Burgund für Anfänger

Chablis, Auxerre und Umgebung, Côte de Nuits, Côte de Beaune, Châlonnais, Maconnais, Beaujolais und Lyonnais
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weingollum33
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Re: Burgund für Anfänger

Beitrag von weingollum33 »

Ich muss ja sagen, dass mich Weißweine von der Côte de Nuits so gar nicht interessieren. Die verschiedenen weißen Nuits St. Georges, die ich bislang getrunken habe (z.B. von Rion, Michelot) fand ich anständig, aber die richtige Faszination mochte bei mir nicht aufkommen.
Hallo Stefan,
da kann ich Dir im Wesentlichen zustimmen! In 2009 hatte ich allerdings einen 2000er "Clos blanc de Vougeot" der Domaine Vougeraie, der mir extrem gut gefallen hat! Ich habe allerdings die Jahrgänge nach dem Weggang von Pascal Marchand nicht mehr probiert. Ich vermute jedoch, dass sich der Stil dieser Monopollage (ist glaube ich eine!) nicht maßgeblich geändert hat.

Noch nicht probiert, aber interessieren würden mich die weißen 1er Crus aus Nuits St Georges von Gouges! Ich mag seine Roten und könnte mir vorstellen, dass auch die Weißen viel Charakter haben. Zumindest einer der beiden ist aus Pinot Gouges!!

Ganz zu schweigen davon, dass es demnächst auch wieder einen weißen Musigny auf dem Markt gibt ... aber wohl eher außerhalb meiner Preisklasse!

Gruß Tobias
janosch65934
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Re: Burgund für Anfänger

Beitrag von janosch65934 »

Hallo,

ich kann euch nur bestätigen: in Burgund sind es die Winzer, die den Wein & das Terroir entscheidend prägen.
Sehr gute Erfahrungen habe ich immer mit Dureil-Janthial gemacht. Ein herausragender Winzer, der weit über das Niveau vieler Winzer an der Cote de Beaune liegt. Und das für vergleichbar wenig Geld.

Zum Thema Tessons kann ich ebenfalls bestätigen, dass z.Bsp. der Tessons von Patrick Essa (Charles Buisson) und der von Pierre Morey seinesgleichen sucht. Sehr fein, pur, rassig. Viel Wein für gutes Geld. Beides Kaufempfehlungen. Und das jedes Jahr!

Gruß Robert
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octopussy
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Re: Burgund für Anfänger

Beitrag von octopussy »

sorgenbrecher hat geschrieben:was ich im übrigen sehr gut nachvollziehen kann ist die erkenntnis, dass sich an der stilistik eher der erzeuger als das jeweilige terroir in einer blindverkostung festmachen lässt. coche-dury, roulot, lafon, leflaive, um nur einige wenige aus der absoluten spitze zu nennen, lassen sich deutlich einfacher erkennen, als das jeweilige terroir innerhalb einer verkostung mit vielen verschiedenen erzeugern. wie man hier erkennen kann fällt ja bereits die einordnung in die jeweilige appellation schwer.


...die diffizilen unterschiede lassen sich m.e. aber nur sinnvoll bei der verkostung der verschiedenen weine eines oder mehrerer winzer im direkten vergleich erkennen.

...ein vergleich der terroirs ist also meines erachtens durchaus möglich, aber nur relativ innerhalb des jeweiligen hausstils des produzenten.
Hallo Marko,

damit stimme ich voll überein. M.E. ist es aber auch ein Irrtum sowohl derjenigen, die Terroir für Quatsch oder jedenfalls überbewertet halten, als auch derjenigen, die Terroir für alles entscheidend halten, dass Weine aus einer Lage von verschiedenen Winzern ganz ähnlich schmecken sollen. Gespeist wird dieser Irrtum natürlich u.a. dadurch, dass einige Winzer und Händler die Mär vom "kontrollierten Nichtstun" (die Winzervariante der Rehagel'schen kontrollierten Offensive) verbreiten, die ebenfalls Quatsch ist. Wie du schon sagst, ist der Lesezeitpunkt für den Geschmack des Weines sehr prägend. Den Lesezeitpunkt zu wählen, ist also eine ganz aktive Entscheidung und hat mit "Nichtstun" nichts zu tun, ebensowenig wie die Wahl des Fassholzes, das Toasting, usw.

Wenn man beim Winzer alle oder fast alle Weine durchprobiert und sich dazu anhört, warum welcher Wein wann geerntet wird, wo Botrytis auftritt und wo nicht, wie die Reben exponiert sind, usw. und warum deshalb ein Wein wie schmeckt, ist das Wort "Terroir" allerdings wieder mit Leben gefüllt.
Beste Grüße, Stephan
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sorgenbrecher
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Re: Burgund für Anfänger

Beitrag von sorgenbrecher »

virtuelle kellertour mit google-maps im Chateau de Meursault: http://goo.gl/8u1yxD

gut gemacht !
Gruß, Marko.
Goldtröpfchen
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Re: Burgund für Anfänger

Beitrag von Goldtröpfchen »

Liebes Forum,

in diesem Thread ging es bis jetzt fast ausschließlich um Rotwein - welche weißen Burgunder würdet ihr denn einer Anfängerin empfehlen? Konkret bin ich auf der Suche nach Chardonnays bis zwanzig Euro, ausnahmsweise würde ich hier und da auch mal bis vierzig Euro gehen, wenn ein Wein diesen Preis wert ist. Zum Abgleich bin ich auch für Empfehlungen aus anderen Regionen dankbar, also etwa deutsche Weine, die sich am Burgund orientieren, so es solche denn gibt.

Und wo wir gerade dabei sind: Ich habe bis jetzt fast ausschließlich Riesling gekauft, kenne das Burgund mit Ausnahme einiger weniger Pinot Noirs fast gar nicht, deshalb noch eine echte Anfängerfrage: Was meinen eigentlich immer alle, wenn sie von "burgundisch anmutenden" Weißweinen reden?

Für jeden Hinweis dankbar:
Harriet
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octopussy
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Re: Burgund für Anfänger

Beitrag von octopussy »

Goldtröpfchen hat geschrieben:Was meinen eigentlich immer alle, wenn sie von "burgundisch anmutenden" Weißweinen reden?
Hallo Harriet,

"burgundisch" ist für mich eine reine Worthülse. Damit kann alles mögliche gemeint sein. Bei Weißweinen würde ich aber sagen, dass "burgundisch" allgemein als Synonym verwendet wird für im kleinen Holzfass ausgebaute Weißweine, die durch die malolaktische Gärung gegangen sind.

Hier ein paar Empfehlungen in der Preisklasse bis 20 Euro (geht teilweise bis zu 2 Euro darüber hinaus):

- Bourgogne Blanc von Bachelet-Monnot (kostet ca. 13 Euro bei Nobbi Müller in HH, ist aber bis einschließlich 2011 ausverkauft, für ein paar Euro mehr gibt es den Wein auch bei Weine Visentin in Berlin)
- St. Aubin Village von Sylvain Langoureau (19 Euro bei Nobbi Müller in HH - der ist aber sehr straff und hat kaum Holznoten)
- St. Aubin 1er Cru "En Remilly" von Marc Colin (ca. 21 Euro bei Kierdorfwein)
- Rully 1er Cru Les Margotés von Dureuil-Janthial (ca. 20 Euro bei Kierdorfwein oder Le Pinot Noir)
- Mâcon Milly-Lamartine "Clos du Four" von Heritières du Comtes Lafon (ca. 20 Euro bei diversen Anbietern)
- St. Veran Les Crèches von Saumaize-Michelin (ca. 14,50 Euro bei Le Pinot Noir)
- Chablis von Domaine William Fèvre (kostet ca. 15 Euro bei diversen Händlern)
- Chablis 1er Cru Les Lys von Domaine William Fèvre (kostet etwas mehr als 20 Euro)

Von Chardonnay aus z.B. Übersee, Italien, Spanien, o.ä. würde ich eher die Finger lassen. Aus Deutschland gibt es ein paar vernünftige Chardonnays, mein Favorit wäre hier der Chardonnay "Hard" von Ziereisen, der aber mittlerweile auch schon deutlich über 20 Euro kostet.
Beste Grüße, Stephan
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sorgenbrecher
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Re: Burgund für Anfänger

Beitrag von sorgenbrecher »

etwas versteckt finden sich hier in diesem thread einige informationen: http://www.dasweinforum.de/viewtopic.php?f=22&t=3233
Gruß, Marko.
Goldtröpfchen
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Re: Burgund für Anfänger

Beitrag von Goldtröpfchen »

Lieber Stephan, lieber Marco,

vielen Dank für die Hinweise, damit lässt sich doch arbeiten! Ich habe mal ein bisschen was bei Kierdorf bestellt (bin immer wieder baff, wieviel die haben) und taste mich von dort aus ran.

Viele Grüße!
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sorgenbrecher
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Re: Burgund für Anfänger

Beitrag von sorgenbrecher »

harriet,

vielleicht noch einige kleine ergänzungen zu den erläuterungen, die stephan schon gegeben hat und ein paar subjektive anmerkungen zum begriff "burgundisch" in bezug auf weißweine.

wesentlicher unterschied zu klassischen rieslingen ist zunächst, dass die weine durch die malo gegangen sind und dadurch sowie auch rebsortenbedingt über eine geringere säure verfügen (keine manchmal spitz wirkende apfelsäure). sie sind voller und körperreicher als riesling und bringen zudem ein anderes aromenprofil mit. man findet auf der fruchtseite zwar oft auch zitrusfrucht, häufig etwas birne und aus sehr reifen jahren (und/oder reifen lagen) sowie bei später lese von überreifer frucht auch tropische früchte, was ich jedoch nicht schätze und für mich nicht unter typisch burgundisch fällt. die weine sind voll durchgegoren, knochentrocken, und haben je nach erzeuger meist einen anteil von neuholz gesehen, dieser variiert aber je nach wein und erzeuger erheblich. im optimalfall zeichnet die weine eine wunderbare mineralische tiefe und präzision aus, so dass die weine trotz des vollen körpers niemals fett wirken oder in die breite gehen, ein nerviges spiel am gaumen sollte die weine auszeichnen.

als prototypisch würde ich sehen:

chablis: kein neuholz, straff, stahlig, zitrusfruchtig, tief mineralisch, kalkig
meursault: voll, tief mineralisch, beurre & noisette (butter & haselnuss), birne/zitrusfrucht
puligny-montrachet: floral (weiße blüten), spielerisch, nervig, mineralisch mit kalk und/oder feuerstein, komplex, optimale verbindung zwischen kraft und trotzdem leichtigkeit
chassagne-montrachet: voller, mehr in die breite gehend, eher anklänge von tropischen früchten, kraftvoll, aber oft ohne die absolute tiefe, die pulignys oder meursaults in der spitze liefern

zusammenfassend ist für mich ganz subjektiv 'burgundisch' in bezug auf weißweine eine abgrenzung zu tropisch-fruchtigen, fetten, in die breite gehenden und alkoholischen chardonnays der neuen welt und ein synonym für im kleinen holzfass ausgebaute, voll durchgegorene, tief mineralische und körperreiche chardonnays, die trotz ihrer kraft niemals breit oder plump daherkommen und nervig spielerisch sind.
Gruß, Marko.
Goldtröpfchen
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Re: Burgund für Anfänger

Beitrag von Goldtröpfchen »

Marco, vielen Dank, das ist interessant und sehr hilfreich. Meine wenigen Chablis-Begegnungen erkenne ich in Deiner Beschreibung absolut wieder. Bin gespannt, wie es mir mit dem Rest ergeht.

Wie alt sollten weiße Burgunder (einfache Village und Grand Crus) eigentlich ungefähr sein, wenn ich sie öffne? (Schon klar, dass man das nicht pauschalisieren kann, aber wenn ich bedenke, von wie vielen Weinen ich am Anfang meiner Wein-Karriere schwer enttäuscht war, bloß weil mir nicht klar war, dass die meisten Rieslinge besser ein bisschen liegen ...)
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