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Burgund und der Klimawandel - wie wird es weitergehen?

Chablis, Auxerre und Umgebung, Côte de Nuits, Côte de Beaune, Châlonnais, Maconnais, Beaujolais und Lyonnais
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Der Wein-Schwede

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Burgund und der Klimawandel - wie wird es weitergehen?

BeitragMo 23. Sep 2019, 21:07

Hallo Wein-Forum!
Seit einigen Monaten versuche ich wieder Burgunder Chardonnays zu probieren, aber habe damit teilweise Probleme. Ich habe noch keinen Wein probiert der eine "richtige" Säurestruktur hat. OK, einige waren im Bereich "ausreichend" und ausgewogen, weil andere definitiv "blass" und "soft" waren.

Ich habe viele Burgunder Chardonnays (Côte d'Or und Pouilly-Fuissé) von den Jahrgängen 1990 bis 2005 getrunken, viele davon waren definitiv "Säure-bissiger" und mineralischer als die Weine ich jetzt probiert habe, v.a. von den Jahrgängen 91, 93, 96-98 und 01.
In Burgund ist es natürlich die letzten Jahrzehnten wärmer geworden, und die Frage ist ob es irgendwann mit Chardonnay im klassischem Stil dort "vorbei" ist (wie es z.B. mit Riesling in Baden passiert ist).

Habt ihr ähnlische Erfahrungen?
Produzenten welche ich neulich probiert habe, und mir auch passen, sind Henri Boillot, Bachelet-Monnot und Joblot. Diese waren doch keinerwegs "bissig" aber fein ausgewogen.

Welche Vignerons könnt ihr noch empfehlen wenn man klassische, mineralische Burgunder mit ordentlicher Säurestruktur bevorzugt?

Die dürfen auch gerne reduktiv sein.

Gruss
Rolf
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amateur des vins

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Re: Burgund und der Klimawandel - wie wird es weitergehen?

BeitragMo 23. Sep 2019, 21:29

Moin Rolf,

ich behaupte jetzt einfach mal frech, daß sich an der Säure im Burgund garnicht so viel getan hat (so zumindest meine bescheidene Erfahrung), sondern sich i.W. Deine Vorlieben hin zu mehr Säure verschoben haben dürften.

Ich zumindest mache mir derzeit noch keine großen Sorgen deswegen.
Besten Gruß, Karsten
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Der Wein-Schwede

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Re: Burgund und der Klimawandel - wie wird es weitergehen?

BeitragMo 23. Sep 2019, 21:45

amateur des vins hat geschrieben:ich behaupte jetzt einfach mal frech, daß sich an der Säure im Burgund garnicht so viel getan hat (so zumindest meine bescheidene Erfahrung), sondern sich i.W. Deine Vorlieben hin zu mehr Säure verschoben haben dürften.

Hast Du weisse Burgunder aus den Jahren 1991, 93, 96, 98 und 2001 probiert?

Ich habe nicht einen Wein aus diesen Jahren gehabt, welcher "warm" oder alkoholisch geschmeckt hat.
Z.B die Weine von Robert Denogent, Marc Colin und Daniel Barraud waren aus diesen Jahren merklich "frischer".
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EThC

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Re: Burgund und der Klimawandel - wie wird es weitergehen?

BeitragMo 23. Sep 2019, 21:51

Das Burgund ist für mich persönlich mehr Pinot noir denn Chardonnay-Land. Wenn letzteres, dann im "klassischen" Bereich eher Chablis, ansonsten schaue ich da mittlerweile eher nach den Chardonnays, die etwas "neben der Spur" stehen, die mehr oder weniger stark in die Naturecke abdriften. Die guten aus der Richtung haben auch kein Säureproblem. Derain und Claire Naudin, aber auch Renaud Boyer sind da schöne Beispiele für mich.
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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Der Wein-Schwede

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Re: Burgund und der Klimawandel - wie wird es weitergehen?

BeitragMo 23. Sep 2019, 22:06

Entwicklung Zucker- und Säureinhalt Traubenmust Burgund Chardonnay 1987 bis 2009.
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Zucker- und Säureinhalt Burgund Chardonnay 1987 bis 2009.JPG
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amateur des vins

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Re: Burgund und der Klimawandel - wie wird es weitergehen?

BeitragMo 23. Sep 2019, 22:09

Der Wein-Schwede hat geschrieben:Hast Du weisse Burgunder aus den Jahren 1991, 93, 96, 98 und 2001 probiert?
Ich bin jetzt zu faul, nachzuschauen. (Blöd, wenn man keine Datenbank nutzt.) 01 ja, 96/98 ziemlich sicher, 91/3 eher nicht.

Aaaber... :!:
Der Wein-Schwede hat geschrieben:Ich habe nicht einen Wein aus diesen Jahren gehabt, welcher "warm" oder alkoholisch geschmeckt hat.
Z.B die Weine von Robert Denogent, Marc Colin und Daniel Barraud waren aus diesen Jahren merklich "frischer".
Wann hast Du denn diese älteren Herrschaften schnabuliert - gerade kürzlich, oder ist das schon länger her?

Interessante Grafik! Quelle?
Vielleicht sollte ich lieber meine Klappe halten... :roll: :lol:
Besten Gruß, Karsten
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Der Wein-Schwede

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Re: Burgund und der Klimawandel - wie wird es weitergehen?

BeitragMo 23. Sep 2019, 22:37

Meine alte Weine sind ja seit Ewigkeiten ausgetrunken, aber ich erinnere noch wie säurescharf ein Meursault 1993 von Patrick Javillier war, und ein Pouilly-Fuissé Les Carrons 1997 von Robert Deogent, und alle 1996er von Daniel Barraud, Michel Niellon usw.

Eindeutig ist es so dass das Klima wird immer wärmer und die Trauben verlieren Säure und "gewinnen" Zucker. Es gibt auch leute die meinen dass das Premox Problem gar nicht mit Korken usw. zu tun hat, sondern es ist einfach der Wein der sich geändert hat, und der ist nicht länger "anti-oxidations-fähig" wie vorher.
Premox ist öfters unregelmässig, ja die Korken sind aus einem Naturmaterial und sind unähnlich dicht, aber so war es immer. Aber wer hat früher reagiert ob ein Wein nach 15 oder 25 Jahren oxidiert wurde? Keiner.
Es ist ja heute genau ähnlich - es geht nur viel schneller und dann reagieren die Konzumenten natürlich wenn es schon nach 4 oder 7 Jahren passiert.
Und in den 90er Jahren haben dazu viele Winzer begonnen mit Versuchen mit weniger Schwefel - eine schlechte Kombination.

Hier gibt's interessantes Lesegut:

https://www.burgundy-report.com/discover-burgundy/18-do-not-save-white-burgundy/
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mixalhs

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Re: Burgund und der Klimawandel - wie wird es weitergehen?

BeitragDi 24. Sep 2019, 07:54

Der Wein-Schwede hat geschrieben:Entwicklung Zucker- und Säureinhalt Traubenmust Burgund Chardonnay 1987 bis 2009.


Hallo Rolf,

woher stammt diese interessante Grafik. Ich schreibe gerade an einem Papier über Klimawandel und den Übergang von cold-climate- zu warmer-climate-Rebsorten und bin noch auf der Suche nach zusätzlicher Hintergrundliteratur.

Beste Grüße

Micharl

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