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Beaujolais

Chablis, Auxerre und Umgebung, Côte de Nuits, Côte de Beaune, Châlonnais, Maconnais, Beaujolais und Lyonnais
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EThC

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Re: Beaujolais

BeitragSa 3. Apr 2021, 16:44

Am vergangenen Mittwoch haben wir’s tatsächlich mal wieder geschafft, live an einer WRINT-Verkostung teilzunehmen und sie nicht Tage oder Wochen später per Konserve mitlaufen zu lassen. Das Thema war diesmal „Beaujolais“, damit habe ich selbst relativ wenig Erfahrung, denn ich wurde vor vielen Jahren mal nachhaltig von diesem „Beaujolais nouveau“ bzw. „Beaujolais primeur“-Thema abgeschreckt und habe diese Region seither quasi negiert. Tatsächlich hat sich die Primeur- / Nouveau-Welle mittlerweile totgelaufen und das Gebiet scheint nun auf breiterer Front wieder „normalen“ Wein zu produzieren, einen davon hatte ich vor gut einem Jahr mal im Glas. Insofern eine gute Gelegenheit, seinen Wein-Horizont mal wieder etwas zu erweitern.

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Ein grundsätzliches Problem der meisten Online-Verkostungen kam diesmal wieder klar zum Vorschein: die verkosteten Weine sind in der Regel zu jung, als daß sie schon zeigen könnten, was in ihnen steckt. Egal ob Händler oder Winzer, alle sind -natürlich- darauf bedacht, ihre Weinchen so schnell wie möglich loszuwerden, gut angereifte Weine sind vor allem im qualitativen Mittelbau dann doch eher selten zu finden, das reift in der Regel -wenn überhaupt- beim Endkunden. So dachte ich mir denn auch bei zumindest 2 der 3 immer noch recht jungen Weine (auch wenn sie von nouveau bzw. primeur zum Glück schon weit genug entfernt sind), daß man sie nochmal in 3 bis 4 Jahren probieren müßte, um ein abschließendes Urteil fällen zu können. Mach ich vielleicht auch...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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Ollie

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Re: Beaujolais

BeitragSa 3. Apr 2021, 22:23

In meinem Herzen gibt's keine Lücke, die Beaujolais füllen könnten, aber gelegentlich lege ich mir zu Testzwecken etwas in den Keller. Kürzlich also:

2011 Jean-Marc Burgaud Côte de Py Javernières
Ganz jung fand ich der Wein einen ziemlichen Knaller (92, da hatte David Schildknecht schon recht), aber in den Jahren dazwischen wanderten drei Flaschen in den Ausguß, so zugenagelt und "nichtsig" war der Wein. Jetzt offenbar wieder offen: Schöne, volle Nase mit dunkler, erdiger Frucht (am deutlichsten schwarze Kirsche), ganz leichte Würze wie vom Ausbau in teilweise neuem Holz. Dasselbe auch am Gaumen, sehr harmonisch, mittlerer Körper, recht samtiges Mundgefühl, der Wein wird eher von der runden Säure strukturiert. Ordentliche Länge, nicht übermäßig komplex, trinkt sich sehr gut weg. Erinnert jetzt mit Reife tatsächlich an einen rustikalen Pinot, nur der mittlerweile nur noch ganz schwach ausgeprägte, bläuliche Farbeinschlag verrät, daß es nicht so ist: "Pommard, der mit Dunkelfelder gepimpt wurde". Jetzt nur noch 89-90.

Sehr teurer Spaß, dieses Weinchen. :shock:

Cheers,
Ollie
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
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Ole

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Re: Beaujolais

BeitragDi 6. Apr 2021, 13:58

Aus der Erinnerung berichtet: Diese zwei Beaujolais liefen mir über Ostern zu Grillkram bei Freunden über den Weg:
2009 Jean-Marc Burgaud: Morgon 'James'
Farblich sehr dunkel, nach dem Öffnen in der Nase verschlossen; mit etwas Luft wagen sich zarte Fruchttöne hervor; am Gaumen dann deutliche Säure und eine intensive, dunkle Frucht, die aber bald vom Gerbstoff überlagert und verdrängt wird, übrig bleibt pelzige Adstringenz. Nach einer guten Stunde und Luft wird der Wein zugänglicher, die Frucht deutlicher, das raue Tannin, das vermutlich dem Holzeinsatz geschuldet ist, behält aber die Oberhand. Der Eindruck des Rustikalen festigt sich.
Der Wein stammt aus den besten Parzellen der Côte du Py, von einem renomierten Winzer und aus einem hervorragenden Jahr, dennoch ist er enttäuschend. Ich hatte den vor einigen Jahren schon einmal im Glas und – war sehr angetan. Den werd ich mir demnächst noch einmal näher ansehen.
2010 Domaine du Point du Jour: Fleurie Vieilles Vignes
Deutlich transparenter als der Burgaud und röter, aber mit durchaus dunklem Kern; in der Nase betörende Blüten- und Fruchtnoten, die wirken äußerst animierend; der Gaumen erlebt dann eine komplexe Fruchtdusche, zunächst reife Kirsche, dann Himbeere, dann Brombeere, schließlich Backpflaume und Kräuter, Gewürze – begleitet wird das von reifer, feiner Säure und zartem Tannin. Von Anfang an ergibt sich ein wunderbares seidiges Mundgefühl, das bis zum langen Ende anhält. Ein harmonischer und eleganter Wein von spielerischer Leichtigkeit. Ein Fleurie aus dem Bilderbuch!!
Ole
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Ole

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Re: Beaujolais

BeitragDo 8. Apr 2021, 14:40

. . . wieder etwas von der Côte du Py, Morgon, – und gleich dreimal, nämlich
Domaine Mee Godard: Morgon Côte du Py, die Jahrgänge 2015, 2016, 2018
Farblich waren die Weine von dunklem Kirschrot und es ergab sich eine Debatte, welcher der dunkelste sei, der 2015 oder der 2018er, (der 2016er war eindeutig einige Schattierungen heller); wir entschieden uns nach längerem Hin und Her für den 2018er, der einen fast schwarzen Kern aufwies.
Der 2015er bot der Nase zunächst einen Hauch von Frucht, um sich dann schnell zu verschließen, es blieb etwas schwer Definierbares: rauchig, blutig, erdig, schweißig, animalisch; am Gaumen dann reife KIrsche, stramme Säure, leichte Adstringenz, dominant war aber das Gefühl von Konzentration, Dichte, Festigkeit; er hatte etwas Monolithisches, ihm war schwer beizukommen.
Der 2016er war in der Nase ähnlich, wobei etwas mehr Frucht zu erhaschen war; am Gaumen wirkte er leichter, schlanker, bot eine schöne Säure und gab beim Kauen etwas Frucht preis, die aber distanziert blieb; zwei Stunden später hatte er einen guten Fluß, wirkte einigermaßen rund und harmonisch.
Die Nase des 2018er ähnelte der des 2015ers stark, auch sie war rauchig, blutig, aninmalisch, vielleicht bot sie etwas mehr dunkle Frucht; am Gaumen dann: saftig, reife Frucht (Kirsche, Brombeere), später Gewürze (Nelken, Lorbeer), auch Mineralisches und eine recht starke, dabei weiche Adstringenz; auch dieser war sehr fest.
Drei interessante, seriöse Weine, die allerdings Rätsel aufgeben: weil sie sich mehr (2015, 2018) oder weniger (2016) unzugänglich gebärdeten, weil sie schwer faßbar waren; sie erscheinen als monolithische Blöcke, die noch wenig konturiert, wenig ausdifferenziert und daher wenig handlich daher kamen. Wie werden sie in fünf Jahren dastehen?
Ole
[Dieses ist eine kurze Fassung eines ausführlicheren Beitrags, der leider einige Minuten unterbrochen werden mußte – und dann im Nichts verschwand. Das ist mir schon einmal passiert. Gibt es einen Trick, einen so abhanden gekommen Text wiederzubeleben?]
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Kle

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Re: Beaujolais

BeitragDo 8. Apr 2021, 18:42

… ich suche nach einem Linkspfeil und habe den Text oft nach einem Klick wieder vor Augen. Eventuell die Seite im Browserverlauf neu aktivieren.

Mee Godard
Cote du Py 2015/16/18

Auf die drei Godards habe ich mich besonders gefreut, denn mit den Weinen dieser Winzerin glaubte ich letztes Jahr eine besondere Entdeckung gemacht zu haben. Die rötlich-blau-violette Farbe in den Gläsern zeugte zumindest von Individualität und der umwerfende Kirschduft des 15ers weckte große Erwartungen. Leider kam Ole nicht in diesen Genuss, da er einige Minuten nach mir zum ersten Mal schnüffelte und sich das Bukett da bis zur Unkenntlichkeit zurückgezogen hatte. Die vollfruchtige, flauschige Dichte dieses Weines im Mund verblüfft und ernüchtert, da sie einerseits sehr ehrbar, andererseits eindimensional wirkt. Zum Glück zeigen sich im Untergrund Zeichen anderer Aromen, geheimnisvoll zarte, kräuterige Anmutungen, zu fein, um sie zu entziffern. Der Säurestreuer wurde hingegen äußerst gekonnt eingesetzt und gibt dem Wein schärfere Akzente.

Den 2016er hatte ich von früher vielschichtiger in Erinnerung. Auch hier ein ausladend-flauschiger Eindruck, in den sich ein bißchen Aromen mischen, die an Pariser Pissoir (nicht böse gemeint, Henry Miller hat da gerne durchgeatmet) und frisch geöffnete Sardinenbüchse erinnern. Hier wie bei den anderen Weinen gibt es außerdem ausgeprägt dunkle, auch rauchige Noten, die assoziativ etwas mit der Bodenbeschaffenheit zu tun haben müssten --- sie erinnern an kein organisches Material. Allenfalls daran, um eine Anleihe bei Octopussy zu machen, wie feuchter Stein schmeckt, nachdem er Rosmarin zerrieben hat…

Der 2018er besitzt diese mineralische Note ebenfalls. Zugleich überhaupt keinen doppelten Boden… Er spricht vor allem durch seine weich ausladende und dabei bestimmte Frucht wie ein fest genähtes Kissen und würzige Säure. Immerhin zeigt er nach langer Zeit immer mehr Schattierungen, auch mit herben Gewürzassoziationen.
Auch der 16 er wird strukturierter und vielschichtiger. Die Weine beginnen nach mehreren Stunden zu leben, faszinieren auf andere Weise als erwartet und konträr zu gewohnten Bewertungsmustern. Nicht nur sie, auch die Verkoster brauchen Zeit, sich auf die undurchdringliche Einfachheit einzustellen, die nichts mit Oberflächlichkeit oder fehlender Substanz zu hat. Hinter dem Undurchdringlichen spielt sich etwas ab, das ist zu schmecken, das Einfache hat viele Bezüge. Was fehlt, ist die deutliche Entfaltung der versteckten Stärken. Das Äußere ist stark, weil es auf das Innere hinweist und es nicht entblättert.

Nach 24 Stunden hat Cdp 16 deutlich gewonnen. Im Geruch eine feine Frucht-Kräutermischung. Geschmacklich mutierten die dunklen Aromen ins Kräuterig-pflanzliche – lange durchgezogene Teeblätter, die sich in die Tasse verirrten – und haben sich wunderbar mit Rotfrucht und zupackender Säure (fiel mir gestern so nicht auf) verbunden.

Kurios die Veränderung des 18ers.. In der Nase kirschfruchtig wie eh. Im Mund geht der Wein wie durch einen dunklen Schleier (erneut die aufgeweichten Teeblätter) und setzt dann ein üppiges Fruchtaroma frei. Ich weiß nicht, wie viele Punkte es allein für dieses Kunststück geben müsste, wäre es eine olympische Disziplin. Im Abgang eine schöne Süße, wobei die „Teeblätter“ auch Pelziges hinterlassen.

Gruß, Kle
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Tristram Shandy
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joern_ribu

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Re: Beaujolais

BeitragSa 17. Apr 2021, 21:43

Nach sehr langer Abwesenheit melde ich hier mal wieder zu Wort. Heute Abend gab es bei uns die letzte Flasche des 2017 Domaine de la Madone Beaujolais-Villages, Jean Baptiste Bererd.
"Nur" ein Villages, aber ein richtig guter, der mit tollem Trinkfluss bei sehr attraktivem PLV (unter 10 €) glänzt. Die animierende Säure hält den Wein, der u.a. von Parker's William Kelley sehr positiv besprochen wurde, in harmonischer Balance. Tannine sind kaum spürbar, daher bin ich mir nicht sicher ob er die von Kelley prognostizierten weiteren ca. 15 Jahre durchhält, aber jetzt ist er ein schöner Begleiter über den ganzen Abend hinweg. Viel Schwarzkirsche im Mund, ein wenig medizinale und kräuterige Noten, doch vor allem bleibt die erfrischende Säure haften, ohne dominant zu sein. Durchaus vollmundig, hallt lange nach, gefällt mir und meiner besseren Hälfte richtig gut. Die nächsten Jahrgänge kommen bei uns definitiv auf die Beobachtungsliste, und das Beaujolais werden wir auch noch genauer unter die Lupe nehmen.
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Salute - und immer einen guten Wein im Glas wünscht

Jörn
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Kle

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Re: Beaujolais

BeitragSa 8. Mai 2021, 18:19

Drei Weine über mehrere Stunden unter vier Augen „beobachten“, während man quatscht und isst, ist eine gute Methode. Die probierten Sachen (Merci, Ole!) wirken besonders präsent und eindrucksvoll und es kommt fast immer zu dramatischen Wendungen. Mit dem einfachen Morgon 2009 von M. Lapierre hatte ich während ein, zwei Stunden einen schwer zu übertreffenden Beaujolais im Glas. In der Nase ein intensiver Frucht-Beerenkorb. Kein schwaches Lüftchen, dem man nachschnuppern müsste, sondern beständig einnehmend. Im Vergleich das Bukett des Morgon 2009 von G. Descombes und des Morgon Côtes du Py 2009 von Jean Foillard zwar weniger kräftig, aber ebenfalls fesselnd mit mehr anorganischen und heilkräuterigen Eindrücken, so dass für längere Zeit keine Notwendigkeit bestand, auch mal am Glas zu nippen. Dann aber zeigt Lapierre einen wunderbaren Fruchtkörper: Fest und zugleich schmiegsam wie Samt und Seide und mit jedem Schluck aromatisch changierend. Dicht und trotzdem offen und lebendig. Frisch, ausgebildet und mit einem vermeintlich unabsehbaren Reifepotential. Jeder Schluck macht wieder neugierig, den Wein kennenzulernen, weil keiner wie der andere ist. Kirsche, Brombeeren, Himbeeren, Schlehe mit schöner Süße im Untergrund, aber auch medizinale und Teearomen. Beim Descombes fiel mir hingegen sofort eine dunkle Altersnote auf, Firne, Verkohltes und manchmal ein geradezu pappiger Eindruck. Es dauerte eine Weile, bis sie nicht mehr dominierte und eine schöne pflaumenfruchtige Anmutung mehr zur Geltung kam. Auch dieser Wein im Mund wie gepolstert, von starker, aber feiner Struktur und einer gut proportionierten, wie in den Stoff eingenähten Säure.
Foillard kam etwas zu kurz. Vollmundig-seidiger Auftritt mit viel Kirsche, kräuterigen und rauchigen Aromen. Sehr kompakt und für mich erst einmal schwer zu fassen. Zu diesem Zeitpunkt hatte mein ursprünglicher Favourit Lapierre viel von seiner Faszination eingebüßt. Ein wohlschmeckender Wein mit angeregtem Frucht-Säure-Spiel, aber nun recht überschaubar.
Foillards Côtes du Py wurde hingegen sehr viel später zu einem äußerst delikaten Genuss. Konzentrierte Kirscharomen trafen auf rauchig-Überreifes und durchgezogenes Teetannin unterlegt mit himmlischer Süße. Es war so köstlich, dass ich noch am Depot geknabbert habe.

Gruß, Kle
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Tristram Shandy
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Ole

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Re: Beaujolais

BeitragMo 10. Mai 2021, 11:42

Gut gebrüllt Carsten – und schön beschrieben hast Du die drei Morgons! Da bleibt wenig nachzutragen. Die Weine waren praktisch farbidentisch, wobei beim Lapierre der Rand ein wenig heller schien. Das bedeutete aber nicht, daß er altersschwach wäre. Er war im Gegenteil frisch und präsent – und schon in der Nase betörend. Da war Vielfruchtiges, Blütiges, Blutiges, Kräuteriges zu erschnuppern, und das fand sich am Gaumen wieder. Nuancierte Aromen gaben sich die Klinke in die Hand, drängelten mitunter gleichzeitig, es gab aber nie Streit, alles war von erstaunlicher Harmonie getragen, eingebettet in Seidigkeit und Samtigkeit, gestützt von feiner Säure und feiner Süße. Dabei wirkte alles leicht, luftig, fast spielerisch, nie aber oberflächlich und effekthascherig. Der Wein bereitete große Freude – und er bekommt von mir keine Minuspunkte, weil er in der Tat nach einigen Stunden eindimensionaler daherkam. Ist es denn ein Qualitätsmerkmal, wenn ein Wein über viele Stunden gleich bleibt? Oder ist es ein Qualitätsmerkmal, wenn ein Wein erst nach längerer Zeit 'kommt'? So war es nämlich beim Descombes, der brauchte etwas Zeit, bis er sich zeigte. Der hatte Statur, wirkte fester als Lapierre, gradliniger, nicht aber einfacher, denn auch er gab nach und nach immer neue Nuancen preis: Zunächst war da reife Pflaume zu entdecken, die plötzlich in Kirsche überging und schließlich gesellte sich Himbeere dazu, auch Kräuteriges und medizinal anmutende Noten, – alles in ziemlicher Intensität. Anders als Lapierre war er allerdings leicht adstringierend, hinterließ etwas Pelz an Gaumen. Dennoch hatten wir es wieder mit einem sehr attraktiven Wein zu tun! Der [b]Foillard[/b] lag irgendwie zwischen den beiden anderen. Er war fester als der Lapierre, aber ähnlich nuancenreich, hatte dunklere Noten – von Cassis und Holunder, große Länge, reife Säure und leichte Adstringenz. – Drei unterschiedliche Weine, alle drei großartig! Es fällt schwer, sich für einen zu entscheiden! Zu erwähnen ist noch, daß Foillard mit 12,5% Alc. aufwartete, die beiden anderen mit 13%. Das ist erstaunlich, denn 2009 gab es auch schon Beaujolais mit 14,5% Alc.
Ole
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Nora

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Re: Beaujolais

BeitragMi 12. Mai 2021, 10:49

Liebe Forumsmitglieder,

ich habe als Falschlieferung 1 Flasche Bourgogne Pinot Noir 2019 von Jean-Paul Brun - Domaine des Terres Dorees bekommen.

Lohnt es sich, diese Flasche zu behalten (Preis 15,35 Euro) und mal zu probieren? Und wenn ja, kann man die jetzt schon trinken? Oder sollte ich sie lieber wieder zurück senden? Ich kenne das Weingut bzw. den Winzer nicht.

VG, Nora
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weinaffe

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Re: Beaujolais

BeitragMi 12. Mai 2021, 14:16

Nora hat geschrieben:Liebe Forumsmitglieder,

ich habe als Falschlieferung 1 Flasche Bourgogne Pinot Noir 2019 von Jean-Paul Brun - Domaine des Terres Dorees bekommen.

Lohnt es sich, diese Flasche zu behalten (Preis 15,35 Euro) und mal zu probieren? Und wenn ja, kann man die jetzt schon trinken? Oder sollte ich sie lieber wieder zurück senden? Ich kenne das Weingut bzw. den Winzer nicht.

VG, Nora


Hallo Nora,
den würde ich durchaus behalten. Jean-Paul Brun gehört unbestritten zu den sehr guten Produzenten im Beaujolais und der Preis ist auch absolut ok. Den Pinot von ihm kenne ich nicht, aber möglicherweise ist er zumindest schon antrinkbar. Ich würde vielleicht noch 1-2 Jahre mit dem Öffnen warten, das könnte sich durchaus lohnen. Jean-Paul Brun setzt prinzipiell nur ganz wenig SO2 zu, so dass man auf das Dekantieren des Weins besser verzichten sollte. Am besten einfach eine halbe Stunde vor Genuss entkorken.

LG
Bodo
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