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Re: Chablis

Verfasst: Di 5. Mär 2024, 08:08
von Créot
Danke Nora. Speisekarte liest sich auch sehr nett.
Grüße
Stefan

Re: Chablis

Verfasst: So 12. Mai 2024, 10:50
von amateur des vins
Meine anfängliche Begeisterung für Piuze fand nie so recht eine Fortsetzung und wich alsbald zunehmender Ernüchterung. Immerhin kann ich den Stil nun besser einordnen, sonst wäre ich nie auf die Idee gekommen, zur Porree-Steinpilz-Quiche Chablis zu öffnen.

Patrick Piuze, Bougros 2018

Dieser GC mit goldgelber Robe zeigt in der Nase reife gelbe Steinfrucht, sogar etwas Quitte. Aromatisch ist er etwas zurückhaltend; mit Schwenken kommt deutlich Holz hervor. Obwohl man da vorsichtig sein muß: Piuze arbeitet IIRC mit reichlich Hefestand, angeblich aber auch mit wenig Neuholz.
Am Gaumen finde ich dieselben Aromen und sogar einen Hauch von Honigmelone. Minimal oxidativ gemacht scheint er mir, obwohl das nicht so ganz mit dem langen Hefestand zusammengeht - angedeutet PremOx? Die Farbe war ja auch schon verblüffend satt. Die Säure ist so mild und "ungrün", daß ich verblüfft wäre, wenn er nicht volle Malo durchlaufen hätte.

Ein guter Wein, nicht mehr. Selbst, wenn ich von der eher cremigen, fülligen Stilistik abstrahiere, hat er für mich in dieser gestrigen Momentaufnahme kein GC-Niveau, und der Preis ist somit nicht annähernd gerechtfertigt. Am meisten bedauere ich jedoch, daß der Wein fast alles anders macht als "klassisch Chablis" und so die Mineralik der Kalkböden des Chablisien nicht exprimiert. Könnte auch aus Meursault kommen, oder von irgendwoher.

Ich schrieb an anderer Stelle mal, guter Wein ist guter Wein, egal, wie "typisch". Und das stimmt ja auch hier: Wenn ich es vorher weiß, kann ich den Wein entsprechend einordnen. Wer aber ohne Kenntnis der Hausstilistik mit einem bestimmten Bild von Chablis an diesen Wein gerät, wird vermutlich enttäuscht sein.

Apropos: Kann mir jemand "klassischen" Chablis empfehlen? Also kaum oder garkein Holz, eher keine Malo, schlanker und knackiger Ausdruck des Terroirs (sic!)? Ich meine eine dunkle Erinnerung daran zu haben, daß William Fèvre oder La Chablisienne in die Richtung gehen, aber auch nicht immer konsequent.

Re: Chablis

Verfasst: So 12. Mai 2024, 14:57
von glauer
amateur des vins hat geschrieben:
Apropos: Kann mir jemand "klassischen" Chablis empfehlen? Also kaum oder garkein Holz, eher keine Malo, schlanker und knackiger Ausdruck des Terroirs (sic!)? Ich meine eine dunkle Erinnerung daran zu haben, daß William Fèvre oder La Chablisienne in die Richtung gehen, aber auch nicht immer konsequent.
Louis Michel wäre da meine dringende Empfehlung. Alles im Edelstahl ausgebaut, sehr frischer und feiner Stil. Und auch preislich attraktiv.

Re: Chablis

Verfasst: So 12. Mai 2024, 16:26
von amateur des vins
glauer hat geschrieben:
amateur des vins hat geschrieben:Louis Michel wäre da meine dringende Empfehlung. Alles im Edelstahl ausgebaut, sehr frischer und feiner Stil. Und auch preislich attraktiv.
Danke Dir! Hatte ich inzwischen recherchiert und gleich mal 'was zur Probe bestellt. :ugeek:
Verfügbarkeit ist anscheinend nicht die allerbeste, aber man bekommt 'was.

Re: Chablis

Verfasst: Mi 15. Mai 2024, 21:43
von amateur des vins
Ha, heute geliefert und sogleich entzapft:

Louis Michel, Chablis 2022
Louis Michel, Chablis Premier Cru Montée de Tonnerre 2021


Chablis: zart Nektarine und (Zitronen-)Basilikum. Schöne Kalk-Expression!
Am Gaumen zartcremig, relativ milde Säure, also nicht knackig, aber ausreichend frisch.

Montée de Tonnerre stilistisch zum Verwechseln ähnlich, aber in jeder Dimension mehr und somit ein erheblicher Schritt aufwärts: Deutlich intensiver, komplexer und mineralischer, wenn auch nicht um Welten. Auch geringfügig frischer, was am Jahrgang liegen dürfte.

Ich bin sehr froh, mir endlich Probeflaschen dieses Weinguts besorgt zu haben! Beide Weine kommen dem, das ich mir vom Chablisien wünsche, schon ziemlich nahe:
Schon der Basiswein ist nicht banal, was im Chablisien leider nicht selbstverständlich ist. Und der Premier setzt dann nochmal deutlich einen drauf. Der 2022er dürfte etwas mehr Spannung haben, aber das dürfte am Jahrgang liegen. Beim 2021er ist diesbezüglich aber kaum etwas zu kritisieren, obwohl auch er da Spielraum besitzt.

Sehr schön, und i.d.T. noch bezahlbar!
Danke, glauer, für die Empfehlung/Bestätigung.

PS: Interessanterweise DIAM 5 und 10, resp. ...

Re: Chablis

Verfasst: Mi 15. Mai 2024, 22:20
von glauer
amateur des vins hat geschrieben: Schon der Basiswein ist nicht banal, was es im Chablisien leider nicht selbstverständlich ist. Und der Premier setzt dann nochmal deutlich einen drauf. Der 2022er dürfte etwas mehr Spannung haben, aber das dürfte am Jahrgang liegen. Beim 2021er ist diesbezüglich aber kaum etwas zu kritisieren, obwohl auch er da Spielraum besitzt.

Sehr schön, und i.d.T. noch bezahlbar!
Danke, glauer, für die Empfehlung/Bestätigung.

PS: Interessanterweise DIAM 5 und 10, resp. ...
Sehr schoen, das freut mich. Mit dem MdT hast Du glaube ich auch einen der regulären Stars des lineups erwischt. Die GCs setzen meist noch etwas drauf, aber der MdT ist oft nicht weit entfernt.

Re: Chablis

Verfasst: Mi 15. Mai 2024, 23:13
von amateur des vins
glauer hat geschrieben:Mit dem MdT hast Du glaube ich auch einen der regulären Stars des lineups erwischt.
MdT wird ja oft als verkappter GC gehandelt, aber der Preis spiegelt das (zum Glück noch) nicht wider. 8-)

Nach diesem schönen Auftakt kann ich mir vorstellen, auch mal einen GC zum Abgleich zu besorgen. :ugeek: Falls das geschehen sollte, erfahrt ihr als erste davon! :lol:

Re: Chablis

Verfasst: Mi 21. Aug 2024, 14:08
von JPO
Patrick Piuze - Chablis Vendanges 2018 Montée de Tonnerre 1er Cru

Naturkorken. Helles gelb im Glas, keine Altersnoten erkennbar, weder an der Nase noch am Gaumen. Direkt aus dem Kühlschrank sehr verhalten, erst mit Wärme nahe der Zimmertemperatur kommen die typischen Chardonnay-Aromen und der Holzausbau zur Geltung. Harmonisch, zurückhaltender Chardonnay ohne Ecken und Kanten, angenehm trinkbar, man könnte auch belanglos sagen. Dies ist erst mein zweiter Chablis in meinem Leben, und ich habe noch 2 andere Chablis auf GC-Niveau im Keller. Mehr Chablis werden es wohl nicht mehr in Anbetracht des inzwischen aufgerufenen Preises für diesen PC von 65+ Euro. Dafür gibts zu wenig Bang for the Buck, den ich dann eher bei deutschen Chardos erhalte für weniger Geld - oder ich gehe eine Preisstufe rauf und nach Meursault oder Montrachet. Oder ich nehme einen Huber Bienenberg - gleiches Geld, dafür gibts kräftig auf den Gaumen.

Nachkauf 1 / 3

Re: Chablis

Verfasst: Mi 21. Aug 2024, 21:41
von Nora
Hallo JPO,

oder probier mal den von Karsten oben beschriebenen Louis Michel, Chablis Premier Cru Montée de Tonnerre 2021. Der war ganz toll und hat in unserer letzten Chardonnay-Blindprobe u.a. den Huber Bienenberg Chardonnay GG 2015 klar vom Tisch gefegt.

Noch einmal vielen Dank, Karsten für den schönen Wein!

VG, Nora

Re: Chablis

Verfasst: Mi 21. Aug 2024, 23:06
von amateur des vins
Nora hat geschrieben: Mi 21. Aug 2024, 21:41 oder probier mal den von Karsten oben beschriebenen Louis Michel, Chablis Premier Cru Montée de Tonnerre 2021. Der war ganz toll und hat in unserer letzten Chardonnay-Blindprobe u.a. den Huber Bienenberg Chardonnay GG 2015 klar vom Tisch gefegt.
Dazu muß man einschränkend sagen: Der Bienenberg hat Huber-typisch ordentlich Krawall im Glas gemacht. Der Montée de Tonnerre von Louis Michel ist stilistisch sehr viel leiser, subtiler und eleganter.

Wenn "Bang for the Buck" zählt, und daß es "kräftig auf den Gaumen gibt", hilft der Louis Michel auch nicht weiter. Davon abstrahiert, waren sich aber alle am Tisch einig, daß er der bessere Wein war.

Piuze hat mich nach ein, zwei schönen Anfangserfahrungen eigentlich durchgehend enttäuscht. Meine Bestände (noch 7 diverse Premier und Grand Crus) werde ich austrinken, aber nichts mehr nachkaufen.

Ich war generell bei Chablis auch lange am Zweifeln und Suchen. Mittlerweile denke ich, daß der besondere Boden dort sich nicht mit Ausbau im Holz verträgt, oder jedenfalls suboptimale Ergebnisse bringt. (Sicher wird man Ausnahmen finden, die die Regel bestätigen.) Daher habe ich irgendwann gezielt nach Ausbau im Stahl gesucht, und bin bei Louis Michel fündig geworden.