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Burgund 2019

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amateur des vins

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Burgund 2019

BeitragSo 11. Jul 2021, 19:03

Kürzlich empfahl ich als Basisqualität die Bourgognes blancs von Bernard Moreau, dessen weiße ich generell sehr schätze. Der 2017er wurde zwar durchaus goutiert, jedoch fiel mir dabei siedendheiß auf, daß ich schon länger keinen mehr im Glas hatte. Also bestellte ich bei nächstbester Gelegenheit die beiden aktuell gut verfügbaren Jahrgänge mit und probierte sie gegeneinander:

Bernard Moreau, Bourgogne blanc 2018 (12,5 %)
Bernard Moreau, Bourgogne blanc 2019 (13,0 %)


Beide zeigen sich satt fahlgelb.
2018 präsentiert sich in der Nase hell gelbfruchtig, dazu reife Zitrone und etwas mineralisch. 2019 wesentlich dunkler, auch phenolisch, kräuterig; wenig Frucht.
Caveat: 2018 war initial kälter (unterschiedliche Manschetten); mit der Erwärmung im Glas nähern sie sich etwas an.
Am Gaumen wirkt 2018 zunächst etwas wässrig. Auch das ist z.T. Folge der Temperatur; wärmer gewinnt er etwas Fülle hinzu, bleibt aber immer auf der leichte(re)n, schlankeren und angedeutet grünen Seite. 2019 hat wesentlich mehr Volumen und Druck; die Säure wirkt frischer. Später kommt reife gelbe Steinfrucht hinzu. Insgesamt der viel harmonischere, wenn auch kraftvollere Wein, und trotzdem recht straff.

Etwas in's Stutzen komme ich schon: 2018 schlanker und mit weniger Alkohol? Die leicht grüne Note könnte einen Hinweis geben: Müßte ich spekulieren, würde ich vermuten, daß 2018 etwas vor der physiologischen Reife geerntet wurde. Das ist immernoch ein schöner Wein, und enttäuscht in seiner Liga keineswegs, löst aber auch keinen Aha-Effekt aus. 2019 ist physiologisch reif und hat ordentlich Wumms. Dennoch geht er nie in die Breite, mangelt es nicht an Frische. Für mich in jeder Hinsicht der bessere Wein, und eher besser als 2016 und 2017, allerdings auch ein bißchen vorlaut, aber auf angenehme Weise. 2018 ist mitnichten schlecht, und Freunde schlankerer, kargerer Weine haben womöglich mehr Spaß mit diesem.

Mein omnipräsenter Vergleich mit dem Joblot-Benchmark :roll: sieht 2019 vorne, 2018 hinten und die Joblots dazwischen, aber nicht mit Riesenmargen. Etwas günstiger sind diese hier auch noch...
Besten Gruß, Karsten
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EThC

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Re: Burgund 2019

BeitragSo 11. Jul 2021, 19:12

...viel hab ich aus 18 noch nicht probiert, aber so ganz grob kann ich zu dem Burgund-Jahr in weiß sagen: "Je Natur, desto Spaß!"... :lol:

Übrigens: sollen wir bei 19 auch wieder wie bei 18 einen weißen und einen roten Faden einführen?
Viele Grüße
Erich

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amateur des vins

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Re: Burgund 2019

BeitragSo 11. Jul 2021, 20:09

EThC hat geschrieben:Übrigens: sollen wir bei 19 auch wieder wie bei 18 einen weißen und einen roten Faden einführen?
Wenn's nach mir geht: nein! Deshalb habe ich den auch so angelegt. Ich hätte am liebsten 2018 auch vereint. So viel Burgund wird ja hier nicht getrunken...
Besten Gruß, Karsten
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EThC

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Re: Burgund 2019

BeitragSo 11. Jul 2021, 20:52

Ok, wer zuerst kommt, hat den Vortritt! :mrgreen:
Viele Grüße
Erich

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jessesmaria

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Re: Burgund 2019

BeitragFr 23. Jul 2021, 14:47

Vorgestern geöffnet: Den einfachen Bourgogne von Domaine Petitot. Für 10€ ein sehr feiner Tropfen, rotfruchtig, geschmeidig, seidige Tannine, ausgewogen, echtes Burgund. Muss nicht immer teuer sein.
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Der Wein-Schwede

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Re: Burgund 2019

BeitragFr 23. Jul 2021, 19:22

amateur des vins hat geschrieben:Kürzlich empfahl ich als Basisqualität die Bourgognes blancs von Bernard Moreau, dessen weiße ich generell sehr schätze. Der 2017er wurde zwar durchaus goutiert, jedoch fiel mir dabei siedendheiß auf, daß ich schon länger keinen mehr im Glas hatte. Also bestellte ich bei nächstbester Gelegenheit die beiden aktuell gut verfügbaren Jahrgänge mit und probierte sie gegeneinander:

Bernard Moreau, Bourgogne blanc 2018 (12,5 %)
Bernard Moreau, Bourgogne blanc 2019 (13,0 %)


Beide zeigen sich satt fahlgelb.
2018 präsentiert sich in der Nase hell gelbfruchtig, dazu reife Zitrone und etwas mineralisch. 2019 wesentlich dunkler, auch phenolisch, kräuterig; wenig Frucht.
Caveat: 2018 war initial kälter (unterschiedliche Manschetten); mit der Erwärmung im Glas nähern sie sich etwas an.
Am Gaumen wirkt 2018 zunächst etwas wässrig. Auch das ist z.T. Folge der Temperatur; wärmer gewinnt er etwas Fülle hinzu, bleibt aber immer auf der leichte(re)n, schlankeren und angedeutet grünen Seite. 2019 hat wesentlich mehr Volumen und Druck; die Säure wirkt frischer. Später kommt reife gelbe Steinfrucht hinzu. Insgesamt der viel harmonischere, wenn auch kraftvollere Wein, und trotzdem recht straff.

Etwas in's Stutzen komme ich schon: 2018 schlanker und mit weniger Alkohol? Die leicht grüne Note könnte einen Hinweis geben: Müßte ich spekulieren, würde ich vermuten, daß 2018 etwas vor der physiologischen Reife geerntet wurde. Das ist immernoch ein schöner Wein, und enttäuscht in seiner Liga keineswegs, löst aber auch keinen Aha-Effekt aus. 2019 ist physiologisch reif und hat ordentlich Wumms. Dennoch geht er nie in die Breite, mangelt es nicht an Frische. Für mich in jeder Hinsicht der bessere Wein, und eher besser als 2016 und 2017, allerdings auch ein bißchen vorlaut, aber auf angenehme Weise. 2018 ist mitnichten schlecht, und Freunde schlankerer, kargerer Weine haben womöglich mehr Spaß mit diesem.

Mein omnipräsenter Vergleich mit dem Joblot-Benchmark :roll: sieht 2019 vorne, 2018 hinten und die Joblots dazwischen, aber nicht mit Riesenmargen. Etwas günstiger sind diese hier auch noch...

Hallo Karsten,

2018 und 2019 sind ja zwei ähnlich warme und reife Jahre in Burgund, aber es gibt in den Weinen große Unterschiede, und es hängt damit zusammen dass 2019 deutlich konzentrierter und alkoholreicher ist. 2019 hat öfters ein bisschen mehr Säure trotz dass das Jahr ein wenig wärmer als 2018 war. Die Ernte war wesentlich geringer in 2019. Die gute Säure brauchen die Weißweine um das Alkohol (öfters über 14%) zu verstecken.
Ich habe die gleiche Ch Premier Crus 18 vs 19 von u.a. Joblot und Gilles Bouton probiert, und ich finde beide Jahrgänge gut, aber halte die 19er eine Stufe höher.
In 2018 finde ich die PN‘s besser als die Ch.
Viele Grüße
Rolf
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amateur des vins

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Re: Burgund 2019

BeitragFr 23. Jul 2021, 19:56

Hi Rolf, ich habe bisher nur wenige Eindrücke, aber Deine Beschreibung paßt dazu. Hinzukommt, daß die Winzer auch lernen, mit zunehmender Hitze und Trockenheit umzugehen.
Besten Gruß, Karsten
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stollinger

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Re: Burgund 2019

BeitragDi 2. Nov 2021, 16:49

Hallo,

wie Rolf weiter oben schon geschrieben hat, war 2019 im Burgund ein reifes und warmes Jahr. Von dem was man liest und was mir aus anderen Regionen aus 2019 bekannt war, nicht wirklich ein Jahrgang, der mich im Burgund besonders reizt. Den Jahrgangsverlauf und Informationen zu Reife und Gesundheit kann man sich z.B. hier ansehen: [Link].

Ich weiß gar nicht mehr, wo ich es gelesen habe, aber William Kelley vom Wine Advocat hat sich recht angetan über den Jahrgang ausgelassen, wenn ich mich richtig erinnere auch über Chablis. Das hat mich dann doch dazu bewogen, mal etwas zu testen.

Die Domaine Laroche gehört mittlerweile der Advini-Gruppe, ein aktiengehandeltes Unternehmen, was Weingüter besitzt, Weinservices und Wein-Marketing betreibt. Neben mehr als 10 ha Grand Cru und >15 ha 1er Cru Lagen besitzt Laroche auch mehr als 60 ha Weingärten in Chablis.

Domaine Laroche - Chablis - Saint Martin - 2019:

Bild

Dieser Wein war deutlich anders als erwartet, keine Anzeichen von reif und warm. Die Trauben scheinen ausgesprochen früh gelesen geworden zu sein. Ansprechend mineralisch in der Nase, was man auch gut als die viel-zitierte Austernschale beschreiben kann, keine Anzeichen von übermäßiger Reduktion. Die Gerbstoffe sind reif, die Frucht im Mund sehr frisch, die Säure noch frischer, ja spitz und hart. Das motiviert nicht wirklich auf den nächsten Schluck, wird schnell sehr anstrengend. Vielleicht funktioniert es mit einem Essen als Begleitung. Der Wein ist sehr leicht, schon fast dünn, der Ausdruck ist, sagen wir mal asketisch. Selbstkasteiung kommt mir bei der Säure noch in den Sinn.

Andere Dimensionen hat die Rebherkunft für den Chablis Vieille Vignes der Domaine Bessin, es handelt sich um 2.65 ha Fläche. Domaine Bessin baut seine Weine auch im Holz aus und lässt auch einen Teil malolaktische Fermentation zu.

Domaine Jean-Claude et Romain Bessin - Chablis Vieille Vignes - 2019:

Bild

Das entspricht ziemlich meinen Erwartungen bzgl. des Jahrgangs. Reif und expressiv. Die Frische ist ausreichend, ein bisschen malolaktische Fermentation hat der Wein m.M. nach auch gesehen. Er ist sehr trinkig mit einer ansprechenden Frucht. Ich vermisse die Feinheit und mit 13.5vol% ist er recht kräftig. Der Wein ist nicht schlecht, aber meinen Vorlieben in Bezug auf Chablis entspricht das auch nicht. Ich werde mich bei dem Jahrgang zurückhalten.

Grüße, Josef
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EThC

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Re: Burgund 2019

BeitragSo 7. Nov 2021, 17:08

Der hier beschriebene Wein wird wohl ein Unikat bleiben; da aufgrund von Ernteausfällen zu wenig Trauben für einzelne Weine vorhanden waren, wurden hier aus der Not heraus Aligoté, Gamay und Pinot noir gemeinsam zu einer Art Rotling auf französisch verarbeitet. Leider zu filigran, um die 14 Umdrehungen wegzustecken:

Bild
Viele Grüße
Erich

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Re: Burgund 2019

BeitragSo 16. Jan 2022, 18:09

...durchaus netter Négo-Gamay, dennoch sind die Sorte und ich noch nicht die allerbesten Freunde geworden:

Bild
Viele Grüße
Erich

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