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Burgund 2008

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Oh Dae-Su

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Re: Burgund 2008

BeitragSa 12. Mai 2012, 19:30

Hallo zusammen,

ich hab vor einigen Tagen einen etwas außergewöhnlichen, im positiven Sinne, Bourgogne Blanc 2008 von dem eher kleinen Négociant Pierre Bourée Fils verkostet. Der Chardonnay wartete mit einem sehr kernigen, robusten, nicht sonderlich feingliedrigen Stil auf. Der fruchtige Charakter des Weines war nicht sonderlich vielschichtig, viele reife Zitronen mit ein paar Aprikosen, aber sehr überzeugend und in ansprechender Form konzentriert. Dazu fein abgestimmtes Holz, etwas Eigelb und eine für mich eher undefinierbare robuste würzige Note. Die Länge war ebenfalls durchaus überzeugend. Alles in allem ein sehr schöner Chardonnay mit eigenem Charakter für den kleineren Geldbeutel (ca. 10 Euro). Schon fast so etwas wie ein wirkliches Schnäppchen ;) !

Nun wollte ich die Burgundexperten unter euch fragen ob ihr schon Erfahrungen mit dem Handelshaus Pierre Bourée Fils gemacht habt. Ich muss zugeben, dass mir der Name vorher rein gar nichts sagte. Habe nur einmal gelesen, dass es sich wohl um einen ausgesprochen anti-modernistischen Kautz handeln soll der an alles sehr klassisch herangeht(was auch immer das heißen soll?). Mich würden jegliche eurer Erfahrungen interessieren. Vor allem natürlich eure Einschätzungen zu seinen Weinen. Gerne auch Pinot :D

Vielen Dank vorab und Viele Grüße

Chris
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Créot

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Re: Burgund 2008

BeitragFr 18. Mai 2012, 23:03

Nach etlichen Hinweisen und Ratschlägen die ich aus diesem Forum empfangen habe (vielen Dank!) nun zu zwei Bachelet-Monnots, eine Domäne, die hier ja bereits positiv besprochen wurde (ganz zu recht, wie ich finde):

Bachelet-Monnot, Puligny-Montrachet 1er Cru Folatières 2008 und 2009

Der 2008er hat eine umwerfende Nase: Zu einer sehr plastischen weißen Steinfrucht mit einer tollen Mineralität gesellen sich florale Töne, etwas Honig, Butter, nussige Aromen und vanillige Holztöne, die aber nicht aufdringlich sind, sondern gut integriert im Hintergrund. Am Gaumen ordentlich Muskeln, schöne Frucht und Struktur mit langem Abgang. Frucht und Säure ist wunderbar balanciert, viel Spannung dabei. Was mir bei diesem Wein am besten gefallen hat: Alles ist da bei diesem Wein, vibrierende Lebendigkeit und Spannung ebenso wie eine große Balance der einzelnen Komponenten - und gleichzeitig ist jede einzelne Aromenfacette ganz klar für sich erkennbar und präsent. Macht trotz des ansehnlichen Preises extrem viel Spaß.

Dagegen hatte der 2009er im Anschluss schlechte Karten. Auch hier schöne Frucht, insgesamt aber breiter als der 2008er, nicht so focussiert und klar und es fehlt wegen der merklich geringeren Säure auch das Spiel und die Spannung des 2008ers. Und zugleich ist das aromatische Spektrum enger als beim Jahrgangsvorgänger. Für sich getrunken hätte der Wein wohl eine höhere Würdigung erfahren. So war er klar der zweite Sieger.

Dieser Wein macht noch einmal deutlich, warum die weißen 2008er den 2009ern generell vorzuziehen sind: Die schwache Säure des 2009s lässt, auch bei schöner Frucht ohne Überreife, die vibrierende Energie der 2008er vermissen.
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hpk

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Re: Burgund 2008

BeitragSa 19. Mai 2012, 19:48

Ich habe schon oft Weine von Parize Pere et Fils gekauft.
Eine Bekannte hat mir vergangenes Jahr den ´08er Givry 1er Cru
mitgebracht. Vor einem Jahr probiert, enttäuschend.
Jetzt habe ich wieder eine Flasche aúfgemacht, genauso.
In der Nase wenig Frucht, Flach, dominante Säure ohne Abgang.
War der Jahrgang so schlecht?
Gruß Peter
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argentum

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Re: Burgund 2008

BeitragSo 20. Mai 2012, 22:35

Hoi Peter,

Nicht der Jahrgang aber vielleicht die Arbeit des Winzers?
Gruss
Philipp

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Oberpfälzer

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Re: Burgund 2008

BeitragSo 20. Mai 2012, 23:06

Auf einer Weinmesse in Strasbourg im Februar habe ich so einige 2008er Pinot probieren können, teils mit deren 2009er Versionen. Die 2008er haben mir besonders wegen ihrer Frische und Finesse gefallen, die 2009er waren dichter aber zeigten weniger Finesse. Ist evtl. dem Reifestand geschuldet. Schwacher Jahrgang 2008? Konnte ich bei den Pinot nicht erkennen.
Servus
Wolfgang
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argentum

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Re: Burgund 2008

BeitragMo 2. Jul 2012, 08:58

Ja, ich war dieses Wochenende wieder einmal in Deutschland und mein Freund und Musiker als auch „Jungwinzer“ Uwe feierte seinen Geburtstag nach. So fand sich eine gesellige Runde am schwülen Samstagabend in Rheinweiler zusammen, um bei Grill, guter Musik und Wein zu feiern. Nebst vielen guten Tropfen von der Mosel und ein paar Roten ist mir ein Wein sehr präsent geblieben, den Uwe und ich, nach dem Abrauschen aller Gäste in trauter Zweisamkeit frühmorgens noch entkorkten und beim fachsimpeln genossen:

Domaine Amiot-Servelle, Chambolle Musigny 1er Cru Derriere la Grange

Nur schon beim betrachten des Etiketts kam mir Christian Amiot in den Sinn (der aufgrund seines Äusseren als bärtiger Brummbär wahrgenommen werden könnte, wäre da nicht eine herzensgute Art, die ihn so sehr sympathisch macht), den ich zuletzt im März an den Grands Jours gesehen hatte. Irgendwie ist es bei diesen Weinen einfach so, dass man sich im Geiste mit Christian am Tisch wähnt und die Weine verkostet – das führt natürlich auch zu eienr etwas befangeneren Wahrnehmung, aber ich denke, das ist ok so. Zusammen mit Uwe macht das natürlich nochmals mehr Spass, da er als Berufsmusiker in Geisenheim seine Zweitausbildung abgeschlossen hat und natürlich ein überaus interessanter Partner für das ergründen dieser Tropfen ist – den wir so gefühlt zu dritt genossen.

Derriere la Grange liegt, wenn ich mich recht entsinne unterhalb les Fuees in direkter Verlängerung von les Lavrottes in der Nähe des Grand Cru Bonnes Mares. Ich glaube gerade 0.26 ha gibt es und zwei Domainen die die Lage bewirtschaften, also ein per se schon eher seltener Wein. Wenn man an Chambolle Musigny denkt (zumindest ich) hat man immer diese fragilen, duftigen Weine im Kopf. Anders erscheint es mir hier bei Amiot-Servelle und dieser entsprechend situierten Lage:

Im Glas kam ein dunkles Rubinrot zum Vorschein. Die Nase offenbarte pure Frucht in Richtung (Griotte-)Kirsche, welche aber in bester Weise Zurückhaltung, Eleganz und Tiefe erkennen liess. Etwas Schoko und Gewürzkiste vermochte ebenfalls meine Nase zu kitzeln. Eigentlich wollte man gar nicht mehr aufhören an diesem Wein zu schnüffeln, was die eine Erkenntnis von Chambolle-Weinen als Nasenweine bestätigte, aber dieser Derriere la Grange verriet einfach eingehendere Tiefe. Das war nicht bloss Duft, der einem entgegen geschleudert wurde, sondern ein komplexes Nasenbild, das sich bei näherem Erkunden eröffnete.

Beim ersten Schluck verriet dieser Chambolle aber auch, dass er noch klar Jugendlich ist. ABER, wie es so ist mit den guten Burgundern: Auch in Jungen Jahren sind sie fähig zu zeigen, worauf man hoffen darf. Der Derriere la Grange holt den Geniesser zurück auf den Boden. Im besten Sinne deutet er seine Nähe zu Bonnes Mares und Fuees an und lässt durchblicken, dass Chambolle nicht nur gleich verführerische Nase sondern auch Kraft bedeuten kann. Dieser Wein packt zu über die ganze Zeit die er am Gaumen ist. Im ersten Drittel kommt die Süsse, fängt an die Aromen wieder zu spiegeln und betont noch eine zusätzliche dunkelfruchtige Seite. Was mir besonders imponierte und was wohl auch der Kraft dieses Weines Ausdruck verlieh: in der Mitte baute er seine männliche Seite auf, die zeigte, dass Komplexität, Struktur in wunderbaren, aber noch sehr festen Tanninen sich offenbarten. Darauf folgte ein wunderbar langer Abgang mit einer wunderbaren Frische, die Lust auf den nächsten Schluck macht, der in der geistigen Retrospektive nochmals das „Durchgehen“ des Weines zuliess. Auch wenn das Fazit lautet, dass dieser Wein noch zu jung war: es war ein wirklich vielversprechender Einblick, der sich eröffnete, WOW.
Gruss
Philipp

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BuschWein

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Re: Burgund 2008

BeitragMo 2. Jul 2012, 12:23

Eine Bekannte hat mir vergangenes Jahr den ´08er Givry 1er Cru
mitgebracht. Vor einem Jahr probiert, enttäuschend.
Jetzt habe ich wieder eine Flasche aúfgemacht, genauso.
In der Nase wenig Frucht, Flach, dominante Säure ohne Abgang.


Der Jahrgang ist ein guter Jahrgang, allerdings eher schlank und säurebetont, an kann auch sagen klassisch. Dass der Wein vor einem Jahr schon so verhalten und sauer geschmeckt hat ist etwas ungewöhnlich, zu Beginn konnten die 2008er durchaus überzeugen, wenn man mit Säure beim Rotwein Freude hat. Allerdings würde ich im Moment keine Roten 2008er mehr aufmachen, die Weine dürften zum allergrößten Teil jetzt in ihrer Verschlussphase sein. Was ich zuletzt probiert habe war alles sehr karg und wenig animierend, aber ich habe bei den guten Weinen begründete Hoffnung dass diese so zwischen 2016 und 2020 wieder aufmachen werden. Ich erwarte dass sich der Jahrgang gut entwickeln wird. Die nötige Substanz meine ich geschmeckt zu haben.
Armin
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sorgenbrecher

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Re: Burgund 2008

BeitragSa 14. Jul 2012, 21:02

völlig begeistert bin ich vom 2008er chassagne montrachet von marc morey, den ich gestern und heute im glas hatte.

sehr helles gelb mit ganz leichten grünlichen reflexen.
am ersten tag insgesamt sehr zurückhaltend in der nase, etwas zitrusfrucht, frisch gemähtes heu und auch benzin (kein petrol oder diesel, sondern leichtes, flüchtiges benzin). am gaumen so klar, so präzise, so mineralisch, so perfekt elegant, dass ich absolut begeistert bin. zitrus- und birnenfrucht mit leichtem (grünem ?!) walnussaroma, das alles getragen von einer deutlich präsenten säure, die nur am ersten tag etwas spitz daher kommt. am 2. tag alles noch ein bißchen besser, ein bißchen runder. die benzinnote ist fast vollständig verschwunden, die birnenaromen sind etwas reifer, der wein insgesamt noch harmonischer, die säure jetzt absolut perfekt eingebunden. erstaunlich lang im abgang für einen village-chassagne...

ich bin gespannt den reifeverlauf dieses weins zu beaobachten und auch die 1er crus von marc morey aus diesem jahr zu probieren.........klarer nachkaufreflex !
Gruß, Marko.
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sorgenbrecher

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Re: Burgund 2008

BeitragMi 18. Jul 2012, 09:47

natürlich konnte ich mich nach den oben geschilderten erfahrungen mit dem village-chassagne-montrachet nicht zurückhalten und öffnete noch am samstag den 1er cru - en virondot von marc morey.

erstaunlicherweise ist dieser große bruder von beginn an etwas offener in der nase und zeigt dort etwas mehr frucht. am gaumen jedoch anfangs weitgehend verschlossen, zitrone, schöne präsente säure, sehr straff, sehr elegant, die verwandschaft zum village-wein ist unverkennbar, der stil des erzeugers ebenso. erst am 3. tag öffnet sich der wein etwas mehr, es kommt eine wundervolle birnennote zum vorschein, auch rauchige aromen, ganz leichte walnuss. für mich der hammer ist aber der abgang, ein sehr langer und trinkanimierender nachhall, der sofort wieder lust auf den nächsten schluck macht. toller wein, der noch viele jahre liegen kann (und auch sollte).

wer eher vollmundige, cremige oder gar buttrige chardonnays mag, der wird mit den weinen von marc morey sicher keine freude haben, wer jedoch extrem elegante, präzise, mineralische und trinkanimierende weine sucht, der ist hier absolut richtig.
Gruß, Marko.
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octopussy

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Re: Burgund 2008

BeitragDo 19. Jul 2012, 07:28

sorgenbrecher hat geschrieben:wer eher vollmundige, cremige oder gar buttrige chardonnays mag, der wird mit den weinen von marc morey sicher keine freude haben, wer jedoch extrem elegante, präzise, mineralische und trinkanimierende weine sucht, der ist hier absolut richtig.

Hallo Marko,

den en Virodot von Marc Morey hatte ich vor einer Weile aus 2006 (viewtopic.php?f=22&t=1377). Der hat mir auch extrem gut geschmeckt. Die generelle Einschätzung oben teile ich.

Die "buttrigen" Chardonnays aus dem Burgund scheinen mir - mit wenigen Ausnahmen v.a. in Meursault und im Maconnais - übrigens in der Praxis nur noch selten vorzukommen. Die Frequenz, mit der Weinhändler die buttrigen Chardonnays als Kontrapunkt für ihre schlankeren und feineren Gewächse sehen, scheint mir da deutlich überhöht ;).
Beste Grüße, Stephan
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