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Burgund 2011

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Ollie

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Re: Burgund 2011

BeitragDo 13. Mär 2014, 22:59

Dieses Jahr konnte ich auf dem Salon des Vignerons Independants in Strassburg von Michel Magnien folgende Weine verkosten (alles 2011er):

Morey-St-Denis blanc Mont Luisants (EUR 26) - Frucht, Karamell, ok, aber nicht meins.
Fixin (EUR 16) - erdige(?) Nase, sehr weich, recht voll, ok
Morey-St-Denis Tres Girard (EUR 24) - sehr schlank, noch zu? Hmmm...
Gevrey Chambertin Les Seuvrees VV (EUR 26) - nicht gar so gut wie im Vorjahr, aber immer noch sehr gut (88-90+)
Vosne-Romanee VV (EUR 31) - schoen gebaut, nicht besser, aber feiner als der Gevrey, auch sehr gut (88-90+)
Gevrey-Chambertin 1er Cru Goulots (EUR 50) - noch etwas arg jung, leichte Schaerfe (wie Meerettich), Saeure, insgesamt viel von allem (90-92+).
Morey-St-Denis 1er Cru Les Chaffots (EUR 45) - sehr weich, voll, schoen! (90-92+)

Unterm Strich ist 2011 (nicht nur) bei Magnien ein durchaus sehr guter Jahrgang, wenn auch nicht gar so singulaer wie 2010; alles ist den entscheidenden Tacken weniger beeindruckend. Preislich sind die Weine also wieder im Bereich "angemessen" angekommen. Mitgenommen habe ich dennoch Les Seuvrees (aus Ueberzeugung) und den Vosne-Romanee (um zu sehen, wie er sich entwickelt); beide Weine konnte ich an drei verschiedenen Tagen insgesamt vier mal verkosten.

Cheers,
Ollie
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
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octopussy

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Re: Burgund 2011

BeitragMi 9. Apr 2014, 10:33

Auf den Grands Jours in Marsannay war auch die Domaine Denis Mortet aus Gevrey-Chambertin vertreten. Nach dem tragischen Freitod von Denis Mortet (2006) wird die Domaine von seinem Sohn Arnaud und seiner Frau (der Frau von Denis) weitergeführt. Es wird Jahr für Jahr der Neuholzanteil etwas zurückgefahren.

Die Domaine hatte keine 2012er im Gepäck, sondern "nur" 2011er. Nach einigen eher ernüchternden bzw. nicht begeisterungsfähigen Weinen zuvor (Domaines Henri Richard, Henri Magnien, Humbert Frères) hofften wir bei Denis Mortet darauf, die gute Probenlaune wiederzufinden. Und das ist gelungen. Und wie! Die 2011er von Denis Mortet sind von den Kritikern nicht schlecht, aber auch nicht total gut bewertet worden. Für mich waren es die besten Weine im ganzen Saal (von den probierten, nicht probiert habe ich z.B. bei Jean-Louis Trapet, Rossignol-Trapet und einigen anderen). Das ging beim Marsannay Longeroies los und hörte beim außerweltlich guten Lavaut St. Jacques auf. Alle Weine waren in sich stimmig, sehr fein, klar und präzise in der Aromatik, völlig balanciert, in sich ruhend und expressiv. Bei jedem Wein war eine Steigerung spürbar, höchstens der Gevrey-Chambertin VV zeigte sich etwas sperrig. Ich persönlich würde einem der Grand Cru Chambertins eines mittelmäßigen Erzeugers einen Marsannay oder Fixin von Denis Mortet jederzeit vorziehen, und zwar trotz der schon seit längerem völlig irren Preise :!:

Hier sind meine Notizen: http://www.verkostungsnotizen.net/vkn_l ... he+starten
Beste Grüße, Stephan
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sorgenbrecher

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Re: Burgund 2011

BeitragMi 9. Apr 2014, 11:09

stephan, danke für deine schönen und ausführlichen notizen.

hattest du bei den 2011er bereits weine dabei, in denen das pyrazin-problem (vor allem von bill nanson stark thematisiert) evident war ?
Gruß, Marko.
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octopussy

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Re: Burgund 2011

BeitragMi 9. Apr 2014, 11:39

sorgenbrecher hat geschrieben:stephan, danke für deine schönen und ausführlichen notizen.

hattest du bei den 2011er bereits weine dabei, in denen das pyrazin-problem (vor allem von bill nanson stark thematisiert) evident war ?

Hi Marko,

ich gehöre offenbar zu den Leuten, die diesen Ton nicht so stark wahrnehmen. Offen gesprochen weiß ich gar nicht wirklich, wie so ein Pyranzin Ton genau riechen und schmecken soll? Laut Nanson soll er grünlich/metallisch/holzig riechen und bitter-metallisch schmecken, wenn ich ihn richtig verstehe.

Einige 2011er fand ich anfangs noch etwas unharmonisch (z.B. Jean Tardy, einige wenige Weine von Bertheau), beim zweiten Probieren aber deutlich harmonischer. Ob die unharmonische Art aber auf die Marienkäfer zurückzuführen ist oder auf andere Faktoren (teils waren die Weine beim ersten Probieren noch nicht lange in D angekommen), dazu kann ich nichts Qualifiziertes sagen. Die im letzten halben Jahr getrunkenen 2011er Pinot Noirs fand ich ganz überwiegend gelungen, vielleicht in der Breite nicht so gelungen wie 2010 oder 2009 (jeweils mit ihren unterschiedlichen Eigenschaften), aber schon gelungen.

Noch als Randnotiz: die Art und Weise, wie Bill Nanson schreibt und berichtet, finde ich gelinde gesagt etwas problematisch. Zum einen schürt er gerne Panik: Marienkäfer, Prem-Ox, usw. Das macht die Leute nervös. Sicher kann man mal Pech haben mit Prem-Ox oder Marienkäfer-Problemen, aber deshalb gleich ganze Batterien von Weinen zu jung zu trinken, vorzeitig auf ebay zu verscheuern oder gar nicht erst zu kaufen, weil die Weine ja Marienkäfer oder mit Prem-Ox Problem belastet sein könnten, finde ich auch übertrieben. Zum anderen gefällt sich Bill Nanson seit der 2004er Marienkäfer-Thematik für meinen Geschmack etwas zu sehr in der Rolle desjenigen, der als einziger die Weisheit mit Löffeln gefressen hat, während alle anderen Kritiker blind durchs Burgund irren und Probleme nicht erkennen (wollen). Deshalb nehme ich das, was Bill Nanson schreibt, soweit ich es lese, mit Vorbehalten zur Kenntnis.

Hast du so einen Marienkäfer-Ton in 2011ern schon feststellen können?
Beste Grüße, Stephan
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argentum

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Re: Burgund 2011

BeitragMi 9. Apr 2014, 13:19

Hallo zusammen

ich bin auch etwas überrascht von der immer wiederkehrenden Pyrazindebatte.

Ich will Bill nicht absprechen, dass er viel Erfahrung und Wissen hat. Ich bin aber auch der Meinung, dass die Pyrazindiskussion schon etwas sehr stark in der polemischen Ecke betrieben wird. Obwohl Bill ja auch unterschiedliche Stufen der Stärke unterscheidet und und und. Anscheinend soll es so sein, dass so ein Vieh bis zu 3000 Liter Wein verhunzen soll. Was dann erklärt, warum der gute Bill so in die Breite argumentiert hinsichtlich der Abschreibung und eines Feilbietens auf ebay von Jahrgängen.

Ich persönlich habe bis jetzt aber auch die Erfahrung gemacht, dass mir bisher kein "verseuchter" 2011er untergekommen ist. Auch wenn sie schon seeeeehr lecker zu trinken sind, würde ich sie jetzt nicht in Panik sofort wegschlonken. Ich bin aber auch kein Pyrazinexperte, kann aber nur sagen, dass die zwei drei Winzer, die ich zu diesen Gerüchten befragt habe (und ich gehe davon aus, dass sie mir ehrlich geantwortet haben), mir mitgeteilt haben, dass ihnen nichts derartiges bekannt sei - und wer denn dieses Gerücht in die Welt setze? Man werte diese Aussage wie man will.

Es gibt aber auch Winzer, die dieses Gerücht für wahr halten, oder der Pyrazinthematik "glauben", jedoch bin ich dann ob der Qualität die diese Winzer abliefern, sowieso schon skeptisch...

Was mich dann eher erschreckt hat, aber ich weiss nicht woran es lag, war die Verkostung der Chambolle/Morey-Weine. Nach zweimaligem Glaswechsel gab es Produzenten, die in der Degustation einen "seifigen" Geschmack offenbarten, was auf PH- und Probleme im Keller hindeuten könnte... Aber da dieses Phänomen bei mir auch bei ein zwei grossen Namen auftrat, wil ich hier keine Namen nennen und Panik schüren, sondern eher mal dazu einladen den einen oder anderen 12er zu probieren und sehen, ob dem immer noch so ist, oder ich ein degustatorisches Zwischentief hatte...

Aber Pyrazin bei den 11ern konnte ich bis jetzt auch noch nicht nachvollziehen...
Gruss
Philipp

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octopussy

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Re: Burgund 2011

BeitragMi 9. Apr 2014, 16:12

argentum hat geschrieben:Was mich dann eher erschreckt hat, aber ich weiss nicht woran es lag, war die Verkostung der Chambolle/Morey-Weine. Nach zweimaligem Glaswechsel gab es Produzenten, die in der Degustation einen "seifigen" Geschmack offenbarten, was auf PH- und Probleme im Keller hindeuten könnte... Aber da dieses Phänomen bei mir auch bei ein zwei grossen Namen auftrat, wil ich hier keine Namen nennen und Panik schüren, sondern eher mal dazu einladen den einen oder anderen 12er zu probieren und sehen, ob dem immer noch so ist, oder ich ein degustatorisches Zwischentief hatte...

Darüber hatten wir ja schon kurz gesprochen. Ich habe in Chambolle/Morey nicht probiert, aber irgendwie kommt mir das komisch vor und es spricht m.E. viel dafür, dass die Gläser seifig waren (was ja auch bei einem zweimaligen Glaswechsel nicht weggeht, wenn alle Gläser gleich gespült wurden).

Weiter mit 2011ern (Pyranzin-frei ;)):

Maison Camille Giroud

Früher als old-school bekannt, ist dieses kleinere Négociant-Haus seit der Ankunft von David Croix nach meiner Wahrnehmung hauptsächlich dafür bekannt, sehr seriöse Weine zu erzeugen, die vielleicht nicht die absolute Spitze der jeweiligen Appelationen darstellen (Ausnahme vielleicht in Beaune), aber sehr gute Qualität weit über dem Durchschnitt bieten. Dieses Bild jedenfalls würden auch die probierten 2011er (und 2012er) aus Marsannay/Fixin/Gevrey unterstützen.

Kurz zusammengefasst:

2012 Marsannay "Longeroies": sehr fein für einen Marsannay, gut gelungen
2012 Gevrey-Chambertin Village: schwierig zu verkosten, wirkt ein bisschen disharmonisch, müsste ich nochmal nachprobieren (wozu sich im Zweifel keine Gelegenheit ergeben wird)
2011 Gevrey-Chambertin "Les Crais": Dorflage, super gut zu trinken, zugänglich, durchaus komplex
2011 Gevrey-Chambertin 1er Cru Lavaut St. Jacques: ein sauguter Wein, tief, voll, würzig, lang. Nur den Preis finde ich abschreckend.
2011 Charmes-Chambertin: auch sehr gut, hat noch mehr Potenzial als der Lavaut St. Jacques, feines Spiel
2011 Chambertin: hervorragend und mit viel Potenzial, tief und lang. Auch hier ist der Preis aber aus meiner Sicht über das Ziel hinaus geschossen.

Im Fazit fand ich den Charmes-Chambertin und den Chambertin qualitativ - jedenfalls aktuell - nur ein kleines Stück über dem Lavaut St. Jacques, der für diese Lage aber auch schon relativ hochpreisig ist. Bei den Preisen bin ich jedenfalls kein Käufer, etwas günstiger würde ich es mir stark überlegen.
Beste Grüße, Stephan
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argentum

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Re: Burgund 2011

BeitragMi 9. Apr 2014, 16:34

Ja Stefan, die Theorie mit dem seifigen Glas hatte ich auch. Komisch nur, dass der Seifenton zwischenzeitlich verschwand und bei anderen Produzenten wieder auftauchte. Und ich schwöre, ich hab kein "Spüli" reingemacht ;-)
Gruss
Philipp

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UlliB

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Re: Burgund 2011

BeitragMi 9. Apr 2014, 17:10

octopussy hat geschrieben: Bei den Preisen bin ich jedenfalls kein Käufer, etwas günstiger würde ich es mir stark überlegen.

Sag doch mal die Größenordnung... was kosten denn der Lavaut und die beiden grand crus so etwa?

Gruß
Ulli
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Weinbertl

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Re: Burgund 2011

BeitragMi 9. Apr 2014, 17:15

UlliB hat geschrieben:
octopussy hat geschrieben: Bei den Preisen bin ich jedenfalls kein Käufer, etwas günstiger würde ich es mir stark überlegen.

Sag doch mal die Größenordnung... was kosten denn der Lavaut und die beiden grand crus so etwa?

Gruß
Ulli


Ulli,

bei Vinisüd habe ich folgende Preise gefunden:

2011 Gevrey-Chambertin 1er Cru “Lavaut-Saint-Jacques” 85.00 EUR
2011 Charmes-Chambertin Grand Cru 118.00 EUR
2011 Chambertin Grand Cru 190.00 EUR
Grüße
Robert
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octopussy

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Re: Burgund 2011

BeitragMi 9. Apr 2014, 17:29

Weinbertl hat geschrieben:2011 Gevrey-Chambertin 1er Cru “Lavaut-Saint-Jacques” 85.00 EUR
2011 Charmes-Chambertin Grand Cru 118.00 EUR
2011 Chambertin Grand Cru 190.00 EUR

Das sind auch die einzigen mir bekannten Preise in Deutschland. Im Ausland (z.B. Frankreich) sind die Weine sicher günstiger zu bekommen. Bei Vinisud hätte man sie auch mit 15% oder sogar 20% weniger in der Subskription bekommen. Im Vergleich zu den Chambertins und Lavaut St. Jacques anderer renommierter Winzer sind der Giroud'sche Chambertin und der Lavaut St. Jacques auch nicht überteuer. Aber absolut gesehen sind 85 Euro für den LSJ und 190 Euro für den Chambertin dann halt doch ein Wort :(.
Beste Grüße, Stephan
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