Burgund für Anfänger

Chablis, Auxerre und Umgebung, Côte de Nuits, Côte de Beaune, Châlonnais, Maconnais, Beaujolais und Lyonnais
Benutzeravatar
octopussy
Beiträge: 4405
Registriert: Do 23. Dez 2010, 11:23
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
Wohnort: Hamburg

Re: Burgund für Anfänger

Beitrag von octopussy »

Hallo m,

den von Hendrik Thoma im Video probierten Fixin La Place kannst du in dem Bereich bedenkenlos kaufen. Der ist elegant. Der Pataille und der Nicolas Rossignol sind etwas kraftvoller.

Ansonsten sind für mich im Bereich um die 15-30 Euro die folgenden Pinot Noirs sehr empfehlenswert, wenn es elegant zugehen soll:

Vincent Dureuil Janthial, v.a. die roten Rullys (relative Eleganz, für den niedrigen Preis halt ziemlich gut)
De Villaine, Mercurey Les Montots
Régis Forey, Vosne Romanée Villages
Gérard Seguin, Gevrey-Chambertin VV und Chambolle Musigny Derrière le Four
Ghislaine Barthod - Bourgogne Les Bons Bâtons
Beste Grüße, Stephan
Benutzeravatar
sorgenbrecher
Beiträge: 1233
Registriert: Di 6. Sep 2011, 15:32
Wohnort: Ffm.

Re: Burgund für Anfänger

Beitrag von sorgenbrecher »

hier würde ich mich stephan anschließen, insbesondere g. barthod macht aus meiner sicht grandiose weine, selbst der genannte bourgogne ist bereits passabel, die 1er crus eine klasse für sich wenn man auf klassische chambolle-musignys steht...allerdings ist das dann auch kein wirklich günstiges vergnügen mehr.

in der liste der eher klassischen produzenten würde ich noch hudelot-noellat und roumier ergänzen, auch dujac (die nur partiell entrappen) nach vielen jahren der reife würde ich noch nennen.
natürlich spielt auch der jahrgang eine rolle, 2008 und 2010 sind aus meiner sicht sehr gut für freunde von frischen klassischen burgundern, brauchen aber oft viele jahre der reife, 2009 ist eher fetter, bietet aber gerade auf bourgogne- und village-niveau schon schön zugängliche weine. 2007 ist gigantisch gut bei den weißen (ich habe gerade nach einigen stunden der belüftung einen fantastischen louis carillon puligny montrachet 1er cru perrieres zur gebratenen scholle im glas....grandios !).

schau dich mal auf village-niveau bei den genannten produzenten nach jahrgängen von 1996-2002 um, diese sind aus meiner sicht jetzt oft trinkreif, den ein oder anderen wein aus 2009 oder mit viel luft auch 2008 kann man jetzt auch mal antesten, aber da würde ich keinesfalls weine auf cru-niveau öffnen, die lassen jetzt noch nix raus.
Gruß, Marko.
m_arcon
Beiträge: 450
Registriert: Mo 24. Sep 2012, 21:52

Re: Burgund für Anfänger

Beitrag von m_arcon »

Stephan und Marko tausend dank! Ich werd mich an eure Empfehlungen halten und mir einige Weine nach Hause holen. Merci vielmals! :)
Benutzeravatar
octopussy
Beiträge: 4405
Registriert: Do 23. Dez 2010, 11:23
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
Wohnort: Hamburg

Re: Burgund für Anfänger

Beitrag von octopussy »

Hallo zusammen,

in der neuen RVF ist ein wirklich interessanter Verkostungsbericht zu finden über eine Blindprobe verschiedener weißer Burgunder aus 2011 und 2004 (sofern verfügbar). Insgesamt 20 Weine wurden blind verkostet von fünf Mitgliedern der RVF-Redaktion. Ziel war es zum einen, zu schauen, ob die Herkunft der Weine schmeckbar ist (in dem Artikel heißt es so schön: "Les notes crayeuses et minérales d'un grand Chablis, la rondeur exotique d'un Mâcon, les touches florales d'un Puligny-Montrachet, la finale tannique d'un Corton Charlemagne signent leur identité et justifient leur singularité, parfois leur hierarchie. Voilà pour la thérorie"). Zum anderen sollte herausgefunden werden, ob man angesichts der Qualität auf das Renommée/den Preis der Weine schließen kann.

Hier sind die Ergebnisse (Punkte):

Domaine Guffens-Heynen - Mâcon Pierreclos Tri de Chavigne:

2011: 16,75 P
2004: 16,75 P

Die meisten tippten auf einen Meursault.

Domaine des Comtes Lafon - Meursault 1er Cru Les Perrières:

2011: 17 P
2004: nicht verkostet

Côte de Beaune, aber die Verkoster waren sich über die Herkunft unsicher.

Domaine Ponsot - Morey St. Denis 1er Cru Monts Luisants (100% Aligoté)

2011: 14,25 P
2004: 13,75 P

Die Gruppe war unsicher, zwei tippten auf Côte Chalonnaise

Domaine Méo-Camuzet - Bourgogne Hautes Côtes de Nuits Clos St. Philibert

2011: 13,25 P
2004: 11 P

Der 2004er war offenbar vorzeitig oxidiert, der 2011er auch schon sehr weit in der Evolution. Tipp war am ehesten schlecht gereifter Chablis.

Domaine de l'Arlot - Nuits St. Georges 1er Cru Clos de l'Arlot Blanc

2011: 15,75 P
2004: 11,5 P

Drei Verkoster sagten Prem-Ox beim 2004er. Tipp war ein Wein aus dem Süden der Côte de Beaune.

Stéphane Aladame - Montagny 1er Cru Les Burnins

2011: 12 P
2004: 10 P

Der 2004er war oxidiert. Tipps zur Herkunft finden sich im Artikel nicht.

Domaine J.A. Ferret - Pouilly-Fuissé Les Ménétrières

2011: 16,5 P
2004: 16,25 P

Die Gruppe tippte auf Pouilly-Fuissé, einer auf Meursault. Das scheint also ein echter, guter Terroir-Wein zu sein.

Bruno Clair - Corton Charlemagne

2011: 14,75 P
2004: 15,5 P

Niemand tippte auf Corton Charlemagne, beim 2011er mehrere auf Côte Chalonnaise.

Maison Verget - Puligny Montrachet 1er Cru Sous le Puits

2011: 16,5 P
2004: 18,25 P

Beim 2011er sagten die einen Corton Charlemagne, die anderen Chablis. Beim 2004er wurden keine Tipps abgegeben, außer dass er von einem großen Terroir kommt.

Domaine de la Vougeraie - Vougeot 1er Cru Le Clos Blanc de Vougeot

2011: 16,75 P
2004: 15 P

Hier gingen die Tipps beim 2011er in Richtung Corton Charlemagne.

A&P de Villaine - Bourgogne Côte Chalonnaise Les Clous

2011: Kork
2004: 14,25 P

Keine Tipps zur Herkunft

Domaine Guillot-Broux - Mâcon Cruzille Les Perrières

2011: 12,25 P
2004: 10,5 P

Keine Tipps zur Herkunft. Anmerkung von mir: ich bin von den Weinen von Guillot-Broux bislang auch meist enttäuscht, da fehlt mir wie auch den RVF-Verkostern die Präzision und die Frische. Der Wein wird ja von einigen Händlern geführt (u.a. K&U), aber da gibt es für mich im Mâconnais wirklich so viel Besseres.

Jean-Paul & Benoit Droin - Chablis Grand Cru Les Clos

2011: Keine Bewertung (große Enttäuschung). Tipp: Máconnais
2004: 16,5 P

Domaine Roulot - Meursault 1er Cru Les Perrières

2011: 17,75 P
2004: 18 P

Zum 2011er sagten vier Verkoster: Meursault von Roulot und einer Puligny-Montrachet. Den 2004er verorteten alle auf einem großen Terroir der Côte de Beaune, einer sagte Meursault.

William Fèvre - Chablis Grand Cru Les Clos

2011: 16,5 P
2004: 16,75 P

Alle sagten Chablis. Noch so ein Terroir-Wein.

Domaine Billaud-Simon - Chablis Grand Cru Valmur

2011: 17 P
2004: 17,75 P

Den 2011er verorteten alle in Chablis auf einem sonnigen Grand Cru (wow, richtig!), den 2004er verorteten sie ebenfalls in Chablis. :!:

Domaine de la Vougeraie - Corton Charlemagne

2011: 16,25 P
2004: 16,75 P

Die Tipps gingen auseinander, Côte de Beaune für die einen, Chassagne-Montrachet speziell für einen, Chablis ebenfalls für einen.

Domaine Leflaive - Chevalier Montrachet Grand Cru

2011: 18,25 P
2004: nicht verkostet

Drei Verkoster erkannten den Stil Leflaive.

Domaine Vincent Dauvissat - Chablis Grand Cru Les Clos:

2011: 13,25 P
2004: 15,25 P

Beide für die Verkoster zu schwefelig. Sie hatten sich gewundert, dass sie den Wein nicht erkannt hatten, mit dem sie grds. gut vertraut sind.

Domaine Dureuil-Janthial - Rully 1er Cru Meix Cadot Vieilles Vignes

2011: 16,25 P
2004: 16,25 P

Alle tippten auf einen Wein von einem großen Terroir an der Côte de Beaune, nur einer sagte Côte Chalonnaise. Dieser Wein bietet wirklich eine unglaubliche Qualität für sein Geld.

Etienne Sauzet - Bâtard Montrachet Grand Cru

2011: 16,25 P
2004: 17,25 P

Alle tippten auf einen Grand Cru von der Côte de Beaune und bemerkten den klassischen Stil.

Bruno Lorenzon - Mercurey 1er Cru Les Champs Martin:

2011: 13,5 P
2004: 15 P

Es wurde richtig auf Côte Chalonnaise getippt. Den Verkostern fehlte hier der Esprit und die Tiefe.

Bouchard Père & Fils - Chevalier Montrachet Grand Cru La Cabotte

2011: 16,5 P
2004: 16,75 P

Côte de Beaune für die meisten, Côte Chalonnaise für einige andere.

Für mich zeigt diese Verkostung einige Überraschungen. Den Dauvissat Les Clos hätte ich weiter vorne erwartet (2004 habe ich auch im Keller, aber noch nicht probiert). Nicht überraschend finde ich das schlechte Abschneiden z.B. von Guillot-Broux und vom Clos St. Philibert von Méo, beiden Weinen konnte ich noch nie was abgewinnen. Es gab einige Weine, die wenig überraschend gut abschnitten (Leflaive, Roulot, Lafon, Fèvre, Billaud-Simon, Sauzet). Auch das gute Abschneiden des Dureuil-Janthial Rully wundert mich nicht.

In jedem Fall sind das weitere gute Anhaltspunkte für das Reifeverhalten und auch die Qualität diverser weißer Burgunder.

Wer kennt Weine aus dem Line-Up und will nochmal seine Zustimmung oder Ablehnung kundtun? Würde mich sehr interessieren.
Beste Grüße, Stephan
Benutzeravatar
sorgenbrecher
Beiträge: 1233
Registriert: Di 6. Sep 2011, 15:32
Wohnort: Ffm.

Re: Burgund für Anfänger

Beitrag von sorgenbrecher »

stephan, danke für den bericht.

ich hatte einige der weine aus diesen oder anderen jahrgängen im glas, einige anmerkungen:

comte lafon: der produzent, von dem ich die meisten oxidierten flaschen im glas hatte, 1993 meursault perrieres, 1996 meursault charmes, 2004 perrieres und charmes...alle hinüber. ich kaufe definitiv keine flasche mehr. auf einer verkostung ein brillanter 2007er charmes, sehr meursault (charmes)-typisch, kraftvoll, reif, trotzdem tief mineralisch und elegant, trotz all der power.
kann grandios sein, aber die ausfallrate ist mir angesichts der aufgerufenen preise einfach viel zu hoch.

Domaine Ponsot - Morey St. Denis 1er Cru Monts Luisants
den 2004er hatte ich mal im glas, nichts, was mir besonders eindrucksvoll in erinnerung geblieben wäre, auch bereits ganz leichte oxidationstöne in der nase, aber eher kein premox sondern schon sehr weit. mir fehlt tiefe und mineralität, eher einfach und (auch mangels vergleichsmöglichkeiten) keinem terroir zuzuordnen.

Domaine de l'Arlot - Nuits St. Georges 1er Cru Clos de l'Arlot Blanc
einmal den 2002er im glas, oxidiert.....

Bruno Clair - Corton Charlemagne
den 2010er einmal im glas, der war zwar enorm jung, aber fantastisch. kraftvoll, tolle säure, mineralisch, in 2010 recht prototypisch für corton charlemagne, aber ich hatte ihn auch nicht blind im glas.... ;) keine ahnung wie die weine von bruno clair reifen, aber der 2010er verleitet zum kauf....

Domaine de la Vougeraie - Vougeot 1er Cru Le Clos Blanc de Vougeot
2008 hatte ich im glas und noch 2 flaschen im keller, sehr reif, kraftvoll, die assoziation mit corton charlemagne kann ich schon nachvollziehen, etwas viel spürbares holz für meinen geschmack.

Domaine Roulot - Meursault 1er Cru Les Perrières
2000, 2004, 2007, 2011 und 2012 im glas....tja, einfach großartige weine, unglaubliche tiefe, innere kraft und mineralik und trotzdem enorm elegant. hier verbindet sich ein wiedererkennbarer hausstil mit den erwartungen an das terroir in perfekter weise und ich glaube, dass genau diese kombination ausschlaggebend für den enormen hype ist.

William Fèvre - Chablis Grand Cru Les Clos
1999, 2000, 2001 mehrfach im glas, einige flaschen oxidiert, die nicht oxidierten sehr gut.
2004, 2007, 2008, 2010 prototypisch chablis clos, exzellent, einer der weine aus dem gesamten burgund, der am meisten genuss fürs geld liefert, aber eher nicht langfristig lagern wegen premox.

Domaine Leflaive - Chevalier Montrachet Grand Cru
auch hier wieder eindeutig erkennbarer hausstil, ob der stil von diesen ikonen die erwartungen an die typizität des terroirs prägt oder umgekehrt, das lasse ich mal dahingestellt.
einmal 1999: grandios, 2004: einmal grandios, einmal total oxidiert, 2006: nicht oxidiert, aber schlecht, keine ahnung, ob die flasche nicht ok war ?, 2007: grandios

dauvissat wundert mich die schlechte bewertung, habe mir gerade etwas 2008 und 2006 in den keller gelegt, bisher mehrfach flaschen im restaurant aus 2007 und 2010 genossen und die fand ich großartig und absolut chablis-typisch.
Domaine Dureuil-Janthial - Rully 1er Cru Meix Cadot Vieilles Vignes

2011: 16,25 P
2004: 16,25 P

Alle tippten auf einen Wein von einem großen Terroir an der Côte de Beaune, nur einer sagte Côte Chalonnaise. Dieser Wein bietet wirklich eine unglaubliche Qualität für sein Geld.
100% zustimmung, bisher keinen schlechten wein von dureuil-janthial im glas gehabt...

Etienne Sauzet - Bâtard Montrachet Grand Cru
den batard bisher zweimal im glas, einmal aus 2001 komplett oxidiert, einmal aus 2007 absolut großartig....klassisch, kraftvoll, elegant

Bouchard Père & Fils - Chevalier Montrachet Grand Cru La Cabotte
der 2004er ist auch der einzige cabotte, den ich bisher im glas hatte, eindeutig grand-cru-klasse, aber ich hätte ihn blind nie als chevalier erkannt, sondern eher als exzellenten batard oder guten, aber nicht großartigen montrachet verortet. aber das ist angesichts der sonderlage 'la cabotte' ja eigentlich auch wieder sehr terroirtypisch...
ansonsten gehört ein 1990 bouchard p&f montrachet zu meinen allergrößten weißweinerlebnissen.
Gruß, Marko.
Benutzeravatar
octopussy
Beiträge: 4405
Registriert: Do 23. Dez 2010, 11:23
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
Wohnort: Hamburg

Re: Burgund für Anfänger

Beitrag von octopussy »

Hi Marko,

danke für die Eindrücke. Was du schon so alles im Glas hattest :shock:. Zum Fèvre Les Clos: den hatte ich neulich das erste Mal, dann aus 2005 und 2006. Irgendwie hatte ich Fèvre immer ein bisschen in der Mainstream-Ecke verortet, aber das ist falsch. Die Fèvre Weine gefallen mir immer besser und ich lege mir davon immer mehr in den Keller. Für Chablis eher auf der hochpreisigen Seite, dafür aber immerhin gut verfügbar.

Ich muss ja sagen, dass mich Weißweine von der Côte de Nuits so gar nicht interessieren. Die verschiedenen weißen Nuits St. Georges, die ich bislang getrunken habe (z.B. von Rion, Michelot) fand ich anständig, aber die richtige Faszination mochte bei mir nicht aufkommen.

Wer kennt sich hier eigentlich gut mit den Weinen von Guffens-Heynen bzw. Maison Verget aus? Ich habe noch eine Flasche Mâcon-Pierreclos Le Chavigne 2001 im Keller, aber getrunken habe ich aus dem Haus noch nie was.
Beste Grüße, Stephan
Benutzeravatar
UlliB
Beiträge: 4689
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 19:27

Re: Burgund für Anfänger

Beitrag von UlliB »

octopussy hat geschrieben: Irgendwie hatte ich Fèvre immer ein bisschen in der Mainstream-Ecke verortet, aber das ist falsch.
Achtung, aufpassen. Es gibt Weine der Domaine Fèvre und daneben Weine des Maison Fèvre. Die Etiketten beider Varianten sehen fast gleich aus, aber eben nur fast: das Wort Domaine (oder Maison) erscheint darauf schon in lesbarer Schriftgröße.

Nur die Weine der Domaine sind wirklich herausragend. Die Weine des Handelshauses Févre, die unter der Bezeichnung Maison erscheinen, sind tatsächlich eher blasser Mainstream.

Wie so häufig im Burgund, lohnt sich auch hier ein sehr genauer Blick auf das Etikett. :ugeek:

Gruß
Ulli
Benutzeravatar
octopussy
Beiträge: 4405
Registriert: Do 23. Dez 2010, 11:23
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
Wohnort: Hamburg

Re: Burgund für Anfänger

Beitrag von octopussy »

Ulli,

ich habe glaube ich noch nie einen Maison William Fèvre Wein gesehen. M.W. steht auf den Domaine Fèvre Weinen "Domaine" auf den Maison Fèvre Weinen nur "William Fèvre" (ohne das Wort Domaine). M.W. ist auch der Anteil an Weinen aus zugekaufter Frucht bei Fèvre nicht riesig (anzahlmäßig, evtl. nicht mengenmäßig), die einzigen "Maison" Weine sind laut Allen Meadows der Petit Chablis, Chablis Champ Royaux und einer von zwei 1er Crus "Montmains" (gibt es auch als Domaine Wein). Welche "Maison William Fèvre" fandest du denn blassen Mainstream?
Beste Grüße, Stephan
Benutzeravatar
sorgenbrecher
Beiträge: 1233
Registriert: Di 6. Sep 2011, 15:32
Wohnort: Ffm.

Re: Burgund für Anfänger

Beitrag von sorgenbrecher »

was ich im übrigen sehr gut nachvollziehen kann ist die erkenntnis, dass sich an der stilistik eher der erzeuger als das jeweilige terroir in einer blindverkostung festmachen lässt. coche-dury, roulot, lafon, leflaive, um nur einige wenige aus der absoluten spitze zu nennen, lassen sich deutlich einfacher erkennen, als das jeweilige terroir innerhalb einer verkostung mit vielen verschiedenen erzeugern. wie man hier erkennen kann fällt ja bereits die einordnung in die jeweilige appellation schwer.
dazu sind meines erachtens auch die stilistischen unterschiede verschiedener erzeuger zu gravierend, es beginnt bereits mit den klonen, dem alter der reben, setzt sich über den lesezeitpunkt fort und der sehr unterschiedliche ausbau im keller tut sein übriges.
selbst absolut minimal invasionistische erzeuger, die sehr wenig im keller machen, wenig neuholz verwenden, natürliche hefen ihre arbeit machen lassen, sind innerhalb einer lage oftmals sehr unterschiedlich. eine woche später ernten gibt beispielsweise den weinen schon einen ganz anderen charakter. es bestätigt sich eben mal wieder, dass letztlich der winzer, egal ob durch unterlassen oder durch sein tun, den meisten einfluss nimmt.
trotzdem ist das terroir natürlich eine ganz wesentliche einflussgröße, die diffizilen unterschiede lassen sich m.e. aber nur sinnvoll bei der verkostung der verschiedenen weine eines oder mehrerer winzer im direkten vergleich erkennen.
so sind beispielsweise die unterschiede zwischen den verschiedenen terroirs von roulot sehr ausgeprägt, trotzdem bewegen sich alle weine innerhalb eines enorm mineralisch-schlanken hausstils mit eher zurückgenommener frucht.
im vergleich wird hier der opulenteste wein von roulot, der meursault charmes, trotzdem wohl nie so opulent sein wie sein counterpart von lafon und in seiner anmutung noch präziser und gradliniger, als z.b. ein le tessons von buisson-charles, der wiederum verglichen mit seinem charmes eine ausgeburt an präzision, finesse und mineralik ist. stellt man dann gegen den le tessons von buisson-charles einen tessons (le clos de mon plaisir) von roulot, dann sind die unterschiede wieder mehr als gigantisch. :roll:
ein vergleich der terroirs ist also meines erachtens durchaus möglich, aber nur relativ innerhalb des jeweiligen hausstils des produzenten.

wir sollten wirklich mal ein tasting organisieren, in dem über mehrere jahrgänge hinweg und sehr systematisch verschiedene lagen über 2 oder 3 ausgewählte produzenten hinweg verkostet werden.
Gruß, Marko.
Benutzeravatar
UlliB
Beiträge: 4689
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 19:27

Re: Burgund für Anfänger

Beitrag von UlliB »

octopussy hat geschrieben: M.W. steht auf den Domaine Fèvre Weinen "Domaine" auf den Maison Fèvre Weinen nur "William Fèvre" (ohne das Wort Domaine). M.W. ist auch der Anteil an Weinen aus zugekaufter Frucht bei Fèvre nicht riesig (anzahlmäßig, evtl. nicht mengenmäßig), die einzigen "Maison" Weine sind laut Allen Meadows der Petit Chablis, Chablis Champ Royaux und einer von zwei 1er Crus "Montmains" (gibt es auch als Domaine Wein). Welche "Maison William Fèvre" fandest du denn blassen Mainstream?
Hallo Stephan,

zumindest im Jahrgang 2004 gab es auch noch zwei Versionen 1er cru Fourchaume - die habe ich nämlich direkt gegeneinander trinken können. Ein Unterschied wie Tag und Nacht!

Und den Champ Royaux kenne ich auch. Der ist aus meiner Sicht nun wirklich blasser Mainstream.

Gruß
Ulli
Antworten

Zurück zu „Burgund und Beaujolais“