Loire trockene Weissweine

Nicolas Joly wird ja allgemein eine Schwächephase nachgesagt. Trotzdem wollte ich seine Weine unbedingt mal probieren und hab mir vor ca. einem Jahr mal ein paar Flaschen gekauft. Vor ein paar Wochen habe ich dann den ersten aufgemacht: 2007 Savennières Les Vieux Clos, das ist soweit ich weiß der "kleinste" der Joly Weine. Ich bin mal den Instruktionen auf der Rückseite des Etiketts gefolgt und habe den Wein karaffiert, ein paar Stunden belüftet und etwas wärmer (d.h. so ca. 13 - 14 Grad) getrunken. Was ein Traumstoff: Die Nase ist zwar eher zurückhaltend, hatte aber schöne Kräuterhonig-, Lindenblüten- und getroknete Früchte-Aromen zu bieten. Im Mund zeigt er dann, was er kann: sehr mineralisch, ordentlich Power, gute Textur und ein extrem langes Finish. 15 Volumenprozent Alkohol sind ein Wort und mir eigentlich zu viel, aber was solls... in Ausnahmefällen geht auch das mal.

Hallo Stephan,

ich hoffe Nicolas Joly hat seine Schwächephase hinter sich ... ich habe seine 08er in Keller und zwar jewiels 2 x Vieux Clos (Du hast Recht, sein einfachster Wein für €19 ab Hof) sowie den Roche aux Moines und den Coullée de Serrant. Damals vor Ort aus frischer Flasche getrunken zeigten die Weine nicht viel, apfelige Frucht, deutliche Säure, sogar etwas "tanninige" Adstringenz. Die Weine zeigten aber auch ein gewisses Potential, schon nach einigen Minuten der Belüftung und mit ein wenig Handwärme kam mehr zu Vorschein. Vielleicht rühre ich in 2011 mal eine Flasche Vieux Clos an. Wie waren den die Jahre 2007/2008 in Savennière und Umgebung im Vergleich?

Viele Grüße,
Björn

Hallo zusammen,

ich hatte von Joly die 2007er vor Ort verkostet, und schon damals (Juni 2009) fand ich sie ausgesprochen gelungen, vor allem den Vieux Clos, der mir überraschend zugänglich erschien. Trotzdem halt alles Brummer. Die Domaine aux Moines von Tessa Laroche hat auch sehr schön frische Savennières von 2007 und 2008, und das zu einem sehr moderaten Preis (12 € ab Hof). Closel (mit Abstrichen), Pierre Bise, Laureau, Eric Morgat, alles wirklich sehr beeindruckend, wenn ich das mal so unfachmännisch sagen darf.

Für mich sind die 2008er nach den 2002ern die besten des ganzen Jahrzehnts, knapp dahinter die 2007er. 2009 ist wieder zu reif ausgefallen wie schon 2005, von 2003 gar nicht zu sprechen. 2006 war ziemlich flach, 2004 eher dünn. Natürlich alles mit den entsprechenden Ausnahmen, aber ich habe ehrlich gesagt mit den weißen 2007ern und 2008ern aus dem Savennières-Anjou-Saumur-Bereich bislang praktisch ausschließlich positive Erfahrungen gemacht. Gestern hatte ich den "einfachen" 2007er Saumur von Romain Guiberteau im Glas, ein wahrhaft unmanipulierter Edelstein. Knallige Säure, aber das mögen wir ja so an den Loire-Weißen

Hat jemand von Euch letztens den 2006er Noëls de Montbenault von Richard Leroy getrunken? Den könnte ich hier relativ günstig kaufen, aber ich weiß nicht so recht. Wie gesagt, die 2006er hatten mich insgesamt eher enttäuscht.

Viele Grüße
Matze

Eigentlich bin ich kein großer Pouilly-Fumé und Sancerre Fan (mehr), weil ich finde, dass die Appelations wegen ihrer weltweiten Popularität (und dem allgemein vorherrschenden Sauvignon Blanc Hype) etwas abgenudelt wirken und man ziemlich viel Mist vorgesetzt bekommt. Neulich hatte ich aber mal einen echt fantastischen Pouilly Fumé im Glas, nämlich einen 2007 Pouilly Fumé von Jonathan Pabiot. Der hatte auch die typischen Aromen wie Stachelbeere und Cassis zu bieten, dazu aber auch noch eine schöne Kiwi-Frucht, ein bisschen Zitrus und nasse Steine. Am Gaumen war er schön rund und hielt lange nach. Als Begleiter für ein ausgedehntes Dinner war er perfekt geeignet.

Am Wochenende habe ich meine zweite Flasche 2008 Domaine de l'Ecu Muscadet de Sèvre et Maine getrunken und war - wie bei der ersten - ganz schwer enttäuscht.

In der Nase gibt er fast nichts her, allenfalls ein wenig unreife Banane und ein bisschen Zitrone. Am Gaumen ist er vor allem unglaublich herb, hat immerhin etwas Mineralität, ist aber v.a. zu sauer (und ich bin Säure-Fan). Das ist vielleicht dem Jahrgang geschuldet und nicht dem Produzenten. Gleichwohl interessiert mich, ob andere hier im Forum bessere Erfahrungen mit den Bossard Weinen gemacht haben, insbesondere mit den Terroir-Muscadets (Gneiss, Orthogneiss, usw.).

Ja, Erfahrungen zumindest, ob bessere, ist Ansichtssache:

2006er Domaine de l'Ecu Expression de Granite
Nicht gerade mein Lieblingsjahrgang an der Loire für Weißweine, aber was soll ich sagen... Nur wer die kleinen Jahrgänge auch trinkt, ermöglicht es dem Winzer, in den großen weiter Wein zu machen.

Farbe: blassgelb, fast grünlich

Nase: etwas süßliche Blütenfrucht, sehr weiß, bissle Stein

Geschmack: spröde, leicht feuersteinig (also fast in Richtung kleiner Chablis), aromatisch relativ neutral, insgesamt deutliche Mineralität, Abgang dafür beachtlich lang. Dies ist kein Wein für Menschen, die auf Frucht stehen. Auf irgendeine. Ich bin jetzt nicht enttäuscht, aber schon überrascht über die Kargheit.

Ich würde sogar behaupten, dass es sich um einen Wein handelt, der niemals solo getrunken werden sollte, jedenfalls solange er noch einigermaßen jung ist. Diese spröde, steinige Art bei übrigens nicht überbordend hoher Säure kann eigentlich nur als Begleiter roher oder halbroher Meerestiergerichte geeignet sein. Also Austern oder Bigorneaux oder auch Moules à la Marinière.

Bei der kleinen Hauscuvée scheint der Jahrgangscharakter eine große Rolle zu spielen. Die '07er und '08er kamen mir auch sehr säuerlich zu Anfang vor, der '05er hatte da mehr Gehalt zu bieten, vom Aroma her eher in Richtung grüne Haselnüsse. Aber insgesamt sind das wohl alles äußerst karge Weine, die sich erst langsam öffnen. Ich habe jetzt mal ein Experiment gewagt (wie mutig ) und ein paar Muscadets zum Reifen in den Keller gelegt. In der RVF schreiben sie ja immer vom unglaublichen Alterungspotenzial, den Honignoten, der Ähnlichkeit mit einem großen Chablis - nach 20 Jahren. Mein ältester ist der Domaine de la Louvetrie Fief du Breil, da habe ich schon die Hälfte der 20 Jahre geschafft. Ich bin mal gespannt.

Viele Grüße, Matze

Dies ist kein Wein für Menschen, die auf Frucht stehen. Auf irgendeine. Ich bin jetzt nicht enttäuscht, aber schon überrascht über die Kargheit.

Ich würde sogar behaupten, dass es sich um einen Wein handelt, der niemals solo getrunken werden sollte, jedenfalls solange er noch einigermaßen jung ist. Diese spröde, steinige Art bei übrigens nicht überbordend hoher Säure kann eigentlich nur als Begleiter roher oder halbroher Meerestiergerichte geeignet sein. Also Austern oder Bigorneaux oder auch Moules à la Marinière.

Bei der kleinen Hauscuvée scheint der Jahrgangscharakter eine große Rolle zu spielen. Die '07er und '08er kamen mir auch sehr säuerlich zu Anfang vor, der '05er hatte da mehr Gehalt zu bieten, vom Aroma her eher in Richtung grüne Haselnüsse. Aber insgesamt sind das wohl alles äußerst karge Weine, die sich erst langsam öffnen.

Vielen Dank für die Eindrücke, Matze. Der Teil zum Muscadet als Essensbegleiter für rohe oder halbrohe Meerestiere ist wahrscheinlich richtig. Ich bin Fan vom Muscadet (und sogar vom Gros Plant du Nantais in seinen besseren Ausprägungen) an der französischen Atlantikküste geworden. Eine Éclade (Moules unter Pinienzweigen gegrillt) auf der Ile d'Oléron zum Beispiel vermählte sich mit einem jungen Muscadet zu großer Harmonie. Und zu frischen Austern passt er ebenfalls hervorragend. Fast alle Muscadets hingegen, die ich in Deutschland bisher getrunken habe (nicht zu Muscheln), fielen v.a. durch ihre Kargheit und Neutralität auf. Ich gebe noch nicht auf, aber vielleicht wird der Muscadet für mich einfach nur ein lokaler Urlaubswein werden.

Hallo octopussy!

Versuch es mal mit diesem Muscadet - zugegeben nicht gerade die Preisklasse der üblichen Muscadet for Ort, aber wirklich gut.

http://www.c-und-d.de/weinkarte/detail. ... 2889436406

Wo teribst Du Dich den eigentlich so auf der Ile D'Oleron rum? Bin auch öfters da....

Wo teribst Du Dich den eigentlich so auf der Ile D'Oleron rum? Bin auch öfters da....

Schon lange nicht mehr da gewesen (mehr als 10 Jahre nicht). Wir waren damals grob in der Nähe vom Chateau bei dem Opa eines Franco-Kanadiers, der pensionierter Ostriculteur war. Über einen fehlenden Nachschub an Austern konnten wir uns nicht beklagen
Ein anderes Mal war ich zwei Tage am Südwestzipfel der Insel, kann mich aber auch nicht an den Namen des Ortes erinnern. Hach, da müsste ich mal wieder hin. Dann schmeckt der Muscadet auch gleich doppelt so gut.

Das mit den Austern ist doch wirklich seltsam: Hier in D traut man sich kaum zu sagen, Austern zu mögen, ohne gleich als Snob oder merkwürdiger lebende-Tiere-Verzehrer zu gelten. Auf der Ile de Noirmoutier haben wir dagegen Austern auf einem Pappteller mit Plastikmesser bekommen, dazu ein Glas Muscadet, und alle waren glücklich.

Ein Muscadet, der mich schwer beeindruckt hat, war übrigens die große Cuvée von Jo Landron. Ich glaube, sie hieß einfach "Domaine de la Louvetrie" (also nicht Hermine d'Or oder Fief du Breil), kam aus einer enorm schweren Flasche und kostete bereits vor Ort 16 €. Das kam dem schon recht nahe, was man unter einem Grand Cru Muscadet verstehen könnte, wenn es ihn denn geben würde. Leider habe ich ihn in Deutschland noch nirgends gesehen, aber wahrscheinlich wäre bei dem Namen "Muscadet" auch kaum jemand bereit, etwas mehr Geld dafür auszugeben.

Viele Grüße, Matze