Fr 7. Feb 2020, 21:02
Gauby ist für mich ein bißchen eine Wundertüte: Nachdem ich seine Weine kennenlernte war ich zunächst völlig
"geflasht". Dann begann ich meine Affinität zu der Stilistik anzuzweifeln. Schließlich fand ich, daß die Weine zwar "'was haben", aber das PGV nicht zum Nachkauf animiert. Dieser Zustand dauerte etliche Jahre an, und nur sehr wenige Einzelflaschen dümpelten noch in meinem Weinkühlschrank vor sich hin. Die letzten roten zog ich vor einer Woche auf:
Dom. Gauby, Vieilles Vignes 2011
Dom. Gauby, Muntada 2011VV dichtes, klares Rubinrot, noch transparent. Keinerlei Aufhellungen; eher noch minimale Purpurtendenz. M leicht, aber dtl. weniger dicht, dadurch heller wirkend bei gleichem Farbton.
Nase: VV reife dunkle Waldbeeren, kühle Anmutung. Unterholz, etwas dunkles Leder und Holzkohle. Äußerst ausgewogen und seduktiv. M zurückhaltender, roter, jünger wirkend. Dafür feine getr. Kräuter und Darjeeling-Blätter.
Gaumen: VV feines, etwas staubig-trocknendes Tannin. Feine Sponti-Würze/Hefe. Unterschwellig Reste von CO₂, dadurch sehr frisch. Kühl, dennoch kraftvoll und würzig; sehr lang. M auch hier dtl. rotfruchtiger und auch leichtgewichtiger. Wieder getr. Tee und Kräuter. Tannine ein wenig kerniger als beim VV. Noch intensiverer, komplexerer und längerer Abgang, sehr fein.
Ich hatte jeweils ~⅓ bis zum nächsten Tag aufgehoben. Leider gibt es davon keine Notizen. In meiner Erinnerung hat der Vieilles Vignes sich behauptet, der Muntada aber deutlich aufgedreht und an Komplexität und Tiefe gewonnen.
Ich finde es großartig, daß jemand im heißen Süden verläßlich Weine mit so niedrigem Alkoholgehalt (13%) und kühlem Charakter erschafft. Dennoch nahmen sie mich nicht genügend gefangen, daß ich beim doch etwas sportlicheren Preis derzeit nachkaufen wollte.
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amateur des vins am Sa 8. Feb 2020, 00:30, insgesamt 1-mal geändert.