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Burgund 2007

Chablis, Auxerre und Umgebung, Côte de Nuits, Côte de Beaune, Châlonnais, Maconnais, Beaujolais und Lyonnais
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UlliB

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Re: Burgund 2007

BeitragSo 8. Dez 2013, 10:50

Weinbertl hat geschrieben:den 2010er gibts für knapp 30 EUR bei wineandco.de. Würdest Du bei dem Preis eine Empfehlung aussprechen können?


Hallo Robert,

vom Jahrgang sollte der 10er eigentlich besser sein als der 07er, und das dürfte basierend auf der Erfahrung mit dem 07er dann schon ein wirklich guter Wein sein. Aber, du meine Güte - 30 Euro für einen einfachen Bourgogne AOC? Das ist schon ziemlich abgehoben. Die Preise im Burgund gehen gerade echt durch die Decke... :roll:

Wenn bei Dir das Geld nicht sehr locker sitzt, würde ich es lassen.

Gruß
Ulli
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UlliB

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Re: Burgund 2007

BeitragDo 26. Dez 2013, 11:20

Noch ein wirklich erfreulicher 2007er:

2007er Vosne-Romanée 1er Cru "Aux Malconsorts" (Cathiard) 13,5%Vol. Der Malconsorts von Cathiard war kurzfristig auf Stephans (octopussy) "must have"-Liste, bevor er zu Recht durch den Romanée St. Vivant des gleichen Erzeugers ersetzt wurde (die Liste war übrigens der Anlass, diesen Wein kurzfristig "einzuschieben" - da war doch noch was im Keller...). Hier zeigt Cathiard, warum er mittlerweile zu den besten Erzeugern im Burgund gerechnet wird:

Transparentes, mittleres Kirschrot ohne Alterserscheinungen. Eine dieser Burgunder-Nasen, die einen quasi ins Glas ziehen - ein faszinierendes hell-dunkel-Spiel, strahlende Frucht (vorwiegend Himbeere, auch etwas rote Johannisbeere) über einem dunklen, warmen Untergrund: feuchte Erde, Unterholz, auch etwas pilziges... die Sprache reicht nicht aus, um die Vielzahl an Eindrücken zu beschreiben. Im Gaumen mittlere Dichte, elegant, feine Säure vermittelt große Frische, einfach fein, sehr gute Länge.

Zum ganz großen Wein fehlt hier vielleicht ein klein wenig an Substanz, der Eindruck im Gaumen ist etwas grobmaschig und lose geknüpft, was dem Jahrgang geschuldet sein dürfte. Aber das ist Gemeckere auf sehr hohem Niveau; das ist schon wirklich erstklassig und bewegt sich in der Pinot-Liga, in der nur noch burgundische Burgunder mitspielen. Wenn die Cathiard-Weine nur nicht so dämlich teuer wären...

Gruß
Ulli
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octopussy

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Re: Burgund 2007

BeitragDo 26. Dez 2013, 12:11

UlliB hat geschrieben:Wenn die Cathiard-Weine nur nicht so dämlich teuer wären...

Ja, leider. Bei dem 2011er Malconsorts habe ich kurz gezuckt, aber knapp über 200 Euro die Flasche war mir dann doch zu viel. Dann vielleicht lieber den 2012er nächstes Jahr, wobei der sicher nochmal kräftig teurer wird :(.
Beste Grüße, Stephan
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UlliB

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Re: Burgund 2007

BeitragDo 26. Dez 2013, 12:26

octopussy hat geschrieben:Ja, leider. Bei dem 2011er Malconsorts habe ich kurz gezuckt, aber knapp über 200 Euro die Flasche war mir dann doch zu viel.


Du kannst für den 2011er Malconsorts bei einem nicht ganz unbekannten deutschen Händler auch 398.- Euro hinlegen. Wie schon an anderer Stelle bemerkt, ist der Handel mit Burgundern im Vergleich zu dem mit Bordeaux völlig intransparent, und manche Händler versuchen hier ganz offensichtlich, einen richtig fetten Schnitt zu machen. Es wäre interessant zu wissen, für was Cathiard den Wein an den Handel abgibt :twisted:

Aber einerlei, ob nun 200 oder 400 Euro, was zu viel ist, ist zu viel. :cry:

Gruß
Ulli
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octopussy

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Re: Burgund 2007

BeitragSo 2. Feb 2014, 12:59

Hier mal ein weniger erfreulicher 2007er: Louis Boillot 2007 Volnay Les Grands Poisots aus einer Dorflage in Richtung Beaune. Der Wein schmeckte direkt nach dem Öffnen richtig grausam - total röstiges Holz, leicht grünliche Noten, spitze Säure, eckiges Tannin. Dann ging er etwas besser, blieb aber immer schwammig. Nach zwei Tagen offen war er noch schwammiger. Vielleicht hätte man den sweet spot nach 3 oder 4 Stunden offen erwischen können, insgesamt aber blieben die spitze Säure, die unreifen Tannine und eine fehlende Präzision sowie röstige Holznoten aber immer da. Louis Boillot ist ja der Ehemann von Ghislaine Barthod. Während ich ihre Weine richtig gerne mag, hatte ich von Louis Boillot letztlich noch keinen Wein, der mich wirklich überzeugt hat.

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Gestern Abend zum Essen hatten wir dann noch zu viert eine Flasche Hubert Lamy 2007 Saint Aubin 1er Cru Clos de la Chatenière (Chardonnay). Hubert Lamy hat in Saint Aubin die Preisführerschaft inne, aber Weine wie dieser erreichen für mich auch locker Puligny- oder Chassagne-Montrachet Villages Level. Nur etwas zu früh habe ich ihn geöffnet, drei bis vier weitere Jahre dürften sich lohnen. Ich hatte nur eine Flasche, habe aber jetzt noch eine Flasche 2007 En Remilly und werde die erstmal verstecken.

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Beste Grüße, Stephan
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sorgenbrecher

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Re: Burgund 2007

BeitragSo 2. Feb 2014, 13:31

stephan,

danke für die schönen notizen.
das bestätigt meine ebenfalls sehr zwiespältige haltung zu den weinen von louis boillot, mit denen ich auch in sehr guten jahren noch nicht wirklich etwas anfangen konnte.
ich glaube auch, dass hier weniger das jahr 2007 als die stilistik in den eigenen weinen von louis boillot ausschlaggebend ist (im übrigen bin ich ebenfalls sehr großer fan der weine seiner frau ghislaine barthod !).
während die meisten roten aus 2007 wohl nie richtig groß sein werden, aber dennoch früh zugänglich auf hohem niveau sein können, ist 2007 im weißweinbereich für mich ein richtig starkes jahr, aus dem ich gern an weißen burgundern nachkaufe was irgendwie geht. bei den chablis aus 2007 muss ich noch massiv nachlegen, was ich bisher im glas hatte war teilweise spektakulär.
Gruß, Marko.
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Barrique-Haus

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Re: Burgund 2007

BeitragMo 3. Mär 2014, 14:22

Alain Jeanniard - Vosne Romanée 2007

http://barriquehaus.de/2014/03/barrique ... ng-zum-96/

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Im Prinzip recht wenig. Himbeere und Kirsche überall, enorm moderne Ausrichtung. Das handwerkliche Geschick spürbar, sehr harmonisch. Auch die feinen, blumigen Aromen gefallen. Die Nase intensiv, einfach und insgesamt ein subtil-harmonischer Stil. Kirschsaft mit Pflanzentönen. Dazu Himbeere, blumige Aromen, eine Spur welkes Laub und getrocknete Kräuter. Gefühlvolles, mittelkräftiges Holz. Schlank und leichtgewichtig – ebenso am Gaumen mit ein wenig wässrigem Mundgefühl. Zartes Holz gibt den Körper. Herb-fruchtig, blumig-kräutrig und Bitterschokolade. Balance ist gut, Gerbstoffe und Säure (viel) sind fein. Gefühlvoll, wieder insgesamt einfach. Der Abgang gut, lang und schmelzig. Bekannte Aromatik setzt sich fort mit süßlicher Kirsche im Fokus. Etwas trocknend und merklicher Alkohol.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Der Pinot ist einfach nicht authentisch, wirkt gemacht und zusammengebaut für die Gastronomie. Die Traubenbasis war vielleicht auch nicht die Beste, grünliche Töne begleiten den gesamten Wein. Erinnert oftmals an Saft. Letztendlich schmeckt er schon, tut an keiner Stelle weh, verwöhnt oder fasziniert jedoch zu keinem Zeitpunkt. Jetzt langsam austrinken.
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 17-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)
Viele Grüße
Das Barrique-Haus

http://barriquehaus.de/
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octopussy

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Re: Burgund 2007

BeitragFr 28. Mär 2014, 11:52

Schon neulich bei der 2007er Spätburgunder/Pinot Noir Probe hatten wir ein paar sehr schöne 2007er im Glas. Auch wenn das in der Breite im Zweifel kein großer Jahrgang ist, scheint es mir schon einer, aus dem es sich lohnt, selektiv zum guten Preis auch jetzt noch ein paar Flaschen nachzukaufen. Nach allem bieten Jahrgänge wie 2007 die Möglichkeit, entweder ein paar Weine zu trinken, die man sich sonst nicht leisten kann oder will oder die man sonst schlicht nicht bekommt, wenn man keine jahrelange Allokation hat. Und sie sind auf Restaurantkarten eine nahezu sichere Wahl. Lieber einen 2007er jetzt als einen 2005er, 2006er oder 2008er.

Sehr schön, genau genommen richtig schön, und ohne das leichte Fehlen von Substanz in der Mitte des Gaumens, das manch anderer (gleichwohl ausgezeichnet zu trinkender 2007er) hat, zeigte sich der 2007 Volnay 1er Cru Fremiets von Henri Boillot. Sehr raffiniert, die Sinne kitzelnd, extrem verfeinert - ein Traum.

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An einem Abend in kleiner Runde habe ich dann zum ausgezeichneten Preis (weniger als 2/3 des günstigsten Preises in D für den 2011er) den 2007 Romanée St. Vivant von Hudelot-Noellat auf der Karte im Restaurant gesehen. Nach kurzem Zögern überwog das Motto "Man lebt nur einmal". Es hat sich gelohnt. Eine gute Stunde durfte der Wein im Dekanter baden und von Kellertemperatur auf Betriebstemperatur kommen. Dann hatte er alles, was für mich einen exzellenten Wein aus Vosne-Romanée ausmacht: eine gewisse pflaumige Üppigkeit, eine erdige bis exotische Würze, eine noble Samtigkeit, eine gewisse zurückhaltende Kühle und viel Tiefe. Ein Erlebnis.

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Beste Grüße, Stephan
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Kle

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Re: Burgund 2007

BeitragMo 19. Mai 2014, 09:54

Geradezu Modellcharakter hat: Camille Giroud Bourgogne 2007 (negociant á Beaune), eine Empfehlung von Stephan. Schönes Granat, Farbe weder zu dick noch zu dünn aufgetragen. Feine, eher säurebetonte Frucht, von der sogleich auf untergründige, dunkle, würzige Reifearomen verwiesen wird. Dies macht den Wein sofort interessant und vielschichtig. Beeren und etwas Kirschfrucht dominieren, aber fein gewürzt und durchdrungen von den Sekundäraromen. Nach meinem Eindruck wird er bei zunehmendem Luftkontakt eher kompakter und gefälliger. Am zweiten Tag hat der mit Korkimitat versehene Wein kein Stück abgebaut. Im Gegenteil wirkt er wie gestrafft und angehübscht. Die Fruchtaromen füllen ihn mehr aus, was ihn auf appetitliche Weise langweiliger macht.

Gruß, Kle
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Tristram Shandy
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sorgenbrecher

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Re: Burgund 2007

BeitragSa 31. Mai 2014, 16:11

octopussy hat geschrieben:Bei dem Vaucrains bin ich ja mal gespannt, wie lange der lagern muss. Ich hatte damals 2006, 2009 und 2010 gekauft und werde mich wohl frühestens 2018 an den 2006er ranwagen.


alain michelot, nsg les vaucrains 1er 2007

wohl wissend, dass das hier noch ein mächtiges baby ist, hatte ich am donnerstag für eine kleine runde mit freunden eine flasche aufgezogen und bereits 5 stunden vor der verkostung geöffnet.
in der nase zunächst sehr zugeknöpft, neben sauerkirscharomen und ganz dezentem holz lässt der wein zunächst wenig raus, mit viel belüftung im großem glas und mehr temperatur kommen später rosenblüten und etwas erdige aromen zum vorschein. die power, die am gaumen folgt, deutet sich in der nase bereits an....ein durch und durch maskuliner wein. am gaumen dunkle, tiefe kirschfrucht, auch brombeere, das mundgefühl geprägt durch mächtige, aber feine, tannine und eine sehr angenehm balancierte säure, die dem wein eine schöne frische gibt. mächtig, kraftvoll, viel extrakt und struktur, im finish bricht der wein etwas weg, hier macht sich sicher zum einen der jahrgang und zum anderen das noch nicht erreichte trinkfenster bemerkbar.
assoziationen mit einem serralunga-barolo kann ich sehr gut nachvollziehen.

heute, nach 2 tagen offen, etwas zugänglicher, offener in der nase, etwas runder am gaumen, aber noch immer ein kraftpaket, nicht ansatzweise in die breite gehend, aber ein bodybuilder mit viel muskulatur.
der wein zum gegrilltem entrecote.
Gruß, Marko.
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