Do 16. Feb 2012, 09:46
Nicolas Joly gehört definitiv zu den Winzern, die polarisieren. Nicht nur wegen der Weine, sondern auch aufgrund seiner sehr eigenwilligen aber starken und radikalen Persönlichkeit.
Heute möchte ich nur auf das eingehen, was ich im Glas entdeckt habe – und zum Glück gibt es hier auch schon genügend zu berichten!
Die Flasche Clos de la Coulée de Serrant stammt aus 1992, der Jahrgang zählt definitiv nicht zu den besseren und über die Schwankungen zwischen den Jahrgängen bei Nicolas Joly braucht man erst gar nicht zu reden. Oftmals reichen schon Flaschen vom selben Jahrgang und völlig verschiedene Weine entdecken zu können. Die hier genannte Flasche hatte einen grandiosen Füllstand und es zeigte sich ein großartiger Wein, wie ich ihn nicht erwartet hätte.
Am ersten Tag und direkt nach dem öffnen strömen mir unglaublich abgefahrene Noten entgegen. Ich bin vor allem begeistert von der klaren Marzipannote des Savennières. Hinzu kommen Petrolnoten, etwas Paprikapulver und ein Hauch Kurkuma.
Die Farbe zeichnet ein konzentriertes gelb ab und erinnert etwas an manch gereifte Auslese.
Direkt im Glas und bei höherer Temperatur (etwa 14 Grad Celsius) getrunken, wie für Weißwein üblich, zeigt sich die unglaubliche Salzigkeit des Savennières. In der Mitte macht sich die Marzipannote auch am Gaumen spürbar um dann in einen von Säure und Ananas geprägten Abgang zu münden.
Gespannt, wie sich der Wein entwickeln wird und ob er es durchsteht, karaffiere ich den Wein und lasse ihn für die nächsten Stunden atmen.
Das Ergebnis am späten Abend ist selbiges, wie einen Tag später:
Der Wein wirkte anfangs schon unglaublich anziehend, jedoch aus der Flasche etwas geradlinig. Mit der Luft wurde der Wein noch komplexer und breiter. Während sich an der Nase überraschenderweise wenig tut, gesellen sich am gaumen noch Noten von Kamille und Walnuss hinzu. Dafür geht die Marzipannote etwas in den Hintergrund und der Wein wirkt kräftiger.
Man findet immer wieder neue Facetten an diesem Wein, der höchst interessant und eigenständig ist. Eines der großen Weinerlebnisse und kaum mit einem anderen Wein vergleichbar. Ganz großes Kino, auch deshalb, weil das Erlebnis vermutlich nicht einfach wiederholt werden kann.
Am Ende bleibt dann die Frage unbeantwortet:
Handelt es sich hier nun um ein Winzertalent, ein Geschenk der Natur oder einfach nur um pures Glück?
Mo 9. Apr 2012, 11:12
Nachdem der 1992er Coulée de Serrant von Nicolas Joly schon ein einzigartiges Weinerlebnis darstellte, war ich sehr gespannt auf den Jahrgang 1989.
Im Vergleich zeigten sich zwei verschiedene, wenn auch nicht völlig verschiedene Weine. Um es kurz zu sagen: der 1989er legte noch einen drauf!
Der Savennières besticht durch ein noch leicht tieferes gelb als sein Kollege aus 1992.
Der Wein wurde direkt aus der Flasche getrunken und dann ebenfalls karaffiert. Nur schaffte er es dieses Mal nicht über den nächsten Tag.
In der Nase zeigt sich ein unglaubliches Facettenrechtum, besonders wenn man den Wein zu unterschiedlichen Belüftungsstadien probiert.
Es dominieren Mandel – und Amarettonoten, dann Aromen getrockneter Früchte, wie die von ungeschwefelte Aprikosen, Mango und Bananenchips und etwas getrocknete Orangenschale.
Auch florale Noten zeigen sich, wie etwa Lindenblüte und Salbei. Hinzu kommt eine Mineralität von kalkigen Noten, typisches Popcorn (wie im Burgund), etwas Petrol und Zedernholz.
Das Alter bringt komplexe Noten von Leder, Speck und frischem Tabak und würzige Noten von Nelken und Anis.
Am Gaumen wirkt der Wein komplex aber ausgewogener als der 92er. Eine Eleganz prägt den Wein, der von langem Abgang geprägt ist und mit jeder Belüftungszeit an Anziehungskraft gewinnt. Schöne Bienenwachsnote!
Besonders faszinierend ist auch, wie der Wein mit zunehmender Belüftungszeit frischer und jünger wirkt!
Ein Chenin blanc bei dem es unglaublich Spaß macht ihn in all seinen verschiedenen Facetten zu entdecken.
Di 10. Apr 2012, 15:40
Di 10. Apr 2012, 18:29
Di 10. Apr 2012, 20:36
Di 3. Jul 2012, 19:27
Fr 28. Sep 2012, 22:31
Fr 28. Sep 2012, 23:02
Do 7. Feb 2013, 15:46
Sa 14. Sep 2013, 11:27
octopussy hat geschrieben:Salut,
in der AOC Savennières gibt es nicht nur Nicolas Joly, sondern auch noch eine ganze Reihe anderer exzellenter Produzenten. Baumard, Jo Pithon, Eric Morgat, Damien Laureau, Gué d'Orger oder die Domaine aux Moines, um nur ein paar zu nennen. Eine der traditionellsten Domaines in der AOC ist die Domaine du Closel, der Familie Jessey, die seit 2001 von Evelyne de Pontrbriand geleitet wird und auf zertifizierte Bio-Qualität umgestellt wurde. Nach der Domaine des Baumard hat die Domaine du Closel den größten Besitz im schmetterlingsförmig angelegten Clos du Papillon, einer Lage von ca. 15 ha mit Schieferböden.
Den 1997 Savennières Clos du Papillon hatte ich mir in meinem Erasmus-Jahr 1999 in Frankreich en grande surface gekauft und war stolz wie Oskar, weil der Wein nur ca. 50 FF kostete und im kleinen Johnson die Weine aus Savennières mit vier Sternen, also der Höchstnote, ausgezeichnet waren. Schon damals hat mir der Wein gut geschmeckt. Dass ich den Wein nochmal finden würde, damit hatte ich nicht gerechnet. Es ist mir aber gelungen. Was soll ich sagen: den Erinnerungswert versuche ich, soweit wie möglich auszublenden. Auch wenn mir das im Zweifel nicht gelingt, muss ich doch sagen, dass der 1997 Clos du Papillon einfach ein Traum ist. Er ist typisch Savennières wild und ungestüm, alkoholstark, ultrareif, dabei aber elegant, nicht brandig und einfach nur wunderschön. Man könnte sagen, dass es eine Mischung aus einem gereiften Meursault und einem Moselriesling ist. Er hat die Kraft und Fülle des Meursaults und die Säure und Schiefernote des Moselrieslings, schmeckt dabei aber auch unverkennbar nach Chenin Blanc. Und der Abgang ist einfach herrlich. Ganz große Klasse.