es in Deutschland nicht ganz einfach ist, an wirklich authentische Weine aus diesen Sorten zu kommen.

Freisa, Brachetto und Bonarda werden im Ursprungsgebiet häufig frizzante ausgebaut, Bonarda dabei trocken, die beiden anderen aber eher restsüß. Recht guter Brachetto lässt sich hier noch finden, da ein sehr guter und in D bekannter Erzeuger (Braida) den im Programm hat, Freisa findet man noch hier und da in trocken und still, für Bonarda wüsste ich jetzt aber gar nichts...

Was an Grignolino nach Deutschland kommt, ist meistens mit diversen önologischen Tricks geglättet und weichgespült. Das erspart einem zwar eine sehr herbe Überraschung, aber eben auch eine Überraschung.

Ich würde einfach mal hinfahren; die Gegend ist wirklich sehr schön. Aber Achtung: für Vegetarier oder gar Veganer ist es da nun gar nichts... da besteht akute Gefahr, zu verhungern.

Gruß
Ulli
Offline

olifant

  • Beiträge: 3735
  • Registriert: Mi 8. Dez 2010, 08:58
  • Wohnort: Bayern

Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

BeitragDi 21. Jul 2020, 08:13

amateur des vins hat geschrieben:...
Castello di Neive, Barbaresco Santo Stefano Riserva 2004

Und ich wurde nicht enttäuscht: Selten habe ich so guten Sherry getrunken! :lol:


Da schlummert noch noch 'ne Magnum im Trinkregal. Wird wohl mal Zeit die aufzuziehen.

... und wenn der Kork noch so schön ausgesehen haben mag, bei Sherry bin ich eher bei Oxidation, nicht bei Überlagerung ;)
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
Offline

amateur des vins

  • Beiträge: 4271
  • Bilder: 10
  • Registriert: Sa 10. Mär 2012, 21:47
  • Wohnort: Berlin

Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

BeitragDi 21. Jul 2020, 10:28

olifant hat geschrieben:[... und wenn der Kork noch so schön ausgesehen haben mag, bei Sherry bin ich eher bei Oxidation, nicht bei Überlagerung ;)
Volle Lotte Oxidation, eindeutig!

Ich meinte auch nicht irgendwelche Färbungen, die Richtung TCA deuten würden, sondern strukturelle Schwachstellen, die schon "zu Lebzeiten" für erhöhte Durchlässigkeit gesorgt haben könnten. Ich denke aber auch nicht wirklich, daß ich das durch scharfes Hingucken im Nachhinein hätte feststellen können. ;)
Besten Gruß, Karsten
Offline
Benutzeravatar

robertz

  • Beiträge: 274
  • Bilder: 1
  • Registriert: Mi 8. Dez 2010, 17:15
  • Wohnort: Wien

Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

BeitragMo 17. Aug 2020, 19:20

In den letzten Wochen hatte ich zweimal Barbaresco vom Weingut Rizzi im Glas:

Barbaresco Rizzi Pajoré 2008:
im Zalto Universal: eher helleres transparentes bordeauxrot mit leicht ziegelroten Rändern; gereifte Nase, anfangs vor allem Walnuss, auch grüne Nussschale, wirkt kühl, würzig, dezent harzig, etwas Gummi, schwarzer Pfeffer, kühler Teer, auch Holzkohle, etwas würzige Beerenfrucht lässt sich nur zaghaft mit Luft hervorholen; ausgeprägter Gaumen, noch immer deutliches samtiges Tannin, frische eher ausgeprägte Säure, rote Beeren, vor allem Preiselbeeren und rote Ribisel, schöne salzige Mineralität, wird mit Luft runder und etwas molliger, schöner langer Nachhall 92 RPunkte
nach 48 Std in 0,25l Flasche: mineralisch würzige Nase, stoffige Nase, am Gaumen auch konzentrierter aber etwas offener und fruchtiger, keinerlei Alterungserscheinung
nach 7 Tagen in 2ter 0,25l Flasche: Nase etwas stiller, neben der roten Beerenfrucht nun Orangenzesten und etwas Tabak, Assoziationen nach Nadelwald; am Gaumen frische stützende Säure mit straffem Tannin, kaum Frucht, dafür erdige Mineralität, dahinter Aromen von Tabak, im Abgang kommt dann doch ein Hauch Oxidation durch

Dieser Lagen-Barbaresco zeigt, dass guter Barabaresco locker mehr als 10 Jahre reifen kann

Desweiteren habe ich den jungen Barbaresco Rizzi 2016 als Jungwein zwecks Nachkauf verkostet:
im Zalto Universal, PnP: mittleres transparentes Kirschrot; eher kühle dezente Nase, anfangs etwas laktisch, rote würzige Beeren, vor allem Himbeere, Preiselbeere und rote Ribisel, grüne frische Kräuter und etwas Nadelwald (Pinie, Kiefer), mit Luft auch Lakritze und etwas brauner Rauch, später kommt die Frucht deutlicher hervor, nun auch Weichsel und Orange aber auch etwas Papiermache; am Gaumen eher überraschend dezente eher eingebundene Säure, samtiges bis feinkörniges jugendliches Tannin, der Körper wirkt allerdings etwas weitmaschig, schöne zur Nase korrespondierende Aromatik, feine Länge, klingt auf Kirschkern aus, insgesamt eher einfacherer aber schöner süffiger Barbaresco für baldige Konsumation, ich kenne aber auch Langhe Nebbiolo um ähnlichen Preis mit mehr Charakter 89+ RPunkte
nach 24 Std: Nase unverändert, zeigt die idente Komplexität; am Gaumen etwas kantiger, Tannin überlagert die eingebundene Säure komplett, am Gaumen dominiert nun eher die Kirschfrucht, schöne Länge, Kirschkern im Nachhall bleibt

Diesem Barbaresco würde ich trotz des sehr guten Jahrgangs 2016 keine 12 Jahre Reifepotential geben. Da ist der Basis-Barbaresco der Produttori aus dem Jahr 2016 ein ganz anderes Kaliber.

Schöne Grüße aus Wien, Robert
Vergeblich klopft, wer ohne Wein ist, an der Musen Pforte. ;)
Offline
Benutzeravatar

robertz

  • Beiträge: 274
  • Bilder: 1
  • Registriert: Mi 8. Dez 2010, 17:15
  • Wohnort: Wien

Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

BeitragSa 29. Aug 2020, 19:55

Und nun mein erster Barbaresco aus dem Jahr 2017:

Barbaresco Vallegrande DOCG von Cà del Baio, gleich nach dem Öffnen im Zalto Universal: eher dunkleres transparentes bordeaurot; Nase anfangs eher zu, Hauch Gummi, leicht medizinal, braucht Luft zum Entwickeln, startet auf der würzigen leicht grünen Nadelwaldnote, wirkt dadurch schön frisch und kühl, Kirsche und Preiselbeere steckt im Hintergrund, später zeigt sich Orange(saft), auch etwas grüne Nuß(schale), macht mit Luft mehr und mehr auf und wird immer wechselhafter und vielschichtiger ; am Gaumen zupackende sehr präsente rotbeerige Säure, rote Johannisbeeren und Preiselbeeren, auch das feinkörnige Tannin prägt diesen sehr jungen Barbaresco, stimmiger eher straffer Körper, trotz der Jugend feine Struktur und schön antrinkbar, kein Schmeichler wir der Rizzi Barbaresco 2016, klingt etwas feinherb mit längerm Nachhall aus; später Assoziationen nach Bitterschoko im Abgang, 91+ RPunkte

nach 3 Tagen im kleinen Fläschchen: Nase unverändert, etwas Tabak und Suppenwürze hat sich hinzugesellt; der Gaumen zeigt sich typisch für jungen Nebbiolo mit stützender Säure und feinkantigem Tannin, so mag ich jungen Barbaresco, ein Wein zum Nachkaufen und Einlagern

Schöne Grüe aus Wien, Robert
Vergeblich klopft, wer ohne Wein ist, an der Musen Pforte. ;)
Offline

Bernd Schulz

  • Beiträge: 6518
  • Registriert: Sa 11. Dez 2010, 23:55

Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

BeitragSo 30. Aug 2020, 19:23

Gestern war ich bei unserem (leider schon länger nicht mehr aktiv schreibenden) Forumsmitglied Darius zu Gast. Mit italienischen Weinen tue ich mich ja häufig schwer, aber das, was mir Darius (der sich weitgehend auf Italien spezialisiert hat), so vorsetzt, gefällt mir in aller Regel dann doch gut bis sehr gut. Auch dieser Barbaresco hat mir viel Freude gemacht:

Bild

Blind habe ich das Alter des Weins auf etwa 10 Jahre geschätzt. Dass ein italienischer 1990er, der zudem von einer Genossenschaft produziert wurde, jetzt immer noch keine Ermüdungserscheinungen zeigt, war für mich eine ungeahnte Erfahrung.

Herzliche Grüße

Bernd
Offline

Créot

  • Beiträge: 373
  • Registriert: Fr 18. Mai 2012, 14:24

Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

BeitragFr 23. Okt 2020, 15:28

Wer sich für die 16er Riservas der Produttori del Barbaresco interessiert: Bei Lobenberg habe ich sie gerade im Vorverkauf gesehen. Und da ich vermute, dass die Weine bei bis zu 98 Punkten von Galloni schnell vergriffen sein werden, dachte ich, ich sag euch mal Bescheid (nachdem ich selber etwas geschoppt habe...)

Der Preis ist mit 45,- Euro stabil geblieben. Im Kontext immer noch sehr fair, finde ich.

Grüße
Stefan
Offline
Benutzeravatar

harti

  • Beiträge: 2475
  • Bilder: 11
  • Registriert: Mo 9. Aug 2010, 14:49
  • Wohnort: Deutschland

Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

BeitragFr 23. Okt 2020, 15:33

Galloni ist mit seinen Bewertungen für die 2016er Riservas der Produttori del Barbaresco raus. Wir dürfen uns auch hier auf einen großen Jahrgang freuen. Hier ein paar Bewertungen (mithilfe von google übersetzt):

2016 Produttori del Barbaresco Barbaresco Riserva Montestefano
Der 2016 Barbaresco Riserva Montestefano ist ein weiterer tiefgründiger Wein in dieser Reihe. Tannin wird praktisch nicht wahrgenommen, da die Früchte so reich und üppig sind. Dunkle Kirsch- / Pflaumenfrüchte, Gewürze, Menthol, Lakritz und eine ganze Reihe von Balsamico-Beugungen wachsen, während der Montestefano seine Klasse zeigt. Dieser tiefgründige Barbaresco wird die Leser für die kommenden Jahre begeistern. 98

2016 Produttori del Barbaresco Barbaresco Riserva Ovello
Der Barbaresco Riserva Ovello 2016 ist der strengste und eckigste dieser Weine. Es wird die eingefleischten Klassiker am meisten ansprechen. Kreide, weißer Pfeffer, Minze und süße rote Kirschfrüchte zieren diesen gemeißelten, wunderschön durchscheinenden Barbaresco. Wie immer braucht der Ovello einige Jahre in der Flasche, um seine Reize zu enthüllen, die 2016 vielfältig sind. Es ist in jeder Hinsicht ein hervorragender Wein. 97+

Produttori del Barbaresco 2016 Barbaresco Riserva Rabajà
Die Barbaresco Riserva Rabajà 2016 brütet in ihrer Intensität. Schwaden von Tannin-, Säure- und Mineralnoten verleihen dem 2016 auffällige Gravitas. Der Rabajà ist ein Wein von erstaunlichem Ausmaß und atemberaubender Schönheit. Ich wünschte, jeder Vinous-Leser könnte ihn probieren, weil er die Essenz von Ort und Jahrgang mit so viel Stammbaum und Klasse einfängt. Schwarzkirsche, Salbei, Schotter, Menthol und Lavendel sind einige der vielen Nuancen, die im ewigen Abgang verweilen. 98

2016 Produttori del Barbaresco Barbaresco Riserva Montefico
Der 2016 Barbaresco Montefico ist ein Juwel eines Weins. Frisch geschnittene Blumen, Mineralien, Schotter, Rosenblätter und Lavendel werden fein geschnitten. Wie immer ist der Montefico angespannt und stilvoll gemeißelt. Sein Gefühl der Transparenz ist einfach verführerisch. Salbei, Minze und süßer Pfeifentabak sind einige der Nuancen, die verweilen. Der Montefico ist ein Barbaresco, der Leser begeistern wird, die straffe Rotweine mögen. Es verbindet den Fruchtreichtum des Montestefano mit dem Schwung von Ovello. 98

2016 Produttori del Barbaresco Barbaresco Riserva Asili
Die 2016 Barbaresco Riserva Asili verbindet Kraft und Sinnlichkeit so, wie es nur Nebbiolo kann. Hochfliegende Aromen, wunderschön geschmeidige rot getönte Früchte und jede Menge pure Tiefe entstehen in einem atemberaubenden Barbaresco, der alle Sinne fesselt. Seidig, raffiniert und außergewöhnlich schön, der 2016 ist ganz einfach einer der vollständigsten Asilis, die ich von den Produttori probiert habe. Es ist ein unvergesslicher Wein. 97

2016 Produttori del Barbaresco Barbaresco Riserva Pajè
Das Barbaresco Pajè 2016 beginnt mit tiefgründigen Gewürznoten, die so verlockend sind. Der 2016 ist geschmeidig und wunderschön im Glas geschichtet und verfügt über eine enorme Dichte und Muskelmasse. Blau / violette Früchte, Nelken, Lavendel und Menthol verleihen diesem reichen, hedonistischen Barbaresco eine Menge Charakter. Die Tannine sind vorhanden, aber sie sind fast durch die bloße Dichte der Frucht begraben. Mit einem Wort: beeindruckend. 96

Wer jetzt schon seine Allokation sichern will, kann dies bei Lobenberg erledigen - natürlich mit dem Risiko, zuviel zu bezahlen ;) . Für Club-Kunden gibt es max. 3 Fl. je Lage, dann mit 10 % Rabatt für ca. 45 €.

Grüße

Hartmut
VorherigeNächste

Zurück zu Piemont

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 3 Gäste

Impressum - Nutzungsbedingungen - Datenschutzrichtlinie - Das Team - Alle Cookies des Boards löschen