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Die Berater

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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innauen

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Re: Die Berater

BeitragFr 1. Apr 2011, 10:39

ich würde das nicht überdramatisieren. Wenn die Winzer keinen Berater anheuern, müssen sie die gleiche Kompetenz im Unternehmen vorhalten, zu Fortbildungen gehen, den Markt beobachten etc.. Die Beratung ist also nur ein Outcourcing.

Bei Wein Plus gab es einmal eine Verkostung, bei der verschiedene Michel Rolland Weine angestellt worden sind. Man hat lange den fetten "Rolland-Stil" gesucht, den aber nicht gefunden. Wer über einen Wein Plus Zugang verfügt kann den Artikel von Züllig ja nachlesen. Für alle anderen hier zumindest ein Zitat:

Eines ist aber allen Weinen gemeinsam: es sind überaus fruchtige Weine, dunkle Früchte, blumige Aromen, würzig, oft von Anis dominiert, voller Körper, mit bestimmtem, aber ausgewogenem Holzeinsatz, mittlere bis fast unendliche Länge. All dies sind Eigenschaften, die man dem „modernen, internationalen” Weinstil zuerkennt. Deshalb „einheitlich”? Zumindest die 20 von uns „getesteten” Weine waren es nicht!

Aber es seien keine Terroir-Weine resümiert Züllig am Schluss. Da muss ich nun fragen: Ist das schlimm? Nicht jeder Boden hat die Voraussetzungen einen unverwechselbaren Wein hervorzubringen und gerade die großen Güter in BDX verfügen meist über einen Flickenteppich an Einzelparzellen. Sollte der Weinstil zukünftig noch mehr in Richtung Terroir gehen, dann wird man vielleicht andere Berater brauchen.

Grüße,

wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
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Gerald

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Re: Die Berater

BeitragFr 1. Apr 2011, 10:45

Hallo Wolf,

Deshalb „einheitlich”? Zumindest die 20 von uns „getesteten” Weine waren es nicht!


ich denke, ein (guter) Berater muss natürlich auch auf die Wünsche des Kunden bzw. die Gegebenheiten ganz allgemein (Böden, Klima, Rebbestand, aber natürlich auch Erwartungen der Konsumenten an das Weingut, historische Kontinuität falls gewünscht etc.) eingehen. Denn sonst braucht man ja keinen - teuren - Berater, sondern ein gutes Lehrbuch wäre ausreichend ...

So gesehen ist es nur logisch, dass ein Berater bei unterschiedlichen Weingütern komplett verschiedene Weine hervorbringt.

Grüße,
Gerald
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innauen

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Re: Die Berater

BeitragFr 1. Apr 2011, 10:57

das ist logisch. Aber der vermeintliche "Einheitsstil" wird ja gerne kritisiert. Deshalb wollte ich ein paar Fakten dagegen stellen.

Grüße,

wolf
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Gerald

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Re: Die Berater

BeitragFr 1. Apr 2011, 11:08

Hallo Wolf,

seinerzeit bei der Gründung meiner Firma habe ich eine von der Wirtschaftskammer geförderte Unternehmensberatung erhalten. Das war leider definitiv ein schlechter Berater, denn er hat uns eigentlich nur allgemeine Tipps gegeben, die man in jedem Handbuch für Unternehmensgründer nachlesen kann. Auf die speziellen Gegebenheiten bei uns konnte (oder wollte) er hingegen nicht eingehen :shock:

In Analogie dazu sollte ein guter Berater im Weinbau meiner Ansicht nach so auf die spezielle Situation des jeweiligen Weingutes eingehen, dass man aus den Weinen keinen "Einheitsstil" erkennen kann. Falls doch, würde ich den guten Mann schnell seiner Aufgabe entheben ...

Grüße,
Gerald
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Weinzelmännchen

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Re: Die Berater

BeitragFr 1. Apr 2011, 11:17

Liebe Forianer!

Jetzt einmal eine kitzekleine Einstiegsfrage von jemandem, der handwerklich gemachte, individuelle Weine bevorzugt, sodass ich mit diesen Big-business-Weinen halt kaum Erfahrung habe.

Was ist denn der Unterschied zwischen einem Berater und einem Flying Winemaker? Ergänzen sich diese oder gibt es Überschneidungen?
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Daniel
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Charlie

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Re: Die Berater

BeitragFr 1. Apr 2011, 11:47

innauen hat geschrieben:...
Eines ist aber allen Weinen gemeinsam: es sind überaus fruchtige Weine, dunkle Früchte, blumige Aromen, würzig, oft von Anis dominiert, voller Körper, mit bestimmtem, aber ausgewogenem Holzeinsatz, mittlere bis fast unendliche Länge. ...

Aber es seien keine Terroir-Weine resümiert Züllig am Schluss. Da muss ich nun fragen: Ist das schlimm? Nicht jeder Boden hat die Voraussetzungen einen unverwechselbaren Wein hervorzubringen und gerade die großen Güter in BDX verfügen meist über einen Flickenteppich an Einzelparzellen. Sollte der Weinstil zukünftig noch mehr in Richtung Terroir gehen, dann wird man vielleicht andere Berater brauchen.
Aber laut der Terroir-Definition die den Menschen explizit einbezieht, ist dann eben das das Terroir dieser Weine. Genau an diesem Beispiel sieht man, wie wenig erhellend ein solches Verständis von Terroir ist. So als würde man sagen:
Die Farbe eines Pferdes ist definiert durch die Farbe seines Fells, seiner Größe, seiner Schnelligkeit und durch den Stil des Reiters.
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susa

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Re: Die Berater

BeitragFr 1. Apr 2011, 11:56

Weinzelmännchen hat geschrieben:Liebe Forianer!

Jetzt einmal eine kitzekleine Einstiegsfrage von jemandem, der handwerklich gemachte, individuelle Weine bevorzugt, sodass ich mit diesen Big-business-Weinen halt kaum Erfahrung habe.

Was ist denn der Unterschied zwischen einem Berater und einem Flying Winemaker? Ergänzen sich diese oder gibt es Überschneidungen?


Zum ersten Teil Deiner Einlassung: Weine eines beratenen Weingutes können und sind auch in der Regel individuell und handwerklich gemacht. Sicher werden auch Weinfabriken ihre Berater haben.

Zum zweiten, im Prinzip ist das nur eine andere Bezeichnung, in der Regel sind flying winemakers Berater, es gibt aber welche, die auch eigene Weine erzeugen (z.B. unsere deutschen fliegenden Weinmacher Philippi, Näkel etc.) und welche, die sich nur noch aufs beraten beschränken.

lieben Gruß
susa
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nougat

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Re: Die Berater

BeitragFr 1. Apr 2011, 12:37

innauen hat geschrieben:Bei Wein Plus gab es einmal eine Verkostung, bei der verschiedene Michel Rolland Weine angestellt worden sind. Man hat lange den fetten "Rolland-Stil" gesucht, den aber nicht gefunden.


Ich denke, den Stil kann es gar nicht geben, da sich der Grad der ihm zugeteilten Kompetenzen von Weingut zu Weingut unterscheiden. Tendenziell sehe ich viele Weine aber schon auf der (mir zu) fetten Seite. Manche gefallen mir aber ausgesprochen gut und ich bin überrascht wenn ich lese, dass MR seine Finger im Spiel hatte.
Sorge macht mir eher die Haltbarkeit. Ich teile die Bedenken von Alan Winkleman, seit der letzten Probe mit gereiften Weinen aus dem Libournais. Die bereits kaputten Weine waren vorwiegend MR Geschöpfe. Muss mal meine Notizen suchen und konkret werden.

Grüße
Martin
Grüße
Martin

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Gerald

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Re: Die Berater

BeitragFr 1. Apr 2011, 12:42

Hallo,

Die bereits kaputten Weine waren vorwiegend MR Geschöpfe.


das mag natürlich sein, dass MR sein Fachwissen genützt hat, um Weine zu erzeugen, die zu den Verkostungsterminen möglichst viele PP abräumen und danach schnell unattraktiv werden. Das kann man aber dem Berater eigentlich nicht vorwerfen, der Winzer selbst würde es - wenn er es anstrebt - mit der entsprechenden Routine wahrscheinlich genauso tun. Das ist eher ein Problem der Marktstrukturen, finde ich.

Grüße,
Gerald
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