So 2. Jan 2011, 23:07
Hallo Daniel,
uffuff, das ist immer so eine Sache mit Empfehlungen
Ich liebe ja die Abwechslung, und deshalb mag ich die Weine von der Loire auch so gern, weil da (fast) jeder Weinstil dabei ist. Mal nachdenken...
Bei
Philippe Alliet würde ich gleich ganz nach oben gehen, zum "Coteau de Noiré", der ist für mich um Klassen besser als seine "Vieilles Vignes". Leider hat der gute Philippe eine etwas eigenwillige Preispolitik, die spontanen Schwankungen unterworfen ist. Ich hatte z.B. den 2004er für 18,80 € gekauft, den 2005er hat er dann für 31 € angeboten...
Bei
Huet (es gibt ja drei Lagenweine) mag ich trocken "Le Haut-Lieu" am meisten, weil er am knackigsten ist. die beiden anderen sind aber auch sehr gut (Le Mont und Clos du Bourg), sehr sauber, sehr elegant.
Total anders ist natürlich
Mark Angeli. "La Lune" beeindruckt mich nur mäßig, richtig gut finde ich den "Fouchardes", und der "Blanderies" kann die absolute Krönung sein. "Kann" deshalb, weil je nach Jahrgang alles sehr unterschiedlich sein kann (Zuckergehalt, aber auch Stabilität). Mark Angeli ist halt ein extrem naturnaher Winzer, der hohe Risiken eingeht.
Bei
Didier Dagueneau (respektive seinem Sohn) finde ich den "Buisson Renard" am besten hinsichtlich der Kombination aus Mineralität, Exzentrik und Zugänglichkeit. Das sind natürlich alles wahnsinnig pure Sauvignon blancs, und teuer sind sie auch.
Clos Rougeard, das heißt die Brüder Foucault, sind für mich weiter die Meister des ausgereift-eleganten Loire-Roten. Aber die rühre ich erst nach etlichen Jahren an (auch den weißen Brézé), da bringt man sich echt ums Vergnügen, wenn man die zu früh öffnet. Ich finde den "Kleinen" (Le Clos) schon sehr typisch, aber wer jetzt auf große St-Emilions abfährt, braucht natürlich den "Bourg".
Die Weine von
Nicolas Joly sind total spannend, aber überhaupt nicht entspannend. Alle über 15vol%, das ist für mich schon so eine Grenze, die ich ungern antaste. Ich propagiere sie weiter aus philosophischen Gründen, aber gekauft habe ich nur wenig...
Alphonse Mellot (La Moussière) fand ich trotz aller Jubelhymnen nicht halb so gut wie Dagueneau. Zu viel Holzeinfluss, zu modern, jedenfalls die großen Dinger wie "Génération XIX" oder "Edmond". Ist halt Geschmackssache...
Bevor ich den Post aber wieder total auslappen lasse, hier noch schnell ein paar Loireweine, die ich in letzter Zeit super fand:
Rot:
Domaine des Roches Neuves (Thierry Germain), Saumur-Champigny "La Marginale" (2006 und jünger), ca. 25 €
Domaine Bernard Baudry, Chinon "La Croix Boissée", ca. 20 €
Weiß:
Domaine Romain Guiberteau, Saumur "Brézé", ca. 30 €
Domaine François Chidaine, Vouvray "Clos Baudoin", ca. 15 €
Domaine Damien Laureau, Savennières "Le Bel Ouvrage", ca. 23 €
Und natürlich die ganzen halbtrockenen Schätzchen... Chenin ist ja der einzige echte Rivale des Rieslings. Ach was, Bruder natürlich, kein Rivale.
Nach Strasbourg würde ich auch sehr gern kommen, da gibt es ja regelmäßig Neues zu entdecken. Ich wüsste zwar nicht, wie man bei den 543 angemeldeten Winzern einigermaßen durchkommt, aber es gibt Schlimmeres. Leider bin ich zu der Zeit in Marokko, da wird es mit Wein sicher nicht ganz so brilliant aussehen.
Fährt aber jemand von Euch zur "Dive Bouteille" nach Saumur (30./31. Januar, glaube ich)? Das würde mich wahnsinnig interessieren. Viele "vins naturels", aber bei weitem nicht nur Essig
Viele Grüße
Matze