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Burgund 1988 und älter

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Mr. Tinte

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Re: Burgund 1988 und älter

BeitragMi 25. Jul 2012, 16:30

Zum Schluss gab es dann wieder einen grossen Wein der mit präsentem Süss-Säure Spiel beeindruckte:

Corton 1947 Chanson Pere & Fils

In der Nase warme Sauerkirschen, Teer, Gewürze, überreife Cherrytomaten und leider auch ein Essigtouch. War sehr portig und die Säure konnte man sogar riechen. Im Gaumen wieder ein unverwechselbares Süss-Sauer-Spiel, erinnert tatsächlich an sehr reife Tomaten. Hier auch schwarzer Trüffel und die für rote Cortons typische Mineralität und Säure. Haftet sehr lang am Gaumen, verliert aber dann immer mehr an der Luft. An sich ein sehr grosser Burgunder, der aber von seinen Vorgängern fast erdrückt wurde. Stlistisch dem 1957 Pommard sehr ähnlich...

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Goce
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octopussy

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Re: Burgund 1988 und älter

BeitragMi 25. Jul 2012, 21:51

Mr. Tinte hat geschrieben:und die für rote Cortons typische Mineralität und Säure.[/b]

Mmh, eine sonderlich prägnante Mineralität und Säure ist mir bei Cortons bislang nicht aufgefallen - jedenfalls nicht im Vergleich zu anderen Pinot Noirs aus dem Burgund. Aufgefallen ist mir eher mal eine gewisse Kraft.
Beste Grüße, Stephan
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argentum

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Re: Burgund 1988 und älter

BeitragMi 25. Jul 2012, 22:09

Da ich auch bei den Weinen mitgetrunken habe, wage ich einen kleinen Versuch der Beimengung von zusätzlichen Erklärungen...

Ein grosser Corton entbehrt nicht einer gewissen Struktur, die sicherlich sprachlich auch als Kraft gefasst werden kann. Ich glaube aber auch, dass die Stärke, respeltive dir Kraft eines grossen Brugunders immer dem Spannungsbogen aus dem Zusammenspiel von Mineralität und Säure entspringt. Insofern kann man glaube ich schon von einer Typizität beim Corton sprechen, auch wenn dieses Merkmal den Burgundern per se anhaftet. In Rustikalität und Wucht von Kraft, respektive diesem Ausdruck würde ich jetzt sagen kommt dem höchstens noch ein Pommard ähnlich...

Wohlwissend, dass ich mich hier doch sehr exponiere harre ich gespannt der kommenden Voten ;-)

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Gruss
Philipp

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sorgenbrecher

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Re: Burgund 1988 und älter

BeitragMi 25. Jul 2012, 22:25

welch wunderbare weinerlebnisse, danke für die schönen beschreibungen.

was cortons betrifft, so hatte ich bei den bisher von mir getrunkenen exemplaren mit ca. 11-17 jahren reife immer den eindruck, dass diese noch viel zu jung waren....leider war bis 1947 zurück noch nix dabei... :?
zumindest mit der (noch nicht ausreichenden) reife der von mir getrunkenen cortons hatte ich immer das gefühl, dass die etwas plumpe kraft im vordergrund stand und häufig die komplexität eher auf der strecke blieb. struktur hatten die weine aber und ließen erahnen, dass da in der zukunft noch mehr kommen könnte....
Gruß, Marko.
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Mr. Tinte

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Re: Burgund 1988 und älter

BeitragDo 26. Jul 2012, 07:42

sorgenbrecher hat geschrieben:welch wunderbare weinerlebnisse, danke für die schönen beschreibungen.

was cortons betrifft, so hatte ich bei den bisher von mir getrunkenen exemplaren mit ca. 11-17 jahren reife immer den eindruck, dass diese noch viel zu jung waren....leider war bis 1947 zurück noch nix dabei... :?
zumindest mit der (noch nicht ausreichenden) reife der von mir getrunkenen cortons hatte ich immer das gefühl, dass die etwas plumpe kraft im vordergrund stand und häufig die komplexität eher auf der strecke blieb. struktur hatten die weine aber und ließen erahnen, dass da in der zukunft noch mehr kommen könnte....


Ganauso haben sich auch einige Cortons präsentiert, die ich und avvanzino (David) vor einiger Zeit hatten...(98er und 99er der Martrays)...
Siehe hier http://www.dasweinforum.de/viewtopic.php?f=29&t=374&p=21700&hilit=corton+1999#p21700
Zuletzt geändert von Mr. Tinte am Do 26. Jul 2012, 07:48, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüsse,

Goce
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Mr. Tinte

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Re: Burgund 1988 und älter

BeitragDo 26. Jul 2012, 07:46

argentum hat geschrieben:Da ich auch bei den Weinen mitgetrunken habe, wage ich einen kleinen Versuch der Beimengung von zusätzlichen Erklärungen...

Ein grosser Corton entbehrt nicht einer gewissen Struktur, die sicherlich sprachlich auch als Kraft gefasst werden kann. Ich glaube aber auch, dass die Stärke, respeltive dir Kraft eines grossen Brugunders immer dem Spannungsbogen aus dem Zusammenspiel von Mineralität und Säure entspringt. Insofern kann man glaube ich schon von einer Typizität beim Corton sprechen, auch wenn dieses Merkmal den Burgundern per se anhaftet. In Rustikalität und Wucht von Kraft, respektive diesem Ausdruck würde ich jetzt sagen kommt dem höchstens noch ein Pommard ähnlich...

Wohlwissend, dass ich mich hier doch sehr exponiere harre ich gespannt der kommenden Voten ;-)

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Absolument d'accord.
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duni

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Re: Burgund 1988 und älter

BeitragDi 18. Sep 2012, 07:05

Ich habe einen Weinfreund, der mir ständig alte Burgunder vorsetzt; leider sind die meisten dieser Flaschen doch schon deutlich über den Berg und zehren im Wesentlichen von ihrer Primärfrucht.

Es geht aber auch deutlich anders: Der beste Wein, den ich heuer getrunken habe: 1985 Leroy Gevry-Cambertin 1er Cru Etournelles St-Jacques .

Intakte Farbe, aufhellendes Rubin mit leichtem braunen Rand, eine Nase zum Verlieben mit wilder, exotischer Aromatik, Gewürzen, Kirsch, am Gaumen kleine, dunkle Kirschen, Himbeere, reich und vielschichtig. Seidiger Fluss, eine Verführung zum Weitertrinken. Keine Anzeichen von Alter, von Müdigkeit . Ein Burgunder, dem Reife gut tat, der sich jetzt in grossartiger Verfassung präsentiert.
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argentum

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Re: Burgund 1988 und älter

BeitragDi 18. Sep 2012, 09:11

Also so ein bisschen neidisch bin ich ja jetzt schon ;-)
Gruss
Philipp

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octopussy

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Re: Burgund 1988 und älter

BeitragFr 28. Sep 2012, 20:21

duni hat geschrieben:Ich habe einen Weinfreund, der mir ständig alte Burgunder vorsetzt


So einen hätte ich auch gerne ;). Naja, jedenfalls habe ich einen Weinfreund, der mir gerne mal gereifte Spitzenweine vorsetzt, egal ob nun aus dem Burgund oder von anderswo. So wie den 1979 Beaune von Henri Boillot, der ja eher für seine Weißweine bekannt ist. Bei dem Wein dachte ich zuerst wirklich, dass er über den Berg ist mit seiner trüben Erdbeerfarbe und den zunächst deutlichen Reifetönen in der Nase. Dann drehte er aber noch einmal auf und zeigte sich gerade zum Essen als hervorragender und devoter Begleiter. Gleichwohl muss ich wohl sagen, dass der Wein im Zweifel vor einem Jahrzehnt noch besser geschmeckt hat.

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Beste Grüße, Stephan
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Weinbertl

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Re: Burgund 1988 und älter

BeitragSo 13. Jan 2013, 13:13

zu experimentiellen Zwecken von meinem Weinhändler mitbekommen:

1988 Meursault, Jacques Thevenot-Machal

Goldgelb bis bernsteinfarben; überreife Nase nach leichter Edelfäule, sauternes-artiger Süße.
Am vorderen Gaumen alte Fässer und Sherry. Am mittleren Gaumen stahlig und durchaus mineralisch. Am Abgang ein wenig Honig, mit recht langem Nachhall.

Klar überreif, hätte wohl vor 10 Jahren getrunken gehört. War dennoch interessant, vor allem die mineralischen Rest-Aromen und die Intensität am Abgang.

Gruß
Robert
Grüße
Robert
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