dylan hat geschrieben:Bei mir liegen zwar noch vier Flaschen im Keller, ich weiß aber nicht so recht, ob ich mich darüber freuen soll. Die beiden ersten Flaschen haben mir jedenfalls wenig Freude gemacht, zu opulent und auch alkoholisch war mir der Saft. Mal sehen was die Zukunft bringt.
Diese Haltung kann ich hinsichtlich der jüngeren Jahrgänge (bis 15.5% Vol) gut verstehen. Als wir sie bei Stephan probierten, fand ich die Weine zwar respektabel, dachte aber, diese Mischung aus durchgerührten Kräutern, erdnahen Aromen, Kamillentee und Schnaps muss ich nicht selber einlagern. Ich hatte genug Zeit zu fürchten, dass hier der Naturel-Gedanke im Begriff ist, ästhetische Ideen zu nivellieren. Mir schien, ich bekomme trinkbare Natur, deren größter geschmacklicher Wert darin liegt, möglichst unverfälscht in Alkohol eingelegt zu sein. Eine Wald-und Wiesen-Ethik, nature pour nature, ersetze den Wunsch, ein geschmackliches Kunstwerk zu schaffen. Einstige Formulierungen Reinhard Löwensteins, nach denen der Terroirausdruck wie ein Selbstzweck erschien, würden an der Loire konsequent umgesetzt.
Aufhorchen ließ mich der 2003 er und dann erlösten mich die älteren Jahrgänge Schlag auf Schlag aus der Position des skeptischen Beobachtens (habe zurzeit keine Notizen). In 2003 hatten die geschmacklichen Komponenten für mich noch eine weniger verwobene und zugespitzte Form, sie präsentierten sich als höchst aromatische Brühe. Die älteren Weine kamen dann schön zum Fließen und es entstanden höchst „durchdachte“, wie aus der Reife geborene und stimmige Phänomene. Wie Musik, bei der man nicht mehr weiß, was Note ist und was Eindruck oder Gefühl.
Bleibt zu hoffen, dass der Alkohol der Joly-Weine wieder zurückgeschraubt wird. Ab 15 Vol kann ich sie nicht mehr richtig ernst nehmen.
Gruß, Kle