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Loire trockene Weissweine

Appellationen des nördlichen Zentralmassivs, Sancerre und Umgebung, Touraine, Anjou, Umgebung von Nantes, die kleinen Gebiete zwischen der Loire und Bordeaux incl. Cognac
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Michl

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Re: Loire trockene Weissweine

BeitragFr 1. Mär 2024, 15:53

UlliB hat geschrieben:Einen Säuremangel kann ich nicht erkennen, die Säure ist völlig ausreichend


Wie kommst du auf Säuremangel?

UlliB hat geschrieben:mit etwas Luft wird der Wein deutlich fester.


Völlig richtig und deshalb am 2. Tag etwas besser, v.a. aber der Pépie, der am 2 Tag mit seiner leichten und hier tatsächlich dienenden Restsüße den Briords überholte. Am 3. Tag war der Briord wieder schwächer und leichte Spontinoten traten stärker hervor.
Am 2. Tag nahm ich beide Weine aufgrund ihrer leicht feinöligen Textur sogar trotz aller Einfachheit als durchaus "edel" war, am 3. Tag war's dann aber auch genug und heute brauche ich wieder etwas mit mehr Zug, Biss und Tiefe...
Viele Grüße

Michl
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glauer

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Re: Loire trockene Weissweine

BeitragFr 1. Mär 2024, 16:29

UlliB hat geschrieben:
Michl hat geschrieben:Nach Georgs sehr animierendem Beitrag habe ich sofort bestellt und war äußerst gespannt. Ich hatte tatsächlich noch nie einen Melon der Bourgogne im Glas und war völlig unvoreingenommen.
Tatsächlich hat mich der erste Schluck dann erstaunt, was aber wohl nur meiner fehlenden Erfahrung geschuldet ist. Die Weine sind ausgesprochen weich und spannungsarm. Als Rieslingtrinker, der grundsätzlich griffige, auch säurebetonte Weine mag, war das erst mal eine Klatsche. Trinkt man sich dann auf das für mich ungewohnte strukturelle Profil der Weine ein, sind beide heute verkosteten Weine in sich völlig stimmig und schön, aber für mich kein Nachkauf und auch das Interesse ist deutlich abgekühlt. Zwar habe ich noch den Cru Chateau Thébaud und damit wohl einen Wein aus der Oberklasse des Weinguts, die Weine aus dem Einstiegsbereich und Mittelbau haben mich aber nicht für die Rebsorte gewonnen.

[...]

Bild

Nach dem Beitrag vom geschätzten User @glauer habe ich mir auch mal etwas besorgt, offensichtlich aus der selben Quelle (vinocentral).

Muscadet Sèvre & Maine Briords Cuvée Vieilles Vignes 2020 (La Pepière) 12%Vol. Blasses, etwas grünliches Gelb. Moderate Gelbfrucht, auch etwas Apfel, etwas herb-steiniges. Einen Säuremangel kann ich nicht erkennen, die Säure ist völlig ausreichend und passt zu Struktur und Aromatik. Nicht sonderlich komplex, die Aromatik bleibt zurückhaltend und einfach, mit etwas Luft wird der Wein deutlich fester.

Das entspricht sowohl qualitativ als auch stilistisch einem Silvaner-Ortswein (oder Äquivalent) von einem guten fränkischen Produzenten, der in dieser Kategorie nicht ins Risiko geht. Und da liegt dann ein Problem: den bekomme ich vor Ort für das halbe Geld.

Keine Enttäuschung. Aber auch null Nachkaufreflex. Wenn ich so etwas im Glas haben möchte (und manchmal möchte ich das), gibt es sehr viele Alternativen.

Gruß
Ulli


Selten habe ich so bedauert nicht in D zu wohnen um das jetzt mal gemeinsam erkunden zu können. Mit Dir und Michl sind es jetzt 2 Forummitglieder mit denen ich viele Vorlieben teile und bei Weinen die ich auch kenne regelmäßig extrem ähnliche Eindrücke habe. In diesem Fall allerdings nicht auch nur ansatzweise. Denn genau das ist was ich immer genau umgekehrt empfunden habe, dass diese Weine so viel straffer und auch spannungsreicher (mit Reife auch komplexer) sind als viele der trockenen deutschen Weine (und Silvaner war auch mein Gedanke), und zwar auch von guten Produzenten und deren höherwertigen Weinen (geschweige denn den risikofreien).
Ich bin gerade auf Reisen aber das muss danach erkundet werden. Ob sich da was geändert hat die letzten Jahre? Die deutschen Weine sind sicherlich besser geworden in der Bezuehung, aber vielleicht die Muscadets auch schwächer (süßer? flacher?)? Sind wir hier in den Staaten in einer Massenpsychose (mit Masse sind die Weinnerds gemeint, bei denen ist Muscadet ganz hoch im Kurs im Gegensatz zu Nichtrieslingweinen aus D die oft genauso beschrieben werden wie Du den Muscadet gesehen hast).

Wir hatten hier lange keinen Muscadetabend mehr, wir trinken die einfach nur zum Essen. Mal sehen ob ich dieses Mal bei fokussierter Beschäftigung feststelle, dass der Kaiser doch immer nackt war.

Auf jeden Fall vielen Dank, dass Ihr mir hier so vertraut und gleich bestellt habt. Gottseidank war es kein größeres Investment.
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UlliB

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Re: Loire trockene Weissweine

BeitragFr 1. Mär 2024, 17:25

glauer hat geschrieben: Sind wir hier in den Staaten in einer Massenpsychose (mit Masse sind die Weinnerds gemeint, bei denen ist Muscadet ganz hoch im Kurs im Gegensatz zu Nichtrieslingweinen aus D die oft genauso beschrieben werden wie Du den Muscadet gesehen hast).

Ein kurzer Kommentar zu diesem Punkt, auch wenn es hier OT ist.

Beurteilen kann man ja nur das, was man kennt, und das ist das, was im Handel verfügbar ist. Ich hatte in meiner beruflichen Zeit bis Ende 2018 ganz regelmäßig in den USA zu tun, sowohl an der Ost- wie an der Westküste, als auch mittendrin, und ich habe da jede Gelegenheit benutzt, einen Blick in den örtlichen Weinhandel zu werfen. Während in den gut sortierten Läden restsüße deutsche Weine durchaus brauchbar vertreten waren, sah es bei den trockenen Weinen anders aus, da gab es entweder ein paar Riesling-GGs oder auf der anderen Seite qualitativ nicht sehr relevante Massenware. Das US-System verhindert es ja effektiv, dass Einzelhändler interessante Weine individuell importieren, da muss immer erst ein Generalimporteur her, der natürlich auf ein wirtschaftlich interessantes Minimalvolumen achtet. Kleine deutsche Erzeuger versuchen es ja deswegen gar nicht erst, in die USA zu exportieren, aber das sind genau die, bei denen die Musik spielt (dass es andersrum auch nicht sehr viel besser aussieht, stimmt aber auch. Die teilweise grandiosen kalifornischen Weine sind hier weitgehend unbekannt und außerdem vom Klischee "kalifornisch" belastet).

Die vier Muscadet-AOCs umfassen, wenn ich es richtig recherchiert habe, insgesamt eine Anbaufläche von 13.000 Hektar. Das ist fast so viel wie das gesamte Weinbaugebiet Baden, über ein Zehntel der deutschen Anbaufläche, und das mit einer einzigen Rebsorte. Da besteht ein gewaltiger Exportdruck, den es in dieser Form bei deutschem Silvaner oder ähnlichem halt nicht gibt. Das drückt sich dann eben auch in der jeweiligen Verfügbarkeit im US-Markt aus.

Gruß
Ulli
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glauer

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Re: Loire trockene Weissweine

BeitragSa 2. Mär 2024, 02:50

UlliB hat geschrieben:
glauer hat geschrieben: Sind wir hier in den Staaten in einer Massenpsychose (mit Masse sind die Weinnerds gemeint, bei denen ist Muscadet ganz hoch im Kurs im Gegensatz zu Nichtrieslingweinen aus D die oft genauso beschrieben werden wie Du den Muscadet gesehen hast).

Ein kurzer Kommentar zu diesem Punkt, auch wenn es hier OT ist.

Beurteilen kann man ja nur das, was man kennt, und das ist das, was im Handel verfügbar ist. Ich hatte in meiner beruflichen Zeit bis Ende 2018 ganz regelmäßig in den USA zu tun, sowohl an der Ost- wie an der Westküste, als auch mittendrin, und ich habe da jede Gelegenheit benutzt, einen Blick in den örtlichen Weinhandel zu werfen. Während in den gut sortierten Läden restsüße deutsche Weine durchaus brauchbar vertreten waren, sah es bei den trockenen Weinen anders aus, da gab es entweder ein paar Riesling-GGs oder auf der anderen Seite qualitativ nicht sehr relevante Massenware. Das US-System verhindert es ja effektiv, dass Einzelhändler interessante Weine individuell importieren, da muss immer erst ein Generalimporteur her, der natürlich auf ein wirtschaftlich interessantes Minimalvolumen achtet. Kleine deutsche Erzeuger versuchen es ja deswegen gar nicht erst, in die USA zu exportieren, aber das sind genau die, bei denen die Musik spielt (dass es andersrum auch nicht sehr viel besser aussieht, stimmt aber auch. Die teilweise grandiosen kalifornischen Weine sind hier weitgehend unbekannt und außerdem vom Klischee "kalifornisch" belastet).

Die vier Muscadet-AOCs umfassen, wenn ich es richtig recherchiert habe, insgesamt eine Anbaufläche von 13.000 Hektar. Das ist fast so viel wie das gesamte Weinbaugebiet Baden, über ein Zehntel der deutschen Anbaufläche, und das mit einer einzigen Rebsorte. Da besteht ein gewaltiger Exportdruck, den es in dieser Form bei deutschem Silvaner oder ähnlichem halt nicht gibt. Das drückt sich dann eben auch in der jeweiligen Verfügbarkeit im US-Markt aus.

Gruß
Ulli


Da will ich doch mal schnell OT weitermachen. Ich verstehe diese Beschreibung des US Systems, sie ist aber inzwischen doch etwas veraltet und fast ein wenig wie die deutsche Weinszene anhand von Aldi und Lidl zu beurteilen (ok, nur fast). Es gibt hier unzählige kleine Importeure und in fast allen halbwegs richtigen Städten auch sehr viele ambitionierte Weinhandlungen. In meinem Teilort von Boston habe ich in 5 bis 10 Minuten Entfernung mindestens 5 Läden mit hochinteressanter Auswahl die es in D so fast nur bei den guten Versendern gibt (nur die Preise sind teils problematisch, aber auch das nicht bei allen Regionen, der Aufschlag fuer deutschen Weine ist leider besonders hoch). Da gibt es inzwischen auch etliches aus Deutschland das weder Riesling noch süß ist. Knauss, Beurer, Dolde oder Holger Koch, Wasenhaus und Ziereisen schaffen es alle hierher. Das ist natürlich ein kleine Blase, aber das ist in D ja auch nicht so viel anders.

Und was den Exportdruck für Muscadet betrifft, den gibt es im Billigsektor ganz bestimmt. Aber die Weine von Ollivier, Ecu etc kommen hierher weil einige der absolut besten Importeure sie vor 30 Jahren für sich entdeckt haben. Das sind Firmen die in vielen Aspekten auch dem deutschen Markt weit voraus waren. Der Importeur der Domaine de la Pépière hat die mit dem gleichen Herzblut im Programm wie Clos Rougeard, Overnoy, Ulysse Collin, Foradori und Koehler Ruprecht. Die Verfügbarkeit dieser Weine beruht ganz sicher auf Interesse und Ûberzeugung der Importeure, und auch der Kundschaft. Auch die oben genannten Kultweine wurden von denen mit Elan vertrieben als Clos Rougeard und Overnoy noch trotz günstiger Preise wie Blei in den Regalen lagen (was noch gar nicht mal so lange her ist).

Gruss
Georg
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UlliB

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Re: Loire trockene Weissweine

BeitragSa 2. Mär 2024, 12:39

glauer hat geschrieben:Da will ich doch mal schnell OT weitermachen. Ich verstehe diese Beschreibung des US Systems, sie ist aber inzwischen doch etwas veraltet und fast ein wenig wie die deutsche Weinszene anhand von Aldi und Lidl zu beurteilen (ok, nur fast). Es gibt hier unzählige kleine Importeure und in fast allen halbwegs richtigen Städten auch sehr viele ambitionierte Weinhandlungen. In meinem Teilort von Boston habe ich in 5 bis 10 Minuten Entfernung mindestens 5 Läden mit hochinteressanter Auswahl die es in D so fast nur bei den guten Versendern gibt (nur die Preise sind teils problematisch, aber auch das nicht bei allen Regionen, der Aufschlag fuer deutschen Weine ist leider besonders hoch). Da gibt es inzwischen auch etliches aus Deutschland das weder Riesling noch süß ist. Knauss, Beurer, Dolde oder Holger Koch, Wasenhaus und Ziereisen schaffen es alle hierher. Das ist natürlich ein kleine Blase, aber das ist in D ja auch nicht so viel anders.

Danke für das update zur Situation in den USA. Mein letzter Stand ist wie geschrieben von 2018, das ist jetzt auch schon mehr als 5 Jahre her. Und apropos Boston: da war ich nur ein einziges Mal, im Spätwinter 2017, bei sehr frostigen Temperaturen (tagsüber -15°). Ich habe mich dennoch zu Fuß eine Weile umgesehen, der Eindruck war für mich eine im US-Kontext ziemlich europäisch geprägte Stadt, und offensichtlich gibt es dort viele Leute mit Interesse an gutem Essen und Trinken. Ich erinnere mich da an einen wirklich riesigen italienischen Supermarkt, gefühlt einen halben Fußballplatz groß, mit einem enorm breiten Angebot an italienischer Feinkost und italienischen Weinen; vieles konnte auch direkt vor Ort konsumiert werden. Etwas Vergleichbares kenne ich in Deutschland in dieser Größe nicht, und auch in den USA ist das wohl nicht sehr typisch.

Aber noch einmal zurück zum Briords VV. Um es vielleicht noch mal klarzustellen, ich fand den Wein überhaupt nicht schlecht, und die zweite Hälfte der Flasche wurde zum Essen (wie empfohlen etwas mit Fisch) zügig leer. Nur blieb der Eindruck, dass ich das nicht ein zweites Mal brauche. In der 15-Euro-Klasse, in die dieser Wein fällt (beim Versender habe ich 13,90 € bezahlt), könnte ich eine sehr lange Liste deutscher und österreichischer Weine erstellen, die ich wesentlich spannender und reizvoller finde. Wobei da allerdings einiges dabei wäre, was vermutlich viel polarisierender ist als der Briords und kaum auf ungeteilte Zustimmung treffen dürfte, während der Briords wohl niemandem wehtut und insofern tatsächlich sehr konsensfähig ist.

Warum nun gute Muscadets in den USA angesagt sind und in Deutschland gefühlt überhaupt nicht, bleibt Gegenstand von Spekulation.

Wie auch @Michl habe ich von der Domaine de la Pepière noch den Chateau Thébaud 2019, der etwas teurer war. Der ist dann auch in absehbarer Zeit dran (übrigens: weil du immer noch von Ollivier schreibst - nach Angaben im WA hat der die Domaine bereits im Jahr 2011 verkauft, und der damalige Käufer hat seitdem schon wieder verkauft. Marc Ollivier hat bis 2020 wohl noch beraten, ist dann aber endgültig in Ruhestand gegangen).

Gruß
Ulli
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glauer

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Re: Loire trockene Weissweine

BeitragSo 3. Mär 2024, 15:20

UlliB hat geschrieben:Und apropos Boston: da war ich nur ein einziges Mal,........und offensichtlich gibt es dort viele Leute mit Interesse an gutem Essen und Trinken. Ich erinnere mich da an einen wirklich riesigen italienischen Supermarkt, gefühlt einen halben Fußballplatz groß, mit einem enorm breiten Angebot an italienischer Feinkost und italienischen Weinen; vieles konnte auch direkt vor Ort konsumiert werden. Etwas Vergleichbares kenne ich in Deutschland in dieser Größe nicht, und auch in den USA ist das wohl nicht sehr typisch.

Wie auch @Michl habe ich von der Domaine de la Pepière noch den Chateau Thébaud 2019, der etwas teurer war. Der ist dann auch in absehbarer Zeit dran (übrigens: weil du immer noch von Ollivier schreibst - nach Angaben im WA hat der die Domaine bereits im Jahr 2011 verkauft, und der damalige Käufer hat seitdem schon wieder verkauft. Marc Ollivier hat bis 2020 wohl noch beraten, ist dann aber endgültig in Ruhestand gegangen).

Gruß
Ulli


Leider ist Boston kein besonders gutes kulinarisches Pflaster, zumindest was Restaurants angeht. Zutaten einkaufen ist aber inzwischen auf ganz gutem Niveau. Und der italienische Supermarkt ist Eataly, da hatten wir etwas Glück dass die nach Boston gekommen sind.

De ersten Verkauf von Pépière hatte ich mitbekommen, dass es noch einen gab war mir nicht klar. Bestimmt lag es daran dass Deine Begeisterung sich in Grenzen hielt.... :D
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UlliB

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Re: Loire trockene Weissweine

BeitragSo 17. Mär 2024, 10:50

Jetzt war der zweite Muscadet fällig:

Muscadet Sèvre & Maine Chateau Thébaud 2019 (Domaine de la Pépière) 12%Vol. Laut etwas widersprüchlicher Angaben im Netz lag der Wein irgendwas zwischen 36 und 42 Monaten auf der Hefe. Für einen vier Jahre alten Wein auffallend helle, blass grün-gelbe Farbe.

Von der Hefe ist in der Aromatik nichts zu spüren, weder durch die typischen Hetöne noch durch Autolysenoten, die nach so einem langen Hefelager vielleicht schon zu erwarten wären. Sehr zurückhaltend, zunächst fast stumm, nach einiger Zeit und mit Luft erscheint dann etwas Frucht, lustigerweise Honigmelone, was ja zum Namen der Rebsorte passt. Milde Säure, vielleicht etwas mehr Volumen als der Briords VV, was aber nur in die Breite und nicht in die Tiefe geht. Deutlicher Süßeeindruck. Sauber und kurz.

Mir ist ein völliges Rätsel, wie man über einen dermaßen aromatisch und strukturell flachen Wein in Begeisterung geraten kann, aber offensichtlich geht das, und es zeigt sich wieder einmal, wie unterschiedlich Geschmäcker sein können. Für mich ist damit mein kurzer Ausflug in die Welt des Muscadet auch schon beendet, und das mit dem selben Ergebnis wie vor vierzig Jahren: das brauche ich nun gar nicht.

Gruß
Ulli
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Re: Loire trockene Weissweine

BeitragSo 17. Mär 2024, 11:48

UlliB hat geschrieben:... Muscadet ...

Mir ist ein völliges Rätsel, wie man über einen dermaßen aromatisch und strukturell flachen Wein in Begeisterung geraten kann, aber offensichtlich geht das, und es zeigt sich wieder einmal, wie unterschiedlich Geschmäcker sein können. Für mich ist damit mein kurzer Ausflug in die Welt des Muscadet auch schon beendet, und das mit dem selben Ergebnis wie vor vierzig Jahren: das brauche ich nun gar nicht.
Danke, daß Du die Last der Überprüfung auf Dich genommen hast! Ich neige ja auch stark dazu, mir nach Ausbrüchen der Begeisterung ein eigenens Bild zu machen. Aber da mein Urteil ähnlich rigoros war (wenn auch eher vor zwanzig als vor 40 Jahren), und unsere Geschmäcker ziemlich kompatibel zu sein scheinen, spare ich mir das diesmal. Meine Leber hat eben nur eine begrenzte Kapzität.
Besten Gruß, Karsten
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Michl

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Re: Loire trockene Weissweine

BeitragSo 17. Mär 2024, 13:42

UlliB hat geschrieben:Muscadet Sèvre & Maine Chateau Thébaud 2019 (Domaine de la Pépière) 12%Vol. Laut etwas widersprüchlicher Angaben im Netz lag der Wein irgendwas zwischen 36 und 42 Monaten auf der Hefe. Für einen vier Jahre alten Wein auffallend helle, blass grün-gelbe Farbe.

Von der Hefe ist in der Aromatik nichts zu spüren, weder durch die typischen Hetöne noch durch Autolysenoten, die nach so einem langen Hefelager vielleicht schon zu erwarten wären. Sehr zurückhaltend, zunächst fast stumm, nach einiger Zeit und mit Luft erscheint dann etwas Frucht, lustigerweise Honigmelone, was ja zum Namen der Rebsorte passt. Milde Säure, vielleicht etwas mehr Volumen als der Briords VV, was aber nur in die Breite und nicht in die Tiefe geht. Deutlicher Süßeeindruck. Sauber und kurz.

Mir ist ein völliges Rätsel, wie man über einen dermaßen aromatisch und strukturell flachen Wein in Begeisterung geraten kann, aber offensichtlich geht das, und es zeigt sich wieder einmal, wie unterschiedlich Geschmäcker sein können. Für mich ist damit mein kurzer Ausflug in die Welt des Muscadet auch schon beendet, und das mit dem selben Ergebnis wie vor vierzig Jahren: das brauche ich nun gar nicht.


Ich hatte den Wein letzte Woche auch und muss leider vollumfänglich zustimmen. Ich wollte die Flasche nicht einmal leertrinken und der Inhalt wanderte zum größten Teil in die Soße. Für fast 20 € ist das nach meinem Empfinden ein sehr schlechtes PGV

Dennoch möchte ich diesen Aspekt gerne betonen:
UlliB hat geschrieben:und es zeigt sich wieder einmal, wie unterschiedlich Geschmäcker sein können


Die Weine haben eine ganz eigene Art von struktureller Eleganz. Dass man diese wertschätzen kann, kann ich nachvollziehen. Für mich waren aber dennoch alle Weine letztlich furchtbar flach und langweilig. Nicht nur Georg sieht das jedoch anders, sondern auch offensichtlich viele auf CT. Von daher noch einmal vielen Dank, Georg, für die Initialzündung. Lesen zu dürfen, wie einem anderen Weine Freude bereiten (gerne aber auch ein Verriss), bereitet selbst Freude, wenn es so einnehmend und frei von Rechthaberei geschrieben ist wie dein Beitrag.
Viele Grüße

Michl
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EThC

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Re: Loire trockene Weissweine

BeitragSo 17. Mär 2024, 13:57

...bezüglich Melon hatte ich bisher nicht viele Berührungspunkte, die "normalen" Muscadets haben aber allesamt keinen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen, auch wenn's höherpreisige bzw. an sich renommiertere Sachen waren. Nur die etwas freakigeren Exemplare -gab's mal in einer frühen Wein am Limit-Online-Verkostung- waren für mich ansprechender, aber das hat mit der eigentlichen Machart hinsichtlich Sorte bzw. der AOP nicht viel gemein. Die Melon-"Klassik" hab ich für mich in die "kann man vor Ort im Urlaub schon mal trinken"-Ecke abgelegt, selbst drum gekümmert habe ich mich da nie, da fehlte einfach der Kick...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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