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Burgund 2011

Chablis, Auxerre und Umgebung, Côte de Nuits, Côte de Beaune, Châlonnais, Maconnais, Beaujolais und Lyonnais
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Ollie

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Re: Burgund 2011

BeitragMi 9. Apr 2014, 17:32

octopussy,

wenn wir gerade dabei sind: Falls du sie notiert hast (und davon gehe ich aus), waere es ganz generell irre informativ, den Weinen aus deinen wirklich tollen Berichten Preise anzufuegen. Ich habe naemlich ein Standbein in F, das mir den Eigenimport signifikant vereinfacht - falls sich die Preise vor Ort hinreichend lohnen.

Danke & Cheers,
Ollie
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octopussy

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Re: Burgund 2011

BeitragMi 9. Apr 2014, 17:46

Ollie hat geschrieben:wenn wir gerade dabei sind: Falls du sie notiert hast (und davon gehe ich aus), waere es ganz generell irre informativ, den Weinen aus deinen wirklich tollen Berichten Preise anzufuegen. Ich habe naemlich ein Standbein in F, das mir den Eigenimport signifikant vereinfacht - falls sich die Preise vor Ort hinreichend lohnen.

Nur, wenn du mir mal was mitimportierst ;).

Leider habe ich bei den probierten Weinen ganz größtenteils keine Ab-Hof-Preise. Nach Preislisten habe ich nicht gefragt. Und die zwei Male, die ich gefragt habe, habe ich als Antwort bekommen: "inklusive 2012 alles ausverkauft".
Beste Grüße, Stephan
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Ollie

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Re: Burgund 2011

BeitragMi 9. Apr 2014, 17:59

Ah, OK. Na, vielleicht laesst sich ja mal ein Weiterschicken nach HH arrangieren. ;)

Cheers,
Ollie
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UlliB

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Re: Burgund 2011

BeitragDi 22. Apr 2014, 21:17

Einige alte Handelshäuser in Beaune sind in den 90ern in Schieflage gekommen und sind nachfolgend von Investoren übernommen worden. Der bekannteste Fall ist wohl Bouchard Pere & Fils, übernommen 1995 durch das Champagnerhaus Henriot. Eine fast parallel verlaufende Geschichte gab es bei Chanson Pere & Fils, übernommen 1999 ebenfalls durch ein Champagnerhaus: Bollinger. In beiden Fällen dürfte das Hauptinteresse des Erwerbers gar nicht so sehr das eigentliche Handelsgeschäft gewesen sein, sondern der vorhandene eigene Lagenbesitz - bei Chanson gut 25ha Beaune 1er cru, zu denen noch ein paar weitere Lagen an der Cote de Beaune kommen. Die Weine aus eigenem Lesegut werden wie in Burgund üblich mit dem Zusatz Domaine versehen, wie auch dieser hier, der am Osterwochenende nicht ganz überzeugen konnte:

Beaune 1er cru Bressandes 2011 (Domaine Chanson) 13%Vol. Recht dunkles, transparentes Kirschrot. Hohe aromatische Dichte, rotfruchtig, für Burgund etwas untypisch mit eine zarten Teernote; sehr robust, aber auch ein wenig rustikal. Auffallend hohe Säure beißt sich mit spürbarem Tannin und hinterlässt einen etwas zerfahrenen Eindruck, den ich schon bei mehreren 2011ern hatte. Mittlere Länge.

Eher kräftig als fein, und in diesem Zustand kein guter Solist - hätte wohl besser zu einer kräftigen Speise gepasst. Zu jung, und wird sich möglicherweise noch verfeinern; ich bin hier aber etwas skeptisch, ob der Wein seine rustikale Art jemals abschütteln wird. Ein vor einiger Zeit getrunkener 2010er Clos des Fèves aus gleichem Hause war um Klassen feiner.

Gruß
Ulli
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Weinbertl

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Re: Burgund 2011

BeitragSa 26. Apr 2014, 09:41

hallo,

gestern im Glas: 2011 St. Aubin 1er Cru "Les Puits", Thomas Morey

Ich habe den Wein zwei Stunden vor dem Essen doppelt dekantiert und dann offen stehen lassen. Das war ein Fehler, ich hätte den Wein besser 1,5-2 Stunden vorher in einen breiten Dekanter umfüllen sollen. Der Wein zeigte nämlich zu Beginn genau das, was einem an in Barrique ausgebauten Chardonnays oft stört: viel vanilliges Holz. Als die offene Flasche nach einigen Stunden nur noch 0,25 l aufwies, musste man diesen Ersteindruck eigentlich völlig revidieren: das vanillige verflog und der Wein offenbarte ein komplexes und tiefgründiges Geruchs- und Geschmacksbild wie man es sich von einem guten Chardonnay aus Burgund erwartet.

Die kräftige Säure transportiert die Mineralität und verbindet sich mit einer guten Portion Schmelz. Der Wein hat genau den richtigen Körper, weder zu schlank noch zu üppig oder breit. Der Wein baut sich erst so richtig am hinteren Gaumen auf und hinterlässt dort einen tiefen und nachhaltigen Eindruck. Dennoch stehen die einzelnen Komponenten noch etwas nebeneinander.

Der Wein sollte m.E. noch mind. 2-3 Jahre liegen, wenn man ihn bereits jetzt trinken möchte, sollte man ihn ausreichend belüften. Für mich ein großartiger Burgunder. 17 - 17,5+ P.
Grüße
Robert
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UlliB

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Re: Burgund 2011

BeitragSa 26. Apr 2014, 12:13

Nach einigen nicht ganz zufriedenstellenden Erfahrungen mit roten 2011ern war dieser Wein gestern abend ein echtes Highlight:

Volnay 1er cru Les Carelles 2011 (Jean-Marc Bouley) 13%Vol. Recht dunkles Kirschrot. Vielschichtige, "warme", runde Pinot-Nase, rotfruchtig, frisch und fein; sehr schön. Im Gaumen alle Komponenten in perfekter Harmonie, rund und beinahe seidig, schöne Dichte, aber auch Frische, gute Länge, das Holz völlig unaufdringlich eingebunden, da sitzt und passt alles. Sehr, sehr schöner Burgunder.

Schon der 2010er aus gleicher Lage war herausragend gut. Hier ist ganz offensichtlich ein Könner am Werk, den man im Auge behalten sollte.

Gruß
Ulli
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octopussy

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Re: Burgund 2011

BeitragSo 27. Apr 2014, 16:21

Hallo Ulli,

danke für die Notiz. Klingt toll. Von Jean-Marc Bouley habe ich noch keinen Wein getrunken, aber man hört und liest allenthalber, dass die Domaine in den letzten Jahren großartige Weine erzeugt hat.
Beste Grüße, Stephan
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argentum

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Re: Burgund 2011

BeitragDi 29. Apr 2014, 11:10

Hallo ihr zwei,

Thomas, der Sohn von Jean-Marc hat die Domaine seines Vaters übernommen und er ist ein Virtuose und Könner - das unterschreibe ich auch so ;)

Er ist einer der besten Freunde von Nicolas Rossignol und teilt auch dessen Qualitätsauffassungen, da sie sich immer wieder austauschen und so gegenseitig zu Höchstleistungen motivieren. Thomas ist ein Qualitätsbesessener in der Weinbergsarbeit, will aber auch im Keller nichts dem Zufall überlassen. Wieso ich das explizit so sage? Auf die Frage nach einem Statement zur Aussage: "Der Wein wird im Rebberg gemacht", meinte Thomas nur: "Ja klar, das ist sehr wichtig, aber verhauen kannst du ihn im Keller trotzdem. Was nützt mir dann die beste Rebarbeit?" Und so widmet er sich jedem Detail mit grösster Hingabe...

Auch Dominique Lafon von der gleichnamigen Domaine ist ein grosser Fan von Thomas und seiner Arbeit. Er reiht ihn ein unter den talentiertesten und besten Winzern Volnays. Ich meine doch, dass das aus dem Munde einer solchen Koryphäe ja doch eine gewichtige Bedeutung hat.

Carelles ist zugleich auch Thomas' persönlicher Lieblingscru. Wenn man ihn fragt ist das mehr als ein normaler Premier Cru in seinem Lagenportfolio und ich denke die Beschreibung von Ulli fördert sowohl die Richtigkeit der Statements zu Thomas' Arbeitsweise als auch seiner Einschätzung der in seinem Besitz befindlichen Lagen ins richtige Licht. Wer sich erst einen Einblick verschaffen mag, der nicht ganz so in die preisliche Höhe des Carelles zielt, ist beim exquisiten Volnay Vieille Vignes sehr gut aufgehoben.

Ich hatte das 2010er Modell (Vieille Vignes) zuletzt an Weihnachten im Glas und es war einfach nur himmlisch. Tiefe Kirschfrucht in der Nase, der Gaumen persistent von einer mineralischen Spannung getragen und wiederum viel Fruchtgeschmack nach dunkler und roter Kirsche. Kein Holzeinsatz spürbar, dafür viel Eleganz und Geschmeidigkeit. Schöne Länge für einen Villages... Soweit ich meine kurze Notiz entziffere.

Ebenfalls empfehlenswert der Volnay Clos des Chênes und die beiden Pommards Fremiets ("der Luftige") und Rugiens (der Grand Cru aus Thomas' Keller). Für mich eine der Topadressen in Volnay!
Gruss
Philipp

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In vinum veritas - lassum bev amo ün
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Créot

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Re: Burgund 2011

BeitragMo 30. Jun 2014, 12:37

Am Wochenende habe ich zwei Weine aus dem Erbe von Louis Carillon getrunken und miteinander verglichen. Beides Puligny Montrachets aus 2011, der Wein von Jacques Carillon der normale Puligny Montrachet, derjenige von Francois aus der Lage Enseignieres.
Zunächst einmal zeigen beide Weine einen sehr maßvollen Holzeinsatz. Bei Francois tritt die leichte Vanillenote vielleicht etwas deutlicher hervor, aber in dieser Beziehung sind beide Weine (für meinen, bei weißen Burgundern holzempfindlichen Gaumen) wunderbar vinifiziert. In den ersten beiden Stunden liegt Jacques vor Francois. Ersterer mit wunderbarer Energie, während sich beim Enseignieres von Francois eine Schwäche in der Mitte des Gaumens nicht zu übersehen lässt. Diese wird aber an der Luft immer weniger erkennbar. Am zweiten Abend hat der Francois weiter aufgebaut, hat weiter Energie und Dichte gewonnen und trinkt sich auch am dritten Abend auf diesem Niveau. Den Jacques habe ich am zweiten Abend nur kurz zwischendurch probiert und hatte das Gefühl, dass der Wein abgebaut hat und nicht mehr die Energie des ersten Abends verprühte.

Im Einzelnen: Francois Carillon Puligny Montrachet Enseignieres: Sehr floral, Steinobst, feiner Pfirsich, nasser Stein, kühl und klar in der Nase, Zitronenabrieb, ein Hauch Vanille. Wunderbare Komplexität sowohl in der Nase als auch am Gaumen. Gute Säure, tiefe Fruchtakkorde, die auf Zitrone ausklingen, sehr elegant, am zweiten Abend schöne Energie. Sehr lang.

Jacques Carillon Puligny Montrachet: Nase zunächst kräftiger und fruchtbetonter, aber auch hier sehr klar und mineralisch. Steinobst und Zitrone. Am Gaumen sehr frisch, toller Säurenerv, zitronig, fast etwas Brausebonbonimpulsivität, sehr energetisch und vibrierend, dabei aber sehr gut balanciert, sehr klar, mit sehr großartigem Zug zum Tor. Mittlere Länge.

Beides auf jeden Fall tolle Weine. Bei Jacques gefällt mir die pulsierende Energie, sehr nervig und frisch. Bereits jetzt sehr gut zu trinken. Der Enseignieres von Francois eleganter, letztlich einen Tacken besser und mit mehr Potential. Noch lagern oder, wenn der Wein jetzt getrunken werden soll, gut belüften.

Grüße
Stefan
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Weinschlumpf

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Re: Burgund 2011

BeitragMo 18. Aug 2014, 12:11

Letzte Woche haben wir uns zu zweit diese Flasche in der Cordobar gegönnt:

Domaine Roulot, Meursault Charmes PC. 2011

Wilde Kalkstein-Nase: Birnen, Stachelbeeren, Quitte, gebrannte Mandel. Sehr komplex auch am Gaumen. In den 2,5h, in denen wir den Wein aus Zalto Burgundergläsern getrunken haben, zeigte sich der Charmes immer wieder als Chameleon. Herrlich reife "grüne" Aromen (Stangenbohnen), die ich bei guten Meursaults liebe.
In dieser Zeit war er immer sehr dicht und geschliffen, eben typisch Roulot: ein Wein für Steinelutscher :ugeek:
Großartige Länge. 94+

Grüße

Nikolai
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