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Burgund 2017

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vanvelsen

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Burgund 2017

BeitragDi 28. Mai 2019, 09:38

Liebes Forum

die ersten Burgunder aus 2017 trudeln ein und ich konnte mir beim lokalen Händler Gerstl (der auch mit Lobenberg zusammenarbeitet) einen Eindruck machen, was der Jahrgang so bietet.
Ein grosser Jahrgang? Nein. Rein analytisch kann sich auch 2017 nicht mit den Jahrgängen 2010 und 2015 messen. Das Gute aber ist, dass die Weine bereits in ihrer Jugend sehr zugänglich sind und durch eine herrlichen Frucht bestechen. Sie besitzen zudem überschaubare Alkoholwerte und durch das Band eine frische Säurestruktur...

Hier geht's zu meinen und Marcio's Notizen über die verkosteten Weine.

https://vvwine.ch/2019/05/burgund-2017-bei-gerstl/

Weitere Eindrücke von meinem Besuch auf Clos de Vougeot, wo ich diverse Weine aus 2017 probieren konnte werden folgen (allerdings nur mit top-line Notizen, da die Platzverhältnisse dort immer sehr schwierig sind).

Grüsse,

Adrian
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Ostbelgier

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Re: Burgund 2017

BeitragDi 20. Aug 2019, 19:19

Hallo zusammen,

heute gab es die ersten selbst gefundenen Waldpilze, mit Kartoffeln und Sahne zu einem herrlichen Gericht verschmolzen, dazu mag ich am liebsten einen guten Chardonnay, so wie diesen hier:
Jean-Marc Boillot: Bourgogne 2017. Eine sehr gute Domäne aus Pommard. Eigentlich zu jung, aber die Neugierde siegte in diesem Fall. Über eine Stunde dekantiert und auf eine optimale Trinktemperatur gebracht (12-13 Grad). Relativ tiefe Farbe, braucht Zeit, damit der schöne Duft sich öffnet, und dann wird dieser junge Wein zum Chamäleon, er verändert sich ständig. Zunächst etwas harsch mit Limettenduft, wird der Wein mit der Zeit immer runder, fetter (mit perfekt eingebundenen 13 Vol.%), um nachher in Buttercreme und Haselnüssen sowie einem Hauch Orangenzeste zu schwelgen. Am schönen, aber unspektakulären Abgang merkt man eben doch den Unterschied zwischen Bourgogne und einem Premier Cru, aber für seinen Rang und seinen Preis ist das ein sehr! gelungener Wein.

Viele Grüße

Markus
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amateur des vins

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Re: Burgund 2017

BeitragDi 20. Aug 2019, 20:37

Spannend, Haselnuß kenne ich eigentlich nur als Reifenote etwas barockerer Burgunder. Oder meinst Du "grüne" Haselnüsse? Die habe ich leider nicht im aktiven Aromenportfolio.

Kannst Du den Hausstil mit dem seines Bruders vergleichen?
Besten Gruß, Karsten
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Der Wein-Schwede

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Re: Burgund 2017

BeitragDi 3. Dez 2019, 21:41

Domaine Rollin et Fils - Pernand Vergelesses Blanc 2017

Ein nicht ganz unbekannter Erzeuger aus Pernand-Vergelesses, das Dorf in einem engen Seitental am Fuss der berühmten Grand Cru Lage "Corton-Charlemagne".
Hier ein Villages Chardonnay von den nach Osten ausgerichteten Lehm-Kalkböden gegenüber von Corton-Charlemagne.

Farbe: Leicht bis mittel heu-gelb.
Nase: Ruhige Burgundernase mit Kräuter, leicht vegetabilisch, sehr leicht Vanille, und auch sehr diskreter Holzton. Etwas blumig. Leicht Grapefruit.
Gaumen: Schön saftig, ausgewogen, akzeptable Säurestruktur (für meine Referenzen), mehr frisch als breit, hier ein bisschen mehr Grapefruit im Abgang. Sehr leichte Buttrigkeit aber noch schöne Frische. Elegant und ausgewogen ohne Kanten. Nicht extrem komplex aber auch nicht "unkomplex".
Vielleicht ein Wein für Karsten? :mrgreen:

Ich kann den Wein geniessen. Eine Probeflasche in Schweden für 27 Euro gekauft (ich denke wäre in Deutschland ungefähr ähnlich).
Nachkauf?
Für 27 Euro eher nicht - für mich zu wenig "Bang for the Buck" - aber schlecht ist der Wein gar nicht.
89 W-S Punkte

Viele Grüsse
Rolf
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amateur des vins

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Re: Burgund 2017

BeitragSo 19. Jan 2020, 21:39

Nach den Empfehlungen hier (danke @Rolf) habe ich letztens "Boisson-Vadot" basic mitbestellt. Mit den Anführungszeichen hat es eine Bewandtnis, denn PdP vekauft unter dieser Rubrik gleich zwei Weine:

Dom. Pierre Boisson, Bourgogne 2017
Anne Boisson, Bourgogne 2017


Kann mir jemand die Zusammenhänge erklären? Sucht man nach "Boisson-Vadot", spuckt Google einen "Bernard" aus. Eine Homepage scheint es aber nicht zu geben, ebensowenig wie für Anne und Pierre. Auf den Etiketten steht auch kein URL. Was also haben die miteinander zu tun?

Zu den Weinen:
Beim A spritzen mir beim Aufziehen ein paar Tropfen entgegen - Überdruck, ohne daß der Pegel bemerkenswert hoch oder erkennbar CO₂ enthälten wäre. Hatte ich bei Stillwein auch noch nicht.

Ansonsten präsentiert sich der P in einem hellen Goldgelb, der A etwas blasser mit grünen Reflexen.

In der Nase P mittelintensiv, etwas buttrig, ganz leichte Reduktion. Ein wenig frisches Heu und Fenchel. A deutlich expressiver ("lauter"), dennoch schlanker. Hier auch etwas Orange.

[+10'] Am Gaumen P sauber gamacht, doch recht druckarm. Recht weich und wieder buttrig, aber auch mit schöner Säure. Abgang erstaunlich lang für den verhaltenen Mittelbau, leicht kräuterig und mit einem Hauch Zitrone.
A mit deutlich präsenterer Säure. Auch hier wieder in der Mitte ziemlich druckarm ("Loch"). Bleibt ebenfalls erstaunlich lang, aber vergleichsweise langweilig.

[+1d] P finde ich heute doch ein Stück harmonischer, balancierter als gestern. A wirkt aufgrund des etwas reduktiveren Ansatzes heute disjunkter und etwas harsch im Vergleich. Fand ich P am ersten Tag nur um Nuancen besser, hat sich für mich der Abstand heute deutlich vergrößert. (Mme. fand übrigens am ersten Tag P deutlich besser, am zweiten aber nicht, wegen "deutlicher(er) Säure" - bis auf die letzten beiden Schlucke; da waren wir wieder d'accord.)

@Rolf:
Vielleicht verhält es sich mit dem 2016er anders. Aber diese beiden Weine, wenn auch sauber gemacht, können mich aufgrund ihrer Schlichtheit und Druckarmut nicht überzeugen. Zum identischen Preis bekomme ich Joblot oder H. Boillot basic und habe damit wesentlich mehr Spaß. Selbst Holger Koch WB/GB*** für ¾ des Preises würde ich deutlich vorziehen (ok, vielleicht nicht gerade aus 2018).
/disclaimer Alles modulo konkretem Jahrgang und ohne direkten Vergleich. ;)
Besten Gruß, Karsten
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Der Wein-Schwede

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Re: Burgund 2017

BeitragSo 19. Jan 2020, 22:27

Hallo Karsten,

von was ich gelesen habe sollen Pierre Boisson und Anne Boisson eigentlich derselben Wein sein, aber von Deiner Probe kann ich verstehen dass es nicht ganz so sich verhält.
Es gibt drei Etiketten: Boisson-Vadot (Der Vater Bernard), Pierre Boisson (der Sohn), Anne Boisson (die Tochter). Alle Weine werden laut Aussage in demselben Keller gemacht, die drei Etiketten gibt es aus Steuergrunden.

Ich habe eine Flasche Pierre Boisson Bourgogne Blanc 2016 probiert, und nach 2 Stunden habe ich den einen Tick besser als der H. Boillot Bourgogne Blanc 2016 gefunden (nicht umgehend, der brauchte Luft). Der war komplexer als der Boillot, ich habe den sehr "Brioche" und auch ein bisschen nussig und buttrig gefunden, dazu weisse Blüten und ein leichter Reduktionston (Feuerstein). Sehr ausgewogen, gar kein "Krawall".

Eine "Konzentrationsbombe" ist der nicht, aber das ist der H. Boillot auch nicht. Ich habe die beiden ähnlich konzentriert gefunden, aber den Pierre Boisson komplexer.

Ich habe noch einige 2016er und auch einige 2017er. Die 2017er habe ich geplant noch ein Jahr zu liegen lassen, ich glaube es ist zu früh diese zu öffnen. Jetzt bin ich natürlich nach Deinen VKN ein bischen verunsichert. Ich habe höhere Erwartungen auf die 2017er als den 2016er (darum habe ich die auch gekauft), weil 2017 für Chardonnay in Burgund generell als ein besserer Jahrgang als 2016 gesehen ist. Ich lasse noch meine 2017er ein bisschen schlafen.

Noch eine Bemerkung:
Diese Weine sind mit DIAM10 Korken verziegelt, und die sind deutlich dichter als ein Normalkorken - und reifen wahrscheinlich langsamer.

Viele Grüsse
Rolf
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Der Wein-Schwede

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Re: Burgund 2017

BeitragSo 19. Jan 2020, 22:48

Als eine weitere Bemerkung:
Die Boisson Weine sind sehr nachgesucht - wenn Du einen Meursault Village vom Domanine finden kannst, musst Du fast 100 Euronen dafür ausgeben.

P&P (der einzigste Händler in Deutschland) hat nur eine begrenzte Auswahl, einige Roten und bei den weissen nur Bourgogne Aligoté, Bourgogne Blanc und einen Auxey-Duresses 1er (für 59 Euro! :( )
Aber von den verschiedenen Meursault Weinen des Domaines hat man keine Zuteilung.
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amateur des vins

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Re: Burgund 2017

BeitragSo 19. Jan 2020, 22:49

Hi Rolf,
Der Wein-Schwede hat geschrieben:von was ich gelesen habe sollen Pierre Boisson und Anne Boisson eigentlich derselben Wein sein, aber von Deiner Probe kann ich verstehen dass es nicht ganz so sich verhält.
Es gibt drei Etiketten: Boisson-Vadot (Der Vater Bernard), Pierre Boisson (der Sohn), Anne Boisson (die Tochter). Alle Weine werden laut Aussage in demselben Keller gemacht, die drei Etiketten gibt es aus Steuergrunden.
Ich hatte gehofft, daß Du ein paar Hintergründe bennennen kannst - danke! :)
Die gleiche "DNA" konnte man schon erkennen, aber ich fand die Unterschiede signifikant. Aber ich halte es auch für möglich, daß es Faßvariation sein könnte, wenn sonst alles identisch war.

Nein, laut oder krawallig sind die definitiv beide nicht. "Anne" gab in der Nase mehr preis und wirkte daher in Relation etwas "lauter" als "Pierre". Außerdem auch straffer, während "Pierre" etwas mehr Fülle mitbrachte. Ich würde gerne beide als 2016er probieren, wenn sich die Gelegenheit ergäbe. Kennst Du eine Quelle?

Ob es zu früh für die 2017er war? Kann sein, aber ich habe beide nicht besonders unruhig empfunden; für meinen Geschmack waren sie bereit für eine erste Probe. Daß sie recht schlicht daherkamen, kann man bei Basisweinen akzeptieren, aber wenn ich z.B. bei Joblot viel mehr für dasselbe Geld bekomme (mein Empfinden), ist es mit der Akzeptanz nicht mehr so einfach. Und das druckarme Loch in der Mitte ist auch sicher nicht auf die Jugend zurückzuführen.

Ein wenig vergleichen wir natürlich Äpfel mit Birnen, wenn Du nur 2016 kennst, und ich nur 2017...
Besten Gruß, Karsten
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Der Wein-Schwede

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Re: Burgund 2017

BeitragSo 19. Jan 2020, 22:59

Hi Karsten,

die 16er kommen von P&P, aber sind ausverkauft.

Ich gebe Dir recht dass ein Joblot 1er mehr Druck und Konzentration hat. Ich habe doch den 2016er Pierre Boisson schön gefunden. Mineralisch, Brioche (hefig), nussig, weisse Blüten und null Frucht. Alles schön ausgewogen.
Ich habe vier 2017er, vielleicht mache ich in den kommenden Wochen eine Flasche doch auf.

Aber, ich glaube doch dass der 17er zu jung ist, ein Wein braucht ja auch öfters ein bisschen Zeit um die Aromen zu entwickeln.
Beispel:
Ein Knewitz Ch Holzfass ist auch ziemlich schlank, und nur leicht reduktiv im Verhältnis zu dem Reserve.
Aber am Anfang ist er total verschlossen - keine interessante Aromen zu finden. Der 16er ist jetzt toll, der 17er hat sich seit 4-5 Monaten begonnen zu öffnen. Der 18er war im November total verschlossen, aber das war der 17er auch genau so vor einem Jahr!
Und der Ch Holzfass ist mit einem Normalkorken verziegelt.
Ein DIAM10 garantiert (laut Hersteller) eine Haltbarkeit von 10 Jahren, und ist dichter.

Gruss
Rolf
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stollinger

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Re: Burgund 2017

BeitragMo 20. Jan 2020, 08:12

amateur des vins hat geschrieben:Dom. Pierre Boisson, Bourgogne 2017
Anne Boisson, Bourgogne 2017


Kann mir jemand die Zusammenhänge erklären?

Hallo Karsten,

Domaine darfst du in Frankreich nur auf das Etikett schreiben, wenn die Weingärten zum Weingut gehören. Deshalb gehe ich davon aus, dass es sich bei Anne Boisson um einen Wein aus Traubenzukauf oder Fassware, die unter eigenem Label verkauft wird, handelt. Manchmal steht noch Récolté et mis en bouteilles par auf der Flasche. Bei dem Zusatz Récolté werden sie wohl wenigstens die Reife der Trauben mit kontrolliert haben, bei mis en bouteilles kannst du wahrscheinlich nicht mal sicher sein, dass es sich um eigenen Ausbau handelt.

Bei Trauben aus einer regionalen Appellation wird der Traubenbauer dann wohl darauf optimieren, dass die Erträge möglichst nah am maximal zugelassenen sind. Erntezeitpunkt, phenolische Reife etc. spielen da wohl eine untergeordnete Rolle. Wenn nicht explizit Handlese irgendwo erwähnt wird, würde ich vom Vollernter ausgehen.

Ich denke, dass erklärt gut den Unterschied in deiner Wahrnehmung der Weine. Bei einem guten Händler würde ich aber auch erwarten, dass solche nicht unwesentlichen Details in der Beschreibung stehen.

Im französischen Weinforum schreibt ein User, dass das Weingut von Bernard abgegeben wurde und unter den Geschwistern Anne und Pierre aufgeteilt wurde.

Grüße, Josef
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