So 14. Feb 2021, 21:45
So 14. Feb 2021, 21:46
stollinger hat geschrieben:Noch etwas zu flüchtigen Schwefelverbingungen: Diese haben in der Regel einen sehr niedrigen Geruchsschwellenwert. Häufig sind sie in niedriger Konzentration angenehm, in höherer Konzentration unangenehm. Auch die assoziierten Aromen unterscheiden sich: So wird Methanthiol (MeSH) in niedrigen Konzentrationen mit Kalk, Kreide, Austernschalen, etc. assoziert. In höheren Konzentrationen sind es eher pflanzliche Eindrücke und gekochter Kohl.[2]
stollinger hat geschrieben:Schwefel ist ausreichend im Boden vorhanden, unabhängig vom Terroir. Im Most findet sich dann die schwefelhaltige Aminosäure Cystein, aus der durch die Hefen die flüchtigen Schwefelverbindungen entstehen. Flüchtige Schwefelverbindungen (auch Methanthiol) werden aber auch mikrobiologisch aus anderen Schwefelquellen wie elementarem Schwefel und SO2 erzeugt. Einen viel größeren Einfluss auf die Konzentration der Vorläuferverbindungen für flüchtige Schwefelverbindungen hat also die Verwendung von Schwefel im Weinberg (wenn noch Reste auf den Schalen sind) und die Mostschwefelung. Die verwendeten Hefestämme haben auch einen Einfluss (Spontangärung) auf die resultierende Konzentration von flüchtigen Schwefelverbindungen.
So 14. Feb 2021, 22:21
Ollie hat geschrieben:3. Blauschönung? Echt jetzt? Ich hätte nicht gedacht, daß 1er-Cru-Moste geschönt würden bzw. geschönt werden müssten.
So 14. Feb 2021, 22:27
Mo 15. Feb 2021, 00:45
Darf ich mitspielen? Dann sind wir schon drei.UlliB hat geschrieben:Oha. Das sehe ich zwar exakt so wie Du, aber damit rüttelst Du natürlich an den Grundfesten des heute angesagten "mineralischen" Weinstils, bei dem sehr viele Leute einschließlich etlicher Winzer glauben, dass es gerade die Mineralik ist, die die Herkunft eines Weines ausdrückt.Ich glaube schon an Herkunft und Terroir im Wein. Mineralität und reduktive Aromen fallen für mich aber nicht darunter, sondern ich sehe es mehr als stilistisches Element (oder auch zufällig).
Mo 15. Feb 2021, 16:20
Ollie hat geschrieben:Frage: Ist der gezeigte Unterschiede an Methanthiolkonzentration sigifikant? Falls die Fehler einfach Standrdabweichungen sind, die die Werte für linkes und rechtes Ufer miteinander verträglich (2-Sigma), also nicht unterscheidbar.
Ollie hat geschrieben:1. Ist der erhöhte Kupfereinsatz im Weinbau nachgewiesen? Fungizid-Austräge müssen m.w. verbucht werden, das könnte man also beim Winzer verifizieren.
Ollie hat geschrieben:[...]Dann wäre Kupfer der Proxy, der zwar das Richtige misst (Pilzdruck), aber das Falsche nachweist (Ursache der Mineralität).
Ollie hat geschrieben:Ich frage, weil mir Markus Vahlefeld mal sagte, er sei mit mit HO Battenfeld-Spanier im Jura gewesen und von dort mit der ganz enttäuschen Beobachtung zurückgekommen, der mineralische Eindruck in den dortigen Chardonnays sei eben genau nicht den Mergelböden, sondern der Mostschwefelung geschuldet.
Kle hat geschrieben:Falls solche unangenehmen Aromen in einer Flasche auftauchen, sind dann meist sehr viele weitere mit dem gleichen Etikett betroffen oder können es auch nur wenige sein?
Kle hat geschrieben:Könnte im Weinberg verwendeter Schwefel sich nicht ungleichmäßig verteilen?
Und könnte es sein, dass sich während der verschiedenen Prozeduren im Keller ein Problem unterschiedlich stark (oder teilweise überhaupt nicht) beim "selben" Wein durchsetzt?
Ollie hat geschrieben:Anekdote am Rande: Mein Standard-Chablis-Winzer ist linksufrig. Sure enough macht der ganz toll mineralisch-kreidige Weine.
Mo 15. Feb 2021, 18:31
stollinger hat geschrieben:
Ich muss sagen, intuitiv finde ich die Kupferkonzentration sehr hoch, aber ich habe mich nie damit beschäftigt, was ein typischer Wert ist. Die Bestimmung der Ionen-Konzentration ist anhand ICP-OES gemacht worden, der Aufschluss anhand von 5% HNO3, ich weiß gerade aus der Hüfte nicht, ob dabei (bzw. wie viel) eigentlich unlösliches CuS auch in Lösung geht...
Grüße, Josef
Mo 15. Feb 2021, 18:48
stollinger hat geschrieben:Mir war der weitreichende Einfluss von Cu-Ionen im Wein bislang nicht bekannt. Schon erstaunlich.
Mo 15. Feb 2021, 19:15
stollinger hat geschrieben:Ich glaube, ganz so einfach ist es nicht, ordentlich Mostschwefelung, und dann hat man eine schöne Mineralität. Einen relevanten Einfluss wird es aber haben.
Mo 15. Feb 2021, 19:49
UlliB hat geschrieben:Eine ganz andere Frage ist, ob die Anwesenheit bzw. die Konzentration von Kupfer schon bei der Gärung einen direkten Einfluss auf die Aromenbildung hat. Kupfer und andere Spurenelemente wie z.B. Mangan sind Cofaktoren vieler Enzyme, von denen einige bei der Aromenbildung beteiligt sind. Da gäbe es vermutlich noch viel zu forschen...