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Burgund 2017

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amateur des vins

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Re: Burgund 2017

BeitragMo 20. Jan 2020, 09:55

Hallo Josef,

danke für die Ausführungen. Französische Etiketten kann ich einigermaßen lesen. Über "Domaine" ja/nein bin ich auch gleich gestolpert und habe das deshalb hier auch so angegeben.
stollinger hat geschrieben:Im französischen Weinforum schreibt ein User, dass das Weingut von Bernard abgegeben wurde und unter den Geschwistern Anne und Pierre aufgeteilt wurde.
Meinst Du LPV [Link]? Hätte ich ja auch mal selber drauf kommen können. Die Faulheit... Aber normalerweise führt mich Tante Google dorthin; war hier nicht der Fall.

Dort wird auf diesen Artikel [Link] verlinkt, der ein bißchen näher darauf eingeht. Klassische Burgundische Erbteilung, möchte man meinen. Und da sie die Lagen unter sich aufgeteilt haben, dürfte der Bourgogne blanc tatsächlich aus disjunkten Weinbergen stammen. Einen Zukauf muß man dafür garnicht annehmen. Ob das fehlen der "Domaine" bei Anne genau daraus resultiert, wird aus dem Artikel nicht deutlich.

Danke nochmal, daß Du nachgehakt hast. :)

Edit:
Ich halte PdP für einen guten Händler, auch wenn diese Information zu fehlen scheint. Wenn allerdings 2017 der allererste Jahrgang nach der Übergabe ist, und ein Wein sogar noch unter "Boisson-Vadot" firmiert, ist womöglich auch der Vertrieb noch über die Alt-Domaine organisiert. Jedenfalls ist es erahnbar nachzuvollziehen.

Edit 2:
Mea Culpa! Etwas versteckt findet sich die Winzerinformation [Link], und dort hätte ich das Wesentliche erfahren, hätte ich nur ordentlich geguckt - wenn auch keine Details zu Unterschieden bei der Weinbereitung oder den konkreten Lagen.
Besten Gruß, Karsten
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Der Wein-Schwede

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Re: Burgund 2017

BeitragFr 24. Jan 2020, 23:02

Domaine Jean-Philippe Fichet - Bourgogne Blanc 2017

Domaine Jean-Philippe Fichet liegt in Meursault und gehört zu der moderneren "Coche-Dury-Schule".
D.h. weg von der der breiten Buttrigkeit und batonnage-fetten Weinen mit viel Holz. Holz wird vorsichtig benutzt und die Weine werden schlank, mineralisch und Terroir-geprägt ausgebaut.

Die Meursault lieux-dits Weine von diesem Domaine sind sehr teuer aber dieser Bourgogne Blanc ist bezahlbar. Kommt aus drei verschiedenen Weinlagen welche zu AOC Meursault grenzen - ein Bourgogne Blanc in "Meursault-Stil". In 500- und 600-Liter Barriques ausgebaut.

Die Eindrücke unten sind 3 Stunden nach der Öffnung (direkt nach der Öffnung war der Wein ziemlich nichtsagend).

Farbe: Hell Stroh-Gold.
Nase: Leichte Reduktion, Rauch, ein Hauch Schiesspulver, vegetabilisch (Fenschel, Lakritz), leicht salzig, auch diskrete Fruchtnoten von Pfirsich, Sternfrucht und Orangenschalen. Sehr elegante und ausgewogene Nase mit Komplexität.
Gaumen: Schlank und frisch ohne bissige Säure (die Säure ist "ausreichend", ich bin "huberisiert" ;) )
Der Abgang ist ziemlich lang, am ende ein bisschen Grapefruit, die Säure tritt im Abgang mehr vorn und schafft das Alkohol zu überschatten (muss so sein!). Am Gaumen ist der Wein nicht besonders konzentriert - ein bisschen wässrig, aber gut abgewogen.

Der Wein hat eine Art von Ausgewogenheit und Eleganz, welche bei deutschen Chardonnays nicht sehr häufig vorkommt. Das muss man im Kopf haben um diesen Wein zu schätzen, ein Knewitz Chardonnay Holzfass z.B., leistet mehr "bang for the buck".

Gesamtbewertung für J-P Fichet Bourgogne Blanc 2017 - 89+ W-S Punkte.

Viele Grüsse
Rolf
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Der Wein-Schwede

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Re: Burgund 2017

BeitragFr 21. Feb 2020, 19:45

Domaine Pierre Boisson - Bourgogne Blanc 2017

Aus Meursault-Lagen vom "Kult-Produzent" Boisson-Vadot.

Die erste Beobachtung gilt den Korken:
Der 2016er hat einen DIAM10, aber dieser 2017er hat einen "Kunstgemachten Korken ohne "Branding".
Kosteneinsparung?

Farbe: Helles Heu-Gold.

Nase: Ziemlich blass, leicht hefig (Brioche) und nussig, leicht vegetabilisch und weisse Blüten, ganz wenig grüne Zitrone. Ja, "leicht" ist leider die korrekteste Bezeichnung hier. Ich versuche die feinen Feuersteinnoten von dem 2016er zu finden, aber die sind nicht da.

Gaumen: Ausgewogen, frische Säure, schlank, Abgang mineralisch-nussig-zitronig. Aber hier fehlt Konzentration und Tiefe. Der Wein hat ein "Loch" in der Mitte.

87 W-S Punkte (für die Ausgewogenheit)

OK, es ist ein eleganter ausgewogener Wein - und generell ganz objektiv gesehen sehr gut.
Aber.... von einem Winzer mit der Renommee und für € 26,90- ist der Wein einfach zu schwach. Der schmeckt wie ein Wein von einem (zu) hohen Ertrag.
Der 2016er ist deutlich besser.
Im Vergleich mit dem Knewitz Chardonnay Holzfass für 13 Euro, fehlt dieser Burgunder wirklich "Bang for the Buck".
Und gegen einen Bernhard Huber Malterdinger Weiss 2017 für 18 Euro ist er ein Witz.

Ich schlage vor:
Wir schreiben alle an P&P dass die sollen einen neuen Verkoster anstellen und die Lobeshymnen für diesen Wein von der Website entfernen. Falsches Marketing gefällt mir nicht.

Viele Grüsse
Rolf
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amateur des vins

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Re: Burgund 2017

BeitragFr 21. Feb 2020, 20:21

Henri Boillot nimmt für seinen Basiswein auch Silikonstopfen iirc.

Schade, daß der Boisson nicht gefiel, aber: "Versuch macht kluch!" :ugeek:
Besten Gruß, Karsten
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Re: Burgund 2017

BeitragFr 21. Feb 2020, 20:35

Ja, der 2016er Pierre Boisson ist sehr gut, und darum habe ich einige 2017er noch dazu gekauft (glücklicherweise mit Gutschein).
Henri Boillot Bourgogne Blanc 2016 halte ich für ähnlich gut wie der Pierre Boisson Borgogne Blanc 2016.

Habe jetzt einen Chardonnay Kalkmergel 2016 (€ 13,90-) von Wageck geöffnet um einen Referenz gegen Pierre Boisson zu bekommen.
Wir werden mal sehen…..
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Canardo

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Re: Burgund 2017

BeitragFr 21. Feb 2020, 23:43

Das trifft sich ja ganz gut:

Bild

Für jemanden, der "huberisiert" ist, vielleicht etwas zu wenig Rock´n´Roll. Dafür wirkt der Wein aber auch weniger "gemacht", sondern strahlt eine natürliche Souveränität aus.

Gruß,
Canardo
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Re: Burgund 2017

BeitragSa 22. Feb 2020, 08:50

Ja, der Auxey-Duresses ließt sich gut, aber der ist auch eine Qualitätsstufe höher als der BB.
Dieser hat die gewünschte Reduktionsnoten gefehlt, und war zu „wässrig“. Du kannst meine
VKN für den 2016er auch lesen, der ist deutlich besser.

Gruß
Rolf
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Der Wein-Schwede

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Re: Burgund 2017

BeitragSa 22. Feb 2020, 20:34

+1 Tag

Pierre Boisson - Bourgogne Blanc 2017

Da ist nicht viel passiert, der Wein ist noch ziemlich "blass", weder Reduktionsnoten oder Salzigkeit/Mineralität. Leicht blumig, hefig und nussig. Elegant aber weder Tiefe oder grosse Komplexität.
Am Gaumen zitronig und ziemlich eindimensional, der Wein fehlt "mid-power" und schmeckt verdünnt.
Eigentlich kein Terroir zu spüren, das ist was passiert wenn ein Wein von sehr hohen Erträgen gemacht wird. Der Wein hat seit gestern gar nicht zugelegt sondern eher abgebaut. Ich finde es schlecht weil es ein renomierter Winzer ist, und der Jahrgang für Chardonnay aus Burgund normalerweise gut ist.
Qualitätsmässig würde ich den Wein im Preisbereich 10-15 Euro einordnen. Warum der Winzer einen 2017er gemacht hat der deutlich schlechter als sein 2016er ist, kann er nur selbst beantworten. Nachkauf = Null.
86 W-S Punkte

Burgund ist und bleibt was es immer war - ein Minenfeld wo man ab und zu auf Blind-Bomben leider treten muss. :( :evil:

Als Gegenprobe habe ich einen Wageck-Pfaffmann - Chardonnay Kalkmergel 2016 geöffnet (auch +1 Tag).

Farbe: Mittel-Gold
Nase: Deutliche Salzigkeit, Zitronenzesten, feine vegetabilsche Noten (hauptsächslich Fenchel). Nicht superkomplex aber gute Tiefe.
Gaumen: Kräftige aber nicht scharfe Säure, sehr gute Barriquestruktur (aber gar keine Vanillie, eher Gerbstoffe). Gute Konzentration (dieser Wein ist von einem Ertrag 49 hl gemacht worden, und ist deutlich Konzentrierter und tiefer als der Pierre Boisson), schöner zitroniger und gerbstoffiger Abgang.
Dieser Wein ist ein bisschen "viereckig" und kein Eleganz-Wunder, aber der hat "Stoff" und ist ziemlich ausgewogen und ein sehr guter Essensbegleiter. Für € 13,90- sehr gelungen.
88 W-S Punkte

Viele Grüsse
Rolf
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amateur des vins

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Re: Burgund 2017

BeitragSa 22. Feb 2020, 21:18

Der Wein-Schwede hat geschrieben:Warum der Winzer einen 2017er gemacht hat der deutlich schlechter als sein 2016er ist, kann er nur selbst beantworten.
Na, ich denke, Du darfst davon ausgehen, daß jeder Winzer den bestmöglichen Wein unter den Gegebenheiten zu machen versucht.

Außerdem ist das Bild des Jahrgangs etwas differenzierter: Es gab durchaus ein Frostproblem, und während die meisten Crus im Vergleich zu 2016 glimpflich davonkamen, waren gerade die niedrigen Lagen betroffen, also just jene, aus denen einfacher "Bourgogne" oft kommt, und für deren Schutz vermutlich weniger Aufwand betrieben wird. Und auch wenn die Situation weniger kritisch und der weitere Witterungsverlauf eher günstiger als 2016 war, kann es in Einzelfällen natürlich trotzdem dumm gelaufen sein.

Weißt Du, woher genau die Trauben für diesen Wein kommen?
Besten Gruß, Karsten
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Der Wein-Schwede

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Re: Burgund 2017

BeitragSa 22. Feb 2020, 21:32

amateur des vins hat geschrieben:Weißt Du, woher genau die Trauben für diesen Wein kommen?

Nein, das einzige was ich gelesen habe ist, dass es deklassifizierte Meursault Lagen sein sollen.
Der 2016er hat auch wirklich ein Meursault Terroir - eine schöne hefige Nussigkeit mit weissen Blüten und feiner Mineralität, und von feinen Feuersteinnoten unterstützt. Auch keine Konzentrations-Bombe aber deutlich besser als der 2017er.
Vielleicht kommt der 2017er von anderen Weinlagen? In Bourgogne Blanc kann man ja eigentlich "alles reinwerfen".
Aber, von diesem Winzer soll man fordern können dass er eine gewisse Qualitätsähnlichkeit jährlich erzeugt.
Ich habe meine letzte Pierre Boisson Flasche gekauft.
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