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Beaujolais

Chablis, Auxerre und Umgebung, Côte de Nuits, Côte de Beaune, Châlonnais, Maconnais, Beaujolais und Lyonnais
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EThC

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Re: Beaujolais

BeitragFr 8. Okt 2021, 19:40

Gamay ist und war noch nie eine meiner bevorzugten Rebsorten, dennoch probier ich ab und zu mal aus, zu was diese Sorte fähig ist. Im eher traditionellen Bereich ist mein langjähriger Liebling übrigens ausgerechnet ein Blanc de Noirs-Crémant aus dem Beaujolais, bei Rot und still macht's bis dato nicht laut „pling“, wenn ich den Namen dieser Trauben höre. Deshalb heute mal ein Gamay aus der Naturecke:

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Erich

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EThC

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Re: Beaujolais

BeitragSo 7. Nov 2021, 13:55

...schmeckt nicht sooo nach Beaujolais, das ist wohl der Grund, warum ich hiermit doch etwas mehr anfangen kann:

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Re: Beaujolais

BeitragSa 4. Dez 2021, 15:38

...irgendwie ein "Halbnatur-Bojo", der nicht so richtig zündet:

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Kle

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Re: Beaujolais

BeitragSa 4. Dez 2021, 16:02

EThC hat geschrieben:Gamay und / oder Beaujolais sind bisher noch nicht meine allerbesten Freunde geworden, auch wenn ich schon das eine oder andere mal durchaus erfreuliche Sachen von dort im Glas hatte. Aber wenn's nicht so sehr nach "Bojo" schmeckt, laß ich mir das durchaus gefallen!

Es macht für mich den Reiz aus, wie mit dem typischen, oft irritierenden Gamay-Geschmack gespielt werden kann. Manche Bojos scheinen ihn nicht zu besitzen und es beruhigt dann, wenn er doch einmal aufblitzt. Sublim, bzw. raffiniert verwoben, finde ich ihn bei Mee Godard. Besonders interessant war kürzlich Pacalets Chénas 2017. Derart intensiv und nahezu penetrant hatte ich Gamay lange nicht geschmeckt. Es gab dem Wein aber auch etwas Urwüchsiges und Tiefes. Tatsächlich verschwand die „Primärnote“ dann zugunsten einer beeindruckenden Aromenvielfalt und Komplexität.

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Tristram Shandy
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EThC

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Re: Beaujolais

BeitragSa 4. Dez 2021, 17:48

Kle hat geschrieben:Besonders interessant war kürzlich Pacalets Chénas 2017. Derart intensiv und nahezu penetrant hatte ich Gamay lange nicht geschmeckt. Es gab dem Wein aber auch etwas Urwüchsiges und Tiefes. Tatsächlich verschwand die „Primärnote“ dann zugunsten einer beeindruckenden Aromenvielfalt und Komplexität.
...ist das dann noch "typisch Bojo" für Dich oder ab davon ein sehr gut gemachter Wein? Mir gefallen die Weine der Region bzw. Gamays im Allgemeinen vor allem dann, wenn eigentlich nichts oder kaum mehr was "Beaujolaisiges" mehr übrig ist...
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Kle

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Re: Beaujolais

BeitragSa 4. Dez 2021, 19:57

Ja, absolut, gerade weil es das Wechselspiel von Wiedererkennbarem (auch natürlich, was die Lagen angeht) und Individuellem gibt.
Wenn Du Beaujolais ohne Beaujolais vorziehst, denke ich an Chateau Moulin-a-Vent, wo sogar die Macher zeitweilig mit "Bourgogne-Downtown" fremdelten und die Weine mir oft sehr eigenständig vorkommen. Manche fand ich großartig, andere in der Tat niveauvoll gemacht. Der 2018er „Moulin-a-Vent“ vom Chateau war kürzlich aber geradezu urtümlich als Beaujolais zu erkennen. Es ist zum Glück alles nicht so einfach.
Bei diesem typischen Gamay-Geschmack geht es mir wie mit Lebensmitteln, die ich in der Kindheit nicht mochte (Innereien, Fisch mit Gräten, Wein) und die gerade deshalb später einen besonderen Reiz haben.

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Tristram Shandy
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Kle

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Re: Beaujolais

BeitragFr 10. Dez 2021, 19:47

In eine etwas einschüchternde Beaujolais-Welt führten drei Weine der Domaine Jules Desjourneys.
Denn in vier Stunden hatte ich das Gefühl, nichts zu überschauen (vielleicht schreibt Ole etwas mehr zu den Weinen). Dabei waren es klar unterschiedliche, nicht einmal sprunghafte Weintypen. Sie schienen einem souveränen Plan zu folgen und immer einen Schritt voraus zu sein…
Am meisten verspielt und sinnlich, dabei trotzdem elegant Chénas Le Jugement Dernier rouge 2016, wobei neben hübscher „Beaujolais-Nase“ auch animalische und brotige Noten ruchbar wurden. Einmal probiert, geht immer wieder „die Hand zum Glas“, wegen der fröhlichen Frucht, vielschichtigen Aromen aus Beerenwelt und Unterholz und einem Holzton, der keck als Nachhall auftaucht.
Kaum zu glauben, dass Chénas Le Jugement Dernier rouge 2015 sich nur im Jahr unterscheidet, so anders schmeckt er. Zuerst schlaff und schwer, geradezu verbraucht. Mit mehr Luft bläst sich die Frucht auf, der Wein wird knackiger und brillianter. Später bekommt er für mich eine etwas likörige Anmutung. Im Kern schön in sich selbst ruhend. In Momenten blitzt Kirsche heraus, bis sie sich wieder zwischen dunkle Kräuter und dunklen Stein zurückzieht.
Moulin à Vent „Styx”, rouge 2015 ein Monument, strahlt Ernsthaftigkeit aus, die Aromen wie in tieferen Schichten lauernd. Hat nichts Artifizielles, die feine feste Struktur wird aufgelockert von Urwüchsigem mit Gamay-Anklängen. Eine Beerencuvée aus Brombeere, Kirsche, Himbeere und, wie Ole entdeckt, Schlehe bildet sich heraus. „Exzessive Frucht“ notiere ich spontan, nicht wegen ihrer Opulenz oder sondern einer besonderen Ausdruckskraft. Dazu getrocknete Kräuter und leichte Klebstoffnoten…
Die drei Desjourneys sind große Erlebnisse und eine Alternative zu manchen Blockbuster-Weinen, die allzu geschmiedet und schwebend daherkommen, was ja auch faszinieren kann. Hier aber hatte ich das Gefühl von sehr individuellem regionalem Stoff, Beaujolais-Weinen, die wunderbar in oberen Ligen mitspielen können und mit ihren schönen Eigenwilligkeiten manchen oberfeinen Konkurrenten ausspielen. Sie passten übrigens super zu koreanisch angehauchtem Roastbeef mit Zutaten wie Ingwer, Knoblauch, Limetten, Sojasoße, Chili, Honig, Grand Marnier, Marillenlikör…

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amateur des vins

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Re: Beaujolais

BeitragFr 10. Dez 2021, 22:14

Schöne Notizen, Kle! Ich mag Desjourneys ziemlich gerne, obwohl oder gerade weil sie nicht "Dein typischer Beaujolais", sondern m.M.n. viel tiefer und substanzieller sind. Leider sind die Preise auf einem Niveau, bei dem ich das Weingut nicht mehr intensiv weiterverfolgen mag.
Besten Gruß, Karsten
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Ole

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Re: Beaujolais

BeitragSa 11. Dez 2021, 13:38

Ja, Desjourneys und seine Preise! Wenn man sich vor Ort umschaut, so bekommt man für unter 20€ sehr guten bis hervorragenden Beaujolais. Bei Desjourneys muß man je nach Flasche das Doppelte oder Dreifache hinblättern. Sind die für Leute gemacht, die nur teure Weine für gut halten? Andererseits gibt es auch Winzer, die den Ehrgeiz haben, die allerteuersten in ihrem Bereich zu sein. Desjourneys hält da nicht einmal die Spitzenposition. Die Comtesse de Vazeilles (Château Bachelards, Fleurie) ist ihm da weit voraus. Ihr 'Le Clos' kostet an die 120€. Wahrscheinlich will man unter sich bleiben . . .
Ich hatte mit Desjourneys für einigen Jahren Bekanntschaft gemacht, es muß sich um die Jahrgänge 2009 und 2010 gehandelt haben, hatte angesichts des Preises hohe Erwartungen und – – war enttäuscht. Die Weine waren nicht schlecht, gewiß nicht, aber auch keinesfalls qualitatv auffällig bemerkenswert. Nun holte Carsten drei jüngere Flaschen aus dem Keller – und belehrte mich eines Besseren.
Der 2016er Chénas 'Le Jugement Dernier' erwies sich als strahlender Beaujolais: Fruchtfülle am Gaumen, dunkle Beeren, ein Hauch von Fruchtsüße, leicht rauchige Noten, getragen von frischer vitaler Säure, auch Steiniges, Grasiges huschte vorbei, und da war auch noch ein animalisch-blutiger Akzent gepaart mit einem dezenten Holzton: vielschichtig das Ganze und – attraktiv. Der Wein zog einen in seinen Bann, auch weil er so wunderbar zugänglich und präsent war.
Der ein Jahr ältere Bruder aus 2015 machte es einem nicht so leicht. Er war dunkler im Aussehen, dabei extrem klar, auch dunkler in der Nase; am Gaumen dann schwerer wirkend, ausladender, breiter, gesetzter. Die Leichtigkeit, das durchaus Spielerische des Vorgängrs geht ihm ab: ein ernster Wein zweifellos, ein dichter, fester, konzentrierter Wein, der im Verlauf Saftigkeit und Fruchtsüße preis gibt, ferner Ledernoten und Liebstöckel. Interessant ist er allemal, für meine Begriffe braucht er noch Zeit zur weiteren Entwicklung.
Der 2015er Moulin à Vent 'Styx' ist wieder ganz auf der dunklen Seite: dunkle Beeren, Kirsche, Schlehe, kraftvolle Fruchtigkeit, Üppigkeit gar, die allerdings abgepuffert wird von feiner Säure; dazu gesellen sich Töne von getrockneten Kräutern, dezentem Leder und feinen Holz. Der Eindrück von Weichheit und würziger Feinheit hallt lange nach. Ein tiefgründiger Wein. Der braucht auch noch Zeit.
Im Moment ist der 2016er Chénas mit seinem frischen Aromenspiel, seiner Fokussiertheit und dem dabei spielerischen Auftritt sicher der attraktivste, die beiden anderen, eher erratischen haben ihre beste Zeit noch vor sich.
Danke Carsten für das Erlebnis!
Ole
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Kle

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Re: Beaujolais

BeitragSa 11. Dez 2021, 19:23

amateur des vins hat geschrieben:Ich mag Desjourneys ziemlich gerne, obwohl oder gerade weil sie nicht "Dein typischer Beaujolais", sondern m.M.n. viel tiefer und substanzieller sind. Leider sind die Preise auf einem Niveau, bei dem ich das Weingut nicht mehr intensiv weiterverfolgen mag.

Schön,Karsten, dass du die Weine kennst! (mir fällt ein, dass ich mich eigentlich für einige Deiner Rhone-VKN bedanken wollte, die mir sofort Lust machten, die Weine zu bestellen, was aber bislang nicht geschah).
Zwischen Typischem und Tiefe sehe ich keinen Widerspruch… Was in weniger guten Bojos als zu derb und fruchtig -fröhlich wahrgenommen wird, sorgt in besseren für schöne Kontraste und Erdung. Diese Bojo-Würze fasziniert mich.
Ole hat geschrieben:Ja, Desjourneys und seine Preise! Wenn man sich vor Ort umschaut, so bekommt man für unter 20€ sehr guten bis hervorragenden Beaujolais. Bei Desjourneys muß man je nach Flasche das Doppelte oder Dreifache hinblättern.

...was aber nicht bedeutet, auf sie leicht verzichten zu können. Und müssen Preise prinzipiell als abgehoben angesehen werden, die etwas weiter nördlich kaum auffallen würden? Eigentlich spricht die Eigenwilligkeit für Desjourneys und ich finde es sehr verführerisch, noch eine Flasche für die ferne Zukunft zu kaufen.

Gruß, Kle
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Tristram Shandy
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