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Burgund für Anfänger

Chablis, Auxerre und Umgebung, Côte de Nuits, Côte de Beaune, Châlonnais, Maconnais, Beaujolais und Lyonnais
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Desmirail

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Re: Burgund für Anfänger

BeitragFr 7. Okt 2011, 09:43

Moin!

... sooo, gut geschlafen habe ich, obwohl ich mir gestern noch einige Seiten des "Weinatlas" Thema Bourgogne - Burgunder rein gezogen habe. Ich nähere mich dem Thema jetzt auch mal literarisch. Also Begleiter hatte ich dazu allerdings einen Wein aus dem Dao, war auch lecker. Angenehm fruchtig und nicht überholzt.

Die Erkenntnisse bzgl. der Lagen waren, sagen wir verwirrend. Mir war schon klar das die Bourgogne ein Flickenteppich ist, aber so sehr wie dort beschrieben steht :shock:

Kann man so als Faustregel sagen, dass der Verbraucher vor allem den Weinberg und die Gemeindenamen unterscheiden sollte?

Im Weinatlas steht, dass viele Dörfer (Vosne, Chassagne, Gevrey etc.) schmückten sich mit dem Namen ihres Rebhangs. Der Unterschied zwischen Chevalier - Montrachet (aus einem Berühmten Weinberg) und Chassagne - Montracht (aus irgendeiner Lage in der Gemeinde) ist nicht groß aber wichtig.

Wie soll ich das denn verstehen :?:

Wenn ich mir die Karten anschaue, dann erscheint es mir, als hätte jeder Einwohner dort einen eigenen Weinberg in Produktion und jeder sein eigenes Kellergewölbe. Da geht es ja echt um Zentimeter bei der Weinbergsabgrenzung. :shock: :shock:

Dazu kommt noch die Zerfurchung durch die Namensgebung :roll: . Natürlich, wie sollte es in solchen gigantischen, ländlichen (*hust*) Inzest - Gebieten auch anders sein. Alle haben sich innerhalb des Dorfes verheiratet und alle tragen irgendwie den gleichen Namen.

Und ich dachte die hundertachzigtausend entstandenen Franzens von der Mosel seien schwer zu verstehen :lol:

Ich werde mal weiter lesen und dann mal anfangen den ein oder anderen zu probieren. Vorschläge gab es ja schon. Vielleicht gibt es ja noch ein paar andere.
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Desmirail

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Re: Burgund für Anfänger

BeitragFr 7. Okt 2011, 10:03

Waaaaas mir noch einfällt. Die Jahrgänge ... was ist top, was ist flop :?:
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argentum

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Re: Burgund für Anfänger

BeitragFr 7. Okt 2011, 10:33

Hei Manuel

Jahrgänge: bei meiner letzten Degu tranken sich auf GC-Niveau 89 und 90 sehr schön und reif. Premier- und Villagelagen waren bis Jahrgang 85 eigentlich durchgehend gut... wobei vereinzelte Villages aus 85 und 89 langsam Ermüdungserscheinungen aufzuzeigen begannen.

Aber das führt zur zweiten Frage von dir (Immer Gemeindename und Lagenname berücksichtigen?), bei welchem ich eigentlich folgende Erfahrung gemacht habe: Climat ist wichtig und gibt eine Marschrichtung vor, aber schlussendlich sind die restlichen 50% von demjenigen abhängig, der den Saft auf die Flasche bringt...Sprich: Das Rohmaterial wird im Climat geboren, wenn man es aber nicht zu verwenden weiss...
Gruss
Philipp

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Frankie Wilberforce

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Re: Burgund für Anfänger

BeitragFr 7. Okt 2011, 10:49

Hallo Manuel,

deine Ausführungen zum Thema Burgund und Flickenteppich, jeder Einwohner hat sein eigenen Teil vom Weinberg, ist m.E. zutreffend.

Deswegen ist Burgund für mich als Laie und Konsument, auch sehr viel unübersichtlicher und schwieriger einzuordnen als z. Bsp Bordeaux oder Ribera del Duero.

Hinsichtlich der Jahrgangsqualitäten, gerade bei den jüngeren Jahrgängen 2005 ff., scheiden sich die Geister auch bei den Profidegustatoren, vor allem was die Einschätzung 2005, 2008 vs 2009 betrifft.

Ich probiere aus, und was mir schmeckt kommt bei einem anderen Jahrgang wieder in den Warenkorb.

Grüsse
Armin
Grüße Armin

Sie fragen mich nach den besten Wein, den ich getrunken habe? Der ist wahrscheinlich im nächsten Glas ...
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octopussy

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Re: Burgund für Anfänger

BeitragFr 7. Okt 2011, 10:54

Desmirail hat geschrieben:Waaaaas mir noch einfällt. Die Jahrgänge ... was ist top, was ist flop :?:

Von den jetzt noch ganz gut erhältlichen Jahrgängen finde ich für Pinot Noir 1999 und 2002 eine sichere Bank. Mit 1997ern habe ich gute Erfahrungen gemacht. Aus 1996 habe ich einige gute getrunken, man darf nur nicht säueravers sein. 1998 kenne ich bislang nicht wirklich. Auch aus 2000 und 2001 habe ich bislang kaum etwas getrunken. 2003 war europaweit nicht mein Jahr. Zwei oder drei eher mastige Pinot Noirs haben mich davon abgehalten, dieses Jahr näher zu betrachten. 2004 gilt immer als eher unreif, bislang war ich aber durchaus überzeugt. Von den Jahrgängen danach habe ich bislang nur wenig getrunken, kann deshalb aus eigener Erfahrung nur wenig beitragen (ich hatte gute Erfahrungen mit einigen 2006ern).

Bei Clive Coates findest du eine sehr gute Zusammenfassung der Jahrgänge: http://www.clive-coates.com/tastings/vi ... ssessments

Meine eigene Kaufstrategie geht mehr in Richtung gute Weine aus nicht ganz so berühmten Jahrgängen, denn 2005 und 2009 sind deutlich teurer als andere Jahrgänge. Ich werde definitiv noch einiges aus 2008 in den Keller legen, zusätzlich ein bisschen aus 2006 und vielleicht auch etwas 2004.
Beste Grüße, Stephan
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Moulis

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Re: Burgund für Anfänger

BeitragFr 7. Okt 2011, 11:13

Ich hatte vor 2 Tagen einen 97er im Glas.
Den Corton Grand Cru der Dom. Antonin Guyon.
Hat mir sehr gut gefallen, wahrscheinlich ein idealer Einsteigerwein fürs Burgund.
Bis sich der Gaumen darauf eingestellt hat lohnen dir DRC´s wohl noch nicht :mrgreen:
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Ingo

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Re: Burgund für Anfänger

BeitragFr 7. Okt 2011, 11:27

Hallo Stephan,

danke für den feinen link. Ich versuche auch, mich in das Thema Burgund einzurarbeiten, aber da liegt noch allzu vieles im Dunkeln. Die Komplexität dieses Themas ist, so scheints mir, wesentlich höher als das über die Bordelaiser.

Vor ca. 2 Jahren nahm ich mal an einer recht umfangreichen Cote de Beaune-Probe teil. Nette Teilnehmer, prima Ambiente, aber die Weine empfand ich als nicht wirklich berauschend. Das läge daran, habe ich damals gelernt, dass die Beaune ein wohl nur zweitklassiges Gebiet sei. Ich gebe nur wieder, was man mir sagte.

Die Preise der wirklich "guten" Weine sind, so recherchiere ich, doch mittlerweile genauso hoch wie die der Premiers aus Bordeaux. Da kostet ein 2005er Richebourg, Domaine Grivot, locker 500-600 Euro. Gibts auch noch "gute" Qualitäten darunter? Ich meine wirklich gute Weine. Von Freunden hörte ich auch, dass in Burgund fast jeder Winzer sein eigenes Süppchen kocht, Manuel hat es ja schon beschrieben, die Qualitäten variieren von Weinberg zu Weinberg und Winzer zu Winzer drastisch. Also kann man nur durch Probieren herausfinden, was gefällt. Da mir dazu die Zeit fehlt, bin ich auf Hinweise angewiesen - und lese dann, dass es ab 200 Euro erst so richtig los geht.

Zu guter Letzt klingen mir noch die Worte von irgendjemandem (war es der Terminator?) im Ohr: Gute Bordeaux guten Burgundern vorziehen. Sehr gute Burgunder jedoch sehr guten Bordeaux den Vorrang geben.
Also wären wir wieder beim plus-200-Euro-Spielchen?
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nougat

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Re: Burgund für Anfänger

BeitragFr 7. Okt 2011, 12:36

argentum hat geschrieben:Hei Stefan,

bin da deiner Meinung. Wegen zu teuer: Ich habe noch keinen Burgunder die Preise in Bordeaux übertreffen sehen. Und wenn man für sich einmal seine Lieblingsecke gefunden hat vertrete ich die Meinung, dass preislich eigentlich alles humaner ist, als es dargestellt wird - sogar auf GC-Stufe.


Kann ich aus meiner Sicht so nicht bestätigen. Als ‚Normalkonsument’ der nicht vor Ort einkauft und kein Schnäppchenjäger ist, trinke ich bei roten Burgundern stets mit dem fahlen Gefühl, zuviel bezahlt zu haben. Ich finde, nirgends ist die Korrelation zw. Trinkspaß und Preis so festgezurrt wie im Burgund.
Damit wir uns nicht falsch verstehen. Vom Stil her hat roter Burgunder alles, was ich mir von einem Wein wünsche. Leider finde ich das nur allzu selten im Glas. Entweder ist der Wein wirklich sehr fein, subtil und komplex, dann ist er meist zu dünn und substanzlos. Oder er hat Substanz, dann ist er nicht mehr fein. Aber wenn beides zusammentrifft, gibt es kaum etwas Wunderbareres. Tja, dann ist es aber für mich nicht mehr bezahlbar. Nur einmal bin ich schwach geworden und habe für einen 1er Cru von Leroy 160 EUR auf den Tisch geblättert
(mittlerweile ein Schnäppchen :shock: ).

Um das Lehrgeld der Vergangenheit (Fehlkäufe aufgrund Empfehlungen) in Grenzen zu halten und die Kohle mehr in die Breite zu streuen, habe ich die letzten beiden Jahre vieles hier an Weinproben mitgenommen, was mit Burgund zu tun hatte. Meine Thesen, oder meinetwegen Vorurteile, sind dabei bestätigt worden. Höhepunkt war bei einer Querbeet Blindprobe, dass ein 10 Jahre alter 9 EUR Tafelwein aus Südfrankreich alle deutschen und franz. gereiften Burgunder in die Tasche gesteckt hat. Das hat bei den anwesenden Burgunder-Freaks doch für einigermaßen Irritationen gesorgt, bei den andern für Heiterkeit und Bestätigung.

Für mich gilt die Regel, ab 50 EUR wird es qualitativ interessant. Ob dabei nun Village oder 1er Cru auf der Flasche steht, ist dabei völlig egal. Einfacher Bourgogne dient für mich lediglich als Indikator, ob der Winzer was drauf hat und gewissenhaft arbeitet. Trinken will ich die nicht wirklich. Bei allem was dazwischen liegt ist der Genuss so kompromissbehaftet, das mir spontan zig Weine in den Sinn kommen, die ich für das Geld lieber trinken würde.

Leider bieten mir die deutschen SB keine preisliche Alternativen. Die Einzellagenweine von Bernhard Huber, die ich gerne auf seinen Hoffesten trinke liegen ebenfalls jenseits der 50 EUR Marke. Aber wenigstens reifen seine SB. 10 Jahre alte Schneider und Johner „Reserven“ haben wir bei Proben schon weggekippt.
Damit wären wir bei einer weiteren Tretmine ;)

Verfluchte Hassliebe, man kann einfach nicht davon lassen :mrgreen:

Grüße
Martin
Grüße
Martin

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Desmirail

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Re: Burgund für Anfänger

BeitragFr 7. Okt 2011, 12:37

argentum hat geschrieben: Das Rohmaterial wird im Climat geboren, wenn man es aber nicht zu verwenden weiss...


Klar, das kann ich gut nachvollziehen da ich es ebenso sehe.

Die Mesoklimata sind nicht zu unterschätzen und prägen je nach Jahrgang ganz erheblich den Wein. Welche Hanglage, oben, in der Mitte oder Unten gepflanzt, wie ist die Wasserabfuhr, wie die Speicherfähigkeit etc. Es scheint hier mehr als anderswo 200 Einflussfaktoren zu geben ... und dann kommt noch der Mensch als der Geburtshelfer, klar, der muss es können (!) sonst geht nix.
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Desmirail

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Re: Burgund für Anfänger

BeitragFr 7. Okt 2011, 12:40

Frankie Wilberforce hat geschrieben:Deswegen ist Burgund für mich als Laie und Konsument, auch sehr viel unübersichtlicher und schwieriger einzuordnen als z. Bsp Bordeaux oder Ribera del Duero.



Und das macht mir auch am meisten Sorge. Man kann dort sehr schnell sehr teure Erfahrungen machen und die, die müssen nicht immer gut und lecker sein :x
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