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Bordeaux 2020

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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harti

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Re: Bordeaux 2020

BeitragDi 20. Apr 2021, 18:41

stollinger hat geschrieben:Klingt für mich nach einem Jahrgang, den man en primeur getrost auslassen kann.

Also genauso wie bei 9 von 10 Jahrgängen :roll: .
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Trapattoni

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Re: Bordeaux 2020

BeitragDi 27. Apr 2021, 16:08

harti hat geschrieben:
stollinger hat geschrieben:Klingt für mich nach einem Jahrgang, den man en primeur getrost auslassen kann.

Also genauso wie bei 9 von 10 Jahrgängen :roll: .

Denke, 2020 wird sowohl preislich, als auch qualitativ die ein oder andere positive Überraschung dabei sein. Ein mir bekannter, sonst mit Punkten eher zurückhaltender Verkoster, gibt z.B. DdC rouge und blanc 95+. ;)

Grüße
Dieter
Die besten Vergrößerungsgläser für die Freuden dieser Welt sind jene, aus denen man trinkt.
(Joachim Ringelnatz)
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stollinger

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Re: Bordeaux 2020

BeitragDi 27. Apr 2021, 16:58

Bei Suckling :roll: ist schon etwas zum Jahrgang zu lesen:

https://www.jamessuckling.com/wine-tast ... 9-25-2021/

Man kann geteilter Meinung sein, ob es da was zwischen den Zeilen zu lesen gibt. Ich habe nun mal die Angewohnheit, alles kritisch zu hinterfragen, entsprechend lese ich etwas zwischen den Zeilen. Sei es nur, um die Balance zwischen der Neugierde auf die Kampagne und meinem Geldbeutel zu halten.

It seems to be a merlot vintage to me, if I take into consideration the superb quality of wines made in appellations on the Right Bank such as Pomerol and St.-Emilion as well as more merlot-focused districts such as Margaux in the Medoc.

In dem Vintage-Report der Uni-Bordeaux wurde (wie auch in dem Suckling Beitrag) die Probleme mit der Reife und die Verdünnung durch Regen vom Cabernet Sauvignon auf spät reifenden Böden angesprochen. Für mich heißt ein merlot vintage, dass man beim Cabernet sehr vorsichtig sein muss.

A conversation with Edouard Moueix last night reinforced my thoughts about how great terroirs really came into play in 2020 to make great wines. “It’s not the climate that defines the quality of the vintage,”[...]

Dieses Mantra als Marketingstrategie kam meiner Meinung auch schon im Vintage-Report der Uni-Bordeaux hoch: Nur die Top-Weine definieren die Qualität eines Jahrgangs, nicht der Jahrgangsverlauf. Für den, der nur 1er Cru und super-seconds kauft, trifft das dann wohl zu.

He said that limestone such as in his vineyards in St.-Emilion and clay and gravel in Pomerol’s plateau were “clearly at an advantage.” He said that sandy soils were at a disadvantage because they could not retain much water from the wet winter and spring to provide moisture to the vines during the extremely dry summer. Rains did fall for a short period in August but it was short and intense and was not absorbed into the soils.

Moueix added that in the best soils the growth of the vineyards and their leaf canopies were “magnificent.”


Ein ungebremstes Wachstum der Reben ist für mein Verständnis kein Vorteil für die Qualität. In dem Vintage-Report der Uni-Bordeaux steht ja als Kriterium für einen erfolgreichen Jahrgang: Gradual onset of water stress thanks to a warm, dry month of July in order to slow down and then put a definitive stop to vine growth no later than véraison(colour change).
Das war aber in 2020 gerade nicht der Fall; als im August abrupt die Trockenheit und Hitze einsetzte, hatten die Pflanzen das Wachstum nicht ausreichend verlangsamt, um mit dem vorhandenen Wasser die Beeren und die Blätter ausreichend zu versorgen. In einem normalen Jahrgang ist der August auch trocken, die Rebe muss dann aber fast nur noch die Beeren versorgen. Auch wenn dann auf schweren Tonböden und bei alten Reben, kein Trockenstress eingestzt hat, das ist noch kein Feature, sondern für mich erst mal nur die Verhinderung des größeren Übels.

Grüße, Josef
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Ollie

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Re: Bordeaux 2020

BeitragDi 27. Apr 2021, 17:48

AFG ist dieses Jahr besonders früh mit den Bewertungen von Quarin draußen, momentan nur Margaux mit etwas Pauillac und St-Julien, aber es zeigt sich schon: Die üblichen Subs-Lieblinge sind wieder ganz vorne mit dabei. Bei sehr moderaten Alkoholwerten, übrigens.

Cheers,
Ollie
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
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Matthias Hilse

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Re: Bordeaux 2020

BeitragDi 27. Apr 2021, 23:15

Ollie hat geschrieben:AFG ist dieses Jahr besonders früh mit den Bewertungen von Quarin draußen, momentan nur Margaux mit etwas Pauillac und St-Julien, aber es zeigt sich schon: Die üblichen Subs-Lieblinge sind wieder ganz vorne mit dabei. Bei sehr moderaten Alkoholwerten, übrigens.

Cheers,
Ollie


Momentan hört und liest man ja viel über Wellen und deren -brechen und das Positioniert-Sein auf-in-oder vor der Welle. Da Quarin seine eigene Welle ist, kann man nur auf ihr surfen. Jetzt gibt es auch Pessac und Saint Estephe. Was die Alkoholwerte betrifft, sind diese von marginal (ca. 0,5%) bis beträchtlich (fast 2% bei LLC) niedriger ggüber 2018.

Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
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vanvelsen

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Re: Bordeaux 2020

BeitragMi 28. Apr 2021, 18:49

Ich durfte heute gemeinsam mit Jean (Pessac-Léognan) gut 20 weitere Weine aus 2020 verkosten. Das Niveau ist in meinen Augen recht hoch (v.a. Margaux und Saint-Estèphe scheinen sehr gelungen zu sein, Pomerol etwas durchwachsener...) und so pauschal ausgedrückt kann man sagen, dass die Linke Seite um 13.5% Alkohol liegt und das rechte Ufer bei 14.5%. Natürlich mit Ausreissern nach Oben und möglicherweise auch nach Unten. Verpackt ist diese Gradation jedenfalls sehr gut.

Meine gesammelten Notizen werde ich in ca. 10 Tagen auf meinem Blog veröffentlichen - allenfalls dann noch mit einigen Lücken, welche ich aber laufend schliessen werde. Heute kam eine der letzten Ladungen aus Bordeaux an: Zur Zeit stehen noch ca. 200 Weine im Keller und warten darauf, verkostet zu werden. Da ich das Ganze ja "im Nebenjob" mache, verkoste ich täglich "nur" ca. 10 bis 20 Weine. Dafür kann ich mir für die einzelnen Weine viel Zeit und Ruhe nehmen und irgenwomit muss ich ja auch noch Geld verdienen; bei mir ist das nicht das Weinverkosten.

Jean kann sicherlich hier im Forum einen ersten Eindruck abgeben - v.a. auch, dass wir heute von 20 Weinen nur deren zwei unter 90 Punkten sahen (wir waren uns by the way ziemlich einig, was die Bewertungen angeht...).

Gruss,

Adrian
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux 2020

BeitragMi 28. Apr 2021, 21:57

vanvelsen hat geschrieben:Ich durfte heute gemeinsam mit Jean (Pessac-Léognan) gut 20 weitere Weine aus 2020 verkosten. Das Niveau ist in meinen Augen recht hoch (v.a. Margaux und Saint-Estèphe scheinen sehr gelungen zu sein, Pomerol etwas durchwachsener...) und so pauschal ausgedrückt kann man sagen, dass die Linke Seite um 13.5% Alkohol liegt und das rechte Ufer bei 14.5%. Natürlich mit Ausreissern nach Oben und möglicherweise auch nach Unten. Verpackt ist diese Gradation jedenfalls sehr gut.

Meine gesammelten Notizen werde ich in ca. 10 Tagen auf meinem Blog veröffentlichen - allenfalls dann noch mit einigen Lücken, welche ich aber laufend schliessen werde. Heute kam eine der letzten Ladungen aus Bordeaux an: Zur Zeit stehen noch ca. 200 Weine im Keller und warten darauf, verkostet zu werden. Da ich das Ganze ja "im Nebenjob" mache, verkoste ich täglich "nur" ca. 10 bis 20 Weine. Dafür kann ich mir für die einzelnen Weine viel Zeit und Ruhe nehmen und irgenwomit muss ich ja auch noch Geld verdienen; bei mir ist das nicht das Weinverkosten.

Jean kann sicherlich hier im Forum einen ersten Eindruck abgeben - v.a. auch, dass wir heute von 20 Weinen nur deren zwei unter 90 Punkten sahen (wir waren uns by the way ziemlich einig, was die Bewertungen angeht...).

Gruss,

Adrian


Herzlichen Dank, lieber Adrian, für das Tasting, für deine Vorbereitung, für deine Geduld mit meinem etwas langsameren Tempo! Das war ein grossartiger, aber für mich als Neuling bei einer Primeur-Verkostung durchaus (auf eine sehr angenehme Weise) auch anstrengender Nachmittag bei dir in Windisch. Anstrengung hin oder her: Das Verkosten von zumeist so hochkarätigen Weinen wie diesen 2020ern hat Riesenspass gemacht.
Knapp die Hälfte der Weine waren Margaux, sodann 4 Pessac-Léognan sowie je 3 Weine aus Pauillac und aus Pomerol, je zwei aus Saint-Julien und Saint-Estèphe (zu einem weiteren, de Pez, ist mir meine Notiz entschwunden: für mich ein Spasswein um die 90 Punkte, Adrian hat ihn glaube ich etwas höher gesehen) und Trotte-Vieille aus Saint-Emilion. Mein absolutes Highlight heute NM war eindeutig der grandiose Rauzan-Ségla (noch vor dem ausser Konkurrenz verkosteten, ebenfalls grossartigen RS 2018).
Ebenfalls absolute Kaufempfehlungen sind für mich: Giscours, ein überaus feiner du Tertre und Cantenac Brown aus Margaux, GPL aus Pauillac, Lafon-Rochet aus Saint-Estèphe und Gazin aus Pomerol, ein wenig dahinter auch Talbot. Pessac-Léognan hatte es da (trotz meines Pseudonyms) dieses Jahr etwas schwer.
Gruss
Jean

P.S. Die Alkoholgrade aller verkosteten Weine aus dem Médoc waren in der Tat auf eine erstaunliche Weise alle um die 13.5%. Als ob's eine konzertierte Aktion gewesen wäre (nachdem das ominöse 14.5%-Einfuhrzoll-Chaos unter Trump ausgestanden ist). Aber so sehr darf man natürlich die Gradation von Fassmustern nicht mit der Dezimalen messen. Das kann sich bei der Abfüllung durchaus noch ändern. Aber der Trend stimmt zuversichtlich, zumindest linksseitig nördlich.
Zuletzt geändert von pessac-léognan am Fr 30. Apr 2021, 19:49, insgesamt 6-mal geändert.
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AixWine

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Re: Bordeaux 2020

BeitragMi 28. Apr 2021, 23:16

Vielen Dank Jean, sehr interessant.

Viele Grüsse, Erik
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux 2020

BeitragDo 29. Apr 2021, 14:05

IMG_20210428_134110.jpg


Anbei die ergänzten und korrigierten Notizen des gestrigen Tastings. Nicht alle Weine auf dem Bild wurden schlussendlich getestet. Dafür kamen 2020 und 2018 Ségla und Rauzan-Ségla dazu.
Dateianhänge
Bdx Primeurs 2020 Tasting in Windisch Mittwoch 28.04.2021.pdf
(824.66 KiB) 317-mal heruntergeladen
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Trotzki

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Re: Bordeaux 2020

BeitragDo 29. Apr 2021, 17:51

Besten Dank für diese ersten Eindrücke!
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