Mo 21. Jun 2021, 12:05
harti hat geschrieben:Hallo Matthias,
kaufen kann man den Malartic natürlich, aber muss man den subskribieren? Und diese Frage gilt auch für 20er DdC. Auch wenn er anders ausfallen mag als alle anderen Jahrgänge, ein Subskriptionskauf hat sich bei DdC finanziell wohl noch nie gelohnt, es sei denn, es wird mit Opportunitätskosten (einschließlich der Risiken von Termingeschäften) von nahe Null gerechnet.
Grüße
Hartmut
Hallo Hartmut,
ich hole kurz ein wenig aus, um zu erläutern, warum ich das im Falle von Malartic etwas anders sehe. Anders gesagt: wenn Deine Beobachtung bisher stimmen sollte, heißt das noch nicht, dass sie sich auf die Zukunft projizieren läßt. DDC ist ein Sonderfall, der Wein ist in Deutschland extrem gut vertreten (ich hatte die Muster alleine 4x), und die Mengen, die die Negociants an die deutschen Händler verkaufen, sind größer als es dazu eine entsprechende Primeurnachfrage gäbe. Da aber insgesamt das Einkaufsvolumen der Händler in Deutschland nachläßt, wird sich die Phase der Preisanpassungen auch hier auf dem Zeitstrahl post Arrivage zurückverlagern.
Malartic hat seinen Platz noch nicht so ganz gefunden, denn der Bekanntheitsgrad gerade in Deutschland hinkt deutlich hinter den anderen Pessac-Platzhirschen hinterher. Jetzt komme ich zu LCHB und dem Einfluß, den dieses Boutique-Weingut auf das Preisgefüge in Pessac Leognan insgesamt haben könnte (zumindest halte ich das für einen plausiblen Denkansatz). In Pessac gibt es keine ernstzunehmende Klassifikation; die gibt es in Pomerol auch nicht, aber dort gibt es die typische Kleinheit (um nicht wieder mit "atypisch" Verwirrung zu stiften...). In Pomerol wird die "Burgund-Karte" gespielt. Und LCHB spielt die Pomerol-Karte.
Wenn es einem Weingut gelingt, "mal locker" die SHL, Pape-Clement und Haut Bailly's zu düpieren, werden die Arrivierten das so nicht auf sich sitzen lassen. Es dürfte zu einem Aufzugseffekt kommen, von dem potentiell neben DDC auch Malartic Lagraviere profitieren könnte. Denn genaugenommen gibt es jetzt eine ziemlich breite preisliche terra incognita in Pessac zwischen den € 40 für den Malartic (und DDC irgendwo dazwischen) und dem aber in der Breite nicht so beliebten Pape Clement für mehr als das Doppelte.
Wenn ich in diesem Jahr etwas in Pessac kaufen würde (privat), dann wäre das gerade Malartic Lagraviere, weil der Wein fast an DDC herankommt und in Puncto Finesse und Transparenz gegenüber den schon hervorragenden 2015 und 2016 noch einmal deutlich zugelegt hat, und Haut Bailly.
Mein Eindruck ist, dass nicht so viel Malartic gekauft wurde, was dafür spricht, dass es bei ihm im weiteren Geschehensverlauf bis zur Arrivage auch kaum zu "Liquiditätsangeboten" kommen dürfte.
Ein wichtiger Punkt in meiner Einschätzung der Preisentwicklung für 2020 ist die äußerst geringe Menge, die für das nächste Jahr ins Haus steht.
Vielleicht noch ein letzter Punkt zur Opportunität. Lange Zeit gab es keinen Zins, und es gab keine Inflation. Zumindest letztere feiert ihre Urständ, was die Opportunität nicht unberührt lassen muss.
Herzliche Grüße,
Matthias