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Re: Chablis

BeitragVerfasst: Di 6. Nov 2018, 18:58
von amateur des vins
Leider bin ich mit meinen VKN ziemlich in's Hintertreffen geraten. :cry:
Ich fang' mal bei "aktuell" an und versuche mich dann in die Vergangenheit zurückzuarbeiten. :)

Gestern angefangen und heute die zweite Hälfte im Glas:

La Chablisienne, Petit Chablis «Pas si Petit» 2017

Was für ein genialer Name! 8-)
Habe ich bei Wein&Co mitbestellt, um über den Schwellwert für den Rabatt zu kommen. Nominell dort 14,50€, real 11,50 und damit knapp unter dem günstigsten Normalpreis im Netz.

Von Chablisienne hatte ich schon sehr schöne Sachen im Glas, angefangen natürlich beim Grenouille. Sicher eine der besseren Coop in Frankreich, und mit schönen Erfolgen - obwohl ich auch schon mal Ausreißer hatte.

Der Wein ist im Stahl 6 Monate auf der Feinhefe ausgebaut, und das merkt man auch: In der Nase karg und "stählern", aber mit unterschwelliger Kraft. Am Gaumen knackige Säure, ganz leicht grün; leicht cremiger Unterbau als Gegengewicht. Wirklich harmonisch; frisch, aber auch mit einiger Fülle. Gelbfrucht nur angedeutet, eher der mineralische Typus. Schön!

Ich trinke nicht so oft in dieser Liga, weil ich irgendwann mal abgespeichert habe, daß ich ab 1-2 Stufen darüber einfach mehr Spaß habe. Das aber ist der beste kleine Chablis, der mir bisher untergekommen ist. Chapeau, nicht-so-kleiner Chablis, Dein Name paßt exzellent!

Re: Chablis

BeitragVerfasst: Do 14. Mär 2019, 11:21
von Käfi
CHABLIS "VENT D'ANGE" 2015 - DOMAINE PATTES LOUP

Sehr clean, sehr präzise. In der Nase Austernschale, leicht floral, leicht herb (Freundin: altes Blumenwasser).
Am Gaumen straff und gerade aus, aber keine beißende Säure. Fein, präzise, auch hier Austernschale, weiße Blüten, langer aber dezenter Abgang.
Gegen Ende der Flasche kommt eine deutliche Zitusnote hinzu.

Klingt etwas unspannend, aber große Empfehlung! Der ist 1A gemacht, wobei "gemacht" für einen biodynamisch arbeitenden Winzer sicherlich der falsche Terminus ist :lol:

Re: Chablis

BeitragVerfasst: Do 14. Mär 2019, 11:24
von amateur des vins
Pattes Loup habe ich für mich nach einigen Versuchen eher auf der für Chablis leich barocken, weniger fokussierten Seite ein- und für mich damit eher aussortiert. Oder erinnere ich mich da falsch?

Wie würdest Du einen Vergleich ziehen?

Re: Chablis

BeitragVerfasst: Do 14. Mär 2019, 12:36
von Käfi
Hm, ich weiß was Du meinst, ich denke das kommt von der Malo - "spritzig" ist er nicht. Also kein Vergleich zu bspw. Billaud Simon. Andererseits deutlich fokusierter als ein CHABLIS 1ER CRU "LES FOURNEAUX" 2016 - DOMAINE SAMUEL BILLAUD den ich vor wenigen Wochen im Glas hatte.

Vergleich, schwierig. Würde William Fevre sagen, aber hatte da schon sehr lange nichts mehr im Glas. Erinnert mich auch an Arno Roberts Chardonnay, Soma Coast (Kalifornier, aber straff!).

Ich stehe momentan aber auch auf bio-dynamisch, das beeinflusst mich sicherlich unterschwellig! ;)

Re: Chablis

BeitragVerfasst: Do 14. Mär 2019, 12:56
von Ollie
Weiss jemand, wie 2016 in Chablis ausgefallen ist?

Danke & Cheers,
Ollie

Re: Chablis

BeitragVerfasst: Mo 26. Aug 2019, 16:07
von EThC
...recht schöner Mineral-Chablis:

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Re: Chablis

BeitragVerfasst: Sa 18. Jan 2020, 00:58
von Gaston
Chablis? Keine Ahnung, wann ich das letzte Mal bewusst einen Chablis im Glas hatte... muss Jahre her sein. Platz 1 auf meiner persönlichen Hitliste "Berühmte Weinregionen, die du komplett ignorierst" :mrgreen:
Aber vielleicht ist das ein Fehler, denn dieser Tropfen war alles andere als ignorierenswert:

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Das hat schon bemerkenswert viel Freude gemacht. Dank an den Arbeitskollegen, dem ich dieses schöne Fläschchen zu verdanken habe. Den Preis habe ich nicht recherchiert, aber ein Chablis Premier Cru - ich schätze mal so um die 20 Euro (?)

Re: Chablis

BeitragVerfasst: Sa 7. Mär 2020, 12:45
von Mahatma Chianti
Weil hier immer mal wieder das Thema Jahrgang (mal 2017, später die Frage nach 2016) aufgetaucht ist:

Ich habe beruflich die Gelegenheit, seit etwa 2007 jeden Chablis-Jahrgang zu probieren und kenne einige Weine aus direkten Jahrgangsvergleichen und Vertikalen, auch wenn meine wahre Leidenschaft dem deutschen Riesling gilt. Deshalb würde ich mich noch lange nicht als Chablis-Experten bezeichnen, aber von allen französischen Weißweinen trinke ich mit Abstand am häufigsten und liebsten Chablis.

Als Gradmesser möchte ich hier die Weine der größten Genossenschaft des Chablis "La Chablisienne" heranziehen (ihre 280 Mitglieder bewirtschaften immerhin 1/4 der Gesamtrebfläche des Chablis). Hier habe ich durchgängig die Möglichkeit, jeweils den Basis-Chablis Pierrelée, sowie die 1er Crus Beauroy, Les Lys und Mont de Milieu zu probieren.

Mein persönlicher Lieblings-Jahrgang ist hier ganz klar 2017, für mich Riesling-Afficionado geradezu ein Traum! Wahnsinnig elegante und präzise, frische und feinnervige Säure, gepaart mit reifer Zitrusfrucht, herrliche Extraktsüße (auch bei praktisch null Restzucker), intensive helltönige Mineralik wie lange nicht mehr, super rauchig, feuersteinig...
Aus meiner Sicht nochmal um einiges besser als die bereits sehr guten 2015er, 2016 fand ich persönlich ja eher bescheiden. Aber beide vorherigen Jahrgänge wirkten irgendwie breiter und schwerfälliger aufgrund der etwas dumpferen Säure, die in 2017 so hell erstrahlt. In diesem Jahrzehnt habe ich sonst nur noch 2012 in ähnlich positiver Erinnerung.
Aber aus 2017 bereitet mir die Basisqualität bereits mehr Vergnügen, als es aus 2015 und 2016 nichtmal die 1er Crus vermochten. Mont de Milieu 2017 ist so was von athletisch, rauchig und mineralisch, null Gramm fett, fantastisch...

Jahrgänge pauschal zu beurteilen ist natürlich immer schwierig, jedoch finden sich wohl in kaum einem anderen Anbaugebiet Produzenten, die hierfür besser geeignet wären, als La Chablisienne mit ihren 1.250 ha Anbaufläche. Einzelne Winzer und Erzeuger wie Dauvissat oder Raveneau werden sicher auch in anderen Jahrgängen trinkbare Qualitäten auf die Flasche gebracht haben. ;)

Soweit meine bescheidene Einschätzung. Möge jeder damit machen, was er möchte.
Ich bin natürlich ebenfalls neugierig zu erfahren, was die "wahren" Chablis-Kenner für Erfahrungen mit den Jahrgängen gemacht haben...

Re: Chablis

BeitragVerfasst: Do 12. Mär 2020, 20:55
von stollinger
Hallo,

die letzten Tage getrunken, Domaine Oudin - Chablis Les Serres 2014:

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Der Wein schmeckt nicht schlecht, frisch und schlank, aber nicht vielseitig oder komplex, um irgendwie in Erscheinung zu treten. Das einzige charakteristische Merkmal ist die Frische, wenig Rebsortencharakter. Auch aromatisch ist der Wein recht ausdrucksschwach, reduziert; das wäre für mich in Ordnung, wenn ein charaktervoller Körper vorhanden wäre. Aber es gibt keine Konturen, Ecken und Kanten. Deshalb ist der Wein für mich so spannend, wie ein Sprudel mit Zitrone.

Grüße, Josef

Re: Chablis

BeitragVerfasst: Do 16. Jul 2020, 23:39
von EThC
...wenn man eine eher grüne Chardonnay-Stilistik mag, ist man hier richtig. Ansonsten auch, man muß dann nur einen Tag warten...

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