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Bordeaux 2022

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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Heinrich73

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Re: Bordeaux 2022

BeitragFr 2. Jun 2023, 15:15

Darf ich euch Subskriptionserfahrene mal fragen, was ihr bislang vorbestellt habt, bzw. was euch subskribierenswert erscheint. Ich selbst habe mir eine Kiste Branaire und eine Flasche Leoville Barton gegönnt. Dank und Gruß,
Heinrich
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diogenes

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Re: Bordeaux 2022

BeitragFr 2. Jun 2023, 21:09

maxilian7 hat geschrieben:
UlliB hat geschrieben:
diogenes hat geschrieben:Bei

https://www.vinquinn.com/2022-bordeaux-en-primeur/release-calendar

kann man kurz-, bzw. mittelfristig, die Neuerscheinungen, ohne Gewähr, einsehen.
Demnach wird am Montag u. a. Ausone auf dem Markt erscheinen.

Das Problem dieser Listen ist, dass "ohne Gewähr" halt auch "unvollständig" oder "falsch" bedeuten kann. Am Mittwoch hätte Malescot St.Exupery erscheinen sollen, der kam aber nicht, stattdessen unangekündigt der sehr interessante Branaire. Darauf verlassen sollte man sich also besser nicht.

Gruß
Ulli

Als Anhaltspunkt finde ich es aber nicht uninteressant.
Ulli, wo siehst du denn die Neuerscheinungen immer so zeitnah? Da bist du immer schneller als so mancher Händler..


Schönes Wochenende,
Max



Das verrät er nicht.
Dann ist er ja sein Monopol los.
carpe vinum!
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Winedom

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Re: Bordeaux 2022

BeitragSa 3. Jun 2023, 01:46

Wenns Ulli weiß, wissen wir es auch. Passt doch.
Viele Grüße
Rainer
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vanvelsen

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Re: Bordeaux 2022

BeitragSa 3. Jun 2023, 07:56

Ollie hat geschrieben:
Marvin77 hat geschrieben:mal eine Frage: Hält das jemand für möglich, dass Weingüter absichtlich Muster herausgeben die sich vorsätzlich von den Weinen unterscheiden?


Noch einen Nachtrag zu diesem eigentlich bereits abgeschlossenen Themenbereich: Es ist mir bislang zwei Mal passiert, daß der Wein zu Arrivage ein deutlich anderer Wein war, als derjenige, der en primeur ausgeschenkt wurde. Bei beiden Weinen wurde en primeur von allen Verkosten der relative niedrige Alkoholgehalt hervorgehoben (und zahlenmäßig dokumentiert), aber auf dem Etikett stand ein um ein Vol-% höherer Wert.

Da des ein drakonisch geahndetes Steuervergehen wäre, auf dem Etikett deutlich andere Werte als in der Flasche zu haben, scheiden Rundungsfehler bzw. Toleranzen dieses Ausmaßes aus.

Das Restrisiko einer en primeur noch nicht finalisierten Assemblage kann also nicht ganz ausgeschlossen werden. (Tatsächlich liest man in den en-primeur-Notizen nur sehr selten den Hinweis, daß es sich bereits um die finale Assemblage handeln würde, und selbst dann erwüchse daraus keine legale Verpflichtung).

Cheers,
Ollie


Ich habe aufgrund der geäusserten Zweifel an Primeur-Mustern und auch rund ums Thema Assemblier-Zeitpunkt, meinen Freund Alain Moueix gefragt, wie er dieses Thema handhabt. Nachfolgende seine Antwort in Französisch resp. darunter die Deepl Übersetzung...

Bild

Lieber Adrian,

Das ist eine heikle Frage. Jede Form von Allgemeingültigkeit ist unmöglich.

Wenn ich von meinem Fall spreche, wird die Zusammenstellung der Weine von Mazeyres und Fonroque im Dezember beschlossen und die Weine werden vor Weihnachten physisch zusammengestellt, oder spätestens Anfang Januar, wenn die malolaktische Gärung lange gedauert hat.

Eine so frühe Zusammenstellung ist jedoch nur möglich, weil ich meine Weine nicht vor dem Frühjahr schwefele. Die Zugabe von Schwefel nach der malolaktischen Gärung verzögert die Verkostungsmöglichkeiten. Man muss warten, bis der Schwefel wirkt, dann einen Abstich machen, damit er sich verbindet, und dann warten, bis sich die Weine von dieser Behandlung erholt haben. Andernfalls sind die Weine unmöglich zu verkosten.

Ich denke, dass ein Ausbau von zusammengestellten Weinen die Weine stabiler macht und eine bessere Integration der verschiedenen Chargen ermöglicht. Kurz gesagt: Gemeinsam ist man stärker als jeder für sich.

Die meisten Crus entscheiden sich im Winter nach der Ernte für die endgültige Assemblage, um sie als Primeurweine präsentieren zu können und zu wissen, welche Menge sie verkaufen werden. Dies geschieht jedoch im Reagenzglas.

Physisch gesehen vereinen einige Crus die Weine vor der Primeurweinbereitung, andere bauen die Weine in getrennten Chargen aus und vereinen sie erst nach dem Ausbau. In diesem Fall müssen sie eine Probe abgeben, die repräsentativ für die endgültige Assemblage ist.

Es ist möglich, dass einige sich bei der Auswahl der Lose gewisse Freiheiten lassen. Das lässt sich nur feststellen, wenn man die Weine nach der Abfüllung verkostet und schaut, ob sie genauso gut sind wie bei der Primeurweinbereitung oder ob sie durch den Ausbau gewachsen sind (was bei einigen Jahrgängen vorkommt). Wenn die Weine nach der Abfüllung enttäuschend sind, ist ein Verdacht möglich.

Ich denke aber, dass die große Mehrheit der Crus dies ernsthaft tut, weil es sonst auffallen würde.
Und ich glaube, dass es immer Leute gibt, die Bordeaux schlecht machen. Wenn die Primeurweine nur eine große Farce wären, wäre das System schon lange verschwunden.

So, lieber Adrian. Ich lade dich ein, nächstes Jahr wieder zu den Primeurweinen in Bordeaux zu kommen und dich daran zu erfreuen.
Liebe Grüße
Alain

***

Gruss, Adrian
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ledexter

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Re: Bordeaux 2022

BeitragSa 3. Jun 2023, 08:59

Wenn die Möglichkeit besteht, die besten Bewertungen für einen Jahrgang abzugreifen, in dem man selektierte Fässer in die Verkostung schickt, fällt es mir schwer zu glauben, dass die Châteaux diese Möglichkeit aus moralischen Gründen nicht nutzen. Denn die Bewertungen bestimmen ja die Preise für den aktuellen Jahrgang, als auch für die kommenden Jahre. Man kann offensichtlich die besten Fässer auswählen und ins Rennen schicken, ohne großes Risiko, dass dieser Bluff jemals auffliegen könnte. Denn man kann ja immer sagen a) der Wein hat sich noch anders entwickelt im Fass, b) die Zusammensetzung der Cuvee hat sich noch verändert.
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vanvelsen

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Re: Bordeaux 2022

BeitragSa 3. Jun 2023, 09:12

ledexter hat geschrieben:Wenn die Möglichkeit besteht, die besten Bewertungen für einen Jahrgang abzugreifen, in dem man selektierte Fässer in die Verkostung schickt, fällt es mir schwer zu glauben, dass die Châteaux diese Möglichkeit aus moralischen Gründen nicht nutzen. Denn die Bewertungen bestimmen ja die Preise für den aktuellen Jahrgang, als auch für die kommenden Jahre. Man kann offensichtlich die besten Fässer auswählen und ins Rennen schicken, ohne großes Risiko, dass dieser Bluff jemals auffliegen könnte. Denn man kann ja immer sagen a) der Wein hat sich noch anders entwickelt im Fass, b) die Zusammensetzung der Cuvee hat sich noch verändert.


Ich kann mir vorstellen, dass einige kurfristig denkende Güter zu solchen Methoden greifen, doch wie sagt man so schön: Lügen haben kurze Beine... Das Gros dürfte einen "fairen Job machen", im Interesse einer längefristigen Akzeptanz durch die Käuferschaft.
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Zaccetti

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Re: Bordeaux 2022

BeitragSa 3. Jun 2023, 09:13

ledexter hat geschrieben:Wenn die Möglichkeit besteht, die besten Bewertungen für einen Jahrgang abzugreifen, in dem man selektierte Fässer in die Verkostung schickt, fällt es mir schwer zu glauben, dass die Châteaux diese Möglichkeit aus moralischen Gründen nicht nutzen. Denn die Bewertungen bestimmen ja die Preise für den aktuellen Jahrgang, als auch für die kommenden Jahre. Man kann offensichtlich die besten Fässer auswählen und ins Rennen schicken, ohne großes Risiko, dass dieser Bluff jemals auffliegen könnte. Denn man kann ja immer sagen a) der Wein hat sich noch anders entwickelt im Fass, b) die Zusammensetzung der Cuvee hat sich noch verändert.



Korrekt, nur machst du das 2-3 Jahre und dann wars das und du hast den Ruf dein Wein ist enprimeur immer viel besser als bei Arrivage. Bei der Konkurrenz (in allen Preissegmenten) bist du sehr schnell weg.
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Marvin77

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Re: Bordeaux 2022

BeitragSa 3. Jun 2023, 10:22

Hallo Adrian,

vanvelsen hat geschrieben:Ich kann mir vorstellen, dass einige kurfristig denkende Güter zu solchen Methoden greifen, doch wie sagt man so schön: Lügen haben kurze Beine... Das Gros dürfte einen "fairen Job machen", im Interesse einer längefristigen Akzeptanz durch die Käuferschaft.

vielen Dank für die Anfrage bei Deinem Freund Alain Moueix und die Übersetzung der ausführlichen Antwort. Das gibt mir als Laien einen faszinierenden Einblick in die Erstellung von (Bordeaux-)Weinen den ich so detailliert noch in keinem meiner Weinbücher gefunden habe (wobei da auch einiges über die Produktion enthalten ist).

Ich möchte auch ergänzen, dass ich meine Frage eher kritisch formuliert habe und auch mit dem Unterton, dass ich mir eigentlich nicht vorstellen kann, dass die Erzeuger von hochwertigen Weinen so etwas systematisch machen. Erstens - wie auch bereits geschrieben - könnte das über mehrere Jahre dann schon auffallen. Da ist es dann zweitrangig, ob es eindeutige "Beweise" gibt.

Und zweitens sind viele Erzeuger dann doch auch stolz auf ihr Produkt und denken langfristig (das ist jetzt nicht exklusiv auf Bordeaux bezogen). Einer meiner Kolleginnen stammt aus einer Winzerfamilie aus der Pfalz und findet die Weine von dort z.B. ganz hervorragend und redet da auch ganz begeistert darüber. Dabei hat sie selbst mit dem Weinbau nichts mehr zu tun (sorry für das OT).

Viele Grüße
Alex
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small talk

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Re: Bordeaux 2022

BeitragSa 3. Jun 2023, 15:11

Die Frage der Repräsentativität ist tatsächlich nicht einfach zu lösen, denn es ist technisch unmöglich eine 100% repräsentative Probe für die Primeur-Verkostung zu erstellen.
Grundsätzlich ist mir eine Bewertung nach der Abfüllung lieber als eine Primeurbewertung. Angesichts der steigenden Zinsen/Kosten der Vorfinanzierung könnte das Primeurgeschäft nun wieder realistischer werden. Da werden die entsprechenden Bewertungen auch wichtiger.
Eine Primeurprobe ist immer nur eine Näherung – die sollte so treffend und ehrlich wie möglich sein.
Was zu Abweichungen führen kann:
Die Schwefelung
Der Zeitpunkt der Schwefelung (nach der Malolaktischen Gärung schwefele ich zum ersten Mal – und auch am heftigsten) hat einen enormen Einfluss auf die Degustation
Die unterschiedliche Entwicklung in den Barriques
Jedes Barrique ist eine Einheit die sich anders entwickelt, selbst wenn es aus der gleichen Tonnellerie mit dem gleichen Holz kommt. Nach ein paar Wochen entwickelt es sich in eine eigenständige Richtung.
Die Assemblage
Wenn möglich mache ich die Assemblage nach dem Barriqueausbau um die Rebsorte passen zum Holz zu kombinieren. Wegen der niedrigen Säuregehalte der Cabernet Sauvignon war das in den letzten Jahren nur eingeschränkt bis gar nicht möglich. Gehen die Rebsorten getrennt in die Barriques, müsste ich eine Vielzahl an Barriques beproben. Das mache ich nicht, denn das Risiko einer Infektion (niedrige SO2-Gehalte) ist mir zu groß. Also treffe ich eine Vor-Auswahl von den Barriques.
Transport
Verlassen die Proben das Château wird es immer tricky. Verschiedene Besucher haben mir bestätigt, dass die Proben im Château immer aufschlussreicher sind.

Wenn Yves Beck bei mir die Arrivage probiert, vergleicht er nach der Verkostung und Bewertung seine gemachten Notizen mit denen von der 1 – 2 Jahre alten Primeur-Verkostung (Lassus und Clos du Moulin werden 1 Jahr im Barrique ausgebaut Le Reysse 2 Jahre). Die Übereinstimmung ist jedes Mal sehr deutlich. Das beruhigt.
Beste Grüße aus Médoc
Stefan
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Marvin77

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Re: Bordeaux 2022

BeitragSa 3. Jun 2023, 21:03

Hallo Stefan,

small talk hat geschrieben:Die Frage der Repräsentativität ist tatsächlich nicht einfach zu lösen, denn es ist technisch unmöglich eine 100% repräsentative Probe für die Primeur-Verkostung zu erstellen.

Wenn Yves Beck bei mir die Arrivage probiert, vergleicht er nach der Verkostung und Bewertung seine gemachten Notizen mit denen von der 1 – 2 Jahre alten Primeur-Verkostung (Lassus und Clos du Moulin werden 1 Jahr im Barrique ausgebaut Le Reysse 2 Jahre). Die Übereinstimmung ist jedes Mal sehr deutlich. Das beruhigt.

vielen Dank auch an Dich für diese interessanten Ausführungen. Wirklich toll und sehr interessant ;).

Sie haben mich dazu gebracht gleich mal nach "Le Reysse" und "Clos du Moulin" zu googeln und ich bin darauf gestoßen, dass C&D-Weinhandel diese führt. Mit diesem Händler habe ich zwar noch überhaupt keine Erfahrungen gemacht, aber ich glaube hier im Forum (auch per PN) wurde C&D bereits gelobt.

Könntest Du etwas zur Rebsortenzusammensetzung des "Le Reysse" schreiben? Evtl. natürlich dann besser im Bordeaux 2019- oder 2020-Strang. Laut C&D hat der 2018er wohl Cab. Sauvignon (75%), Merlot (23%) und Cab. Franc (2%).

Herzliche Grüße
Alex
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